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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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November
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0509

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lich. PrciS niilllnikrbalttmgSblalivIerle^. 23»

D e « t s ch l K u d.

Hcidelberg, 22. Nvv. Dcis Karl-
Fricdrichofkst hattk heiitk, als dem Ge-
burtstcige des Wicderhcrstkllcrs der Uiu'-
Vcrsität, des Grvßhrrzogs Kcnl Friedrich,
i'n fcicrli'chcr Wki'se stutt. Di'e Fcstredc
. dcs Prorictors, Geh. Ki'rchciiraths Huii-
deöhagcu, hatte „das Vcrhältui'ß dcr Kirche
zum Staate^ zum Gegenstaiide. Der Fest-
rcde -schloß sich die Chroink dcr Uuiver-
sität vom vorigcn'Jahre an. Vou den
i'm Ictzten Iahre gegebcurn Prei'Sfrageu
tvurde die vou der thcologischcu Facuitcit
gcstclltc nichk beautwortct, wohl abcr die
der übrl'geu Facultätcn uud gckrvnt. Dcn
juristischeu Preis erhielt Student Helbron,
deu der medi'cinischeu Studcut Wx,thef,
mer und dcu philvsophischcu Sludeiit
Lukcu. Eiu hcitercs Mittagsmahl, das
zahlrcich bcsucht war und im Gasthause
zum „Pri'lizcn Karl" abgchalteu wurde,
schloß diescs Fcst.

H Heidelberg, 24. Nov. Wie wir
aus guter Quclle vernchmcu, hat die Hau-
dclSkammcr die vou dcm Haudclsmiiiiste-
rium bczüglich des Gcwerbegesctzes auf-
gestellteu 11 Frageu dieser Lage wie folgt
beantwvrtet:

ull l. Die Verhältnisse des Großher-
zogthums verlaiigen, wcuu Haudcl und
Gewerbe eiue Stufe ci'nuchmeu sollcn, die
sie zn cbcnbnrtigen Mitglicdcrn anderer
iudustrieller Ländcr befähigt, eiu Gewerbe-
gesetz, das auf dem Gruudsah der Ge-
werbefreiheit beruht.

Tie Kammer ist cl'iistimmig der Ansicht,
daß ei'nc gesetzliche Ncform des Zuuft-
weicns dcm jetzigeu Uebelstande nicht ab-
helfen würdc.

acl II. Die Kammer hielt es mit dem
Griindsatz der Gewcrbcfrciheit rcin unver-
träglich, bei Vcgrüudung ciucs Geschäftcs
Nachweise über Lchr- nnd Wanderfahrc,
sowie Prüfung übcr die hierdurch crlangtc
Befähiguiig zu verlangeu.

Dic Kammcr ist ferner einstimmiq dcr
Ansicht, daß eine Ausnahme »ur bci den
Gewcrben zn machen ist, bei welchcu durch
ungeschi'chkeu Bekrieb Lebcn und Gesund-
heit gefährdct wcrdeu käuu.

ä6 Hl hält cS dic Kammer für nn-
erläßlich, daß Jeder, der cin Gcschäft
selbstständig. beginncn will, cin Alter von
25Jahren crreicht haben muß, wenu nicht

ganz besondere Grüudc dargcbracht werden
köniien, die cine Dispcns'begründeu.

ricl IV spricht die Kammer dahin anö,
daß bie.Allsübling eines Gewcrbes nicht
von dem Erwcrb dcs Geineindebürgerrcchts
abhängig ist, daß viclmehr. frdcm Gewerb-
lrcibcndcn das Nrcht iinbcdl'ngtcr Frcizü-
gigkeit im Großhcrzogihnm-Badrn znstcht;
der Gcmcinderath dagegcn gegcn alle Dic-
jcuigcn Einsprachc. erhebcn kann, die nach
§ 16, Artikcl 1 — 6 dcs Bnrgcrrcchtsge-
scchcs die bnrgerliche Aufnahmc uicht ver-
laugcn könncu.

ricl V. Die Kammer hält cs uur für
cine Consequenz ihrcr frühercn Votcn,
wcnn sie dcn Franeiispersonen die Bcrech-
tigung zu jedcm Grschäfte ziierkcuut, dcssen
Betrcibung, wcun auch uicht auSschließ-
lich, doch wcnigsteus grvßcntheils wcib-
Ii'che Hilfsarbcitcr erfordcrl; sclbsiveiständ-
lich.hält die Kammer Wittweu für unbe-
diugt bercchtigt, das Gcschäft ihrer vcr-
storbeueu Ehemänncr forlzuführen.

uä VI spricht die Kauimer ihre Ansicht
dahiu aus, daß es ci'ner hohen Negicrnng
gefallen möge, die Jiiitiatlve znr Anbah-
nniig der Frcizügi'gkeit für alle deutschcn
Bnndesstaatcn zu crgrcifen nnd vorläusig
mit den dcntschen Bundesstaaten in Uuter-
handlnng zu trctcn, die bcreits iu der
Lage sind, uns gegenscilig die gleiche Be-
güusiigung einrälimcn zu könncn.

Jn'Dctrcss der nicht deiitschen Staaten,
so ist die Kammcr der Ansicht, .daß die
abgeschlosscnenStaatsvcrträgc-auch ferner-
hin maßgcbend sein solltcu.

acl Vll. Mit Bezngnahme auf die Be-
antwvrtuirg des Artikels H kounte sich dic
Kauimer nur dahiu anösprcchen, daß 'es
.jcdcm Gewcrbsmann frci.stehen muß, ein
ober mehrcre Gewerbe zn bctrcibcn und
zn diesem Bchufe Gehilfcn auö verschie-
dcneu Gcwerben zu halten.

acl Vlll. Bei dcn jchigen leichten Vcr-
kchrSverhältni'sseii, bei dcn Ei'scnbahnen,
die täglich iu größcrn Dimcnsioncn daö
Großhcrzogthnm durchschncidcn, dic es^
jcdcm Einwohncr, sclbst dcm an deu abge-
lcgcnstcn Ortcn möglich machcn, seineu
Bedarf auf dic cinfachste Weise ohne Be-
lästigung zu bezicheu, kann dic HandelS-
kammcr keiue AnhaltSpunkte für das Fort-
bcstcheu des Hausirhandcls mehr sinden,
spricht sich i'm Gegentheil für dcssen gänz-
liche Aiifhcbung aus, um so mchr, als cs
notorisch fcsisteht, daß dcr Hausirhandcl

»l^ae vdcr drrrn R-um wcrdkn m„ 2kr. 1860.

sehr hälisig nur daü Aushäiigeschilb zu.
andern uiicrlaubtcn Zweckcn bildet.

acl IX ist die Kammer der Ansicht, daß
die Coiiclirrcnz, die dnrch die Gewährung
der Gcwcrbcsreiheit ohne allen Zwcifel in
alleu Arti'kelu nicht unbkdeutend vcrmehrt,
werdcn wird, wohl die bcste Sichcrheit
gegrn alle Uebcrvortheiliingen des Publi-
kums bietct; dic Kammer spricht sich da-
hcr für unbedingtc Aiifhebung der bis jetzt
bestaudcncn polizcili'chcn Fleisch- und Brod-
Tareu aus und glanbt, daß alS einzige
wirksame Controlc die' Bäcker gehalten
scin sollcn, das Brod nach dcm Gewichte
zu vcrkaufcn, bezl'chungswcise dcm Käufcr
vorznwiegen.

rnl X kann die Kanimer durchaus kein
allgemcines Intcresse deS Gewerbestandes
dariu sinden, die Vcrcini'gnng dcr Zünfte
vou Staatswegcn anzuordncu, sie isi viel-
mehr der Ausicht, dic Zünfte lediglich in
ihrcm dcrmaligen Bestand, unbeschadet des
frcicn AuStrittcS, zu bclassen uub über-
haupt jede Art gcwcrblicher Vcreiiiigung
odcr der Thcilnahme daran dem eigcuen
freien Willcn deS Gcwerbtreibendcu an-
heim zu stellen.

<a<! XI crklärt cs dic Kammer für eine
uubedingte Nothweiidigkeit, nicht nur den
bereits brstehendcn Haiidelskammern ciue
gesetzliche Orgauisativn zu gebcn, vielmchr
auch Gcwerberäthe und Gewcrbcgcrichte
ciiiznführcn, welchc Corporationen sämmt-
lichc auf den Handel und Gcwerbe Bezug
habcnben Streitigkeitcn zwischen dem Ar-
bcitsherrn und seinem Hilsspcrsonal snm-
marisch in crster Instanz zn entscheidcn
hättc» ; die Haudelskammcrn jcdoch nnr
fnr den Fall, wcnn das Gcwcrbcgesetz
kcinc Vorsvrgc für Handelsgerichte getrof-
fcn habcn sollte.

^ 2luö Baden. Weitere Abstimmun-
gen über die gewerblichen Fragen fanden
statt in Durlach, Einmcndingen, Staufcn
nnd Waldkirch. Ju erstgenauiitcm Bczirk
warcn 53 Vertraiieilsmänuer erschieuen,
größtcnlheils aus den Landgemeindcn. Die-
selbcn bcantragtcn mit 29 gegen 24 Stim-
men ciue Neform dcö Zunflwestns, welchc
lctztere sich fnr Gcwerbefreihcit erklärten.
Fcrner verlangte man Lehrzcit und Mcister-
prüfung, cin Alter von 25 Iahrcn, deir
Besih bes vollen Bürgerrechts. Insassen!
haben bei Niedcrlassnng in eine andcre
Gemeinde das Bürgcrrecht zn erwerben.
Israelitcn sollen gcgen de>: Witten der
 
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