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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 77 - 100 (1. April 1919 - 30. April 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0559

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t. April MS.

ilbronn: 1,05 m
a Ä'. !.65m.

Nr.95

Heidelberger Zeitung

Donnerstag, den 24. Apru 1919

Fernsprccher Nr. 82 nnd 182

Seite 3

Eisenvahnreform

Bon Dr. Sttexundcr Bctzmertny

Dre Zustände auf den deutschen Eijenbnhncn
drohen nucygerade uber ihre letzlge UnertragUch-
tett yinaus zu einer Auslö>ung des gejamteu
B e r t e h r s w e s e n s zu führeu. Wenn auch oer
grobere -reU der )etzl voryanbenen Schwierigreiten
auf den Atangel brauchbaren Materials an Wag-
gvns und Loromotlven. insbesondere aber au Ne-
triebsfton zuruäzuführen ist, so ist ein kemeswegs
zu unterfchatzender Fattor der jetzt eingetretenen
Schwierigreiten in der G e s ch ä f t s f ü h r u 11 g der
Eifenbahnverwaltuiig zu erbticken. Der Material-
und Koylenmaiigel wird nur bßi Besserung der
iinierpoUtlscheii Nerhältnisse und bei einem Aus-
gleich der Wirtschaftskämpse voller Bedarfsdeckung
Platz machen. Dagegen ist die Organisation des
Lifeiibaynweseiis als jolche unabyangig von den in-
„erpolitlfcheil Borgängen, und kaim sich selbst bei
einer Hosfnung auf lr.lärung der innerpolitischen
Lage nicht als sv verändert erweisen, datz sie den
Ansprüchen des deutschen Wirtschaftslebens genügt.

Cs ist gerade zu fürchten, datz die Eisenbahn-
verwaltung mit ihrem den Laien immer wieder
verblusfenden, sclbst in Zeiten wirtschaftlicher und
politische rErjchütterungen relativ prompt inne-
gehaltcnen Fahrplan als Muster der Berge-
sel lsch a f t u ii g der Produktionsmittel ange-
sehen wird. Tatsächlich liegt die Sache aber so,
datz eiii Staatsbetrieb wie die Eisenbahnverwal-
tung uoch langc kein sozialisierter Betrieb in dem
Simie ist, datz unter Sozialisierung Erhühung der
Produttivität durch Vergesellschaftung zu verstehen
ist. Die Eisenbahn wird ganz und durchaus
bürokratisch geleitet. Sie ist nicht auf dem
System der von einer Zentrale nur beaufsichtigten
Selbstverwaltung der als selbständig unzusehenden
Betriebsbezirke aufgebaut. Vielmehr wird die
Eisenbahn rein zentralistisch geleitet. Da ergeben
sich alle die Schwierigkeiten und Unzuträglichkeiten
emes hierarchisch aufgebauten Betriebes mit seinem
den Geschäftsverkehr hindernden, abgesiuften Be-
amtentum. Wie verwickelt dieser innere Geschäfts-
verkehr ist, ersährt nicht nur der einzelne Fahrgast.
wenn er z. B. eine nicht benutzte Fahrkarte aus-
tauschen wtll, sondern vor allem auch der Versrach-
ter von Stückgütern bei Reklamationen und am
allermeisten der Eisenbahningenieur bei der Durch-
sührung von Neuerungen. Höchste Produktivität
des Eisenbahnbetriebes ist eben bet sevcm Äerrieb
nur erreichbar. wenu technische Neuerunaen ohne
Verzögerung sofort eingeführt, notwendige Bau-
ten, Reparaturen usw. schnellstens durckiaeführt
werden. Es ist aber gerade unter den deutschen
Fachleuten hinreichend bekannt, datz von der Ein-
gabe einer technischen Neuerung an die ^ssenbahn-
verwaltung bis zur Dürchführung des Planes meist
eine so lange Zeit vergeht, datz die technische Neue-
rung schon wieder veraltet ist, bevor sie in Betrieb
genonnnen wird.

Ebenso geht es mit Neubauten. Autzer dem
die Nutzgrenze einer menschlichen Organisation
schon beinahe überschreitenden Umfang eines sol-
chen Niesenbetriebes ist die Schuld an der Ver-
zögerung notwendiger Betriebsverbesserungen der
Abhängigkeit der Eisenbahnabrechnung vom
Staatshaushalt zuzuschreiben. Die Staatseisen-
bahn als melkende Kuh der ausgepowerten Wirt-
schaft betrachtet wird immer nur angehalten zu
verdienen. Alle Experimente eines im Notfall von
Reserven zehrenden Selbstverwaltunasunterneh-
mens, sei es privatwirtschaftlicher oder lonalilli-
scher Natur, sind in der Eisenbahnverwaltung ge-
rade durch die direkte Einstellung in den Staats-
haushalt autzerordentlich erschwert. Dazu kommt,
datz die leitcnden Männer ihre Kräkte mehr sür
ihre politische d. h. parlamentarische Tätigkeit her-
geben müsten, als die innere Geschäftsführung an
leitender Kraft entbehren kann.

Es ist daher eine wirkliche Sozialisierung
unseres Eisenbahnwesens in dem Sinne anzu-
streben, oatz die Eisenbabnen des deutschen Reiches
eine solche Vergesellschaftung erfahren, datz sie der
Eesettschaft bei geringstem Kraftaufwand den
grötztmöglichen Nutzcn ^lringen. Eine Z e r s ch l a-
gung der alten bürokratischen Formen
wird dazu notwendig sein.

^ Der Prozetz gegen Ledebour wird vor dein
Berliner Schwurgericht ansangs Mai verhandelt
werden.

Die Auflösung des

14. Armeekorps

Das Eeneralkommando hat einen Befehl über
die Auslöjung des 14. A.-K. erlassen, desten wesent-
liche Bestimmungen lauten:

Sämtliche Truppenteile des 14. A.-K., ausge-
nommen die Berbände des badischen Volksheeres
beziehungsmeise der künftigen Reichswehr, werden
im Lausedes April aufgelöst. Vom bis-
herigen 14. A.-K. bleiben als Rumpf-Ver-
b ä n d e vorläufig bestehen: alle Stäbe von Batls.-
und Abteilungs- einschlietzlich Flak- und Sanitäts-
Abteilungs-Stab, soweit sie noch bestehen aufwärts,
die Znspettion der Bezirkskommandos und die Be-
zirkstommandos. Von den Kompagnien, Eska-
drons und Batterien ist soviel Personal zurückzu-
halt'-n, als für die Abwicklung der Eeschäfte unbe-
dmgt ersorderlich ist. Endgultige Festsetzung, welche
Stäbe usw dauernd bestehen bleiben sowie die
Ausgabe von Stärke-Nachweisungen für die beste-
tzenbleibenden Behörden und Verbände folgt spä-
ler durch das Kriegsministerium, desgleichen alle
Bestimmungen über Auflösung oder Einschränkung
von Heereseinrichtungen (Bildungs- und Erzie-
huiigsanstalten, Depots, Magazine, Väckereien, La-
zarette, Vekleidungsämter, Fabriken). Einwano-
freie Durchführung der Geschäfte der Aufarbei-
tungskommandos mutz bei allen zur Auflösung
kommenden Verbänden gesichert sein. Dts Abferti-
gung der etwa im Laufe des Sommers zurllckkeh-
reiiden Kriegsgefangenen mutz vorausschauend be-
rücksichtigt werden. Ueber die Verringerung
der dauernd bestehenbleibenden Stäbe sowie
über die Verwendung der bei allen jetzigen Kom-
mandobehörden und Truppenteilen des 14. A.-K.
überzahlig werdenden aktiren Offiziere und Unter-
osfiziere lolgcn besondere Weisungen. Bis dahin
siiid bci jedem Numps-Tr ippenteil die jüngeren
Offiziere, die Unteroffiziere und Kapitulanten zu
Ausbildungs-Kompagnieii zusammenstellen. Zur
Ausnützuiig der verfügbarcn aktiven Osfiziere.
Beamten und Unterosfiziere ist das während dcs
Krieges eingestellte Hilfspersonal unter Schonung
seiner persöiitlchen Jnteressen zu entlasten.

^ Nach Entlassung des Zahrgangs 1899 (der
Zahrgang 1899 der Unteroffizierschulen kommt
nicht zur Entlastung) hat die Entlassung
aller übrtaen Mannschaften der noch
verblcibenden ^ahrgä-ige zu beginnen. Sie mug
bis >um4 durchgcfuhrt sein. Die Bcstu.imung
des Demobilmachungsplanes. wonach Mannschas-
tcn, die im bürgerlichen Leben trotz eifrigen Be-
mühens noch teine Erwerbsgelegenheit gefunden
haben, sofern sie auf eine solche zu ihrem Lebens-
untcrhalt angewiesen sind, längstens bis zur Dauer
von 4 Monaten im Dienst zurückbehalten werden
dürfen, kommt mit dem 30. 4. in Wegfall.
Leute dieser Art, die bis dahin kein Unterkommen
gefunden haben, dürfen also aus diesem Grunde
über den 30. 4. nicht im Dienst bleiben und sind
ebenfalls zu entlassen. Um hiermit verbundene
Harten gegebenenfalls zu mildern, ist mit dcr ba-
dischen Regierung vereinbart. datz alle solcher Art
zur Entlassuiig kommenden Leute badischer Natio-
nalttät bezw. oie ihre Arbeitsstelle vor ihrer Ein-
stellung in Baden hatten und in Baden zu ver-
bleiben wünschen, von der Erwerbslosen-
sürsorge Badens übernommen werden.
Es könneii in besonders zu begründenden Aus-
nahmefällen Mannschaften, die damit einverstan-
den sind, als- Pserdepfleger. Ordonnanzen und
Krankenwärter zurückbehalten werden. Eenehmi-
gung des E.-K. vorbehalten. Mit d>?n über-
zählig werdenden Pferden sind möglichst
alle Reichswehrverbande voll auszustatten.

Es ist unzulässig. Mannschaften und
Pferde, insbesondere auch Offiziersvferde der
Numpf-Verbände bei bad. F r e i w i l l i g en -
(Ncichsmehr-) Formationen unterzubringen
oder sie gar auf heren Etats zu übernehmen.

Es folgen sodann über die Verwendung der
Kaseriien in den badischen Garnisonstädten
(die Bestimmung über Heidelberg baben wir
bereits gestern veröffentlicht). Die Bereitstellung
der Kascrnen für die Neichswehrverbände ist nur
vorläufig. da die augenblickliche Lage ihre end-
gültige Festsetzung nach nicht zulätzt.

» Vei den ttnruhcn ;i. Hamburl, sintz» noun Per-
sonen getöte! und etwa. zwanzig verletzt worden.

Was ist das Schwabenkapitel?

D>as Schwabenkavitel ist die Vertretung der
Schwabengenossenschafl. die anstrebt. die uvalte
Kulturnenieinschaft im Südwesten Deutschlands
von der NeÄarniünduiig 'umd vonr Wasseuwul.de
-bis zum Lech, Ferupatz und Arkberg in einen
Buudesstaat oder Reichsland Schmaben zusam-
menzufasten und der volibüschen Zeribröckelung
Südwestdeutschlands ein Eude ?>u machen. Weuu
diefes Reichsland ..Schwabeu" cheitzen soll. so
ergibt sich das aus den tatsächlichen Perhältnisseu
Südwestdeutschlands. Das Schwabentavltel be-
stecht denn uuch nicht blotz -aus Stammesschmaben.
sondern aus Dertretern all der Eebiets. die dieser
alten Kulturgenieinschaft angehören und die e'men
Zuliammenschlutz zum Neichskand ..Schmaben" an-
streben. Es ist hervorgegangen in erster Linie
aus nationalen Eesichtsvumklen. Sameit das
Stammlcche dabei in Betracht kommt. ergrbt sich
das aus den tatsächlichsn Verhältniffen innerbalb
dieses Eebietes. Schwaben jetzt oder nie mchr.
Unter dielsem Lostmgswort bat Rektor Dr. Karl
Magirus in Ulm um die Iahreswende 1918—19
das Zeitblatt „Schwaben" erstnmls und zwar in
Ulm hinausgegeben. Es sei anerkannt. datz bier
erir berufener klarblickender PolrtiLer grumd-
legende prakt'sche Zrele fest anflastt. datz hier nicht
Stubengelchrtheit oder Partüidok.rinarismus
spveche. sondern alles frisches Leden mnd zukunfts-
rerche Würklichkeit ist unb datz,in dem von Dr. K.
Magirus voraesteckten Ziele eines in harter Zeit
gsschmredeten Reichslandcs Schwaben wohl alle
Parteien einig und zü tatenfrobem Mitavbeitcm
bereit sein würden.

Es bildete sich unter de,m Vorstand Dr. Karl
'Magirus das SchwabenSapitel als grotzer Aus-
schutz der SchwabengenosseUschcfft mnd nun ver-
breitete sich die Beweguug Werall da. rvo das
Zeitblatt ,/Schwabcn" nickst blotz den polittschen
Persönlichkeiten. sondern der gamen Bevölkeriung
zugänglich wurde. mit solcher Macht und Näsch-
heit. datz die Leitung des Schwabeukavitsls Laum
folgen konnte. denn es ist bes aller Tiefgründigkeit
so volikstümlich geschrieben. Äatz es federmann
gerne liest. und datz es von Hand .zu Hand gebt.
Einzelne Freunde und bald auch die Stäo ge-
meinde Ulm. der andere Gemeinden folaten. bal-
fen mit Beiträgen. Die Bewegung ist in erstaun-
lich kurzer Zeit volkstümliches Eemeingut gowor-
den. Das Zeitbatt ist wie ein woblgspflegtes
und av-gesätes Ackerseld. auf dem nur noch die
Saat aufzlugehen bvaucht. Und sie gekst auf über
Erwarten D'ie Erkenntnis. wie volkstümlich die
Sache geworden ist, reizt freilich UnberUfene in
den vom Zeitblatt Schwaben wohl gepflügten Ak-
^er anderen Zwecken dienenhen Unkvautjamen zu
'treuen. Aber das Schwabenkapitel vevfolgt sein
Zisl mit Festiakeit.

Ein besonders dramattschrr Abschnitt in der
Gesch'chte des Schwabenkavitels N Vorarl-
Lerg. Von Anfang cm und dauernd war Füli-
lung zu balten mit den politischen Kreisen in
Weimar ünd in Berlin. Es erforderte Umssicht
und Arbest. aber es trägt Friich e. Berständlich
ist es nach alledem. datz die Sache des Schwaben-
kapitels und das Zeitblatt Schwaben dem Norden
Badens uBd Wiirttembergs. auch den beiden Lan-
doshauptstädten zunächst genügend nabe gsbrächt
werden konnte. so datz man dort mit einer gswis-
sen Udbervaschung zwar von den Wirkungen des
Schwaben'Kapiteis hörte >und einzelne Ze>itu>ngs-
nothzen über die Sache las. das Zeitblcstt Schwa-
ben selbst äber kaum in die Hand bekam und
über Entstchung und Wesen des Schwabenkavitels
.wenig wutzte. Die Lesor unsseres Blattes werden
das Z-eitblatt heute als Beilage
finden. _

Deut ches Aeich

„Freistaat Thüringen." Jn einer Zusam-
nienkunjt der L a n d t a g s p r ä s i..d e n t e n der
thüringijchen Staaten in Jena wurde noch einge-
hender Beratung einstiiimig die Schafsung
ciues thüringischen Vorparlaments be-
schlosten Vertreter dazu sollen die einzelnen Land-
tage wählen. Jeder Staat soll mindsst"— ^'-ei
Vcrtreter entsenden. Das Vorparlament soll zu-
nächst die Zusammenlegung der thüringischen
Staaten und die vorläufige Verfassung beschliegen
und sobald wie möglich zusammentreten. Eimg
waren sich sämtliche Vertreter darin, datz ein
Freistaat Tbüringen ohne die preutzischen Teile
Thüringens nicht möglich ist.

Noskc iu dcii Ostj-eprooinzei,. Der Neichl'
weyrmiiniter Noske und der Ehef dss Stabes be-
N'iden sich aus emer Znformationsre.se in den Ost-
provinzen. Es jollcn vor allem die Erenz-
schutzverhaltnisse nachgeprüst werden.

Aus Baden

Eintritt der Stndentenschaft in die
Neichswehr

Zn Berl in tngte ein Kongretz von Bertre-
tern der Senat-e und Studsntenischäsien 37 deut-
schex Hochsschulen aller ldeutschen Bundesstawten,
der folgende Entschlietzuug fatzte:

„Die am 9. April 1919 in Berlin tagenbe
Vevsammlung der Verlreter der Senate und
St-udentenjchasten döutscher Hochschulen fordert
die Reichsregi-eruna auf. sie möge in diesser
Stunde I>öchster Gefcchr fddes 'inösliche. auch das
letzte Mittel versuchen. dcvs deutsche Voik. das
sie in seiner Mehrheit evwäblte and trügt, all°
gemein gegen die Anarchie >und den Boljchewir-
mus zu den Waffen zu russen. Die Vers'amm-
lung hält es für die Pflicht aller deutschen
Akademäker. sich unverzüslrch dem Vater-
land ernsut zur Verf-ügun« zu stellea
uüd durch den sofortigen Eintritt in die Fve'l-
korps und Reichswehrvevbände dis Reichsrosie-
rung zu unterstützen. Die Vertreter dex Se«
nate uad Studentenschaisten evwarten hmrei-
chende Fürssorge sür Äie Fretwilligen. D>e Ta--
sung evklärt feierlichst. datz fte sich frei weitz
von allen reaktionären Besstrebungen. Die Stu-
dentenschaft will geschlossen zeigen. datz ste es
für vhre vornehmste Pflicht Mt. Schulter an
Schulter im brüderlichen Kampf zusammen mit
allen Volkssenosten für Baterland und Regie-
vung einzutreten".

Auss Antrag Zena wuvden die Vertreter
der Senate und Studentonsschaften lbeauftvagt. un-
verzüglich mit ihrem heimiichen Lehrkörper und
Stuldentenschaiften über die Forderiungen und
Wünssche, dve mit dem Eintrist der Stüdenten-
in das Hoer verknüpft sind. inWerb'mdung ziu tre-
ten. Dve Vertretevversammlung des Re'ichs>aus-
schusses hat beschlossen. die Forderungen der Stu-
diereNden mit aller Kraft zu untorstützen. Si-e
bürgt dafür. datz die jetzt einlrotenden Froiwillt-
gen nicht i„ ihren Erwartungen getäuscht werden.

Der Neichsausschutz der Akademisschen BeMfs-
stände torlte den Hochsschulen telegraph-rsch mit:
„Reichswrhrminister Noske oertrat die Anschau-
ung. datz die Studenten erst dann m die Reichs-
wehr einireten sollen. wenn NotwendiÄeit un-
zweifelhast vorliegt, hält jedoch fetzt angesichts
Verschärfung der Laae Zeit für den Aufruf unbe-
d'ingt für gekommen".

Jn der Lage des bad. Slrbeitsmarktes

ist eine kleine Besserung dadurch eingetre-
ten. datz die Zahl der Erwerbslosen um rund 800
zurückgegangen ist. Während in Pforzheim
elwa 400 Bijouteriearbsiter 'und -Arbeiterinnen
gesucht werden, stehen aber tn etnzelnen Betrieben
wieder grötzere Arbeiterentlassungen bevor. Auf
dem Eobiete der Bautätigkeit mehren sich in letzter
Zeit die Projekte für Neu- und Umbau von ge-
werblichen und industriellen Vetrieben. Ber Prü-
fung der Eesuche um Freigabe der beschlagnahmten
Baustosfe wird der schärfste Matzstab in der Beur-
teilung auf Dringlichkeit des Bauvorhabens an-
gelegt, da vor allem Ziegelwaren und Zement im-
mer noch sehc knapp sind. Dem Landeswirtschafts-
amt ist es jetzt gelungen, eine Erhöhung des Koh-
leukvntingents für die badischen Ziegeleien zu ec-
reichen, sodatz nunmehr 116 Ziegeleien in Baden
und Hohenzollern in den „Kohlenbelieferungsplan"
für Mai aufgenommen werden konnten. Auf An-
trag der vereinigten badischen Ziegeleibesitzer sind
von Regierungsseite die Preise für Ziegelwaren
erhöht worden.

Turnen, Sport und Spiel

" Auf dem Neckarvorland trat Phöntx-
Neue 11 heimam Ostermontag gegen die 6 piel-
vereinigung 07 Mannheim im Verbands-
spiel an. Nach schönem, offenen Spiel konnte
Cpielvereinigung Mannheim mit 2:0 Toren dar
Treffen für sich entscheiden. (Halbzeit 0:0). 2.
4:1, 3. 3:0.

Neues aus aller Welt

* Crabdenkmäler sind — Luxusgegenstände.

Erabdenkmälc>v sind uach den Ausfühvungsb csiim-
mungen zum Umssatzsteuergeseh als Werke der Pla-
stik der Lurusssteuer unterworfen. Nach cssuer Ve--
fügung des Wn-anzministers ändert davan auch
nichts Ider Umstand, datz Erabdenkmäler die E sriu-
schaft von Bauwerken im Sinne des Baurcchts ka-
ben oder habon können. Umfangreichere Bauwcrke
können als Gan-zes uicht als Merk dor Plasst k g l-
len, wenn sie wegon rhrer archit.ktonisschen Eestal-
tung -als ,-Gebäude" im S'.n.,e des Bwurcchts cm-
sussehen stnd, wie Grabkavellen, M/ausolerw. Unt r
die Steuer fallen Erabdenkmäler aller Art, al'o
nicht nur Figuren, Statuon, Sreme mit Rieliesssj
ornamentaler Vevzieruns. sondern auch Säulen,
Urn-eir, Vasen, Obeliskcn, Sarkavbage, Kr-euze,
Eralbssteine, Erwbvlatten. Blockste'me, sogenaimie
Felsen, Hllgelsteine usw. Auss den Vausstoff kommt
rs nicht an. Die Steu-erpflicht umfatzt das aanze
Werk.

^ Dex Kritikex und der Flügel. Die „Koinstanzer
Zeitung" schreibt „i ri> eigener Sa ch e": Unssr
musikalissche-r —r-Berichtersstatter hatte sich in seinem
Bericht über das Konzert des Stuttsarter Kanimer-
trios über den aus dem Lager der Fssrm-a Hug u.
Co. stammenden Steinway-Flügel <in Ur-
teil ovlauibt, das mcrn ni-cht nur aus den Reihen des
Kvnzertvublikums, sondern auch in den Kre'.ssen
^achvevstä-indiger — es gibt nicht nur d'.e von dem
Vertrcter der Firma Hug u. Co. cmgefübrtcn Sach-
versstäudrgen — zu hören bekam. Der V-rtrcter dev
Firma Hug u. Lo. svrach davauf die unerhörte Vev-
dächtigimg aus. das Urteil sei nicht eigener Anssicht
«n-tssprungen, ssondern unser Restvent hätte sich,
'wenn auch un-bowutzt, von Liebbabern ssür den Jlü-
Lsl verleiten lastcn, den Mert und damit den Brr-

kaufspreis des Znsst^uments berabrudrückm. Nach-
dem wir diesse Uutevstellmig mit aller Schärfe zu-
vückgvwi-ssen -hatteni, wagt Hcrr Hauns es nunmohr,
im Anzeigcnt-eiss dcr Konstanzer Nachrichlen uvss-s
rem Bercchterstatter die bona sidcs absussprcchen
und uns unter Bcziehung auf das Pressegessetz aui-
zufeivdorn, dws Urteil über se'mcn Flüael zurücks'.'-
nehmew. Herr Haunz hat offenbar ke'me blasse
Vorstellung vom Pressegcssetz, ssonsst würde er sich
nicht sso heillos blamieren. Die Verdächtigung
gen unseren Muisik.ef-rcntcn ist unerhört und möch-
ten wir Herrn Haunz auffordern, sie ung^ssäumt zu-
Lückzunehmon oder den Beweis dcrfür ansutretcn,
wcnn er es vermag Wir werden uns ssonsst unsser
Recht auf jede Wc'rse su wahren wisten. Bis sur
Klärunig diesser Angelegenheit werden wir selbsst-
veistäildlich übcr ke.ne Veran'staltungen Boricht er-
statteii, üoi der die Firma Hug u. Co. beteiliat isst.
Arch übcr das M-ttwoch-Abendkonzert war uns
natürlich eine Borichterstattung nicht möglich. Wir
bcdauern dies im Znteressö dcr Künsstler. Sie m-ö-
een sich be'i der Firma Hug u. Eo. bcsschweren.

* Am rechten Ort. Zn dcr Nacht vom Donnsrs-
ta-g zum Freitag wurde der vornehmste Berli -
ner Spieltlnb eröfsnet. Es üab eine besson-
dere Scnssation. Eavl Clewing vom La-ndes-
theater, Barbara Kemv und Jchöph Schwarr
von der Berlin-er Qvex wareni zu einem Eastjvi 1
eingeladon, das jodem von den Dre>ien sür drei Lie»
dcr zehnta-ussend Mark eintrug. Josscph Schwarz
ma-chte sich duach seinen Huinor bessonders Lezah-lt.
Zu einer Zugabe aufgcsordert. ssan-g er zum Schlutz
denl Prolag aus ,-Bajazzo" mit dem doimernden
Schlutz: ,D>as Sviel kann bcg'mn-en". Richtig,
fünss Minuten sspäter war die Rouletto im Betrieb.

' Zur Wrikafahrt dcs Lustschiffcs „L. 59", das
am 21. Ncw. 1917 zp Jambol ,u Ostmmelicn
auss-stieg, ii'bcr Adrianovcl, Smnrna und das Mir-
tellänid'isscho Meer ssabrcnd. Asrila erreichte, und

bis 16^2 Erad nördttcher B-reite vordrang, dort am
23. -auf sunLentelegraivhischem Wege den Befehl zur
Riückkohr -ouhiolt, u-nd am 25. Nov. wi-eÄer in sscssncm
Auftiogsort cintr-af-, sci erwähnt, datz das Luftsschif,
fwst 96 Sti nd-'n untonwegs war und in diosor Zeit
eine Gesamcstvecke von 6757 Kilonietcr zurückselegi
hat. Die „VossMe Zeitung" weist darauf h-n. datz
s. B. die folgenden Strecken e-benialls dic Länge
voni 6757 Kclometern haben: 1. Von Berlin über
Nordsibirien bis zur Küste des St-llcn Ozeans;
2. von Bcrlin nach Washington: 3. von Hamburg
nach Chicago; 4. von Amsterdam nach Bambay;
6. vom Mrdkav nach DeutschOstafrika, 6. von Jc
lcmid nach San Franreisoo; 7. von Spitzbergen zum
Eolf -von Mscxuko-i 8. von Bveslan bis Pck.ng; 9. v.
Berlin über den Nordvol bis zur Beringst.atze usw
Eine Lusffahrt übcx d-en Aitlantischen Ozean, dcren
Län-ge auif der Strccke Neufuiidland nach Jrland
nur ruird 3000 Kilometer beträgt, ist also heute sehr
wohl aussühvbar und dürfte noch im Lanfe dieses
Jachves verwirklicht werdon.

Die verkannten Hamster. Jn eincm Hotel in
Baiden^Badeir hatten rwei -Fvomdlmge in Ersah-
rnng gcbracht, datz Eamshurstbei Ach ern ein
inaderiies Kanawn sei, in dam noch Mstlch u. Honig
flietze. D':-e -Fremden lietzen ssich nun von Achern
aus mrt einem Magen nach dem Eutshofe fahren,
auss dem noch allerhanld sclteno Nhrungsmittol zu
bekomimon sein sollten. Endlich macht-e d-r Kutschcr
vor einem gvotzen Gcibäude Halt. Die Fremden
stiegcn >äb und wurdon liebe>voll, abe-c mit durch-
dringenden Blicken aufgenemmen. Glückl'che.'we sse
klärte sich lvüe Sache, ssonst hätte dex einc von ihnien
im nächstcn Augcnblicke eine Awangsjacke ange-
mcssen oder eine Kaltwasserdouche veroibnet Le-
kommcn. Denn sie waren von dem Kutsch r in d.e
Heil- und Psslegoansstalt Jllcnnn g.ssahvcn wor-
dcn. Die boid-en Frei".d.n hatten näml'ch im Bahn-
hof in Achern deni Wagen vcrwechselt uüd der Kvt-

sscher hatte dann geglaubt, es handle sich um e-ineir
rhm angekündigten Transport, den er in die Hoil-
anstalt bringen ssollte. Wer den Schaden hatte,
bvauicht-e dann in üblichor Weise auch für den Svott
nicht zu ssorgen.

* Ein Schwein für 3598 M. E!n kurhestischcr
Bauov hatte nach dem Mannn. Tagebl. für einen
Srädter ein Schwein geniäftst und es glücklich auf
drei Zentner gobracht. Der Baucx forderte iür das
Bo-rstentier bloh 3500 M., eine Summe. für die
man vox dom Kriege e'in kleines Bauern-glltchen
kaufen konnte. Jnsolge d.eser mwerschänitcn Jor-
derung oerweigörtc dev Städter dte Abnahme dcs
Schweines. Es wuvde leschlagnabmt und der
Baner erhielt statt der 3500 M nur 270 M., näm-
llch 90 Pssg. für das Pfund Lcbendgewicht.

" Hemden aus Atehlsäckcn. Dem „B. T." w ro
soschrjehen: Durch das Abkommen mit der Enteitc
bckommon wrr im April von den 270 000 T. üe-
bensmitteln 200 000 T. oder menssgstcns den grötz-
ten Tcil davon in amerikaaisschem Mchl. Das Miehl
kommt in guten Vaumiwollsäcken. Hierzu gebören,
wonn es wie meiistens. cn Zentnerssäcken vcrpackt ist.
4 000 000 Säcke. Zeder Sack. der aus e'ine-m Siück
gem-acht rst, stellt reichlich eine„ Quad.atmeter
Stosf Äar. Bei Ler grotzen Not, die w'»- "n B-aum.
wollsstoff haben, märe es zu wünischen., wcnn diesses
Gowcbe der Bievölkenmg zu Gc-brauchs'-weck n zu»
geführt wird u-nd nicht w'ieder als Säcke Bcrwcn-
dung findet. An Säcken haben wir k iuen M-ans 1.
denn diesss werdcn in gcnügendcr Menge aus Zuie.
erssatz. ai-s Tertilit. hergrstcllt. Das Quadratmetr,
kostet etwa 2.75 M.. während Baumwollocwcbc d-r
25 M. vro Aceter bezablt w'rden und ka"m

n/Mckn"rci>c7e-t wird. münten ss"e -'-'ckc zu-mk
^ ^ d ?fl- d.n Sack 20 M. Pssanb stellcn.
 
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