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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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Juli
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0086

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iliittr d,'i» Papstr und untcrv den Kü'chm-
qcscpm. — IlN Grpßherzdgthniil Badcn
stchcn die Gcistlichen bedrängt zwischen
bciden Gewaltcn, deiin ini Streitfalle
würdc der Gehörsani von der cinen oder
von der anderen gestraft. — Das ist nnn
allerdingö schr harl, aber in kirchlichen
Din.qen gibt c6 fnr un6 keinc Collisston
dcr Pstichtcn; dcnn in dcm Kreisc dieser
Dinqc hat nnr der Wille der Kirche die
rechtliche Kraft. — Wir alle habcn den
Eid dcö Pricsters geschworen; — kcine
Widerwärtigkeit, keine Gefahr, kcin Nach-
thcil und kein Vcrlnst darf nns abhaltcn
von der Erfnllnng dieses Eideö, nnd wir
werdcn, wo es Noih thnt, die Strafen
des Ausnalnnögesctzes mit Evgebung er-
lcidcn,. aber in allen kirchlichen Dingcn
dem hochwürdigstcn Erzbischof, als uii-
screin kirchlichen Obern, den canonischen
Gehorsam leisien."

Heidelberg, 25. Jnli. Ueber die
erfolgtc Ercottimilnication des Pfarrers
W a Idkirch e r in Blumenfelb vervffent-
licht die K. Z. dcn nähern Hergan.g in
nachstehendcr Weise:

„Pfarrcr Waldkircher, ein Mann vvn
übcr 60 Iahren, versteht die Pfarrci
Bluinenfcld schon länger als 20 Iahrc;
so viel bckannt, war er stets niit Liebc
nnd Eifer thätig, nnd ist in dcr Gclneindc
im Allgeiiicincn geachcet und bcliebt. Da
cr stch währcnd dcs Kirchenstreites dem
Vvrgehcn der vbcrn Kirchenbchvrde gegen
die großh. Negiernng nicht encrgisch genng
anschlvß, gericth cr bei jener in UiiZniisi.
Eine Rcihe von Drniinciationen, z. B.
daß er das ewige hicht in der Kirche nicht
brennen laffc, daß cr die .Meffe dentsch
lese, daß er am Frohiileich.namöfcst nicht.
vicr Ältäre anfschlageid laffe u. s. w. fan-.
dcn bei dem crzbischvfl. 'Ordinariat Icicht
Eingang nnd hattcn zur .Fvlge, daß Wald-
kircher hierwcgen in Untersnchung genvm-
inem werdcn svllte. Iedvch.wnrde ihin.zn
erkennen gcgeben, daß hievon untcr der
Bebinguttg Uingang geiioinni.cn werden
sollc, weiiil er nm Äbseiizbcwilliguiig, d. i.
nm ständi'gcn Urlanb eiiikommen nnd dem
aiifziistellenbi'n Pfarrverwalter.cincn jühr-
lichen Gehaltsbtitxag entrichten werde.
Pfarrer Waldkirchcr. ginge Anfangs . anf
diescs Anstnneii cin, änderte aber später
seigen Entschluß. dahin, vvn der. ihm er-
thcilten Bewilligllng, vvm Ort seines
Aintes abwcscnd zu sein, keineu Gebrauch
machcn zu wollcn. Statt nuii dic angc-
drdhte...Uiitersnchung gegcn Waldkircher
wicder. ailfzunehmeii, erklärte das erzbi-
schvflichc. Ördinariat denselben als znr
Abpenz von seiner Pfarrei ver-
trags niä ß i g verp flichtet, u»d ging
sogar sv weit, ihn nach drcimaligcr. vcr-
gebsichcr Aufforderung zu.in. Antritt dcs
Urlaubs .seiner Pfrüi,de wegcn beharr-.
'S^'^^^lains vrrlustig zu erklärcn.

Waldkircher.auchgeht nicht die Pfarrei

verlicß, ersolgte bie grvße Ercvminuni-
catioii deffelben." Wcnn in dicscr Weise
dic. Kirchciibchvrde fortfährt, Iustiz über
dic Geistlichen des Lanves zu üben, sv
wärc es nm vercn-rechtliche Eristenz ge-
schcheu, wenn auch noch bie großhcrzogl.
Ncgierung ihren schühenden Arm znrück-
zvgc.

Mannheim, 23. Iuli. Bekanntlich
wendete stch der hicstge Handelsstand in
jüngstcr Zeit mit der Bitte. um Ein-
führnng von Handclsgerichtcn an großh.
Instizministerinm und wnrde die hieranf
bezügliche Petition durch grvßh. Handels-
kamnier dahier an dicse Stelle befürwvr-
tend einbefvrdcrt. Gntcm Vcrnehmcn nach
wurdc der großh. Handelskammcr vom
grvßh. Iustizniinisterinm hieranf ervffnet:
cs sei bei dcr Bedachtnahmc der Ein-
führung .von Handelsgerichtcn in dem Ent-
wurfe eiues allgemcinen dcutschen Handels-
gcsetzbuches auch zu hossen, daß in Fvlge
dessen gleichfvrmige Einrichtungen zur Ent-
sch.cid.uiig der Handcls-Prvzeffc in Deutsch-
land. getroffen würden, die großh. Regic-
rung werde wenigstcns nicht ermangeln,
das Ihrige zur Errcichnng dieses ZwcckeS
beizutragen, und wenn diesc Hoffnung stch
nicht erfüllen . odcr . ihre Vcrwirklichung
stch allznsehr verzvgern sollte, so werde
das grvßh. Jnstizniinisterinm bemüht sein,
dem vvin Mannheimer Handelsstande ans-
gesprochenen Wunschc dnrch dic cigene Le-
gislation dic . gebührende Rechiiung zn
tragcn.

Dic großh. Ncgieruiig dcs Mittelrhein-
krcises crsucht in eiiicin Ansschreiben an
die ihr imterstchenden Aemter um frci-
willigc Bciträge für dic am 18. Juli
dnrch Hagelschlag cheschädigtcn Gemcinden
Oeschelbronn, welche cinen Verlnst von
150,000 fl., und die Gcmcinde Niefern,
wclche einen.Schaden von 80,000 fl. zu
beklagen hat.

Freiburg. Jir Folge der. für die
Hagelbeschädigten dc.s Landamtsbezirks
Freiburg nach Erlaß grvßh. Krcisregie-
rnng vvm 10. Septcmbcr v. I. im Ober-
rheinkreisc vorgenoiumenen Collccte gingcn
zusaininen 549.3 fl. 51 kr. ein.

Aus der Diözese Freiburq, 21.
Iuli. . Gegeu das'hofgerichtliche Ürtheil,
durch wclches Alban Stvlz in seinem
Strafprvzesse freigcsprvchen worden, hat
dcr großh. Staatsanwalt Berufnng an
das Oberhv.fgericht angezeigt und aus-
geführt.

Frankfurt, 23. Iuli. Gestern Nach-
inittag erlcbten wir in der cine Viertel-
stunde von hier entfcrnten Frankfurter
Ortschaft Obcrrad bei Gelegenheit des
dvrtigen Nachkirchweihfestes eine sehr be-
deutende Militärschlägerei zwischem preu-
ßischcu und Frankfurter Svldaton. Es
entstand eine großartigc Schlägerei am't
blanker Waffe, wobei die Ocsterreichcr nnd
Bapern, wic gcwvhnlich, Partei gegen die

Prcußen nahmen und sch.Iießlich dic lchicrn
die Flucht ergrcifen mußten. Vielseitia.
Verwundiingcn kamen vvr und heute Nack
mittag hat bereits cinc strenge U„te/.
suchnng Seitens des Obercommandos b/,
gonnen. (M. I.)

Frankfurt, 24. Juli. Der badischc
VundeStagsgesandte Frhr. Marschall von
Dibcrstein hat stch mit dcr Frriin Sldel-
heide v. Falkcnstein, der Schwester sciiicr
verstorbencn crsten Gemahlin, verlobt.

Hunau- Znr Vcrhandlung über du
Nichtigkeitsbeschwerde, welche der Verthc'i-
diger dcs vom Schwnrgcrichte in Haiiau
znm Tvde vcrurtheilten Naubmvrdcr's
No ltc erhoben hat, ist vom Appcllaiioiis-
gerichte in Kasscl Tcrmin auf dcn 9. An^
angcsel)t wordcn.

Moinz, 24. Jnli. Das Musikfest
hat nach Berichten verschicdcner Blätter
am 22. in hicsigcr Sladt den schvnsten
Verlanf gehabt.

Koburg, 22. Juli. Heute früh be-
gann das Sängerfest mit einer Ver-
sammlung dcr Sänger anf dem Markt-
platze. Bürgermeistcr Oberländer bcgrüßte
die Sängcrgäste ans einem Fcnster des
Nathhanscs. Dcr Gcdanke der Ncde war:
Die deutschen Sänger habcn die uns alle
bewegende Frage-: Was ist dcs Dentschen
Vaterland? zuerst anf einein frühereii
Sängertag (in Würzbnrg) und dann, js
oft sie zusainmenkamen, im lantcn Chorr
einstimmig bcantwortet: Das g a n z e
Dcntschland soll es -scin! Darum bringe -
er in ihrem Sinnc cin Hoch „dem ganzen,
eililgcn dcukschcii Vatcrland!" Es sollen
1700 answärtigc Sänger angcmcldct sein.

Berlin, 23. Iuli. Die Rcgicrung
hat nunmehr den Befehl znr Abscndung
mchrcrer Kriegsschiffe nach Sicilicn und
Spricn crtheilt. Die franzvsischen Vor-
schlägc in Bezug auf Sprien gehen dahin:
Untersuchiing an Ort und Stellc durch
gcmcinschaftliche Commissäre sämmtlicher
Großmächre; Landuiig vvn Truppencorps -
in Sprien, zu deren Stellung sich Frank«
reich erboten hat; die Operation svll nn-
tcr Zustl'miilung der Pfvrte geschehen.
Wie es hcißt, haben sämmtliche Mächte
jetzt zu dicsen Vorschlägcn ihre Zustim-
munA gegeben. Privatnachrichten bcstätigcn
fcrncr die Landung Garibaldi's in Neapel
und die vom König von Ne.apel änbefohlene
Näumnng Messina's.

Berlin, 23. Inli. Die Polizei-
Conferenz der deutschen Groß- imd
Mittelstaatcn tritt Anfäng Angnst in Stnic«
gart zusammeN. — Der König voit
Neapel will, laut neuester Erkläruiigeii,
den Sicilianern volle Frcihcit im Jniieril
zngestehen, verlangt aber von den eiiro-
päischen Mächten Garantie für den Beflß
beider Sicilien. Mit dieseu Erklärnngeir
in dcr Tasche rcisen jctzt dic neapolita-
nischen Agentcn in Europa ümher uiid
 
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