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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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Juli
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0093

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Hndelberger TaMütt.

M 177.

liL^^c>S^i«lI«»rhaIM^S^tt^i'^
iäbrlich 35 kr.

Smmtag, 28. Ziili S'S'kL^^L'LL 18VV.

Anf dcis „Hei-
delbergcr Tagblatt"
kann man sich noch
für die Monatc A ngust n. Septe m b c r
uüt 24 kr. abonniren bei allen Postanstal-
ten, den Boten und Trägcrn, sowie bci
der Erpedition.

D e u t s ch l a rr d.

ZiarlSrnkic, 27. Zntt. Durch allcrhöchstc Ordrcs
vom 2-1. und 25 d. M. wcrdcn Hauptmaim von
Hardenbcrg vom Fcldartillcric<Ncgimcnt in dcn
Gencralstab, und Obcrst Zöllcr, Commandant dcS
ZnvalidcncorpS nnd GarnisonS - Commandant von
Schwchingcn, auf scin untcrthänigstcS Ansuchcn tn
dcn Ruhcstand vcrscht.

KarlSruke, 27. Juli. 60. öffentlichc
Sitzuiig der 2. Kaiiiilier der Stände uiiter
dcin Vorsitze des Präsideuteu Junghaiius.
Als Neglerlingscomiiil'ssäre sind aiiweseud
die Herrcu: Staatsiiii'iilster Or. Stabcl,
Gch. Nath Dr. Lamep uud Miuisterial-
rath Schiuitt. Das Schriftführcraint zeigt
deu Eiugang zweicr Bi'ttschriftcn an: wegen
Errichtung clnerKariolpost zwischcn Walds-
huc uud Thi'ciigeii, uud von Miiggelisturni
nud Malsch wcgeu Aufhebiiug dcs großen
Alisschllfses >uud Wiederhcrstelliing des all-
geineiueu Stiiunirechts. Schwarzmann
zeigt deu druckfertigen Bericht über die
Motion der israclitischen Bittschriften an,
und Geh. Nath Or. Lamet) verliest ein
allrrhöchstes Nescript, wornach Geh. Re-
fcrendär I)r. Dietz und Ml'uisterialrath
Bär zn ständigen Regl'eriliigscoiniiiissären
des Haudclsiuiiiisterlliins auf die Dauer
des gegenwärtigen Laudtages ernaniit wor-
dcn siud. Hierauf schritt dcr Vorsitzende
zur Berathuug dcs Bcrichts des Abgeord-
neteu Hildebrandt zu dcni Gesetzeöent-
wurfe übcr dic rechtliche Stellung" der
Kirchc uud lirchli'cheil Vereiue iin Staate.
Zunächst ergreift Herr Staatsiliinister vr.
Stabcl das Worl uud sagt: durch deu
Ausspruch dcr Kainuier sei uuser erhabcuer
Fürst lu cine Altcrnative versctzt wordcu:
Auf der cinen Seitc habe mau die Auf-
rechthaltung, auf der andcrn die Necla-
mation der Uebcrei'nkllilft zur stäudischen
Ziistiininling verlangt. Bci dcr ci'uen Eut-
schließung stund cin ncuer Streit mit dem
kaiholischen Cleriis in Aussicht, auf der
andcru Seite wäre eiu Kampf zwischen
dcn Ständen nnd dcr Negierung einge-
treten, der schlimme Folgen herbeigeführt
haben würde. Eiue Kammerauflösuiig ^

hätte keinen güustigen Erfolg in Aussicht
gestellt, wohl aber ei'ii wahrcs Eleud über
uuscr schöncs Vaterlaudherbeigcführr, denu
sic wäre das Zeicheu zu ciucm Kampfe
gewesen, in welchem sich die kirchliche Be-
wegung mit der poli'tischcn vkreiuigt habcn
würde. Augesichts dieser Gefahren habe
iiuscr gnädigstcr Fürst nud Herr die be-
kanuten Beschlüsse gefaßt, welche im ganzen
Laude mit Jubcl aufgenommeu wordcn
seien. Die Regieriliig sei auf diescm Wege
fortgewandelt und habe dem hohen Hause
die Gesetzeseutwürfe über dke Regclung
der kirchlichen Verhältnisse vorgelegt, durch
welche dem katholischeu Clcrus größere
Rechte uüd Frciheiteu als bisher einge-
räumt und dieselben als Vcrfassuiigsgesetz
dauerndc Wi'rksamkcit erhalten sollen.
Nichtsdestowcuigcr habe der kath. Clcrus,
der Herr Erzbischof an der Spitzc, die
Ncgierung angcklagt, daß sie dic kathol.
Kirche i'u deu ihr durch völkerrechtliche
Verträge gesichertcn Ncchten uud Frci-
heiten beschränke, fa daß sie dic katholischc
Kirche sogar anfeinde. Mann könue dem
katholischcu Clerus scine dermalige ver-
theidigendc Bewegung nicht verdenken, uud
wer gerecht seiu wolle, müsse di'e Stimme
jcder Partei hören. Die von dem Hrn.
Erzbischof crlassene Deilkschri'ft aber gche
übcr dic kirchliche Sphäre hinaus, indem
sie die Gesetzgebuug des Staatcö nicht an-
erkeune, ja der Staatsgewalt offen den
Krieg ankündigc. Die Rcgieruug werbe
sich aber dadurch uicht abhalten üasseu,
auf dem bisher bctretcuen Weg zu be-
harren. Sollte uuscr kath. Clcrus s. Z.
deu Fehdchandschuh hiüwerfen, sgi die Ne-
gieruug bcreit, ihu aufziiheben, wcuii sie
gleichwohl cin solches Vorgehen tief beklagcn
müßte. Sic hoffc auf die Unterstützuüg dcs
Laudes und ves Volkcs, denn dcr Angriff sei
daun nicht gegen die Regitrung, svnderii
gegeu die Verfassu»g gcrichtct. (Bravo
vou den Bäukeii der Abgeordueten uud
der Gallerie.) Der Herr Nedner geht
svdaun anf einzelne Puiiktc dcr Deuk-
schrist über, zunächst auf die Berufuug
des Herrn Erzbischofs auf daö kauouische
Recht.

Jn dcr allgeineincn Vevathung, welche
um 1 Uhr Nachmittagö endigtc, tratcu
nvch als Ncduer auf: Häusscr, Nvßhirt,
Wagner, Schaaff, Negeuauer, F'schler,
Gch. Nath Dr. Lamep' und dcr Bcricht-
! erstatterHildcbraudt. Ncgciialicruud Fisch-

ler erklärten sich für den Gesctzescntwurf^
Noßhirt ließ über seine Abstimmiing uoch
nichts vernehmcn. Eine starke Abnahme
der früheren Minderhcit uud er'ne cbcn so
große Zuuahme dcr Mehrheit steht in siche-
rer Aussicht. (Forts. f.)

Pforzheim, 26. Jrili. Hr. Fabrikant
A. Dciinig, Gemeinderath und PräsideNt
der Handelskammer dahier, ist von Sr.
Königb Hoheit dem Großherzog zuin
Mitglied der Ersten Kammer der Land-
stäude ernannt wordcn.

Wiesbaden, 26. Julr'. Jn der so
cben beciidigtcn Sitzung der Ständever-
sammluug wurdc die Regierungs-Propo-
sition auf Ankaiif der Wiesbadcn-Rüdcs-
hcimer Eisenbahu um den Preis von 2 Mill.
600,000 fl. augeuommeu.

Dresden, 27. Iuli. Das „Drcsdener
Zournal" sagt iu scii,cm Bcrichte über
bas Nesultat der Töplitzcr Fürstcnzu-
sammciiknuft: „Die Auiiahmc crschcine
bercchligl, daß die pcrsönlichc Begegnung
des Kaiscrs und Prinz Negeulen uud
dercn Miiiistcr dic zum Heile Deutsch-
lauds wünschenswerthe vollc Verstän-
diguug zwischen Prcußen und Oestcrreich
wescutlich fördern und auö der Töplitzer
Zusammcukllirft für Dcutschland eine
ucue Bürgschaft für Wahrung seiner
Ziiteresseu nud Aufrechthaltung der Zute-
grität dcs großen deutschen Vaterlands
erstchcn wcrde.

Löplitz, L7. Juli. Heute Morgen
9 Uhr siud der Kaiser vvu Oestcrreich
und der Prinz^Negent von Prcußcn per
Ertrazug wicdcr abgereist uud trcnnen
sich iu Pilna. Der Kaiser gcht nach
Pilluitz; dcr Priiiz-Ncgent nach Bcrlin,
von dcm Grafen Nechbcrg biö Bodenbach
begleitel. Frciherr v. Schleiuitz erhielt
das Großkreuz des Stephans-Ordens
uud Graf Nechberg dcn schwarzcn Adler-
Ordeu.

München, 21. Zuli. Unsere guten
Müuchcucr faugen aUmälig an, den Kopf
zu schüttclii darübcr, daß ihre Stadt die
Vcrsorgiliigsaustalt für alle abgesetzteu ita-
lieuischcuFürsteu werdcn soUte; uichtgcuiig,
daß die Herzogin von Parma, der Hcrzog
vou Modeua und der Großherzog von
Toskana aUe Augeublicke hicr siud — na-
türlich nur dcs Vergnügeuö witteu —,
so weiß man bereits auf's Vestimiutcste,
daß iu dem Schlosse dcs Hcrzogs Mar
die Zimmer für die Köuigiü vou Neapel
 
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