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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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December
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0638

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fnhrcn: Ei'n bckciiiiitcs, i» dcr bai'eri'schen
Pfa!z erschci'iieiideS Blatt sagte kürzli'ch
nn't dürrcn Wortcn aus: „Riißland, ni'cht
Oesterrei'ch habe scmcr Zci't (,'n den Jah-
rcn 1848/49) i'n Jtalien thatsächli'ch ge-
sicgt!" Wi'll sagen, im't andern Worten,
Niißland habc Ocsterrcich durch sci'ne i'n
Ungarn gclei'stete Hi'lfe die Si'egc ,'n
Jtali'cn erinögli'cht. — Nun aber war
Radcpki bekanntli'ch schon ain 6. Angust
1Ü48 sicgrei'ch in Mailand ansgezogen,
lange bevor der ungarische Aufstand (ini
Oct. 1848) ausbrach. — Die sicgreiche
Dceiidigung dcs zwciten Kriegcs gegcn
Picinont abcr (ini März 1849) war daö
Wcrk eiuiger wcnigen Tage. Die Ver-
hältnisse in Ungarn 'änßertcn hierauf nicht
iin entferntestcn irgcnd einen Einfluß.
Der Jusnrrcctionskrieg daselbst war viel-
„ichr damals noch langc iin Gang, und
wnrde erst iin Augnst 1849 vollständig
beendigt, ohne daß, beilänfig gesagt, die
rusfische Armee nnter dein Oberbcfehle
dcs überaus vorsichtigen Paskewitsch hie-
bci eines weitern erhcblichcn Erfolges sich
hätte rühinen können, als daß sie cben
durch ihrc große Masse iinponirte und
dein östcrreichischcn Feldherrn cin raschcs
Vorgchen in das Herz des Landes und
das Führen entscheidender Schläge lcichter
möglich machte. —

D ett tsch l a n d

Karlsruhe, 28. Dcc. Von 11 Ncchts-
candidaten, welche sich der in dicscm Spät-
fahr vorgenoinincnen Staatsprüfung un-
terzogen haben, sind folgende 9 in nach-
stehcnder Reihe unter die Nechtspraktikanten
aufgenonimen wordcn: Lubw. Arnspcrger
von Karlsrnhe, Wilh. Erter von Durlach,
Gustav Fromherz von Freiburg - Wilhelin
Rnpp von Pforzheiin, Rudolph v.'Rüdt-
Collcnbcrg von Rastatt, Heinrich Faas
von Werthcim, Otto Vesenbeckh von Dur-
lach, Oskar Stiglcr von Freiburg, Fer-
dinand Beck Von Krauthcim.

Karlsruhe, 28. Drc. Es ist kaum
glanblich und dennöch wahr, daß auS
unsercin Großhcrzogthuni ctwas über 500
Laiidcssöhne in den päpstlichen Dieiisten
acstanden haben, die nun älle wieder in
ihr Vaterland zurückgekehrt sind.

Darmstadt, 27. Dcz. Vor einigen
Tagen hai cinc Vcrsaiiiiiilung der Advo-
katcn des Großherzogthnuis Hcssen-statt-
gefunden, wclchc ein Memoire an den
(Aroßherzog beschlossen hat, in wclchem
eine Ncihe unter dcm Ministcrinin Dal-
wigk cntstandeiier Unzuträglichkeiten in
sehr entschiedcner Weise behandelt werdcn
soll.

Frankfurt, 19. Dcc. Wie der
„Kass. Z." von hier geschrieben Wl'rd,
circulirt unter dem Adel Siiddcntschlands
ci'ne Aussordernng, sich mit den glcichge-
sinnten Standesgenossen im Nordcn zuni

gcineiiisaliieii Handeln zu vcrcincn, an
cincin nvch zu bestiininendcn Tage in,
Frankfurt znsainincn zu koininen und sich
übcr dic Schritte zu beräthen, welche der
Adel, gegenüber dcr Crisc, welchc unser
Vatcrland iniincr näher bedroht, als
„historisch-berechtigtcr Stand" zu thun
verpflichtct sei.

Stuttqart, 21. Dec. Zn dcn Local-
versaininlungen in cl'nzelnen Theilen des
Landcs wird sich nächstcns anch ci'ne all«
geiiicine Vcrsaininlung der Liberalen gc-
sellkii, zu der daschezüglichc Coinitc bereits
Veranstaltungen trifft. Natürlich wird,
wie in dcr Vcrsainnilung, so auch iu dcr
nächsten Kaininer, vor Alle.n als Haupt-
frage behandelt werden, auch wenn die
Negierung kcine betrcffendcn Vorlagen
inachcn solltc: 1) das Concordat, 2) das
„AdeI6illilliardcn"-Gcsctz, 3) die Prcß-
ordvnnanz, 4) dic deutschc Verfassungs-
reform.

München, 26. Dcc. Prinz Karl von
Bapern hat dein Hrn. Erzbischof angezeigt,
daß scine Cabinctscasse angewiesen sei,
allmonatlich 100 fl. als Peterspfennig aus-
zubczahlen. — S. Maj. König Ludwig
hat dcin hochw. Hrn. Dkllon-Purccll, Seel-
sorgcr der deutschen Katholikcn in London,
dic Siimine von 100 Pf. St. (1200 fl.)
übcrinacht, als Beitrag zn eineni großen
Unternehinen iiu Jntercsse von 30,000
arnien Deutschen, welche in der großen
englischen Metropole zerstreut leben.

München, 26. Dez. Die Unterfn-
chung gegen den Fürsten Wallcrstein, von
der vör eini'ger Zeit so viel die Nede
war, ist voin Apellationsgericht für Ober-
bapern, an wclches der Angcklagte die
Berufung ergriffen hatte, wcgen Mangels
an Bewcis eingestcllt worden.

Wien, 28. Dcz. Die gestrige Wiener-
zeitung bringt zwci kaiserliche Verord-
nungeii, wodurch die Baiiknoten für die
Dauer der jejzigen außerordentlkchen Ver-
hältnisse Zwangcours in Loinbardovenetien
erhalten und die Bezahlung der National-
Anlchenszinsen in Banknoten niit cnt-
sprechendeni Aufgelde vcrfügt wird. Beiden
Vcrordnungen gehen inotivirende Vorträgc
des Finanzininisters voraus. — Ein
kaiserliches Handschreiben voin 21. an
dcn Präsidenten der siebenbürgischeii Hof-
kanzlei vcrordnet unverzügliche Organi'-
siruug dicscr Hofkanzlek und des sieben-
bürgischen Guberniuins, dann die Veran-
lassung eincr Berathung mit hcrvorragen-
den Männer» verschl'edeuer Natioiiall'tätcn,
Confessionen und Stände, wegcn baldiger
Landtagsorganisirung, deffen Compctenz
innerhalb der Grenzeii des Octoberdiploms
durch die Gruudsätze des frühercn siebcn-
bürgischen Staatsrcchts bestimmt sind.
Glcichzcitig sind über die Frage dcr
Wicderhcrstellung der frühercn althcrgc-
brachtcn adniiiiistrativcn Eintheilung Sie-
bcnbürgens Anträge zu stellcn, und für

Wicverbesetzuiig dcr Obergespänc, Ober-
kapitäne, Oberkönigs.r.ichter dcr Szckler
und sächsischen Stühle Vorschlag zu er-
statten.

Wien. Das bereits telegraphisch kurz
mitgetheilte Rundschreiben des Staats-
ministers Ritters v. Sch m erIinq an die
Statthaltcr lautet vollständig, wie folgt:
Von Sr. Maj. vem Kaiser, unserm aller-
gnädigsteii Herrn, zum Staatsminister er-
nannt, bin ich in dem Augenblicke, in
wclchem ich mich auf di'ksen hohen Ver-
srauenspostcn stclle, von dem Gefühle dcr
Nothwendigkeit, meincm lcitcnden Gedan-
kcn offenen und kla,reu Ausdruck zu geben,
um so tiefer und lebhafter durchbrungen,
je ernster die Lage und je größer eincr-
seits die Vcrantwortlichkekt, andererseits
die Aufgabe ist, die ich auf mich genom-
mcn habe. Meine Aufgabe ist auch die
Jhrige. Fassen wir sie nach allen Rich-
tungen scharf ins Auge. Sie ist kekne
andere, als: die in dem füngst erlassenen
kaiserlichen Manifeste nnd Diplome von
Sr. Mäj. kundgegcbenen Entschließungen
und Absichten innerhalb des jedem von
uns zngewieseneü Gebietes voll und un-
vcrkürzt ins Leben einzuführen. Diese
Entschlicßungen uild Absichten sinv in dem
erwähnten Manifeste deutlich dahin ans-
gcsprochen, daß Se. Maji der gereiften
Einstcht Allerhöchstihrcr Völker die gedcih-
liche Entwickluiig und Kräftigung der Jn-
stitutioiien anvertrauen, welchc die Ga-
rantie freier Bewegung in sich schließen.
Oesterreich tritt in Folge dieses Entschlus-
ses mit allcn scinen Bestandthcilen und
in allen diesen gleichartig und gleichmäßig
in die Rcihc jener eiiropäl'schcn Staaten,
wclche in dcr auf ältcster geschichlli'cher
Begründung ruhendcn,staatsrechtlich geord-
iieteu Thcilnahme des gesammten Volkes
an dcr Gesetzgebung das Mittel wieder
gefunden haben, um sich zu jruer hohen
Macht emporzuhtben, wclche die Grund-
bcdi'ngttng der matericllen Prospcrität und
deS geistigen Aufschwunges, der Unvcr-
Ictzlichkeit dcs cigencn Nechkcs und inter-
iiationalen Ansehcns, sowie drs patrio-
tischen Stolzes bildet, der nicht nur die
tapferen Söhne des Vaterlandcs zu Tha-
ten kühnen Heldenmuthcs begeistert, son-
der» auch innerhalb dcr Beschäfligungen
dcs Friedens einc erhöhte Spannkraft vcr-
leiht. Jndein ich die mir vou Sr. Maj.
vorgezcichnete Bahn mit Enkschlossenheit
und Zuversicht bctretc, richte ich mcin
crstcs Angcnmcrk auf dasjcnigc, was den
vcrfaffnngsinäßigen Staat vor allem An-
dern kennzeichnet, auf die Objecte der
pcrsönlichen Frcihcit seiiier Bürger, damit
hinfort jedcr Ei'nzelne in Bczug anf Ne-
ligion iind Gcwissen, auf geistige und ma-
terielle Jnteressen sich jcncr Selbststäiidig-
keit erfreue, welche mit cinem grordneten
Gemeiiiwesen verträglich, uach den Erfah-
rungeu freier Staatcn dem Ganzen, wie
 
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