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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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August
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0190

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Fürst v. Lvwenstclii-Werthei'ni findct i'n
dcn Gcschcntwürfen ci'ne Bcvvrninndnng
der kath. Ki'rche, aber nicht eine Slnerken-
nnng ihrer Nechte. Er nntcrstntzt den Sln-
trag dc6 Frhrn. v. Stotzi'ngcii. Ebenso
Frhr. v. Gciiiini'ngeii, welcher znni großen
Thei'lc sci'nc gcschriebenc Ncdc ablicst. Der
Nedncr geht auf die Worte des Herrn
Staatsinini'ster vr. Stabel iin andcrn
Hause zuriick, die Aellßeriing iiämlich, daß
dcr Ncgi'ernng nnr die Wahl vorgelegen
habe zwi'scheii Verfassliiigsverletznng oder
Vertragsbruch. Der Herr Negr'ernngsconi-
un'ssär habe dargethan, daß die Ucberein-
kunft nicht aufrecht erhalten werden wolle.
Die Negl'crung sei aber znin Abschlusse dcr
Uebtreilikniift berechtigt gewcsen, und dcr
Si'eg, dcr jctzt durch dic Behanptnng cr-
rnngen worden sei, daß nnr aües Necht
und alle Gewalt vom Staat ausgehcn
könne, führe cntweder zur Anarchie oder
zur Despotie. Es gebe aber anch Rechte,
die in'cht voin Staate ausgingcn, und solche
enthaltc die Uebereinkunft, die noch zu
Necht bestehc. Hr. Staatsininister vr. Sta-
bcl eiitgegnet dein Nedner, daß cr seine
Worte iin andern Hause aussallend iniß-
dcntet habe. Danials, als er diese Worte
gcsprochen, hättcn schon die Mehrheiten
beider Häuser den Vertrag niit Rvin für
lliigiltig erklärt, und bci einein iingiltigeii
Vcrtragc könne von eiiicin Vertragsbrnch
kcinc Rcde scin. — Nachdcin Geh. Nath
Lanicp einen längeren Vortrag gehalten,
führt Hofrath Schinidt aus, daß das, was
Versprochcn worden, in den Gelepcn anch
gegeben sei, und kvinint dabei auf dic
prcnßi'schen Vcrfassnngsbestiniinuugcii zu
sprechcn. v. Chrisniar erklärt, daß cr
frühcr, wenn er ni'cht von hicr abwescnd
gewescn wäre, für dic Conventioii ge-
stininit haben würde, jetzt aber könnc er
den Gesctzcn iin Allgenlcinen beistiinnicii.
Der Antrag des Freiherrn v. Stotzingen
wird hieranf verworfcn, da cr nur 5
Stl'mincii auf fich vereinte (Fürst v. Lö-
wcnstciii, dic Frcihcrren v. Gcniiniiigen,
v. Falkenstei'n, v. Nottbcrg n. v. Stotzin-
grn). Jn der nun folgcndeii speciellen
Discussion wcrden die einzeliien §§. nach
dein Comulissivnsaiitrage bis init §. 10
angeiioinmen uiid sodaiin Nachmi'ttags nach
2 Uhr die Si'ßiing geschloffcn. Die An-
träge der Minderheit erhielten nur 5, re-
spective bei Artikel 10 (freie Verwaltung
des Kircheiivermögciis durch die Kirche)
8 Sti'nimeii von 20.

Schließlich wird noch bemerkt, daß das
Secretariat ein eingclanfeiies Schreiben
des Vorsitzendcli nnd der beiden Secretäre
der Appenweicrer Versammluiig vom 23.
v. M. mitthcilte, wvrnach die daselbst
bcschlosscne „Erklärung der kath. Geistlich.
keit des Großhcrzogthums Baden" nun-
mchr von 803 kathvlischen Gcistlichen nn»
tcrzcichnct sei; circa 6 Gcistliche hätten
üegcnthtiliger Gesinnung hälber dic Er-

klärung nicht unterzeichiict; bei eiuer Au-
zahl Andercr sei die Unterzeichiiung Ab-
wcsciiheitshalber linterblicbcil, aber ihrc
Zustiminung von den Stcllvertretcrn und
Dccauaten eiiibcrichtct worden, so daß
hicrnach i„ dieser Frage beinahe volle
El'ilstimmigkeit dcs gaiizen katholischen
Clcrus constatirt sci.

Karlsruhe, 24. Aug. Nachdem in
der gestrigcn und htutigcn Titzung der

1. Kammer dic Gcsetzentwürfe zur Rege-
liing der kirchlichcn Angelcgciiheiten des
Großherzogthums ausflihrlich dcbattirt
worden, wnrdcn darübcr heute folgende
Beschlüsse gefaßt:

1) Der Hanptgesetzentwlirf übcr recht-
liche Stcllung dcr Kirchen und kirchlichen
Vercine wnrdc nach der Fassung der

2. Känimer — mi't einer Abäudcruiig in
§. 9 — mi't 15 gcgcn 5 Stimmcn (Fürst
v. Löwenstcin, Frhr. v. Stotzingcn, Frhr.
v. Gciiimi'ngeii, Frh. v. Falkcnstein, Frhr.
v. Rvtberg) aligenommen.

2) Die Berathung nnd Bcschlnßfassnng
über den Gesetzcntwurf, dic Gcwährung
des Schntzes der Verfaffung für das Ge-
setz 8nli 1 bctr., mnßtc bis auf Weiteres
vertagt wcrden, da dic nach §. 74 der
Verf.-Urk. erforderliche Anzahl von Mit-
gliedern dcs Hauses m'cht anwesend war.

3) Der Gesetzentwnrf über die theil-
weisc Anfhebuiig des Gesctzes vom 24.
Fcbrnar 1849, den Verzicht vcr HH. Für-
stcn von Fürstenberg nnd von Leiningen
anf die Patronatsrcchte bctr., wurdc ein-
stimml'g angcnomincn.

4) Derjcnigc über die bürgerlichc Stan-
dcsbcamtnng in Ausnahnisfätlcii wurde nn-
ter St^ei'chnng dcs letztcn Paragraphen mit
obigcn 15 gegen 5 Stimmen,

5) dcrjeuige über dic Alisübung der Er-
ziehnngsrcchte in Bczug auf dic Neligion
der Kinder nüt 11 gegen 8 (obige 5 Stim-
mcn nnd Prälat U'llniann, Frhr. v. Nüdt
nnd Hr. v. Chrismar), und

6) dcrjeiiige über die Bestrafnng von
Anitsmißbräuchen der Gcistlichen, unter
Abänderung des ersten Paragraphen, mit
13 gegen 6 Stimmen (obige 5 und Frhr.
v. Türckheim) angenonimcn.

rNmmheim, 23. Aug. Das von
Hrn. Oekonoini'erath Höch i'n Ludwigs-
hafcn angercgtc Unternehmen einer auf
Gcgtiiscitigkeit bernhendcn Mobr'liar-Feuer-
Vcrsichcrungs-Gesellschaft für größere Ge-
werbe und Fabriken hat, wie bereits be-
kannt, bci dcm letzten Börsentag in Stutt-
gart allgcmeinen Beifast gefnndcn und wurde
von dcn dort zahlreich versammeltcn In-
dustriellen einstimmig für ausführbar er-
klärt. Bis jetzt haben schon 68 Firmen
ihren Bcitritt zugesichert, die zusammen
ein Versicherungs-Capital von 30 Mistio-
nen repräsentiren. Ueber die Zweckmäßig-
keit des projektirten Unternehmenö gehcn
die Anstchtrn kaum ausciiiander, wohl aber
über scine Ausführbarkcit; wenn eö ein-

mal ausgeführt sein wird, wird man sich
wuiidcrn, daß man anch nur cinen Augeii-
blick an der Möglichkeit zweifcln konnte.

Mannheim, 23. Aug. Ueber die
bcim großh. Obcrhofgerichtc wiedcrholt ein-
gereichtc Appellation des F. 5k. Müller
von bier, verurtheilt wegen Wcchselfäl-
schulig, wurdc am letzten Montag vcr-
handclt uiid nach' der heute erfolgteu Ur-
theilseröffnung dicselbe vcrworfen. Es
verblcibt somit bei dein Spruche dcs
Schwurgerichts in Bruchsal (neun Iahre
Zuchthans).

Freiburg, 22. Aug. Bci der im näch-
sten Monat 'stattfiiidcnden 4. Säcularfeier !
der Nachbaruniversität Basel wird, wie !
wir vernchmen, die hiesige Universttät durch
die Herren Prorector Hofrath Fritz, die
Professoren Ecker und Hecker, sowie Hof-
rath Scngler vertreten werden. — Die
für Mitte October angesetzte Fcier des
50jährigen Bestchens dcr Universität Bcr-
l lin wird von hicr als Abgeordneter der
l Universilär Hcrr Professor v. Woringen
beiwohnen.

Darinstadt hat in einer der Ictzten
Biindestagssitziingeil eiiien Antrag auf
gleiche Bewassnung mit gezogencn Ge-
schützcn für die Feldarlillerie gestcllt, wel-
cher Antrag an die Militärcommission ver-
wi'esen wurde.

Kassel, 20. Aug. Die offizieste Zei-
tung theilt mit, daß der hcutige Geburts-
tag des Knrfürsten „ohne Störnng" vor-
übergcgangen sei. Hat man cine Störung
gcfürchtet? — Dic Landtagswahlen fallen
durchgängig im Sinne drr Vcrfaffung von
1831 aus.

Kassel, 22. Aug. Daß unser Landes-
herr stch für seinc Neisen nach Fulda uiid
Hanau als obcrster Militär-Chef für Au-
spiciruug dcr Negimenter Tagegclder und
Neisekosten auszahlen läßt, -ist bekannt.
Dagegen ist es sehr auffallcnd, daß scit
Iahren schon keine Ofsiziere mehr auf
Reisen zu ihrer Ausbildung gcschickc wcr-
dcn, vbgleich für diesen Zweck ein jährlich
zu verausgabcnder Betrag im Militäretat
ausgkworfen ist. Selbst den großen Schieß-
übungen i'n Berliii mit gezogenen Kanoiien
wohnte kein diesseitiger Militär bei, was
mindestens auffallend genannt werden iiniß.
Wahrscheinlich werden diese Reisegcldcr
erspart oder zu anderen Zweckcn verwandt.

Berlin- Ein von 82 Mitgliedern der
Nit.terschaft unterzeichneter Autrag vcr-
langt für das Großherzvgthum Mecklcii-
burg-Schwerin die Herstettung einer Rc-
präseiitatl'v-Verfassnng.

Hannover, 22. Aug. Der „Md.
Zeitung" zufolge ist auf Ersuchcii ^r
darmstädtischen Negierung Herr v. DeN'-
liigsen vor das Amtsgericht gcladcn,
um über die Theilnahme eim'ger darm-
städtischer Untcrthaneii (des Hrn. Unwal
Metz) Zeugniß zn lei'sten. Hr- v. Bcn-
liiigseu verweigert sciii Zeugniß, wen
 
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