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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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Juli
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0070

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vvrzuqswri'se qcvlchtet sem soll, frcundlich
di'r Hand reiche, und daß sie ,'in Uebri'gcu,
ci'ilaedcnk i'hrer Uittcrchäni'gkcl't untcr vi'c
weltli'chc Ol'rigkklt, dic Gesctzc dcs Staats
achtet, di'c für alle Angchörigett desselbeu
geqcben uud vcrpsiichtend siud.

Hicrans folgt auch, daß di'c Ki'rchc sich
auch in svlchcn Dingcu, wclchc ncben der
weltlichen noch cine religivsc Scitc habeu,
sich nicht durch einskitige Anordnungcn übcr
die Staatsgescche hinwegseßen und dainit
sogar noch übcr die Staatsgcwalt stelleu

dürfe. , c- >>- e -

Die Stellnng des L-taats muß dic sein,
daß, während cr allcn Gliedcrn dcs StaatS-
lcbens dic inöglichstc §rcihcit der Selbst-
bestiininuttg und Entwicklung. läßt, seinc
Gewalt als Schutzwehr für Rccht uud
Frciheit Allcr übcr Allen stcht.

Da, wo, wic iu uusercin Lande, die
Bevölkcruiig in religiöser Bezichiing so
sehr gemischt ist, ist cine solche Stclluug
der Staatsgcwalt uiu so inehr die richtige
u,id eiuc Nothwcndigkeit, als die Stellung
der christlichcu Confessionen cine durchauS
gleichberechti'gte ist und kciue gegeuübcr dcr
audern ein Vorrccht in Auspruch zu neh-
inen vcrlangen- kann.

Der Geschcsentwuri, dessen Grundsätze
die Comini'ssion iiu Allgcincinen billigt,
theilt sich in drei Abschnitte:

Der crste enthält allgcineinc Bestiin-
niiliigen über die Nechtsstcllung der be-
stchenden und künftig sich ctwa bilden-
den Religl'onsgcineiiischafteu iui Lande,
sodann über Ehe, rcligiöse Kiudcr-
erziehuug uud Uiiterrichtswescii Grund-
sätze, welche für alle solchc Geincin-
schaften inaßgebeud siud;

dcr zweite, besondere Bcstlinuiuugen!
über die rechtliche Stcllung dcr beidcn ^
christlichen Hauptkircheu;
der drittc, Schlußbestl'uiuinngcn,
eine Eiuthei'lung, dic sich dadurch recht-
fertigt, daß össentlichc Corporationen mit
so pri'vl'legirtcr Stcllung, wie die beiden
Hauptkirchcn sie habeu, anch besondere
Nechte beauspruchen, welche bci den Ver-
hältiii'ssen andcrcr NeligiouSgeineinschaften
in glcicher Weisc nicht vorkoumien.

Nach Mitthcilliug dicser allgeineiueii
Griiudzüge dcS CoulinissionsbcrichtS köu-
ncn wir die Mitthcilung dcr fast unwc-
seittlichcn Abänderuiigen dcr einzclnen Ge-
sctzeäparagraphen uui so inchr uitterlasseu,
als die Vcrhandliliigen i'n dcr Kauiuier
wiedcrholt darauf ziirückführeu.

D e u t s ch l a n d.

Heidelberg, 20. Juli. Auf dein
Schlossc Schaueuburg wurden vor einigcn
Tagen beiin Steiubrechen in uralteu Ver>
schanziiugcn 5 röinische Sicheln, schr schöu
iu Erz gearbcitet, die obcre Hälfte einer
roinischcn Schwertklingc, Stücke eines rö-
uiischcn Gefäßes vou Erz und 14 sog.

CcltS, wahrschcinlich Schlagwaffen der
Nöincr, gefuudcn.

Das Änzeigeblatt der Erzdiöcese Frci-
burg voui 18. Juli briugt einc Ausprache
des Hcrru Erzbischofs, woini't er die Aut-
wort S. H. dcs Papstes auf die init
75,000 Uiiterschrifteu vcrsehcnc Ergeben-
hcitöadressc auS Badeu dcn BiSthuins-
angchörigcii uiittheilt.

Ludwigshafen, 17. Iuli. Gestcrn
aus Aincrika hicr el'ngelaufcne Berichte
bestätigcn, daß der Senat die voui Re-
präseittaittenhansc angcnoinnienc und vor-
gelegte Zolltarifbill verworfcn, dcr Cvn-
grcß dagegcn eine Oprocentigc Anlcihe von
21 Mi'llionen Dollars zur Deckung der
verfallencii Staatsschahschcine, zu 'dcrcn
Ci'nlösung eigcntlich dic erhöhteZollrevcnüe
verwcudet werdcn sollte, bcschlossen hat.
Dauiit wären also vorcrst die Befürch-
tungeu linscrcr Wcin- uud TabakSprodu-
centen, sowie der Cigarrciifabrikanten ge-
hoben.

Neustudt a. d. H., 18. Juli. Wäh-
rend der Anwesenheil dcs KönigS Ludwig
war an rinein Hause auf dcui Marktplahe
die dentsche Fahne (schwarz-roth-gold)
aufgezogen, die dann aber kurz nach ihrcr
Entfaltnng, dcin Wnnsche der Polizei gc-
niäß, wieber eiugezogen wcrdeu innßte.

Der Congrcß der dciltschen GeschichtS-
iiud Alterthuinsforscher wird voin l8. bis
20. Scpteinber d. I. i'n München statt-
sinbcn.

Berlin. Aui Qnartalstage der hie-
sigen Tischleriunung (Mittwoch, dcn 11.
Jlliii) wurde der zahlreicheu Versaiuin-
luug von dcui Altuleistcr die Frage vor-
gelegt, ob die Iiinung gewillt sei, dcu
voin Altiiiclstervcrcin aus ganz Preußen
zusaulinenberiifeucn H a u d w e r k e r t a g
durch eincn Deputirten zu beschickeu,
„welcher deui Strcben der Gewerbefrei-
heltuiänner ciitgegentreten sollc, nnd ob
die Iniiuug die Kosten aus ihrcr Kasse
bewilligen solle?" Herr HorwinSkp uahin
zucrst daS Wort und sprach sich auf das
Eutschiedenste gegen die Tcndelizcu dcs
InuuiigszopfvcrriiiS aus. Er sagte unter
Andercin: „Uuserein vcrchrtcn Minister
von S t e i n soll ein Dcnkinal gesetzt
werden für seinc Vcrdieuste, welche cr
durch die Gese^gebung von 1811 um dic
preilßischen Handwcrke crworbcn hai, und
L>ie, uieinc Herrcn, haben gewiß auch Ihr
Schärflein dazu bcigttragcu, nnd nnu
wollen Sie sein Wcrk vernichteii? — Das
wärc Verrath an unseru Kindcrn. Wcisen
Sic ein solchcs Vcrlangcn znrück!" —
Die Vcrsaininluiig zolltc Herrn HorwiuSki
vieleu Beifall, und ihin schlossen sich noch
andere Mcistcr, wie Schilinann, Lohren-
zen, Kurze, Schwarz uud Gole an. Ein-
stiininig beschloß alSdann die Iniiung, den
Handwerkertag uicht zn beschicken. .

Berlin, 19. Iuli. Die „Prcuß.
Ztg." bri'ngt einen Artikel, durch welchen

die Nachricht von ver Zilsai,iineiikii,ift
der bckden Ncgentcn von Oesterreich unf,
Prcußeii ofsiciell bestätigt wird.

Berlin, 19. Iuli. Dic „Wochen.
schrift deS Natioilalvereins" hat für die
zwei Monate ihres Vestehens eiue unge-
wöhnlich rasche Verbreitung gefuiiden.
Nach Angabe dcr ,,Preuß. Iahrbücher"
zählt sie über 3000 Äboiineiiteii.

Hnnnover, 18. Juli. Nach der Ztg.
f. Nordb. ist Herrn von Bcnnigscn von
Herrn Nittinghauscii, chcinaligein Mit-
glicd des Vorparlauients, ein Schreiben
zugekoinuieu, welches, uin die Bestrcbun-
geu des Natioiialverel'ns crrcichbarer zu
uiachen, die Bildniig eiues Volksvertre-
tungSailsschusses uebeu der bishcrigen
Bundcsvcrsaininlung, zilsaininengcsctzt aus
Mitgliedcru der zwciten Kaininer, verfolgt
wi'llen will.

Frankreich.

Paris. Die Regierung ist nicht blos
für das, was aintlich iin „Moniteur" zu
lcseu steht, soiidern überhaupt für allcs
verautwortlich, was säuiintliche französische
Zeitllilgen zu veröfscutlichcii wagcu. Der
„Courrier dc Paris" sagt's uiit dürren
Worten und fügt daun hinzu, diesein auf
dic Dauer uucrträglichen Zustande köune
nur eiu Eude geuiacht wcrden durch torale
Veruichtuilg der sog. officiösen Presse und
durch eine Ncvision des Prcßgcseyes, sagen
wir lieber: dnrch vollkouiineue Preßfrci-
heit! Eine freic Presse ist ebeu unvcrciii-
bar niit dem gegenwärti'gcii Regieruugs-
Spsteui, das, uni über den Parteicn stchen
zu köiiueii, Allc init Füßeu tritt.

Paris, 18. Iuli. Uuter eiuer großen
Anzahl vou Deputirten herrschc cine außcr-
ordeutlich gereizte Stiininuiig gegen die
Willküreii der Negieruug. Da der frau-
zösischen Presse bei Leibesstrafe verboten
ist, eigcnc Refcrate zu bringeu, so inuß
uiau iu ausläiidischeii Blättern lesen, was
dic Dcpull'rleii iu Paris wirklich gesagt
haben. Ain 9. Iuli, erzählt dcr „Moui-
tcur", wurde die Diseussiou „vertagt";
durch das „Jourual de Geueve" erfahrcn
wir, daß sie mit TuinuI t aufgehoben
wurde. Eiuer dcr Depnlirten, Roquez
Salvgza, forderte näinlich, daß der dis-
cutirlc Geselzentwurf wegen neuer vor-
geschlageuer Auiciidenients an die Co»i-
inission zu eiuer ueueu Prüfung zurück-
gcschickt würdc. Der Vieepräsideut, Hcrr
de Nevcil, bestritt das Recht zu ciiicm
solcheu Aiicrag, obschou dassclbe, sclbst
nach dcr peiiilichsteu Ausleguug dcs Rcgle-
ineiits, nicht eineii Augcublick zu bezwcifeln
war. Da trat eiu Deputirter auf und
ricf: „Wohlau, wcnn iiian uns eiu so
klares Necht bestreitet, so wird uiaii uns
weuigstciis das Recht zugestehen, den Ge-
geustaud aus der Tagcsordiiuug zu strei«
cheu. Verschieben wir es auf das uächste
Jahr." „Weun Sie so haudcln", replicirte
 
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