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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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September
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0229

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M 211

llch, PreiS niitNnirrhallmigSblall vicriel-
iabklichZSkr!

Freitag, 7. September


Cirrladlmg.

Das Gebnrtsfe st Scl'iler Kölii'gll'cheil
H'oheit linsercs dilrchlalichtl'gstcii Groß -
herzogs Friedrich soll durch kl'ilcn
Gottcsdlenst in dcr Hcil. Geistkirche festlich
begangen wcrden.

Jch lade hierniit die verehrli'chcn Mit-
bürger des großen BÜrgkrausschllsscs, so
wie alle uicine Mitbürgrr, welche nicht
besonders eiilgelavcn wordcii' siiid', znr
Theiluahme' an dcmsclben ein und cr-
suchc sie, sich zuin feierlicheu Zug in'die
Kirche am

Sonntag, den 9. d. M, Vormittags
8»/j Uhr

un Rathhaus einfinden zu wollcn.
Heidelbcrg, dcn 6. September 1860.
Bürgermeister
Kraus m a n n.

D e rr t f ch l a n d»

Karlsruhe, 3! Sept. .Die Frage,
welche Stelliiug Curie und Klcrus zn den
neucn Kirchciigcsrtzcn cinnehmcn werdcn,
beschäftigt in schr uatürlichcr Wcise dic
Gcnnikher. Lic Vermiithlingcn bcwegen
sich in dcm Spirlranm zwischcn Annahme
dcr Gesetzc und allgcmeincm Jnterdict.
Eins ist so linwahrscheinlicl', als daö
andere. Wüs das erste brtrifft, so hat
Rom protcstirt, und es ist nicht auzn-
nchinen, daß Freiburg i'n diescm Fall^ an-
nimnn. Ebcnsowcnig abcr läßt sich au-,
nehmcn, daß dir Näthe dts Erzbischoss,
vhnc von Rom autorisirt zu scin', zur
Maßrcgcl dcs Jntcrdiets schreitcu wer-
den. Sclbst harlgesottcncn Fanciiikern
ist cin solcher 2lnachronisnilis schwcr zu-
zutraucn, sic miißtcn dcnn ganz und gar
vou Gdit vcrlasscn scin. Ldcr wären
sid so vcrblcndct, nm nicht ciuzusehcn,
daß ein solcher Schrilt zn cincr Spaltung
inncrhälb dcr katholischcu Kirche sclbst
sührcn würde? Ein solchcr Umschwung
in dcr Gcsiiinniig dcr Katholilni dcs
Ländes zii'Gniistru dcs Ultramontanismns
ist dcnn doch nicht in dcm Maßc, wcnn
übcrhaupt, cingetrctcn, daß Ticjcuigcn,
die auf Scitc dcr Negierillig sichcn, vor
dcm Mcdllscuhaiipt rines Zntcrdl'cis cr-
stärrcn und dic Wäffen sinkcn lasscn wür-
bcn. 2», Gcgciithcil würdcn allc Lic-
scnigen, welche gegcn das Concordat sich

erklärthatten, mit üm so tiefercrCntrüstüng
erfüllt werden, und ihrem christlich-rcli-
giösen Bedürsniß, ohne znm Protestäntis-
mlis überzutrcten, so langc ihre Kirche
sich ihncn entzöge, in den Kirchen dcr
Protestänten Nahrung zu vcrschäffen wis-
sen, wie Tausende von Kätholiken, ent-
rüstet über die erzblschöfllche Dcmonstra-
tion beim Tode des Großherzogs Lcopold,
in cvängelischeu Kirchen dic Todesfcier
niitbegangen häben, Ein noch' gauz an-
dercr Stürm dcs Unwillens würde sich
crhebcn, wenn Nom znm Jnterdict griffc.
Es würde dann boch die Erfahrnng ma-
chen, daß der Thron des Großherzogs
von Badcn noch etwaS fester stcht, als
der Stuhl inMöm! So linwahrscheinlich
indesscn anch ein Jütcrdict oder, wäs in
der Sach'e dasselbe wärc, eine zeitwcise
Einsttlluiig der geistlichen Fllnetioncn durch
deu Clerus ist, dic redlich gesiiiiiten Kä-
tholiken werden immcrhin die Mvglichkeit
activen odcr pässiven Widcrstandcs nnd
gcsetzwidri'gcr Aüflehüüiig der Clcricalcu
ins Äüge sassen müssen' und schon jctzl
darübcr feste Entschlü;>c zu fasscn haben
was in solchem Fall ihreö Amtes scin
wird. Ie cntschlosscncr sic sich schon jctzt
zcigen, selbst durch die crtremsten Mittel
mißbrauchter Kircheiigewält sich nicht irre
inachcu zu lassen, und je ossäicr voäalltr
Welr sie dicß kündgrbcn, uiN so sichcrer
wevdeu sie dciir Fanatismüs', der' zu ge-
setzwidrigeü ThaceN'sich aüfgclegt fühleü
soUle, eincn Dämpser aiissctzen, uiid vcr
hindcrn, daß nnlautercr WiUe uicht zu
inißgebvrcner Thac srevclhaften Bcgiu
nens wird. T-ie römischc Curie hät sich
wohl gchiilei-, übcr däs 'Königreich' Sar
dliiicn nnd die anncrirten Pröviiizrn däs
! Intrrdict auszüspreche'u ! S'ie bat sich ge-
sagt, daß dieß das beste Mrttcl wäre,
dcn Grund zn ciner von Noin grtrenntcn
kathvlischcn Landcskirche zn Icgcn. Man
spricht von eincin doutschcn Concil, daS
brruscn wcrden wollc. Stoff dazu ist gc-
, nug vorhandcn. Die Lage des Kirchcn-
staals könnrc die Slugcn öffncn übcr die
! Ictztcn Gründe sciiiks Vcrfalls und Uutcr-
gangs. Äuf dcr andcrn Seitc abcr ist rs
nicht inindcr den Fürstcu Dciitschlands
§ nahe gelcgt, darnber sich klar zu werdcn,

- ob cs nichl cndlich am Platze sci, gemeiii-
sanic Maßrcgeln zu ergrcisc», iim dcm da
! »nd dort sogar gcrnc 'geschcnen factischen
! Vorschreiten der Hlcrarchie cin Ende zu

machcn, und nicht länger dicH levolutio-

närcn Acte mit dcs durchlanchtigstni deut-
schcn Bnudcs schützendcn Privilegie'n zu
ilingebeii.

Kttrlsruhe, 5. Sept. Heute Morgen
würde der iiiteriiationale Chemi-
kercoii g r e ß gcschlossen.

§Heidelberg, 6. Septbr. Äestrrn-
fand in dem Locale der Harinoilie . däs
Festcssen statt, wclches die WiihliiiännerHei-
delb'Lr'gS zu EHLen dLbhiesigt!il Abg'eorl)lietech
veranstälteten, au welchem äbcr außer dcn
Fcstgibevtt cine gäoße' Zahl hie'siger Ein-
wohner siih' bitheiligttn. Dess Gei'st der
Eittigkcit unv ' dös'Fröhsiniis beherrschte
die gan'jt zahIreichb VersamnililNg und be-
feüerte dieselbe zu dtn edelsien'iind schön-
sten Trinksprüchen, in vcreii' Detail cin-
zügehen, ü'ns heiite derMäNiN des'Blatkes
nicht gestattct; nür 'so vrel sei uns noch-
vergönnt zu sagen, daß'Hr. vr. Pägen«
stecher den geistigen Kranz der Toaste
mit cincitt Hoch auf S'e.' Konrgk. Höhrit
dkn' Großhcrzäg eröffncte, däß hieranf
Herr Gemeinkcrath' R i tz hä u p t anf die
beidcn badischen KaniitteriL und-insbeson-
dere anf die Abgeördncte» H'cidclbcrgs
cinen Toast ausbäachte , ans wVlchen der
erste Bürgciineiste'r iinserer Stadt, Herr
Kr ans nran n, anrwvrtcte, indeni' sich
drrselbä an die' Thronredo des 'Großher-
zöäs^aiischlöß^llnd dr'e Ueberz'eügiiiig ans-
sprach, daß da, wo Fürst'mid Volk ein
Band der Liebe uiid' Einlrächt-iiittschlingen,
anch daö-Edelste iind Beste erzweckt wer-
dcn inüßce. Wir werden sowohl anf dicse
schöne Reve, wie auf die gchaltreiche dcs
Hrn. Hosrath Mohl in nnserem Ȋchsteir
Blatte näher znrückkoimnen.

§§ Hcidelberg, 6. Sept. Die Ge-
rüchte, welchc dnrch vie öffcntlichen Blatter
weiterc Verbreitnng fanden, als würde

durch den Gemcindcrath Heidelbergs der

Schloßgartcn bci Gclegcnhcit der 21. Ver.
sammlnng der Forst- und Landwirihe illn-
minirt, sind verfrühc, liidem die Stadt-
bchörde noch nicht entschieden hat, waS
dicsclbe znr Verherrlichung dieser Ver-
sanimliiiig bcitragen wird, waS sich >>ach
dcr größcrcn oder geringeren Thcü»ah>>>e
ri'chten dürfte. ^

AuS .Dadcn, l. Scpt.
dclsiniiiistcrinni wird cine »cii, O

Grnndsatz sictcr Nnd.iia,,»-'-;
schränklcn Gcwcrbcbctr.'el'S benihe,. soll.
 
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