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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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September
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0209

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Herdellrerger TagblaU.

M 2«6.

lich. Prci» niEikrbattungSbllitt vlnicl.

Samftag, L» September 186O.

Rede

Seiner K öili'glicheii Hoheit des
G r o ß h e r z o g s

bcim Schluß ber Stäiideverscmimliing
am 30. Aiigust 1860.

EdleHerren und liebe Freunde!

Am Schlusse tiiies bcdcutuiigsvollkil
Landtciges ist cs Meiiiem Hcrzen Be-
diirfiiiß, Jhncii im Nückblick auf Zhre
Thätigkcit M cine Wünsche und Gesin-
nungen auszusprechcn.

Gewisscnhafl abwägend die Ncchte Mei-
ner Krone und die vcrfassungsniäßigcn
Bcfugnisse dcr Stände — aufrichtig bc-
müht, den Kirchcn cine würdige nnd freic
Stellung zu geben, suchtc Jch fricdlichcn
Einklang untcr den öffentlichen Gewalten
zu schasscn, damit für das Heil M e i n c s
gelicbten Volkes alle Kräfte harmonisch
ziisamnienwlrken.

Jch konnte »icht finden, daß cin feind-
lichcr Gcgrnsatz sei zwischen Fürsicnrecht
und Volksrccht; Jch wollte nicht trenncn,
was ziisainmengchört und fich wcchsrlseitig
ergänzt — Fürst und Volk, una»fiöslich
vereiiit unttr dem gcmcilisamcn, schützcn-
den Banner ciner in Wort und That gc-
hciligten Verfassung.

Vom gleichen Geiste beseelt, habcn das
Volk und seine vkrfassuiigsmäßigen Ver-
tretcr niit frcudiger Bcwegung Mein
offenes Wort vom 7. April crfaßt und
kräftigen Bcistatid zur Ausführung geleisiet.

Mit gehobeiiemGtfühl erkeiine Jch Mich
Meinem Volke für vie Mir bcwiescnc
Licbe und Treue ziim Dank vcrpflichtet,,
nnd so sprcche Zch gernc die Zuverficht
aus, daß cs kci'ncn frevelhaftcn Vcrsuchen
geliugen wcrde, dicses bcglückende Band
zwischen Fürst nnd Volk zu lockern.

Mcinc Negierung wird, was bcschlos-
scn ift, mit jener versöhnlichrn Milde, aber
anch mit jciicrFcstigkeit durchführen, wclche
aus vem stärkcndcn Vewußtscin des guten
Ncchts und dcr gutcn Abficht beruht. Sie
wird ihre vvllc Ansmerksamkeit übcrall hin-
wendcn, wo es gilt, in dcu Gebicten des
öffcntlichen Lcbcns und der gewcrblichcn
Thätigkeit eine frciere Entwickelniig an dcr
Hand vcs Gcsetzes. zu gewähren uiiv dic
Ncchtsficherhcit zu erhöhen.

Dic Jntercsseii Mcincs Landes als
Dheil, kincs großcn Gaiizcn glaube Jch
bcsscr nicht vcrtrcten zu köniicn, als durch
Verfolgung aller Wege, welche Deutsch-

lands Kraft und Ei'nigiing bcfördern und
die Rechtc der Nation mit den Rcchtcn dcr
cinzelnen Stäiume zur Geltung bringen.

Mit Frrude sehc Zch drßhalb auf dic
Tage von Badcn und Töplitz, wclche einen
lang crsehntcn Zusammcnhalt und damit
die erhebende Hvffnung verhcißen, daß zu-
nehmende Macht und wachsendcs Ansrhen
unsercs dcutschen Vaterlandes gcgen Außen
Hand in Haud gehcn wird mit fortschrei-
tender Defriedigung seiner wahren Be-
dürfniffe im Znnern.

Dankbar rühme Jch den patriotischcn
Geist und Eifcr, der Jhre Arbeiten ge-
leitcl unv mit jencr höhercn Wcihe nm-
geben hat, deren Segen fich stets in gulcn
Ersolgen offenbart.

Was nicht zum Abschluß gkkommen,
wird Meiiie Nrgierung sv zu ordncn
bemüht srin, daß wohlbegründete Ncchte
zur Ailerkennung gelange».

Edle Hcrrcn und liebe Frennde! Nach
langer, mühcvoller Thätigkeit kehren Sie
nnn in dic engern hcimalhlichen Kreise
zurück. Auch dorl wird es Jhr Anliegcii
scin, Meine Negicrung in ver Pflicht,
die Gesctze zu vollzichen, kräftig zu untcr-
stützcn,Verlraucn zu vcrbreitcn, Mißtraueil
zu vcrbaiinen.

Jch schlicße di'escn Landtag mit dcm
liefsten Dankgcfühl gegcn Golt, der sv
gnävig über uns gcwaltet, und mit dcr
Bilte um skiiicii Segen. sür unser lhcurcs
Vatcrland!

Telegraphische Depesche

Paris, 29. Aug. An dcr Börse länft
das Eerücht um, dcr König Franz H.
habe gcstern um 5 Uhr mil dcm Dampfer
„'Stromboli" Neapel verlassen; die Pie-
moiltesen hätlen dic Forts besctzt.

D e u t s ch l a n d.

KaelSruhe, 28. Aug. Zu Anfang
dcr heutigeii 67. Sitzuiig der 2. Kaminer
wurde vom Seeretariat dcr Eiulauf einer
Dankadresse dcr Gcmkinde Weitcrdiligcii
an dic Kanimer für die Annahine dcr
Kiechengcsctze angczcigt. Der Tagcsord-
nuiij^gcinüß wurdc hierauf über eiiic Ncihc
von Prtitioiicil vcrschicdencn Znhalts Be-
richt crstatlct und Dcralhung gepflogen.
Sch w arzinan n berichtkte über ci» Ge-
such mehrerer Bürgcr von Lcutershausen

um Anordiiung einer Untersnchung gegcn
den dortigen Pfarrer Keerl. Die Pcleiiten
gcben dcm genannteii Gcistlichen Vernach-
lässigiing srines Amtcs und sogar unred-
liche Haiidluiigen schuld. Dic Commisfivn
fand die Beschiildiguiigcn znm Thcil un-
bcgründct, zum Theil nicht zur Einleitung
eincr gcrichtlichcn, svndcrn höchstcns einer
dienstpolizeilicheii Untcrsiichnng geeignct,
und trug auf Uebcrgang znr Tagesordnung
an. Blankenhorn crsucht die Regie-
rung, die Gcsuche von Gcmcindkii um
Enlfernung mißliebigcr Gcistlichcn ins-
küiiftige mchr zu berückfichtigen. Heintze
schlicßt fich dcm an und eriiincrt, wie
nanicntlich in jcncr Gegrnd die Pfarr-
strllcn gegcn dcn dringendcn Wunsch der
Gcmeiudcii fortwährrnd mit Geistlichcn
ciner gcwisscn Nichtung besetzt worden
seicn. Geh. Nath Lamey macht darauf
aufmerksam, daß dcrgleichcn Gcsuchc ge-
wöhnlich aus Ortcn koinmcn, wo es zwei
Parteicn qibt; wäre aber ci:i Gcistlicber
selbst allgcmeiii mißliebig, so sei dir Nc-
gl'cruiig doch nicht befugt, ihn geradezn
wic andcrc Dicner zu verfetzen, und zudcm
sei zu berückfichtigcii, daß cs nicht damit
gethan sei, ihn zu entfcrncn, man müsse
ihu auch wiedcr irgendwo andcrs anstellcn.
Dcr Coliiinisfionsanlrag auf Tagesord-
iiuiig wurde angeiiommcn. Derselbe Ab-
geordnelc berichtete übcr ciiic Bitte mehrercr
Geinciiidcbürgcr von Malsch und Muggeii-
sturm um Aufhebung dcr großen Burger-
ausschüssc nnd Wiedcreinführung des all-
genieincn Stimnirechtö in Vcn Gcineindcii.
Die Pctcnten find uiizufricdcn, weil sie
fich i'n ihreii Gcnieinveii in der Minde''-
heit befinden und schicben die Schuld anf
dic Einri'chtnng vcr großen Ansschüsse,
welcher sie dic schädlichstc Einwirkuiig auf
das Gciiieiiideleben zuschreibeii. Der Com-
misfionsaiitrag gcht auf Lagesordnung.
Ullrich crsuchte die Negierung im Sinne
der Petcnteii uiu Herstellung des allge-
meineii Sliiiinirechts, wogegen Schaaff
sic bat, eö beim Alten zu lassen und der
Coiiinii'sfionsanrrag angcnommeii ward.
Fi'iigadv bcrichtetc übcr ei'ne Petitioii
dcr Gcincinde Bcierthcim um Schutz ihres
Geiiiarkuiigsrechts amSallenwüIdcheii, wcl-

ches dic Stadtgrmeinde Karlsruhe als in
ihrc Gcmarkimg gchörig bcansprucht. Das
Gutachten der Commisfion lautcte für die
Ptteiitcn günstig, und ging ihr Antrag auf
cmpfehleiide Ucbcrwcisuiig an das Staats-
 
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