SrsScml, MoniajjA aüSgknommn
!ich. PreiSmikNnicrbalimigSblaU!
<äMch36kr.
Telegramme
Ka.fsel, 30. Novcinbcr. Gcstern hat
eine geheime Sihung der 2. Kammer statt-
gefnnden, worin dcr-Antrag gestellt wurde,
ei'ne Petition zur Wicdcrycrstclliing der
Verfassung vom Iahre 1831 bei dcm Kur-
fürsten einzilreichen. Derselbe wurdc an
einen Ausschnß von 12 Mitgliedern ver-
wiesen.
Turin, 20. Novbr. Ans Neapel
vom 29. wird gcmeldet: Dic Garnison
von Gacta hat eincn AnsfaIl ge-
macht, ilin sich der Vorwerke zu bemäch-
tigen; sie wnrde znrückgeschlagen und er-
litt große Vtrluste.
ss- -f DLe Journalstimmcn
über die neiie.sten Conccssionen in
liberalem Sinne in Frankreich gchen
theilweise in ihrcm Urtheile ebcnso sehr
anscinander, wie fene über dic kaistrli'chen
Zligeständnisse in Oesterreich vor etwa vier
Wochcn. Darübcr sind wohl die Ansichten
dcr liieistcn conipclentcn Belirthei'lcr cinig,
däß das sog. Reformwerk in Frankrcich
an und für sich von keiner besondern in-
neren und iinuüttelbaren Dedeutiing ist,
vicluichr eine solchc nur i'n Bezug auf
weitere initlclbarc Folgen, namentlich hin-
sichtlich der äußern Politi'k Napol, ons lll.
äußern kann. 'Die „Allg. Angsb. Ztg."
gcht sogär so wci't, dasseibe als'cin lcercs,
bcdeiikiingsloses Gaukclspi'el, ohne Gehalt
und Wesen, und voll eillen Schcines zu
bezcichnen. Ist diese Denrlhcl'Iniig auch
schr hcrb, und geht dicselbe anch hinsicht-
lich der niitlelbarcii Tragweitelder fran-
zösischcn Nefornien vi'el zu wcit, so ist doch
so vicl richtig, daß geradc dic wichtigsten
reprasentaliven Defugnisse, z. B. Stener-
bewilligung u. s. w. nach wie vor dcm in
sehr cnge staatc'rcchtlichc Schranke» eingc-
zwängtcn gcsctzgebcndcn Körpcr fn Paris
abgchcn, und daßdasöstericichischeDiploni,
insbesoiidere dnrch das Insiikiit .stines
Neichsrathcs, in dicser Beziehling unglcich
mchr bietet. — Dic öffentlichen Blättcr
haben noch wcitcre Vcrgleiche aufgcstellt,
dic nicht znm VoilhcÜc dcr französischcn
Neformen auögefallen sind. Schon dcr
Zeie nach hat Kaiscr Franz eincn, wcnn
auch nicht großen, Vorsprnng vor Napoleon
gewonncn. Vcrfolgen wir dic beiberscitigcn
Verhältnisse aber weitrr, so crgebcn sich
Somrtag, 2. December
18««
doch gcwisse bcdcutungsvolle Unterschiedc: ^
nämlich zur Abwehr, wie znm Angriffe
gcgen die klerikalc Partei. Es ist bekannt,
daß di'esc dem Kaiser in Frankreich schvn
viel zu schaffen machte, und es ist linter
dcn jctzigcn Umständen zugleich schr leicht
möglich, daß Napolcvn einen gewaltigcn
Schlag gegcn dicselbe vorbereitet. Wie der
vorangcschickte litcrarische Vorbote: „lO'em-
xereur et le zu berichtcn scheiut,
geht Napolcvn znr Zeit mit nichts Ge-
riiigerem, als deni zu Ende dcs vorigen
Iahrcs schon angercgten Gebankcn uni,
den Stnrz der wcl'tlichen Macht des Papst-
lhumö, den cr in Rom bis jetzt allcin auf-
gehalten hat, zu einer Maßregcl von un-
gehenrcr Tragweitc zu bcnützeii, iiämlich
dic gallicanische Kirche in irgend einer
Weise, vicllcicht znr höchsten Potenz her-
zustellcn, und sich entweder sclbst zuiu
Oberhaupte derselbcn in seincm Lande zn
niachen, odcr dcn Papst zu Dcranlassen, in
Frankreich.srinen Wohnsitz zn nehincn.
Ein wesentlicher Unterschicd ist nattient-
lich dcr, daß man in Oesterreich nicht
länger zaudern d u r f t e, nnd daß man
die Folgcn dicser großen Nachgiebigkeit
sclbst nicht mehr in festcr Hand hattc, da
ebcn dcr ganze Schritt dvrt eine Sache
der dringcnden Nothwcndigkrit, und nicht
der freien Eiitschll'cßung war, währcnd i'n
Frankrcich — wcnigstenö äußerlich und
dem Aiischeinc nach — der freie Willen
dcs absoluten Wcltherrschcrö die »ciikn
Zugestäildnisse gcnchmigt hat. Ob Vetzteres
wirklich und durchaus der Fall war, hier-
übcr läßt sich wohl streiten. Doch kann
man l'mincrhiii aiineh'.nen, vaß wcnigsicns
kcine lliinlittelbaren dringeiiden Gründc dcr
inncrn Politik den Kaiser Napolcvn hiezu
vcranlaßt vder gar genökhigt habcn.
Wcnn anch verschiedene Spmptome von i
Unzufriedenhcil in Frankreich vorhanden.
sind, so warcn diese doch nicht gcrade sehr >
allgcinciiicr und bcdenklicher Naiur. Glos
in cincr spezicllcn Dcziehung lassen sich
dic neucn Dccrctc als einc Wafse für die
i'nnere Politik des französischen Kaisers
denfcii. Mit seiiicn Mittcln als Selbst-
herrscher wird Napoleon diescs Ziel nicht
j crrcichen; vielmrhr bedarf er hiefür der
! niächti'gen Dlindcsgenossenschaft dcr öffent-
j licpcii Mel'iiung und dcs reprästiitativen
^Gcistcs. — Jnsoweit läßt sich vicllcicht
! cinc Erklärung dcs gcschchenen Schrittü in
Dezug auf die innere Politik Napoleons
denken. Vicl w i ch tigcr aber find offcn-
bar dic mittelbaren und unniiktelbaren
Folgcn der meucn Ncformrn bezügli'ch der
a n 6 w ä r t i.g.e n Politik. Es ist allbe-
kannt, daß Frankreichs Kaiser, kraft seiner
selbstnützigen Gelegenheitspolitik, inFolge
dercn -er alle sich anfwerfenden Verhält-
lii'sse ,zu 'scincm unmittelbaren Vortheile
aiiszubeuteii und abznnutzen sucht, wie
vormals näch dcni vcrhängnißvollen 2. De-
cember dic conservativen Intcrcssen, so
jetzt die libcralen Bclange und Nationa-
litätsbcstrebiingcn der Völker in scin aus-
wärtiges Programm aufgenommen hat.
Der l'nncre'Widerstrcit des seither in Frank-
reich cherrschcndcn Absolutismus war denn
doch zn groß, -als daß derselbe auf längere
Dauer dnrchführbar gewescn wäre, beson-
ders in eincr Zeit, wo uiimittclbar an den
Grcnzcn Frankrrichs ein einigcs, sreics,
parlamcntarisch regiertcs Jtaiien zu ent-
stehen im Dcgriffe ist. Dic Doppclscitig-
kcit hätte offenbar die Ausführbarkeit dieses
seines Programms nach Anßcn mit dcr
Zeit äbgcstumpft.. Der vermöge des all-
gcmeinen Stiminrechts zum Kaiser crnannte
Näpoleon will aber nichts Geringercs, als
daß dic Krä'fte dcr Nevolution ihin glei'ch-
sam als gezähuiter Panthcr di'enen, um
dieselbe je nach Belieben loszulaffen. Hicr-
mit steht dic Erwägung mancher Blätter,
ob die neucn Neformen Kricg vder Fricden
bcdeutcn, ingenauemZnsammcnhaiig. Wäh-
rcnddem dic ciiien diesclben, hauptsächlich
durch die glcichzcitige Vcrwendung des
cnergischen Pelissier ii, Algier (von wo
aus dercinst Napolcon das Mittelmcer zu
beherrschen gedenkO auf Kricg deutcn,
wvllcn Anbcrc, z. D. die „Frankf. Postztg."
auf Fricden schließen, indem nach ihrer
Ansicht dcr Kaiser sich nunmehr Organe
gcschaffcn hät, die ihm ein Aufgcbcn der
kriegerischcn Polilik crleichtern, und eincn
fricdlichen Nückzug im Sinne der großen
Mchrhcit des französischcn Volkeü crmvg-
lichen. — Dvch sind dicses Vermuthungcn,
dic lediglich in daü Gebict der Conjunctliral-
politik fallen, übcr welche sich, wcnigstcns
für jetzt, nichts Bestinimtcs mit Sicherhcit:
voraussagcn läßt. Zn'dcin Ende ist viel-
mehr eiiie etwas spätere Zeit, iind die
künftige Gestaltung der inncrn nnd äußern
Vtthältnisse Frankreichs abznwarten, je
nach wclcher drr unbercchcnbare und un-
ergründliche Mann an der Seinc seine
weitern Maßnahmen crgreifkn wird.
!ich. PreiSmikNnicrbalimigSblaU!
<äMch36kr.
Telegramme
Ka.fsel, 30. Novcinbcr. Gcstern hat
eine geheime Sihung der 2. Kammer statt-
gefnnden, worin dcr-Antrag gestellt wurde,
ei'ne Petition zur Wicdcrycrstclliing der
Verfassung vom Iahre 1831 bei dcm Kur-
fürsten einzilreichen. Derselbe wurdc an
einen Ausschnß von 12 Mitgliedern ver-
wiesen.
Turin, 20. Novbr. Ans Neapel
vom 29. wird gcmeldet: Dic Garnison
von Gacta hat eincn AnsfaIl ge-
macht, ilin sich der Vorwerke zu bemäch-
tigen; sie wnrde znrückgeschlagen und er-
litt große Vtrluste.
ss- -f DLe Journalstimmcn
über die neiie.sten Conccssionen in
liberalem Sinne in Frankreich gchen
theilweise in ihrcm Urtheile ebcnso sehr
anscinander, wie fene über dic kaistrli'chen
Zligeständnisse in Oesterreich vor etwa vier
Wochcn. Darübcr sind wohl die Ansichten
dcr liieistcn conipclentcn Belirthei'lcr cinig,
däß das sog. Reformwerk in Frankrcich
an und für sich von keiner besondern in-
neren und iinuüttelbaren Dedeutiing ist,
vicluichr eine solchc nur i'n Bezug auf
weitere initlclbarc Folgen, namentlich hin-
sichtlich der äußern Politi'k Napol, ons lll.
äußern kann. 'Die „Allg. Angsb. Ztg."
gcht sogär so wci't, dasseibe als'cin lcercs,
bcdeiikiingsloses Gaukclspi'el, ohne Gehalt
und Wesen, und voll eillen Schcines zu
bezcichnen. Ist diese Denrlhcl'Iniig auch
schr hcrb, und geht dicselbe anch hinsicht-
lich der niitlelbarcii Tragweitelder fran-
zösischcn Nefornien vi'el zu wcit, so ist doch
so vicl richtig, daß geradc dic wichtigsten
reprasentaliven Defugnisse, z. B. Stener-
bewilligung u. s. w. nach wie vor dcm in
sehr cnge staatc'rcchtlichc Schranke» eingc-
zwängtcn gcsctzgebcndcn Körpcr fn Paris
abgchcn, und daßdasöstericichischeDiploni,
insbesoiidere dnrch das Insiikiit .stines
Neichsrathcs, in dicser Beziehling unglcich
mchr bietet. — Dic öffentlichen Blättcr
haben noch wcitcre Vcrgleiche aufgcstellt,
dic nicht znm VoilhcÜc dcr französischcn
Neformen auögefallen sind. Schon dcr
Zeie nach hat Kaiscr Franz eincn, wcnn
auch nicht großen, Vorsprnng vor Napoleon
gewonncn. Vcrfolgen wir dic beiberscitigcn
Verhältnisse aber weitrr, so crgebcn sich
Somrtag, 2. December
18««
doch gcwisse bcdcutungsvolle Unterschiedc: ^
nämlich zur Abwehr, wie znm Angriffe
gcgen die klerikalc Partei. Es ist bekannt,
daß di'esc dem Kaiser in Frankreich schvn
viel zu schaffen machte, und es ist linter
dcn jctzigcn Umständen zugleich schr leicht
möglich, daß Napolcvn einen gewaltigcn
Schlag gegcn dicselbe vorbereitet. Wie der
vorangcschickte litcrarische Vorbote: „lO'em-
xereur et le zu berichtcn scheiut,
geht Napolcvn znr Zeit mit nichts Ge-
riiigerem, als deni zu Ende dcs vorigen
Iahrcs schon angercgten Gebankcn uni,
den Stnrz der wcl'tlichen Macht des Papst-
lhumö, den cr in Rom bis jetzt allcin auf-
gehalten hat, zu einer Maßregcl von un-
gehenrcr Tragweitc zu bcnützeii, iiämlich
dic gallicanische Kirche in irgend einer
Weise, vicllcicht znr höchsten Potenz her-
zustellcn, und sich entweder sclbst zuiu
Oberhaupte derselbcn in seincm Lande zn
niachen, odcr dcn Papst zu Dcranlassen, in
Frankreich.srinen Wohnsitz zn nehincn.
Ein wesentlicher Unterschicd ist nattient-
lich dcr, daß man in Oesterreich nicht
länger zaudern d u r f t e, nnd daß man
die Folgcn dicser großen Nachgiebigkeit
sclbst nicht mehr in festcr Hand hattc, da
ebcn dcr ganze Schritt dvrt eine Sache
der dringcnden Nothwcndigkrit, und nicht
der freien Eiitschll'cßung war, währcnd i'n
Frankrcich — wcnigstenö äußerlich und
dem Aiischeinc nach — der freie Willen
dcs absoluten Wcltherrschcrö die »ciikn
Zugestäildnisse gcnchmigt hat. Ob Vetzteres
wirklich und durchaus der Fall war, hier-
übcr läßt sich wohl streiten. Doch kann
man l'mincrhiii aiineh'.nen, vaß wcnigsicns
kcine lliinlittelbaren dringeiiden Gründc dcr
inncrn Politik den Kaiser Napolcvn hiezu
vcranlaßt vder gar genökhigt habcn.
Wcnn anch verschiedene Spmptome von i
Unzufriedenhcil in Frankreich vorhanden.
sind, so warcn diese doch nicht gcrade sehr >
allgcinciiicr und bcdenklicher Naiur. Glos
in cincr spezicllcn Dcziehung lassen sich
dic neucn Dccrctc als einc Wafse für die
i'nnere Politik des französischen Kaisers
denfcii. Mit seiiicn Mittcln als Selbst-
herrscher wird Napoleon diescs Ziel nicht
j crrcichen; vielmrhr bedarf er hiefür der
! niächti'gen Dlindcsgenossenschaft dcr öffent-
j licpcii Mel'iiung und dcs reprästiitativen
^Gcistcs. — Jnsoweit läßt sich vicllcicht
! cinc Erklärung dcs gcschchenen Schrittü in
Dezug auf die innere Politik Napoleons
denken. Vicl w i ch tigcr aber find offcn-
bar dic mittelbaren und unniiktelbaren
Folgcn der meucn Ncformrn bezügli'ch der
a n 6 w ä r t i.g.e n Politik. Es ist allbe-
kannt, daß Frankreichs Kaiser, kraft seiner
selbstnützigen Gelegenheitspolitik, inFolge
dercn -er alle sich anfwerfenden Verhält-
lii'sse ,zu 'scincm unmittelbaren Vortheile
aiiszubeuteii und abznnutzen sucht, wie
vormals näch dcni vcrhängnißvollen 2. De-
cember dic conservativen Intcrcssen, so
jetzt die libcralen Bclange und Nationa-
litätsbcstrebiingcn der Völker in scin aus-
wärtiges Programm aufgenommen hat.
Der l'nncre'Widerstrcit des seither in Frank-
reich cherrschcndcn Absolutismus war denn
doch zn groß, -als daß derselbe auf längere
Dauer dnrchführbar gewescn wäre, beson-
ders in eincr Zeit, wo uiimittclbar an den
Grcnzcn Frankrrichs ein einigcs, sreics,
parlamcntarisch regiertcs Jtaiien zu ent-
stehen im Dcgriffe ist. Dic Doppclscitig-
kcit hätte offenbar die Ausführbarkeit dieses
seines Programms nach Anßcn mit dcr
Zeit äbgcstumpft.. Der vermöge des all-
gcmeinen Stiminrechts zum Kaiser crnannte
Näpoleon will aber nichts Geringercs, als
daß dic Krä'fte dcr Nevolution ihin glei'ch-
sam als gezähuiter Panthcr di'enen, um
dieselbe je nach Belieben loszulaffen. Hicr-
mit steht dic Erwägung mancher Blätter,
ob die neucn Neformen Kricg vder Fricden
bcdeutcn, ingenauemZnsammcnhaiig. Wäh-
rcnddem dic ciiien diesclben, hauptsächlich
durch die glcichzcitige Vcrwendung des
cnergischen Pelissier ii, Algier (von wo
aus dercinst Napolcon das Mittelmcer zu
beherrschen gedenkO auf Kricg deutcn,
wvllcn Anbcrc, z. D. die „Frankf. Postztg."
auf Fricden schließen, indem nach ihrer
Ansicht dcr Kaiser sich nunmehr Organe
gcschaffcn hät, die ihm ein Aufgcbcn der
kriegerischcn Polilik crleichtern, und eincn
fricdlichen Nückzug im Sinne der großen
Mchrhcit des französischcn Volkeü crmvg-
lichen. — Dvch sind dicses Vermuthungcn,
dic lediglich in daü Gebict der Conjunctliral-
politik fallen, übcr welche sich, wcnigstcns
für jetzt, nichts Bestinimtcs mit Sicherhcit:
voraussagcn läßt. Zn'dcin Ende ist viel-
mehr eiiie etwas spätere Zeit, iind die
künftige Gestaltung der inncrn nnd äußern
Vtthältnisse Frankreichs abznwarten, je
nach wclcher drr unbercchcnbare und un-
ergründliche Mann an der Seinc seine
weitern Maßnahmen crgreifkn wird.