Heidelberger Tagdiatt.
M 183.
iLhrliL 36 kr?
Sonntag, 5. Attgttst S:« 18KO.
Telegramme.
Paris, 3. Aug. Ein Anschlag an der
Bvrse macht bekannt, daß alle Mächte in
Betreff dcr BcdiiiZUNgen dcr curvpäischen
Jntervention kn Spricn überein-
stiimnen. Hente Nachmittag 3 Uhr werde
die Conferenz zi'sanllnentteten, um fvfort
die Ausfnhrung der gtmeinschaftlich be-
schlossenen Maßregcln zu bewirken.
Beyrut, 16. Julk. Die Mehrzahl
der Muselmäiiner soll in Damascns an
dem Gemetzel gar keknen Aittheil genommen
haben. Abd-cl-Kadcr vertheidigte die Chrk-
sten mit dcn Waffen in der Hand. Am
16. haben die Metzeleien aufgehört.
Muilund, 1- Aug. Die Capitulativn
vom Fort Mklazzo bcdkngte dcn freicn
Abzug der Garnison mik ihren Waffen;
Pferdc und Kanonen mnßten zurückbleiben.
Garkbaldi befahl, daß dke ans Genua und
Lkverpool ankommkiidcn Scndungen kn Mi-
lcizzo zu landen haben.
Marseille, 1. Aug. Man tclegraphirt
den cnglischen Blättern, daß Garibaldi
laut Britfen aus Neapel vom 28. den
von Victor Emannel ihm cmpfohlcncn
Waffenstkllstandsvorschlag abgele h n that,
und daß man im Neapvlitanischen seiner
Landung entgegcnsah. Ein Blatt in
Neapel hat den Titel „Garibaldk" ange-
nommen.
Paris, 3. Aug. (Lch. M.) Dcr Tert
dcr Convention zwischen Clarp und
Medici (Waffenstillstaiid inSicilien) zeigt
deutlich, daß ste sich blos auf die Räu-
mung Siciliens bezieht. Nach Be-
richten ans Marseille vom 2. rüstcte
Garibaldi 300 Fahrzeuge kn Messina zur
Landung auf den Contknent zu.
D e u t s ch l a rr d.
Karlsruhe, 30. Juli. Schluß der
61. Sitzung dcr 2. Kammer dcr Stände
vvm 27. Iuli. Noßhirt widerspricht
einzelneu Aeußerungcn der Vorreducr, ins-
besondere bezüglich der erzbischvflichcn Denk-
schrift, die cr ül'rigens nicht zu vcrtrctcu
habe. Der wcsiphülischc Friedc sei, ob-
wohl die kath. Kirche seincr Zcit dagcgcn
gewcsen, doch inzwischen dic Grundlage
khres Nechtszustandes iu Deittschland gc-
worden. Jn Betreff des canvnischcn Nechts
bcrkchtigung. Gegcn dic Gesetzesvorlagen
erklärt cr sich unscres Wahrnchmcnö nicht.
Wagn er bemerkt, der Staat greife nkchi
cin ins Gcbiet der Kirche, sondern wahrc
nur scines. Die Sclbststäiidkgkeit dcr Kirche
sei in dcm Gesctzesentwnrsnicht nnr aus-
gcsprochen, sondern anch wirklkch gewahrt.
Schaaff besprkcht mit gcwohiitem sarka-
stischem Humor vorzngswcise dieErklärung
des in Appcnwcier vcrsammeltcn Clcrns
und deffrn Undankbarkcit gegen die Negke»
ruug, die so viel für ihn gethan, und citirt
eine Stclle aus dcr Baunbullc, die dcr
Papst vor 4 Monatcn in Folgc der Er-
eignksse in dcr Nomagna gcgrn solche er-
lasscn, „dic nkcht crrvthcn, dcm Volke Anf-
ruhr zu predigen gegen sekncn rechtmäßigen
Herrscher", und worin Iedcrmann aufge-
fvrdert wird, sich dcr obri'gkeitli'chcn Ge-
walt zu unterwerfcn, da cs keinc Obrig-
keit gcbe, als von Gott und weil, wcr
gegcn sie, zügleich gegen Goktes Ordnung
handle. Das sei einc andere Sprache, als
die der Hcrren in Appenwcicr. Jhre fri-
volcn Drohungen aber würdcn im Volke
wenig Anklaug findcn, und uuter ihncn
sclbst seien Wrnigc, dic ans voller Scele
die Erklärung uiiterzeichnet hätteu. Er
hoffc, daß der Zusatz zum Strafgcseh nie
werde in Anwendung gcbracht werden müs-
se». Negenauer HÜlt an scincni früheren
Standpuukt fest, billigt uicht gänzlich dke
Fassuug der Appenweierer Erkläriing, wird
für den crsten Gcsctzesciitwnrf stliumcn,
und glanbt, daß nur das Strafgesetz dcn
Fricdeusschluß verzögcrn könnte. Fischler
wird im Vcrtrautii anf dke Jntentioiien
der Regicrung dcm GcsetzeScutwurf zu-
stimmen. Geh. Nath Lamcp wcist darauf
hin, wie man so viel Frciheit, wie der
Gcsetzescittwurf sic gcwähre, nach den bc-
kauuten Vorgängen kaum zu crwarten be-
rcchtigt gewescn, wcßhalb denn anch die
Comlnission cher beschrünkend als crwei-
tcrnd einznwirkcu bcdacht gewesen sei.
Eine ertreme Partei würde vielleicht dcm
Ministerinm vorwerfen, daß es in den
Gesetzesentwürfen unr die maskirte Cou-
vcittion vvrgelegt habc.. Die Polciuik der
klerikalxn Partei gegen diesclbeu würdc
dcr Negicriing ein bedciitendcö Arscual au
dic Hand geben, wenn sie eiiimal bcabsich-
tigen solltc, gegcn den Siuu der Gcsclzc
dcr kath. Kirche zu nahe zu trctcu. Hätte
die Negicruug dcn Gegucrn dcr Gesctzcs-
handle es sich nicht nm dessen Einführuttg ^.-.
rm Ganzen, sondcrn ledkglich um eine Grenz- > vorlagen dcn'Willen gctha», hätte sie die
betrcffcnde Bcstimmnng der preußischen
Verfassung in diesclbcn aufgknommen, so
würdc es keine Schwieri'gkcit für Jene
gehabt haben, auch dkesen Weg dcr Er-
ledkgung iiugenügend zu siuden. Vom kath.
Staudpunkt auö betrachtet, würde cr seincr-
scits übrigens unbediiigt dcn bad. Entwurf
vvrziehcn, falls er die Wahl zwischen dse--
sem und der preuß. Bestiminung habe.
Den Vorwurf der Nichterfüllung der Pro-
clamatiou angehcnd, so habe am 7. April
gewiß Nicmand erwartct, daß der kalhol.
Kirchc weitcr gchendc Nechte, als die in dieser
Vorlage gebotencn, zugestanden würden.
Er bcspricht hicrauf einzelne dcr vom
Clcrus grgcn dic Negiernng erhobcncn
Vorwürfe, wcist dereu Nichtigkeit nnd
teudenziöscn Charaktcr uach uud macht
darauf aufmcrksam, daß daö znr Lckt
gkltige Necht das Coiistitittioiiscdict von
1807 ist, dcm gegcnüber die kathol. Kirche
wohl keiuen Ansiand iichmen wird, die
ueucn, ihr ein weit größeres Maß der
Sclbstständigkeit gcwährenden Gesetze an-
zunehmen. Sodann crwähnt dcr Nedner
ciucs Gcrüchtes, daß gleichzeitig mit der
ueuen Geschgcbuiig an eincm uud dem-
selben Tage ein gegen sic gerichteter Hir-
teiibrics in allen kathol. Gcmeknden des
Landes verlescn wcrden sollc, eines Ge-
rüchtes, dcm er indeffeu keincn Glaiibcn
scheuken mögc, indem ekne solche Taktik
fcncr dee Ncvolutionäre von 1849 gleich
koiiiiiien würde, dic das ganze Land in
ihre Sache zn vcrwickeln trachteten, um
sich Straflosigkeit zn sichcrn, l'udcm fa dke
Strafe soust Allc zllsaiumeii tressen müßte.
Schließlich vcrhcißt er der kathol. Kirche
die Erlaugung allcr Ncchtc, wclche dke
Gcsetzesvorlagen ihr eiiiräiliuen, nach deren
vollcm uud liugcküusteltcm Juhalt. Nach
eiucm kurzcii Ncsiime des Berichterstatters
wird hicrauf nach vicrstüudiger Daucr die
allgemcine Disenssion nnd zngleich die
Schung gcschlossen; die Berathung übcr
dic ciiizcluen Paragraphen wird morgen
stattfindcn.
Knrlsrnhe, 31. Juli. (63. Sitznng
dcr 2. Kaiumer. Forlsctznng.) Miuister
Stabcl fährt in seiner'Rede fort: Vor
mchrcren Iahren sei ein Gescchcutwurf
ähulichcn Iuhalts, wie der vorliegende,
zn diestin Zw.eckc ausgearbeitet, aber nke
davou Gcbrauch gemacht wordcu, wekl
man nicht auf dem Wege dcö Proviso-
riums damkt vvrgehen wolltc und weil
M 183.
iLhrliL 36 kr?
Sonntag, 5. Attgttst S:« 18KO.
Telegramme.
Paris, 3. Aug. Ein Anschlag an der
Bvrse macht bekannt, daß alle Mächte in
Betreff dcr BcdiiiZUNgen dcr curvpäischen
Jntervention kn Spricn überein-
stiimnen. Hente Nachmittag 3 Uhr werde
die Conferenz zi'sanllnentteten, um fvfort
die Ausfnhrung der gtmeinschaftlich be-
schlossenen Maßregcln zu bewirken.
Beyrut, 16. Julk. Die Mehrzahl
der Muselmäiiner soll in Damascns an
dem Gemetzel gar keknen Aittheil genommen
haben. Abd-cl-Kadcr vertheidigte die Chrk-
sten mit dcn Waffen in der Hand. Am
16. haben die Metzeleien aufgehört.
Muilund, 1- Aug. Die Capitulativn
vom Fort Mklazzo bcdkngte dcn freicn
Abzug der Garnison mik ihren Waffen;
Pferdc und Kanonen mnßten zurückbleiben.
Garkbaldi befahl, daß dke ans Genua und
Lkverpool ankommkiidcn Scndungen kn Mi-
lcizzo zu landen haben.
Marseille, 1. Aug. Man tclegraphirt
den cnglischen Blättern, daß Garibaldi
laut Britfen aus Neapel vom 28. den
von Victor Emannel ihm cmpfohlcncn
Waffenstkllstandsvorschlag abgele h n that,
und daß man im Neapvlitanischen seiner
Landung entgegcnsah. Ein Blatt in
Neapel hat den Titel „Garibaldk" ange-
nommen.
Paris, 3. Aug. (Lch. M.) Dcr Tert
dcr Convention zwischen Clarp und
Medici (Waffenstillstaiid inSicilien) zeigt
deutlich, daß ste sich blos auf die Räu-
mung Siciliens bezieht. Nach Be-
richten ans Marseille vom 2. rüstcte
Garibaldi 300 Fahrzeuge kn Messina zur
Landung auf den Contknent zu.
D e u t s ch l a rr d.
Karlsruhe, 30. Juli. Schluß der
61. Sitzung dcr 2. Kammer dcr Stände
vvm 27. Iuli. Noßhirt widerspricht
einzelneu Aeußerungcn der Vorreducr, ins-
besondere bezüglich der erzbischvflichcn Denk-
schrift, die cr ül'rigens nicht zu vcrtrctcu
habe. Der wcsiphülischc Friedc sei, ob-
wohl die kath. Kirche seincr Zcit dagcgcn
gewcsen, doch inzwischen dic Grundlage
khres Nechtszustandes iu Deittschland gc-
worden. Jn Betreff des canvnischcn Nechts
bcrkchtigung. Gegcn dic Gesetzesvorlagen
erklärt cr sich unscres Wahrnchmcnö nicht.
Wagn er bemerkt, der Staat greife nkchi
cin ins Gcbiet der Kirche, sondern wahrc
nur scines. Die Sclbststäiidkgkeit dcr Kirche
sei in dcm Gesctzesentwnrsnicht nnr aus-
gcsprochen, sondern anch wirklkch gewahrt.
Schaaff besprkcht mit gcwohiitem sarka-
stischem Humor vorzngswcise dieErklärung
des in Appcnwcier vcrsammeltcn Clcrns
und deffrn Undankbarkcit gegen die Negke»
ruug, die so viel für ihn gethan, und citirt
eine Stclle aus dcr Baunbullc, die dcr
Papst vor 4 Monatcn in Folgc der Er-
eignksse in dcr Nomagna gcgrn solche er-
lasscn, „dic nkcht crrvthcn, dcm Volke Anf-
ruhr zu predigen gegen sekncn rechtmäßigen
Herrscher", und worin Iedcrmann aufge-
fvrdert wird, sich dcr obri'gkeitli'chcn Ge-
walt zu unterwerfcn, da cs keinc Obrig-
keit gcbe, als von Gott und weil, wcr
gegcn sie, zügleich gegen Goktes Ordnung
handle. Das sei einc andere Sprache, als
die der Hcrren in Appenwcicr. Jhre fri-
volcn Drohungen aber würdcn im Volke
wenig Anklaug findcn, und uuter ihncn
sclbst seien Wrnigc, dic ans voller Scele
die Erklärung uiiterzeichnet hätteu. Er
hoffc, daß der Zusatz zum Strafgcseh nie
werde in Anwendung gcbracht werden müs-
se». Negenauer HÜlt an scincni früheren
Standpuukt fest, billigt uicht gänzlich dke
Fassuug der Appenweierer Erkläriing, wird
für den crsten Gcsctzesciitwnrf stliumcn,
und glanbt, daß nur das Strafgesetz dcn
Fricdeusschluß verzögcrn könnte. Fischler
wird im Vcrtrautii anf dke Jntentioiien
der Regicrung dcm GcsetzeScutwurf zu-
stimmen. Geh. Nath Lamcp wcist darauf
hin, wie man so viel Frciheit, wie der
Gcsetzescittwurf sic gcwähre, nach den bc-
kauuten Vorgängen kaum zu crwarten be-
rcchtigt gewescn, wcßhalb denn anch die
Comlnission cher beschrünkend als crwei-
tcrnd einznwirkcu bcdacht gewesen sei.
Eine ertreme Partei würde vielleicht dcm
Ministerinm vorwerfen, daß es in den
Gesetzesentwürfen unr die maskirte Cou-
vcittion vvrgelegt habc.. Die Polciuik der
klerikalxn Partei gegen diesclbeu würdc
dcr Negicriing ein bedciitendcö Arscual au
dic Hand geben, wenn sie eiiimal bcabsich-
tigen solltc, gegcn den Siuu der Gcsclzc
dcr kath. Kirche zu nahe zu trctcu. Hätte
die Negicruug dcn Gegucrn dcr Gesctzcs-
handle es sich nicht nm dessen Einführuttg ^.-.
rm Ganzen, sondcrn ledkglich um eine Grenz- > vorlagen dcn'Willen gctha», hätte sie die
betrcffcnde Bcstimmnng der preußischen
Verfassung in diesclbcn aufgknommen, so
würdc es keine Schwieri'gkcit für Jene
gehabt haben, auch dkesen Weg dcr Er-
ledkgung iiugenügend zu siuden. Vom kath.
Staudpunkt auö betrachtet, würde cr seincr-
scits übrigens unbediiigt dcn bad. Entwurf
vvrziehcn, falls er die Wahl zwischen dse--
sem und der preuß. Bestiminung habe.
Den Vorwurf der Nichterfüllung der Pro-
clamatiou angehcnd, so habe am 7. April
gewiß Nicmand erwartct, daß der kalhol.
Kirchc weitcr gchendc Nechte, als die in dieser
Vorlage gebotencn, zugestanden würden.
Er bcspricht hicrauf einzelne dcr vom
Clcrus grgcn dic Negiernng erhobcncn
Vorwürfe, wcist dereu Nichtigkeit nnd
teudenziöscn Charaktcr uach uud macht
darauf aufmcrksam, daß daö znr Lckt
gkltige Necht das Coiistitittioiiscdict von
1807 ist, dcm gegcnüber die kathol. Kirche
wohl keiuen Ansiand iichmen wird, die
ueucn, ihr ein weit größeres Maß der
Sclbstständigkeit gcwährenden Gesetze an-
zunehmen. Sodann crwähnt dcr Nedner
ciucs Gcrüchtes, daß gleichzeitig mit der
ueuen Geschgcbuiig an eincm uud dem-
selben Tage ein gegen sic gerichteter Hir-
teiibrics in allen kathol. Gcmeknden des
Landes verlescn wcrden sollc, eines Ge-
rüchtes, dcm er indeffeu keincn Glaiibcn
scheuken mögc, indem ekne solche Taktik
fcncr dee Ncvolutionäre von 1849 gleich
koiiiiiien würde, dic das ganze Land in
ihre Sache zn vcrwickeln trachteten, um
sich Straflosigkeit zn sichcrn, l'udcm fa dke
Strafe soust Allc zllsaiumeii tressen müßte.
Schließlich vcrhcißt er der kathol. Kirche
die Erlaugung allcr Ncchtc, wclche dke
Gcsetzesvorlagen ihr eiiiräiliuen, nach deren
vollcm uud liugcküusteltcm Juhalt. Nach
eiucm kurzcii Ncsiime des Berichterstatters
wird hicrauf nach vicrstüudiger Daucr die
allgemcine Disenssion nnd zngleich die
Schung gcschlossen; die Berathung übcr
dic ciiizcluen Paragraphen wird morgen
stattfindcn.
Knrlsrnhe, 31. Juli. (63. Sitznng
dcr 2. Kaiumer. Forlsctznng.) Miuister
Stabcl fährt in seiner'Rede fort: Vor
mchrcren Iahren sei ein Gescchcutwurf
ähulichcn Iuhalts, wie der vorliegende,
zn diestin Zw.eckc ausgearbeitet, aber nke
davou Gcbrauch gemacht wordcu, wekl
man nicht auf dem Wege dcö Proviso-
riums damkt vvrgehen wolltc und weil