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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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Juli
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0090

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Handkaffc zn verabrcl'chtn. Nach iituern
Mitthkllnngcii ist der dnrch das Gewl'tter
angerl'chtete Schaden in Nicfern anf80,000
Guldcn niid in Oeschclbronn auf 150,000
Gnlden gcschätzt.

Frnnkfurt, 26. Juli, Nachniittaqs.
In dcr hcntigcn Schlilßsitzttiig der Bnn-
dcsversaiiinilnng erstattetc der Ml'litär-
ausschuß Bericht nber die Anträge dcs
prcußischen Militärl'evolliiiächtigtcn in Bc-
treff der Bundc 6 - Kr i e g sch e r f a ssu n g.
Die Minorität des Ansschnsses ist fnr die
Zweitheilung dcs Oberbcfchls in einein
allgemeinen Kn'cgc; die Majorität spricht
sich für die Erhaltnng der bestehendcn
Bcstiminnngeil nbcr dic Einhcit des Ober-
befehls nbcr die Bnndesarmee ans. Olden-
burg bringt das d ä nisch e Fina n z g c-
seg in Anregung, nnd dic bei der Wnrz-
-nrger Conferenz bethciligten Regierungen
-eantragen cin dentsches Patcntge-
sctz. Dir Versammlnng vertagt sich bis
zum Octobcr.

Offenbach, 23. Jnli. Das Resnltat
der Geldsammlniig rn hicsiger Stavt fnr
das Turnfe st, welches am 5. nnd 6. Ang.
iii nnserer Stadt abgehaltcn werden gvird,
bcträgt nahczn 4000 si.

Knffel, 21. Jnli. Am 31. Mai d. I.
war zn Viermünden ein Missionsfest nnd
znm Festredner ein gewisscr C. Hä'rms
ans Hermannsbnrg bestimmt: dcrselbe war
jedoch verhindcrt und an seine Stclle trat
Herr Vilmar, dcr dann seine Nede fol-
gendermaßen einleitete: „Jch stehe hicr an
Stelle eines Äiidern, trete deßhalb un-
vorbereitct hier auf; doch nein, ich habe
iiiich vorbcreitet, abcr ganz andcrs, als
es Aiidere thun, ich habe mit dem Hcrrn
selbst geredct, lind cr hat mit mir ge-
redet, nnd was ich hcnte inittheile, sind
seine Worte: Heüte Morgen erschien mir
der Herr, nicht ctwa in geistl'gcm Sinn,
in scinem Wort n. dgl., iiein, versteht
inich, wesentli' ch n n d l eibhaftig e r-
schien cr mir, nnd wenn ich dcreinst
in den Hkmmel komme (Thränen entstnrz-
tcn dcn Angen dcs Nedncrs), so witl ich
ihn sosort wieder erkennen nnd ausrnfcii:
Der da ist's." Hieranf ricf der Redner
Gott zum Zeugen an, daß cr die Wahr-
heit rede, nnd beschwor ihn, cin Zeichcn
an ihm zii thun, wciin cr dic Unwahrhcit
rede.

Töplih, 25. Juli. Der P rinz - N e-
gent ist mit dem Fürsten von Hohen-
zollcrn und Hrn. v. Schleinitz in öster-
reichischer Uniform nach 5 Uhr angckom-
men, vom K-ai ser in prenßischcr Uniform
am Bahnhof erwartet. Begrttßung herz-
lichst. F.M.L. Graf Mensdorff war znr
Bcgrnßung bis Bodcnbach entgegengcrekst.
Der Prinz-Negent bcgab sich sofort mit
dcm Kaiser in das vorbereitete Absteig-
guartier. Um 7 Uhr Tafel beim Kaiscr;
später Fackelzug nnter lebhaftester Be-

völkerungstheilnahme. Sodann Thce bei
Fiirstin Clarp.

Töplitz, 26. Juli. Gcstcrn Abend
wurvcn beiven Fnrsten Lebehochs von
der Mcnge gerufcn nnb erschiene» sie
dankend anf dcm Balcone bcs Clar.y'schen
Palastes. Hentc Morgen war Vorstcllnng
der hicr anwescnden Prenßen beim Prinz-
Negenten, der seine Anrede also schloß:
„Den Weg, den ich eingeschlagen, werde
ich festhaltcn znm Wohle Prcußcns, Deutsch-
landö, Enropa's."

Töplitz, 26. Juli. Der Kaiser hat
nm 11 Uhr den Priiiz-Ncgcnten besucht
und verwcilte andcrthalb 'Stnnden bci
dcmselben.

Stettin, 24. Inli. Während dcs
größeii Turnerfestes am Sonntag hatte
cin hicsiger Kanfmann an seinem Hanse
die schwarz-roth-golvene Fahnc ansge-
stcckt. Trotz seincr Remonstrationen ließ.
der Polizeivircctor v. Warnstedt' dieselbe
dnrch cinen Polizcibcamten wiedcr ' ein-
zichen. In der hentigen „Neuen Stctt.
Ztg." klagt der Bctrcffendc den Polizci-
director der Verlctznng des Hausrechts
aii.

Wien, 22. Iuli. Es bcstätigt sich,
daß bcr Papst dic von dem französischen
Gesandten, Herzog von Grammont, über-
brachten Neformvorschlage abgelehnt hat;
cr soll erklärt haben, ünter kciner Be-
dingniig di'esclbcn aniiehinen und fnr den
Fall, däß man ihm Gewalt anthnn wnrde,
stine Staaten vcrlassen zu wollen.

Wien, 24. Inli. Die Abcnvausgabe
der „Wicncr Zcitnng" theilc init, daß
gestern in Pcsth nellerdings Ansammlnngen
von Volksmassen, etwa 7—800 Köpfe
stark, in der Gegend des Zrinp-Kaffee-
hauscs stattgefnndcn habcn. Anf Anf-
fordcrung vcr bewaffneten Macht haben
die Meistcn sich stillschiveigend entfernt.
Die Säumigen, nnter denen 4 Handwerker,
sind verhaftet wörven. Um 10 Uhr war
bie Rnhe wieder hergestellt.

F- r a r» k r e i ch.

Pciris, 25. Inli. Dic Kaiscrin ist
vorgestern nach dem Badort Eanr-boiines
abgereist.

PariS, 25. Jnli. Gestern ist die
Ordre ergangen, die'Einschiffnng der
fiir Sprien bestimmten Trnppen ein-
znstellen. Die Antwort Prenßcns anf
die Vorschläge Frankreichs war bis gc-
stern Abend noch nicht eingetroffen. Eine
gemischte cnropäische Commission wird die
sprischc Angelegcnheit nntcrsnchen, bevor
die Erpedition vor sich geht.

Paris, 26. Jnli. Im „Constitnti'onnel"
knnvigt Grandguillot dcn nahen Abgang
der so rasch ansgeriistctcn fr anzösischen
E.rpcdition (nachisprien) an, um dcr
Tlirkei zn helfen, das Blntbad zu unter-
drücken. Es erscheine unmöglich, daß eine
derartige FrägeEuropa verunel'nigen könnc.

B e l g i e n.

Brüffel. Der König ist ^
Äbends von Namnr znrückgtkehrt, wo ,uf
Feier seincs Ehrcntages die glänzeiidßcn
Feste Statt gefunven habcn. Uiiler die
letztcrcn gehört ein großcs Musikfest, bei
wclchem mit Bctheillgnng der bestcn
Kräfle dcs Lanpcs „Die Iahreszeitcn»
znr Aufflihrung gelangt sind. Dcr patriv-
tische Enthüsiasmnö der dortigen Be-
völkerung hat,-übereinstimmenden Berichten
znfolge, den Brüsseler Vorgängen in nichis
nachgestanden. Den lebhastesten Ansdrmk
haben biese vön gänz Belgien gctheilten
Gefühlc anf der Rückreise iip dem indu-
striellcn Distr'icte von Chärlcroi gcfundcn,
wo die zu Tansenden herbeigeeilte
arbeitendc Bevölkernng dcm/Könige die
lantestcii und innigsteii Bewcise der Liebe
gegeben hat. In Charlcroi selbst, wo.
dcr königliche Zug 20 Minuten anhielt,
habdn in vem weiten Stati'ons-Gebäüde
unnnterbrochen die fölgendcn. Nüfe' wie-
dergehallt: „Vive le k.oi! Vivo, Ig.,
lZoI^iguv! ck'itnitexion!"

C' n g l a n d.

London, 25. Iuli. Die heutige „Ti-
mes" sägt, dcr zwischen den Drnsen imd
den Maroniten abgcschlossene Friede biauche
die Iiiterveiikiön dcr enropäischen Mächte.
nicht zü vcrhindern. Anch die Musek-'
männer scien für die in Sprien stattge-
habten Morvsccncn vcrantwortlich. Wenn
die Türkei außer Stande sei', dem Blnt-
vergicßcii Einhalt zn thnn, so sei es Pflicht
vcr christlichcn Nationen, Sprien zu occu-
piren und vic Anstifter der Blutthaten,
sowie dcren Spießgescllcn zn bestrafcn.

London, 26. Inli. Lant einem
Pariser Telcgramme in der „Morning.
Post" hat Sardi'nicn eingervilligt, den
von Neapel vorgeschlagenen sechsmonat-
lichen Waffcnstiüstaiiv bci Garibaloi zir
befürworten.

D ä n e m a r k.

RendSburi;, 19. Inli. Das hiesige
Polizeiamt hat nach dem „A. W." dic
Statnette dcs Freiherrn v. b. Tann aiis
dem Schanfenster dcr Krnse'schen Thon-
waärenfabrik cntfernen laffen nnd dcil
Verfertiger nnd Anssteller, ivegen Ueber-
tretung veö Verbots aller sichtbaren Ee-
innernngszel'chen an das Jahr 1843, in
eine Brüche von. 2. Nthlr. verurtheilt.

I t a l i e n.

Der Presse schreibt man aus Neapel
nnter dem 16. Iuli: „Jch gcbe Ihnen im
Nachstehenden die Einzclhciten über die
von den Gardesoldaleii hierselbst verübtcn
Ercesse, bci welchen sie init dem Sabel
i'n der Hand: „Es lebe der König !" riefen.
Letzten Sonntag hatte die Gardc Aus-
gangstag. Die Soldaten trngen ihrcSäbel.
 
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