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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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Juli
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0046

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Scptrmber sclbst m das Lagcr begebcn
wcrdc, uin dcn kri'cgrri'schen Uebungcil bci-
zuwohncii.

Paris, 12. Inki. Dcr bernhmtc Ad-
vocat Cremienr hat an dic französtschc»
Jsracli'tcn, sckne Glaubcusgriiosscii, ei'nen
Aufruf erlassen, wori'n er sic zur Unter-
stühnng der verfolgtcu Christcu i'in
Orr'cute auffordert. — Nach ei'uer Cor-
rcspondcnz i'»i „Aiui' dc la Ncli'gi'oii" wcr-
deu ctwa. 100 der 120 Iesniten, die,
aus Palermo vcrtrl'ebcii, in Noin ange-
koimncn siud, uach Deutschsand geschiikt!

B e l g i e n.

Brüfsel, 9. Iuli'. Bei' deu gcstrigcu
Festlichkciieu zn Geut, zu dcucu sich die
ganze kgl. Faiiilli'c i'w Beglel'kuug mchrerer
Ml'iil'ster bcgab,, beautwortetc der Köuig i'u
folgcnder Wci'sc die Bcgrußüngsrcdc des
Bürgerincistcrs. „Dr'e Kllndgcbungen dcr
Licbe, die r'ch socbcu veruoiuineu, habcn
inich ticf gcrnhrt. Der Grund, auf dcin
wir steheu, erregt alte und ruhliirciche
Crl'iineriliigeu. Diese alteu stäinischcu
Coiiimuncu wareu fa eiust der Herd dcs
Handels, der Jüdustrie uud der Künste,
uoch che cin großer Theil von Europa
sich aus dcr Fi'usteriüß cniporgerafft hattc.
Seit dcn scrust'cu Zciten hattc sich die
Liebe zur Heimath, zgr Sclbststäudigkeit
dcs Vaterlaudes, wic ciu heiliger Zuukc
iin Herzcn ihrcr Bewvhncr förtgepflanzt.
Oftmals uiußte das theuerste Blnt vcr-
gossen werdcn, uin eine freie, iiatl'oualc
Eristeiiz zu crringcu. Der Erfolg abcr
für so edle Anstrcugnugeii blicb aus. Erst
uus war es vorb'ehalteu, auf breitestcr
Grundlage die hcißeu Wünsche dcsLäudcü
zu erfüllcu, alle Bediuguiigeu ciues glück«
l/chcn, politischeii, und gesellschafilichcu,
Däscins zu vcrwirklicheu. In söschcu
Vcrhältiiistcu traf uus der Sturinwiiid,
der i'iii Iähr 1848 Europa über dcn Haufen
warf, uud b'ei dcin wir allein, zn uuserein
Nuhnie, alleii-Gefahrcn eutgiugcu; uiiscre
staatliche Eristcuz, blieb vou jeder Ver-
Ictzimg verschout. Wclche Prüfuugen auch
die Ziikunft uus vorbehaltcu mag, feues
verhäilguißvolle Iahr belchrt uns, wic
wir sie iiiit Ehreu und Erfolg bestcheu
köuueii. Zwei Gcschlechter ineiüer Familie
siiid i'n Jhrer Mitte gcboreu und häbcu,
Mit Ihiieu cin gcinelüschafili'ches Vatcr-
land. Meine Gcsiiiiiulig und Ergcbenhcit
während eiirer langcn Ncgl'eruugüst Ihueu
wohl bckäuut; so laugc dic Vörschung
mich am Lebcii. läßt, werde ich tren aus-
harrcu iu ErMiiug, mciiicr Aufgabe, uu-
veräiidcrli'ch in mciuer väterlicheu Für-
sorge für daS Laiid."

Brüssel, 9., Juli. Män hat seit
einigkr Zeit die außerordciitli'ch cnergischc
Hältiing bcmerkt, wclche das offiziöse Or-
gan vcr hicsigeu Ncgicruug, „L'E.chv vn
Mrlämeut", dcsseu Inspiratiouen, gssen-
kunvig aus dem Miauzpliul'stcriuiil hcr-

stamincn, dcr Aliuerr'oiispolitik dcr frau-
zösischcn Preffe gegenübcr eiilgeuommeu
hat. DaS Blatt hat iu diefcr Hinsicht
eiuc gauze Neihe prachtiger, vön pätrio-
tischem Zorne flammendcr Artikek gebracht.
Wie es heißt, hat uuuurehr der hicsige
sranzösische Botschafter, Hr. v. Montcs-
sup, für passcud gcfiindcu, übcr die Sprache
dcs uotorisch offiziösen Organes bei dem
Miiil'ster dcs Aiiswärtigcu Beschwcrdc
zu sühren. Die Antwort des Barons
de Vriere soll äußcrst fcst uud würdig
gewescu scin; cr habc bcmerkt, das frag-
liche Journal sei keineswcgs die angrei-
feude Partci nnd habe nur deu Provo-
catioucu dcr Pariser Presse gcautwortet:,
er sclbst jedoch sei, als coustitutioneller
Miüister, weder verantwortlich für die
Haltuug dcr Tagcsblattcr, noch iii irqeud
ciucr Wcise bcrufeii, dieselbe zu beein-
fliissen. Mcrkwürdig abcr sei cs, daß
gcrade die frauzösischc Rcgieruug, so kitz-
lig i'ii dicscm Puukte sei, da doch die
Pariser Pressc, trotz ihrer direkten Bc-
aufsichtigiiug von obcn, sich ganz frci den
obigeu Aiigriffen habe hiugeben dürfen.

Eng la n d.'

London. Die „Ti'incs" vom 10. sieht
sich' durch bie Käinpfe zwischeu Druseu uud
Maroiii'teu zn folgendcn Beinerkuugen ver-
aulaßt: „Es trageu sich gegcnwärtig,Ev-
eiguisse i'n Spricu zu, wclche vic Augeu,
dcr, Welt nothwciidi'g wieder auf die orieu-,
talischc Frage lcukeu müsscu. Dio Eiu-
mischiiiig der Franzoscn ist gewiß, uud
Euglaud wird sich selbcr uiigetrcu seiu,
weun es uicht mithilft znr Untcrdrückuug
von Gräuelii, die alles übcrtreffcu, was
i'u den letztcn Iahrcu sclbst imter dcm
Antriebc, des Nacen- und ReligionShasscs

vcrübt wordcn ist.Wenu die Pforte

dicsen Frevcln uicht Einhalt thuu kauu,
so inüsseu die christlichen Mächte cs thuu.
Als der Sultan uus auffordertc, ihm seiue
Autorität zu gcwährlcistcu, verlieh cr uus
das Rccht, dafür zu sorgeu, daß cr uicht
eiu Fluch fur seiu Volk, uud zwar uament-
lich für uuserc Glailbtiisgenossen werde.
Eiue Iiitervcutioii muß stattsindcn und wir
hoffen, daß Englaud und Fraukreich Maß-
regelu mit cinauder verabrcdeu werden,,
um dic Christen iu, Spricu vom Uuter-
gauge zu retten. Diei „Tiines" scheiut, zn
bchauptcn,, daß der Aufstaud, wenn maii
l'hn riihi'g gcwähreu lasse, leicht die Gestalt
eiues Veriiichtniigskrieges- gegen sämmt-
liche sprische Christeu auiiehiireii köuutc.
Zügleich spricht sie deu Verdacht aus>, daß
er, von den türkischen-Miltävbehörden be-
günstlgt worden sei„ kurz., schreibt ganz
so, als ob, sie vou Herrn Th.onvenel iu-
spirirt sei. Frankreich w-r-l l intcrveniren,
folglkch nru ß.Engsand- intervenircn, — das
wird wohl ungefähr deS Pudcls Kern sseiü.

London, 13! Inlt. Iii. dec Ullicr,
Hauösitzuug, von heuie Nacht beauttägte

Pcel Depesckenvorlage- in Betreff der
drvhnideu Aimerirung der Insel Sicilicn
i'n Sardinien, die er verdammt, weil
^Vietör Einanuel nnr Napoleons Werkzcug
ser, Peel wü-uscht, daß Nuffell seine Po-
liiik lü Bctreff dieser Angelegeuhcit crpli-
cire und hvfft, Europa 'werve die Uuab-
häiigigkei't SkcMcüs garantsreu. Nussell
erwi'derte, England'mißbilligle dic Ab-
tretuug Savopeus, werde aber fernerhin
Nichttinmtfchimg beobachten. Kinglake
versschert, Napoleou wollc Jtalien gegen
DeutschlMd'bein'stzeii; Napolcon hake'in
Villafrauca dem Kaiser vou Oosterre'ich
die Zurückgabe der Lombärdei angebotcn,
wofcru er ih.m zum Nhein verhelfe. Der
Kaiser von Oestcrreich hat dieß Anerbicten
refustrt uud der Prinz-Negeut kauutc dirse
Thät'sächeü vor seincr Züsaiiimenkunft mit
Napolcon zn Bäden. NachdeM noch inehrere
Nedner Napolcou augegrissen, wird Peels
Aittrag verworfen.

I t a l i n.

Maü liest im „Coiistitittioiiiiel^'): „Es
scheiiit , daß zwei Prosecte im neiieii sici-
liänischen Ministerium visciitirt wcrden.
Das eiüe bcstebt varin, drn Krieg fvrt-
zilsctzen miv die Neapolitauc'r aus Ävsstua,
Sprakns unb Augusta zu vertreibcn, wäh--
rcnd uiäü znglerch- eine Vci'samuilnng vöir
Do Iksv crtretcrn zusainmenberu fcn würde,
iini übcr die Aniierionsfrage zu entscheiden.
Nach dem andern Plano ivürdc Garibäldi
sofort gegen Ncäpcl aumärschiren, dcü Ko-
üig' stürzcn nüv die Kl'rchenstaäteil über-
zicheii'. Eist uachdemdiebeiveu Ncgieruiigen
von-Rom iind Neapel gestürzt wären, würÜe
man stch mit der Annerionsfräge beschäf-
tigrn."

Voü eiücr dor bcveittendsten Firmcii in
der Nhcinpravinz. wird der „Kln. Z." fok-
gvndes Handschreiben üus P ä l e r m o vom
1. Inli mirgetheilt, däs ihr im setzigeir
Aiigeiiblicke uin so beachtcnswerther er-
schoint, weil es gänz mit den Angnben-
ihrös iieapolitaä. Corrcspondentcn über-
einstimmt, während es zugleich zeigt, Wie
sehr vie fraiizösischen Berichte bloß nach
Breniers momcntanen Jnteittionen gvfärbt
sind: „Seit unsercm Circular vom 11. Iimi
hat ffch die Sitiiatioii unscrer Insel in jeder
Beziehnng mcrklich gebcssert; die Niihe »iid
Orvniing ist vollkommcil wicdergekehrt und
imscr Dictator Gius. Garibaldi weiß die
Siciliankr aufs Tactvollste zu behandcln,
so baß sie gcrn, trotz deu großen Opfern,
welche hcitte noch von dcn Bürgeru für
die Uuabhäugigkel't d'es Laudes gefordcrt
werdeu, alles freudig darbringen, wäs die
ueue Negiorung zu verlaügon für iioth-
weudig fiudet. Erst jetzt trotcn dic un-'
erhörte» Gransäinkeitcn, welche diei^onr-'
boiiische Negierüiig gegen imscre Stadt>
vcrültt^ hat, so recht offeiu zn- Tage-. ES
ist' ThätsAche,^ daß- voo Beginn- des Kams'
pfes dcn Soldatett ,,sa«eo' e tüoov" an-
 
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