Knrlsruhe, 23. Iuli. 59. össcntliche
Si'hnng dcc 2. Kninmer der Ständc nntcr
dcm Vorsstzc deS Prässdcnten JnnghannS.
Am RcglcrnilgSti'sche bcssnden ssch die Hcrrcn
Geh.-Rath Dr. Laniep nnd Miiilstcrl'al-
rath von Dnsch. Von dcn Mltgli'edcrn
der Kainnicr haben di'e Abgcordncten von
Hnbcr, Kiinini'g, Lcnz nnd Schnialholz ihr
Nlchtcrschcinen theilS dnrch dringcndc Gc-
schäftc, thcils dnrch Krankheit entschnlvigt.
Die-nbrigcn Mitglicdcr deö Han>cs ssnd
aNc erschienen, nnd haben damit die Ge-
rnchte übcr den bcabsschtigtcn Anstritt cin-
zelner dersclbc» glcichzcitig widerlegt. In
dcn Logen der l. Kaniincr wohnten Se.
Gr. Hohcit dcr Prinz Wilhelm, die Frci-
hcrrcn v. Gölcr nnd v. Geininingeii, Geh.
Hofrath v. Mohl und Hofrath Schmidt
dcr Sitzttiig an. Das Schriftfnhrcraint
zeigt an: dcn Eingang dreicr Bittschriftcn
uni Anfhcbung der provisorischen Gcsctzc,
über welche hente vcrhandclt wird, von
Mößkirch in Bctreff der knrhcss. Fragc
nnd vieler Sicbinacher nin Aufnahnie in
einen Zunftvcrband. Hierauf wird znr
Berathung des Berichts des Abg. Mavs
nber die provksorischcn Gesehe,'die Wicder-
einsetznng indicdcclarationsinäßigcn Ncchte
niehrerer Faliiilien deS rcichslinnilttelbarcn
Adcls betressend, geschritten nnd von dein
Vorsitzcndcn znnächst dcr Antrag der Coni-
uiissson anf Vcrwerfiing der vorgrlegten
Gesetzcsvorlagcn znr Bcsprechnng ansge-
setzt. Hänsser kann ssch nnr niit bcr Vcr-
werfnng dcr vorgrlegten Gesctzesentwnrfc
bcfreunden. Ein großer Staatsinann, ver
Vcrlcbte Frhr. v. Stein, habc frnhcr schon
crklärl, daß dic Bnndcsacte der VolkS-
vechtc zu wcnig, dagckzen dcr Vorrechte
fnr die Nittcrschaft zn viel enthalte. Was
abcr dcni Grnndhcrrn zugestandcn, dnrfe
uian der ganzcn Nation nicht vorenthal-
ten. Jetzt wollc nian abcr das Gcsetz
voni Jahr 1843 gleichsani wic eine Sünde
verschänit auSincrzen. Dic Nechtsbcstän-
digkeit dcs Bnndeöbeschlnsses voin Jahr
1836 sei von anerkaiintcii Antoritäten,
Wiiltcr, Bckk, schon bestritten wordcn,
und heutigen Tages sei der Bcgriff der
Bundesconipeteiiz cin sehr schwankcnder
geworden, dcnn nach den ncnesten Vor-
gängen sei das Staatsrecht ciner belie-
bigen Dentnng unterworfcn. Eine tüchtige
Aristokratie wcrdc nicht durch Vorrcchte
erhalten, cr verweise auf England, wo
sic i»i Bcsstzc der Macht, im Ucbrigen aber
dcm Bürgerthnin glcichgestellt sei. Man
niüsse den Verhältnisseii der Zeit Ncchnnng
tragen, und darnin beantrage er dic Vcr-
werfung dcr prov. Gesctzc, zugleich aber
eiiic ehrerbiclige Adrcsse an Se. Königl.
Hoheit den Großhcrzog, in welcher die
Kaniiner die Bitte ansspreche, baß sic eine
Verständigung init vein vornials rci'chS-
unniittelbaren Adel wünschc. Eine An-
frage Faller's beantwortet der Berichl-
erstatter dahin, vaß die Coininission die
Dcclaration von 1824 wcgen MangclS
ständischer Mitwirknng als m'cht zn Recht
bcstchcnd crachte, nnd varnin könnten anch
die Vcrzichtc der grnndherrlichcii Fainilien
von 1848 nicht berücksschtigt werden, weil
dnrch ssc auf ein Necht verzichtet worden
sei, VaS gesetzlich nicht bcstandcn hättc.
Prestinari ist theilweise init Hänsscr ein-
verstanden, nnr kann cr sich des Wider-
spruchs wcgcn nicht init dem Antrage
vcrcinkgen, daß dic landeshcrrliche Ver-
ordnung vom 14. März 1343 in Wirk-
samkcit belassen werden solle. Der Com-
misssonsbericht gelangt nach ausführlicher
Bcgründnng zn dem Antrag aufVerwer-
fnng der vorgelegten Gesctze. Dicser An-
trag wnrde nach längercr Discnssson bci
der dnrch Namciisanfrnf crfolgten End-
abstimmniig inkt allen gegen eine Stinime
(Abg. Ncgenaner) von der Kainmcr an-
gcnommeii. Ebenso wurde der weikcrc
Äntrag dcs Abg. Kirsncr angenommeii,
welcher folgcndermaßen lautct: „Die Kam-
mer mögc in cincr ehrerbietigcn Adcesse
an Se. Königl. Hohcit den Großherzog!
die Bitte anSsprechen, daß die großhcrz.
Rcgierung ,znr Bcseitignng der Beschwer-
bciiderrcclainirclidcnStandes-niid Grund-
herren mit denselben in Untcrhandlung
ti ete, eine ctwaige Entschädignng für ihre
dnrch Alifhebung dcr angesprochenen Nechte
ihncn ziigegangcnen Nachthcile in billigcm
Maßstabe anf die Staatskasse übcriiehme,
nnd die Ergcbnisse bcr nächsten Stände-
vcrsanimlung zur Prüfung nnd Genehini-
gnng vorlege." Am Schluß der Sitznng
verkündctc das Prässdilim, daß die nächste
Sitznng am kommcnden Freitag stattsinden
werde und dcr Gegcnstand der Tagesord-
iiung die Berathung dcr Berichtc dcs Abg.
Hildcbrandt über die Gcsctzenlwürfe, die
rechtliche Stcllung der Kirchen und kirch-
lichen Vcreine im Staat, die Gewährung
des Schutzcs der Verfassung für dieses
Gesetz, dic theilweise Aufhebung deö Ge-
setzes vom 24. Februar 1349 über den
Berzicht dcr HH. Fürsten v. Fürstenberg
und v. Leiniiigen auf die Gerichtsbarkeit,
Polizci und Patronatsrechte bctreffend;
ferner die Berathung ver Berichte der
Abgg. Häusser, Walli, MayS, die Gcsetz-
cntwürfc iibcr die bürgerliche Standes-
beamtung in Ausnahinefällen, die Anü-
übung dcr Erziehungsrechte in Bezug auf
die Neligion der Kiiider, die Bestrafuug
von Amtsmißbränchen dcr Gcistlichen be-
tresiend. Sollte die Berathung am Frci-
tag nicht bcendigt wcrden, so würde sse
an den folgendcn Tagen fortgesetzt werdcn.
Mannheim, 21. Inli. Die Mit-
glieder des hiessgeu Milsskvcreins, znsain-
nicn etwa 60 Hcrren und Damcu, haben
sich heute früh 7 Uhr mittelst Sonderzugs
zur Bethciligung an dcm 4/ mittclrhei-
nischen Musskfeste nach Mainz begeben.
Frankfurt, 21. Juli. Oesterrcich
hat einen weitcren bedentcndcn Schritt
auf der Bahn seiner Ncugestaltung vor-
wärts gethan. Währcnd sich das k. Hand-
schreiben, das deu „verstärkten" Reichs-
rath ins Leben ricf, denselben noch als
lediglich berathendes Collcgium kaniil init
einer bcschränktcn Controle, resp. Einsscht
in dcn Staatshaushalt gedacht, ist durch
vie skai serb otschaft nnn fencr Kör-
perschaft die cinc Haupthälftc der Befug-
nisse und Aufgabcn constitutioneller Ber-
saininlungen cingeräumt: die Stcuerbcwilli-
gung. Wie überhaupt, so insbesondcre
nach den spezicllen Verhältnissen des Kai-
serstaates, ist danrit selbst die vorzüglichste
Befugniß gegcben; und wenn in unsern
deutschcn Staaten die Steuerbewklligung
fast ohne Bcdeutung gcworden ist, so wird
Niemand deren Wichtigkcit in Oesterreich
verkcnncn wollen. Es möchte sich jedoch
darüber streiten lassen, ob ein großcr um-
fassender Entschluß nicht zweckmäßiger und
dankbarer scin würde, als dieses tropfen-
weise Znmesseii des Unausweichlichen.
Kiriserslautern, 2l. Iuli. Dcm
„Pfälz. Kur." wird berichtet, daß gegen
>die Persoucii, welche die Leitung der
> Protestantcilvcrsanimlung vom 22. April-
überiiominen hatten, eine Untersuchung
l'in Gange sci.
Nlm, 20. Iuli. (U. S.) Der Prinz-
Negent von Preußen hat aus Disposstions-
fonds die Bcisteuer vou 5200 Thlrn.
(9100 fl.) zur hiesigcn Münsterbaukasse
bewilligt.
Leipzig, 17. Iuli. Uuter deni Titel:
„Aus dem Gefängnißlebeu", sind soeben
bei Otto Wiganb zwei Bändchen erschie-
uen, in dencn der bekannte Schriftsteller
und Uebersetzer Theodor OelkerS, früher
in Leipzig, scine zehnfährigen Kcrkerleiden
schildcrt. Oclkers, Vorstaiivsmitglied des
vorgcschrittenenVaterlaiidsvereinszu Leip-
zig, war wegcn sciner Betheiligung an
den Mai-Ereignisseii des Jahres 1849
zn lebeiislänglichein Zuchthause verurthcilt
worben undÄvnrde crst zu Pfingsten vo-
rigen Iahres aus dem Zuchthause zu
Waldheiin entlaffcn. Diese für einen ge-
bkldeten, von seiner Schuld und der Straf-
berechligung nicht überzeugten Sinn so
schwcre Mußezcit stellt der Verfaffer iii
wahrhaft crschütternder Weise dar. Er
ist nicht so ressgnirt und geniüthsfromin,
wie sein achtjähriger Kerkcrgenosse Heub-
ner in den „Klängen aus der Zelle iii die
Heinialh." Was dieser gcfll'sscntlich imd
wohl auch in Nncksscht auf die Znriuk-
geblicbenen verinicd, davon spricht OelkerS
frci und ossen. In eincr großen Neihe
von Einzelnheiten berührt der Verfasser,
unseres Wissens kein geborener Sachse,
den iu der Einlcitung ausgesprochcneir
Satz, daß dic sprüchwörtliche sächsssche
Hnnianität im Zuchthanse zu Waldheim
ssch iii ihr Gegenthcil umkchre, ^aß die
Leiden Silvio Pellico's auf dem Spiegel-
berg idpllisch gcwesen gegen das, was ec
Si'hnng dcc 2. Kninmer der Ständc nntcr
dcm Vorsstzc deS Prässdcnten JnnghannS.
Am RcglcrnilgSti'sche bcssnden ssch die Hcrrcn
Geh.-Rath Dr. Laniep nnd Miiilstcrl'al-
rath von Dnsch. Von dcn Mltgli'edcrn
der Kainnicr haben di'e Abgcordncten von
Hnbcr, Kiinini'g, Lcnz nnd Schnialholz ihr
Nlchtcrschcinen theilS dnrch dringcndc Gc-
schäftc, thcils dnrch Krankheit entschnlvigt.
Die-nbrigcn Mitglicdcr deö Han>cs ssnd
aNc erschienen, nnd haben damit die Ge-
rnchte übcr den bcabsschtigtcn Anstritt cin-
zelner dersclbc» glcichzcitig widerlegt. In
dcn Logen der l. Kaniincr wohnten Se.
Gr. Hohcit dcr Prinz Wilhelm, die Frci-
hcrrcn v. Gölcr nnd v. Geininingeii, Geh.
Hofrath v. Mohl und Hofrath Schmidt
dcr Sitzttiig an. Das Schriftfnhrcraint
zeigt an: dcn Eingang dreicr Bittschriftcn
uni Anfhcbung der provisorischen Gcsctzc,
über welche hente vcrhandclt wird, von
Mößkirch in Bctreff der knrhcss. Fragc
nnd vieler Sicbinacher nin Aufnahnie in
einen Zunftvcrband. Hierauf wird znr
Berathung des Berichts des Abg. Mavs
nber die provksorischcn Gesehe,'die Wicder-
einsetznng indicdcclarationsinäßigcn Ncchte
niehrerer Faliiilien deS rcichslinnilttelbarcn
Adcls betressend, geschritten nnd von dein
Vorsitzcndcn znnächst dcr Antrag der Coni-
uiissson anf Vcrwerfiing der vorgrlegten
Gesetzcsvorlagcn znr Bcsprechnng ansge-
setzt. Hänsser kann ssch nnr niit bcr Vcr-
werfnng dcr vorgrlegten Gesctzesentwnrfc
bcfreunden. Ein großer Staatsinann, ver
Vcrlcbte Frhr. v. Stein, habc frnhcr schon
crklärl, daß dic Bnndcsacte der VolkS-
vechtc zu wcnig, dagckzen dcr Vorrechte
fnr die Nittcrschaft zn viel enthalte. Was
abcr dcni Grnndhcrrn zugestandcn, dnrfe
uian der ganzcn Nation nicht vorenthal-
ten. Jetzt wollc nian abcr das Gcsetz
voni Jahr 1843 gleichsani wic eine Sünde
verschänit auSincrzen. Dic Nechtsbcstän-
digkeit dcs Bnndeöbeschlnsses voin Jahr
1836 sei von anerkaiintcii Antoritäten,
Wiiltcr, Bckk, schon bestritten wordcn,
und heutigen Tages sei der Bcgriff der
Bundesconipeteiiz cin sehr schwankcnder
geworden, dcnn nach den ncnesten Vor-
gängen sei das Staatsrecht ciner belie-
bigen Dentnng unterworfcn. Eine tüchtige
Aristokratie wcrdc nicht durch Vorrcchte
erhalten, cr verweise auf England, wo
sic i»i Bcsstzc der Macht, im Ucbrigen aber
dcm Bürgerthnin glcichgestellt sei. Man
niüsse den Verhältnisseii der Zeit Ncchnnng
tragen, und darnin beantrage er dic Vcr-
werfung dcr prov. Gesctzc, zugleich aber
eiiic ehrerbiclige Adrcsse an Se. Königl.
Hoheit den Großhcrzog, in welcher die
Kaniiner die Bitte ansspreche, baß sic eine
Verständigung init vein vornials rci'chS-
unniittelbaren Adel wünschc. Eine An-
frage Faller's beantwortet der Berichl-
erstatter dahin, vaß die Coininission die
Dcclaration von 1824 wcgen MangclS
ständischer Mitwirknng als m'cht zn Recht
bcstchcnd crachte, nnd varnin könnten anch
die Vcrzichtc der grnndherrlichcii Fainilien
von 1848 nicht berücksschtigt werden, weil
dnrch ssc auf ein Necht verzichtet worden
sei, VaS gesetzlich nicht bcstandcn hättc.
Prestinari ist theilweise init Hänsscr ein-
verstanden, nnr kann cr sich des Wider-
spruchs wcgcn nicht init dem Antrage
vcrcinkgen, daß dic landeshcrrliche Ver-
ordnung vom 14. März 1343 in Wirk-
samkcit belassen werden solle. Der Com-
misssonsbericht gelangt nach ausführlicher
Bcgründnng zn dem Antrag aufVerwer-
fnng der vorgelegten Gesctze. Dicser An-
trag wnrde nach längercr Discnssson bci
der dnrch Namciisanfrnf crfolgten End-
abstimmniig inkt allen gegen eine Stinime
(Abg. Ncgenaner) von der Kainmcr an-
gcnommeii. Ebenso wurde der weikcrc
Äntrag dcs Abg. Kirsncr angenommeii,
welcher folgcndermaßen lautct: „Die Kam-
mer mögc in cincr ehrerbietigcn Adcesse
an Se. Königl. Hohcit den Großherzog!
die Bitte anSsprechen, daß die großhcrz.
Rcgierung ,znr Bcseitignng der Beschwer-
bciiderrcclainirclidcnStandes-niid Grund-
herren mit denselben in Untcrhandlung
ti ete, eine ctwaige Entschädignng für ihre
dnrch Alifhebung dcr angesprochenen Nechte
ihncn ziigegangcnen Nachthcile in billigcm
Maßstabe anf die Staatskasse übcriiehme,
nnd die Ergcbnisse bcr nächsten Stände-
vcrsanimlung zur Prüfung nnd Genehini-
gnng vorlege." Am Schluß der Sitznng
verkündctc das Prässdilim, daß die nächste
Sitznng am kommcnden Freitag stattsinden
werde und dcr Gegcnstand der Tagesord-
iiung die Berathung dcr Berichtc dcs Abg.
Hildcbrandt über die Gcsctzenlwürfe, die
rechtliche Stcllung der Kirchen und kirch-
lichen Vcreine im Staat, die Gewährung
des Schutzcs der Verfassung für dieses
Gesetz, dic theilweise Aufhebung deö Ge-
setzes vom 24. Februar 1349 über den
Berzicht dcr HH. Fürsten v. Fürstenberg
und v. Leiniiigen auf die Gerichtsbarkeit,
Polizci und Patronatsrechte bctreffend;
ferner die Berathung ver Berichte der
Abgg. Häusser, Walli, MayS, die Gcsetz-
cntwürfc iibcr die bürgerliche Standes-
beamtung in Ausnahinefällen, die Anü-
übung dcr Erziehungsrechte in Bezug auf
die Neligion der Kiiider, die Bestrafuug
von Amtsmißbränchen dcr Gcistlichen be-
tresiend. Sollte die Berathung am Frci-
tag nicht bcendigt wcrden, so würde sse
an den folgendcn Tagen fortgesetzt werdcn.
Mannheim, 21. Inli. Die Mit-
glieder des hiessgeu Milsskvcreins, znsain-
nicn etwa 60 Hcrren und Damcu, haben
sich heute früh 7 Uhr mittelst Sonderzugs
zur Bethciligung an dcm 4/ mittclrhei-
nischen Musskfeste nach Mainz begeben.
Frankfurt, 21. Juli. Oesterrcich
hat einen weitcren bedentcndcn Schritt
auf der Bahn seiner Ncugestaltung vor-
wärts gethan. Währcnd sich das k. Hand-
schreiben, das deu „verstärkten" Reichs-
rath ins Leben ricf, denselben noch als
lediglich berathendes Collcgium kaniil init
einer bcschränktcn Controle, resp. Einsscht
in dcn Staatshaushalt gedacht, ist durch
vie skai serb otschaft nnn fencr Kör-
perschaft die cinc Haupthälftc der Befug-
nisse und Aufgabcn constitutioneller Ber-
saininlungen cingeräumt: die Stcuerbcwilli-
gung. Wie überhaupt, so insbesondcre
nach den spezicllen Verhältnissen des Kai-
serstaates, ist danrit selbst die vorzüglichste
Befugniß gegcben; und wenn in unsern
deutschcn Staaten die Steuerbewklligung
fast ohne Bcdeutung gcworden ist, so wird
Niemand deren Wichtigkcit in Oesterreich
verkcnncn wollen. Es möchte sich jedoch
darüber streiten lassen, ob ein großcr um-
fassender Entschluß nicht zweckmäßiger und
dankbarer scin würde, als dieses tropfen-
weise Znmesseii des Unausweichlichen.
Kiriserslautern, 2l. Iuli. Dcm
„Pfälz. Kur." wird berichtet, daß gegen
>die Persoucii, welche die Leitung der
> Protestantcilvcrsanimlung vom 22. April-
überiiominen hatten, eine Untersuchung
l'in Gange sci.
Nlm, 20. Iuli. (U. S.) Der Prinz-
Negent von Preußen hat aus Disposstions-
fonds die Bcisteuer vou 5200 Thlrn.
(9100 fl.) zur hiesigcn Münsterbaukasse
bewilligt.
Leipzig, 17. Iuli. Uuter deni Titel:
„Aus dem Gefängnißlebeu", sind soeben
bei Otto Wiganb zwei Bändchen erschie-
uen, in dencn der bekannte Schriftsteller
und Uebersetzer Theodor OelkerS, früher
in Leipzig, scine zehnfährigen Kcrkerleiden
schildcrt. Oclkers, Vorstaiivsmitglied des
vorgcschrittenenVaterlaiidsvereinszu Leip-
zig, war wegcn sciner Betheiligung an
den Mai-Ereignisseii des Jahres 1849
zn lebeiislänglichein Zuchthause verurthcilt
worben undÄvnrde crst zu Pfingsten vo-
rigen Iahres aus dem Zuchthause zu
Waldheiin entlaffcn. Diese für einen ge-
bkldeten, von seiner Schuld und der Straf-
berechligung nicht überzeugten Sinn so
schwcre Mußezcit stellt der Verfaffer iii
wahrhaft crschütternder Weise dar. Er
ist nicht so ressgnirt und geniüthsfromin,
wie sein achtjähriger Kerkcrgenosse Heub-
ner in den „Klängen aus der Zelle iii die
Heinialh." Was dieser gcfll'sscntlich imd
wohl auch in Nncksscht auf die Znriuk-
geblicbenen verinicd, davon spricht OelkerS
frci und ossen. In eincr großen Neihe
von Einzelnheiten berührt der Verfasser,
unseres Wissens kein geborener Sachse,
den iu der Einlcitung ausgesprochcneir
Satz, daß dic sprüchwörtliche sächsssche
Hnnianität im Zuchthanse zu Waldheim
ssch iii ihr Gegenthcil umkchre, ^aß die
Leiden Silvio Pellico's auf dem Spiegel-
berg idpllisch gcwesen gegen das, was ec