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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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August
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0157

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Heidelllrrger TagtiiM.

M IN3.

lich' PrciS mülln^rbaltimgliblattvicric!»
l'Lbrlich 36 kr.

Freitag, 17. Augnst



D e lr L s ch i a rr d.

Karlsruhe, 14. Aug. Hcittc wurde
dcihier vcis Iahrcsfcst dcs Hauptvercins
dcr Gustav - Adolph - Stiftuuq im
Großherzogthum Badcu abgchaltcu, nach-
dem bcrcits gestern Nachinittag dic Vor-
bcrathnugcn der Abgeordncten über di'e
Vcrlheilung der Unterstützung an die hilfs-
bedürftigcn Geincl'udcn stattgefunden hat-
tcn. Jn der Frühe wurdc das Fest ei'n-
gelciutet, worauf stch alvbald zahlrei'che
Häuser ini't Fahuen schmückten. Uni 9 Uhr
vcrscilninklte inan stch iin großen Nath-
haussaale, vou wv der Fcstzug uin halb
10 Uhr stch durch ein von dci^evangkl.
Volksschülern gebildrtes Spalier znrStadt-
kirche bcwegtc. Den Gottcsdieust ervfsnete
Hr. Dccan N o t h vvu hicr init cincr Bc-
grüßung der Festlhcilnchincr, woraufHr.
Kirchenrath Profcssor 1)r. Schcnkcl dic
Kanzel bctrat und dic Fcstrcde hiclt. So-
dann vcrlas Hr. Stadtvfarrcr Zittcl
von Hcidclbcrg den Iahresbericht über die
Thätigkeit dcs^Vcrcius. Noch sprachcn Hr.
Prälat Zimincrinann vou Darmstadt
und Hr. Prodecau Nap von Muklerstadt,
worauf das Schlußgebet uud dcr Scgcu von
Hrn. Tecan Cnefclius von hicr folg-
ten. An dcn Goltesdienst schloß stch dic
Schlußberathuug über die Vertheiluug der
Uuterstützung der hilfsbcdürftigeu Gcineiu-
den iin Saale des großh. Lpccuins un-
mirtelbar au. Nachinittags vereiniglc inan
sich zu cincin geniciusaincn Essen iin Saale
der „Eiutracht". Die Zahl der aus allcn
Thcileu des Laudcs herbcigeiltcn Frsttheil-
nehmer war schr belrachtlich. Nähcrcs iibcr
das Feft, namentlich über die Ncsultate dcr
Verhandluug iu Bctress der Bertheilung
dcr Uutcrstützuiigen, hoffcn wir bald »ach-
tragcn zu konncii.

Vo,n Neckar, 10. Aug. Die Würz-
burger Militärcvnfcrcuz hat wirklich für
die Hauptzwcckc, wclche sie zusamincu-
führrc, nichks zu Staudc gebracht und ist
in dieser Bczichung nnverrichictcr Sache
wieder aliscinaiidcrgtgangeu, es nüt Obcr-
Icitung und Eiiithcililiig dcs Biindeshcercs I
beim Altcn lasscnd. Die beabsichtigrc Vrr-
eiiibarung ist, wic inan uus vcrstchcrt, zu-
nächst daran gescheitert, daß Bapern schr!
bcsti'nuiite Ansprüche auf eine Suprcinatie!
ini Trias-Orgaiil'sinus gcmacht habc. Jn-!
1-csseii ist man doch dahin grkoiiinieii, indrin!
man an der Einheit von Bundes-Armee'

nnv Bundes-Fcldhcrrn festhält, die Dc-
stimmung. dieses Eiuen au Oesterreich und
Prcußen für den Fall cincö Kricges mit
Frankreich zu überlaffcn. Es ist zur Ge-
iiügc nachgewicsen, wie auch diescr scheiu--
bare Auswcg die Sache nicht fordcrt.

Frciburq, 12. Aug. Gegen den hie-
sigcn katholischcn Derein ist eine polizei-
lichc Uutcrsuchung eingeleitet.

Konstanz, 12. Ang. Diesen Morgcn
um 10 Uhr sand, begüustigt vom schvustcn
Wetter, die feierliche Beisctzung Wcffen-
bcrgs im hicstgeii Dvmc statt. Die ganze
Bcvölkcrliug ohuc Uutcrschicd der Stände
und stonfessioiikn brwi'cs dem großcn
Todten dic letzte Ehre; auch die schwei-
zerischcn G r e n zg em eind cn Nickciibach,
Krcuzli'ngen, Egelshofen, Tangerwcilen
uud Gottliebcn warei, in großer Anzahl
bci diescm Zuge vertrelrn. Die Schwci-
zer schlosscn stch von Krelizlingen aus
dem Lcichcnkoiidukte an; an ihrer Spitzc
war Hcrr Nath Sulzberger, der vo» der
Thurgauer Negieruug cigeus zn diescm
Leichcnbegräbni'sse angcorduet war. —
Wie vcrlautet, hat Wesseuberg seine
werthvolle Bibliothek von nahe an
40,000 Bäudcn sammt 4000 ss. der Stadt
Koustanz tcstirt, seine Gcmäldegallerl'c dem
Grvßherzog von Baden, mit dcr Bcstim-
mung jedoch, daß derselbe dafür 20,000
Guldcn dcr hiesigen Anstalt für vcrwahr-
loste Kindcr übermache. Tcstamentscre-
kutor ist der chemalige Bürgermeister der
Stadt Kvnstanz, Advokat Huetlin iu Frei-
burg.

Stuttgart, 14. Aug. Der Prinz-
Rcgenl von Preußen hat für Wiedcrher-
stellung dcs Ulmer DomeS den bedcuten-
dcn Bcitrag von 9100 fl. l'cwilligt, welche
Summc bereits dnrch Vermittelung des
MiiiisteriumS des Acußern dcm Vorstandc
des Comite's, Professor Hafiler, zuge-
sertigt wurde.

ÄuS de^ Pfulz, 13. Aug. Die heut-
zutage in erhvhtcm Maße vorkoinmendcn
Fälle, daß unsere protestantische Geistlich-
kcit Vcrstorbenen die letzte Ehre der Bc-
stattung verweigert, weil stc eutwcdcr nicht
aus dem alten Gesangbuche gesungeii haben
wolltcn oder dcm neuen nicht bliiidliugs
ergcbeu warcn, svwie noch audere Vor-
koiliiuui'sse gestatten eineu ticfru Dlick iu
dcn hcilloscn Zustand, iu dem stch dcr-
uialen dic protcstantischc Kirche dcr Pfalz
befindct. Daß durch solchc an Hcrrscher-

wuth gränzcnde, in die duuklen Zeiten des
Mittelalterü gchörcnde Handlungsweise
protestantischer Gcistlichkeit die Herzen der
Gcmeinde noch mehr eutsremdet uud die
bereits wcit klasscude Kluft dadnrch noch
größer wird, ist zweifelsohne; allein alles
Dieses bringt auch nicht im Entferntesten
eine Sinnesäuderung dcr starrstnnigen
Hicrarchie zu Wege. Wie rs bereits als
Ehreusachc gilt, dcn Gottesdieust solchcr
Geistlichen uicht zu besuchen, wclche gegett
das altc Gcsangbuch wüthcn, cbeiiso wer-
den hinsichts der Brgräbuiß-Fragc Stim-
meu laut, dic dahin gchcn, bei Beerdi-
gungen überhaupt in allen Fällen die Geist-
lichkeit fcrnzichalteii. So gräbt sich ein
verblendeter Staud sein eigeues Grab!

München, 14. Aug. Der zur Er-
össnung der Eisenoahn hier anwescnde
Frhr. v. Nothschild hat in ciuer wichtigcn
Fiuaiizaugelcgcnhcit gestern cine längere
Audieuz bei dem Kaiser von Oesterreich
gehabt.

Kassel, 13. Aug. Nachdcm die „Kass.
Ztg." eiue Zeit laug vcrgcblich versucht
hat, durch Morhalten demuächstiger mate--
ricller Vortheile das Volk in der Verfas-
sungsfragc umzustimmen,. so hosst stc jetzt
wahrscheiulich durch Einschüchterung der
„Agitatoren" die opposttionelle Bewegung
zu lähmen. Dald droht man, „maii köimc
auch ohne Stäude regiercn"; bald stcllt
mau Preßprozesse in Ausstcht. Allcn dic-
scn Erpectoratiouen gegenüber gibt das
Volk scine Antworl einsach in deu Wahlen
ab, die im ganzen Lande auf Anhäiiger
der Verfassung von 1831 gcfalleu stud.
Dic „Kass. Ztg." hat selbst daS „Factum
im Allgemeiucu" zugegcbcu, daß der größere
Thcil'des Vvlkes'iu Bewegung sür die
altc Verfassuiig bcgrisseii sei, und dauüt
selbst ausgcspr'vcheu, iuwieweil man ihre
Artikcl als Ausdruck der öffentlichen Mei-
nuuq des Laudcs anzuschen hat. Natür-
lich ist die Agitation in ihren Augen „eine
gemachtc", uud das wird der gesuude Sinn
dcü Volkes bald erkcniien. Die „Kass.Ztg."
bcklagt sich, daß sclbst die sonst sv besvn-
iieue, maßvollc und mit diplomatischer
Glätte rcdigirte „Allg. Ztg." in der hesstschen
Feage iu den Ton der übrigen Blätter
ciiistimme.

Wien, 11. Aug. Oesterreichs finan-
zielle Lage findet in einem Vortrag deS
Leiters der Finanzen an den Kaiser eine
klare und ebcn so richtige als bündige
 
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