Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 9.1893-1894

DOI Artikel:
Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Allotria
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11970#0011

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
IX. Jahrgang. Gest 1.

i. LXitoücr 1895.

„Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geheftet. Bezugspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. 3661, daher. Verzeichnis dir. 1671. k. u. k. österr. Zeitungsliste Nr. 429) 3 M. 60 Pf. für das Vierteljahr

(6 Hefte); das einzelne Heft 75 Ps.

Allotria.

von D. L. von Berlepsch (München).

(^ede alternde Kunstrichtung hat dem, was sich ihr als
^ neue Anschauung entgegenstellte, den Vorwurf gemacht,
die Gewissenhaftigkeit schwinde, man nehme es mit der Kunst
nimmer ernst, man treibe mit ihr Allotria. Ob einer der
Vertreter des Klassizismus gerade dies Wort irgend einem
Jünger des Barocco entgegenschleuderte, ob gleiches den
Exilierten der Wiener Akademie (Cornelias, Vogel, Overbeck,
Veit u. s. w.) gesagt worden ist, das weiß ich nicht. Einmal
aber, es war im Jahre 1873, hat der damalige Jupiter
tonans der Münchener Künstlergenossenschaft das Wort einer
Gruppe von Vorwärtsstrebenden gegenüber gebraucht, kaum
ahnend, welche Geister er damit entfesselte. Sie sind ihm
bald über den Kopf gewachsen, dem guten Konrad Hoff,
dessen bedeutendste Seite nicht in seiner Kunst, sondern in
seiner pyramidalen Grobheit lag — Gott Hab' ihn selig.
Ihm ging es gegen den Strich, daß Andre sich um Dinge
bekümmerten, die er, der gesellschaftliche Machthaber, der
gleichzeitig Repräsentant der reaktionären Mehrheit,
> — nach seiner Meinung wenigstens am besten zu

beurteilen verstand. Ja, diese Sorte von Kunst-
Büreaukraten stirbt leider nie aus, sie geht nicht
einmal zur rechten Zeit, um andern etwas Platz
,zu gönnen. Es handelte sich damals um die Be-
teiligung von Münchens Künstlerschaft an der
Wiener Weltausstellung. Manche waren der
Abb. f. I. Grdon. von F. A. Aaulbach. Meinung, mit dem Aufhängen von Bildern und

dem Aufstellen von Statuen allein sei die Sache
nicht abgemacht. Man wollte der Ausstellung auch äußerlich ein künstlerisches Gepräge verleihen. Schlichtheit
ist nun gewiß etwas Schönes, sobald sie nicht die dürre Schwester Langeweile mit sich führt. Das war der
Punkt, wo die Geister aufeinanderplatzten, wo den Neuerern das Wort entgegenflog, sie trieben mit der Kunst
Allotria. Gesprochen war's. — Die Antwort ließ nicht auf sich warten. Es war die Gründung der Künstler-
gesellschaft „Allotria"?') Sie hat alsbald bewiesen, daß ihre Glieder es mit der Kunst so ernst nahmen als
nur sonst jemand. Es war genau dieselbe Erscheinung, welche heute in der Secession liegt. War die Zahl der
damals aus der Genossenschaft ausgetretenen auch nicht so groß als jene der Secession, so war doch die Energie,
mit der man neuen Zielen zustrebte, nicht um Haaresbreite kleiner.

*) Als der eigentliche Gründer der Gesellschaft ist Rat Weber von der Kgl. Akademie der bildenden Künste zu nennen.
Er war es, der den Namen „Allotria" in Vorschlag brachte, er hat zuerst die Sache in einen festen Rahmen gebracht, Statuten w
entworfen. Ehre dem Ehre gebührt!

«LN» für Alle IX. ^
 
Annotationen