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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 9.1893-1894

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Vincenti, Carl Ferdinand von: Die internationale Jubel-Ausstellung in Wien, [2]
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Personal- und Ateliernachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Vermischte Nachrichten - Vom Kunstmarkt - Kunstliteratur und verfielfältigende Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.11970#0280

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Personal- und Ateliernachrichten. — Ausstellungen und Sammlungen.

Mit den Engländern hätten wir die Neuheit der
Ausstellung ins Licht gerückt, alles übrige läßt sich zu-
sammenfassen.

—Berlin. Dora Hitz ist nach Deutschland zurück-
gekehrt und hat hier eine Schule begründet, die von einer Reihe
begabter jüngerer Malerinnen mit großem Erfolge ausgesucht
wird. Die Künstlerin hat als Porträtistin hier keinen allzu leichten
Stand, wo vom Bildnis statt der Treue der Natur in Er-
scheinung und Wesen vor allem äußerliche Glätte und Ge-
fälligkeit verlangt werden. Gleichwohl hat die seelenkundige, ge-
schmackvolle und technisch so reife und mannigfaltige Frau in
Berlin eine Reihe bedeutender und eigenartiger Porträts geschaffen,
Porträts von Weltdamen und auch von Kindern. Eine sehr
merkwürdige Arbeit hat sie gegenwärtig auf der Staffelei. Frl.
Hitz besitzt ein rüstig fortschreitendes und suchendes Temperament.
Sie hat das regeste Zeitgefühl und weiß immer, wie in der Welt
der Kunst der Wind weht. Dabei ist sie zu keiner Zeit eine
Nachahmerin gewesen. Ihr eignet ein durchaus individuelles
Talent, weich in Frauenseelen zu lesen und in den Lebens-
bedingungen, denen die Modelle entstammen, das Malerische zu
scheu und herzustellen. Ihre Technik hat etwas seltsam Prickelndes:
sie liebt die Dämmerung, das Zwielicht, da die strengen Formen
der Dinge sich lösen und die Farben dauernd in zartem Um-
färben schwingen. Die uufgelockerte Natur ist der Lieblings-
gegenstand ihrer Beobachtung. Der Tag schwindet eben aus dem
Raume, in dem die feine, schlanke Frau mit dem vollen schwarzen
Haar und den großen sonderbar aufleuchtenden Augen steht. Die
Art der Künstlerin scheint sich neuerdings an zwei Meistern ge-
stärkt zu haben: an Carriere, dem großen Zeichner, der seine
fabelhaft sichere Linienführung gleichsam hinter ein geheimnis-
volles Gewebe zu verbergen Pflegt, und an Aman-Jean, der mit
Carriere im Grunde seiner Natur verwandt ist, aber aus dem
englischen Präraffaelitismus eine neue Kunstblüte leitete, zumal
in der Richtung der dekorativen Malerei. So findet sich im
Porträt der Hitz das Verhaltene des Carriere und das gobelin-
artig Gebrochene des Aman-Jean. Aber sie bringt einerseits
einen erhöhten, lebhafteren Kolorismus in die aufgelöste Stimmung,
der in einem sehr gewählten und ausgereiften Geschmack beruht,
und andererseits weiß sie den Charakter und die Seele des
Modells mit einer Feinheit und Sicherheit dem Auge einzudrücken,
wie es nur ganz wenigen und ganz selbständigen Künstlernaturen
gegeben ist. lM3gj

1A. v. 8r. Budapest. Am 18. März hat unter dem Vorsitze
Friedrich von HarkLnyis die ordentliche Jahresversammlung
der ungarischen Landesgesellschast für bildende Künste stuttgefunden.
Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung mit einer längeren Rede
und überreichte in feierlicher Weise die für dieses Jahr den Malern
Alexander Bihari und Bela SpLnyi zugeurteilten staat-
lichen Goldenen Medaillen. Sekretär Szmrecsänyi
verlas den Jahresbericht, dessen auf den Ankauf von Kunstwerken
bezüglichen Daten wir im folgenden Mitteilen. Es wurden in
der Winterausstellung von einzelnen Kunstfreunden 60 Werke um
den Gesamtpreis von 42 925 fl. angekauft, darunter 29 Werke
ungarischer Künstler um 22490 fl. und 31 Werke von Ausländern
um 20 435 fl. Hierzu kommen die Käufe Sr. Majestät des Königs,
des Staates und der Gesellschaft für bildende Künste, sodaß im
ganzen 156 Werke für 72 774 fl. verkauft wurden. Am Schluffe
der Sitzung wurden die Vereinswahlen vorgenommen. Es wurden
gewählt: Zum Präsidenten: Graf Theodor Andrässy, zum
Vizepräsidenten: Friedrich v. HarkLnyi. lMsej

— Wien. Der Reichel-Preis ist dem Wiener Bildhauer
R. Kauffungen für sein Gipsmodell zu einem Grabdenkmal
vom Profesjoren-Kollegium der Kunstakademie zuerkannt worden.

lr. Düsseldorf. Am 18. März ist der Geschichtsmaler
Professor Adolf Schmitz-Cerlenburgh an einer Lungen-
entzündung gestorben. Geboren am 4. Juni 1825 in Darmstadt
war der Verstorbene zuerst Schüler des Städelschen Instituts in
Frankfurt a. M. und vollendete dann seine Studien in Antwerpen
und Düsseldorf. Sein Hauptgebiet war dasjenige der monumen-
talen Wandmalerei. In Köln malte der Verstorbene die Wand-
gemälde im kleineren Gürzenichsaale, dem sogenannten Jsabellen-
saale, die den Einzug der englischen Prinzessin Jsabella, der
Braut Kaiser Friedrichs II. in Köln 1235, den Kölner Holzfahrts-

tag altgermanischen Ursprungs und die Johannisfeier in Köln,
nach Petrarcas Beschreibung, darstellen. Auch den Vorhang im
Kölner Stadttheater hat Adolf Schmitz gemalt. Von Bedeutung
sind ferner seine Deckengemälde im Pringsheimschen Hause in
Berlin, den Tanz der Elfen in Titanias Traum darstellend,
sowie andre dekorative Gemälde im v. Tiele-Winklerschen Hause
in Berlin. Im „Malkasten" rührt ein Fries von seiner Hand
her. Der Verstorbene war eine im Kreise seiner Kunstgenossen
sehr geschätzte Persönlichkeit, der durch seine Bildung und seine
nicht gewöhnliche Rednergabe zur Bekleidung von Ehrenämtern
in der Künstlergesellschaft „Malkasten" und im „Verein Düssel-
dorfer Künstler zu gegenseitiger Unterstützung und Hilfe" in be-
sonderer Weise geeignet war und solche im Laufe der Jahre des
östern innehatte. In den letzten Jahren hatte Adolf Schmitz
viele Aufträge für Entwürfe zu Diplomen, Widmungen, Adressen rc.,
die sich durch sinnreiche Anordnung und geistvolle Komposition
auszeichneten.

— München. Der Prinzregent hat aus Anlaß seines
Geburtsfestes an Künstler die nachstehenden Auszeichnungen ver-
liehen: Den Verdienstorden vom heil. Michael 4. Klasse den
Professoren und Kunstmalern Alfred v. Kowalski-Wierusz
und Heinrich Zügel, den Titel eines kgl. Professors dem
Kunstmaler Robert Schleich. i^8l

— Berlin. Schinkel-Preis. Bei den diesjährigen
Wettbewerbungen war von der Abteilung für Hochbau der Ent-
wurf eines Klubhauses gefordert worden. Unter sieben einge-
gangenen Arbeiten genügten nur zwei. Den Preis erhielt
Edmund Henning, die Schinkel-Denkmünze der Bauführer
Körner. Von drei Arbeiten, die für die Aufgabe der Ingenieur-
Abteilung, Entwurf einer drehbaren Kanalbrücke, eingegangen
waren, erhielt den Preis der Entwurf des Regierungsbauführers
Skallweit.

i' — Berlin. Im letzten Heft teilten wir mit, daß dem
Bildhauer Robert Toberentz durch Gerichtsbeschluß die Mit-
gliedschaft des Vereins Berliner Künstler wieder zugesprochen sei.
Der Künstler hat daraufhin dem Verein seinen Austritt mit-
geteilt, womit die Angelegenheit wohl endlich ihren Abschluß er-
langt haben dürste. !so47>

— Wien. Am 19. März starb hier der Historienmaler
Karl Ritter v. Blaas, der Vater des bekannten Genremalers
Eugen v. Blaas und des Tiermalers Julius v. Blaas. Karl
v. Blaas war am 28. April 1815 zu Nauders in Tirol geboren.
Er begann mit der Illuminierung von Heiligenbildern und dem
billigen Konterfeien der Innsbrucker Honoratioren, bis ein Oheim
mütterlicherseits ihm aufhalf. Im 17. Jahre komponierte er mit
großer Kühnheit ein Bild „Tullia fährt über den Leichnam ihres
Vaters hinweg" und bezog sodann zu seiner weiteren Ausbildung
die Akademie zu Venedig. Später zog er nach Florenz und Rom,
wo ihn Koch und Overbeck in streng kirchlichem Sinne beeinflußten.
1850 wurde er, nachdem von ihm drei Altarbilder füx die roma-
nische Kirche in Foth bei Budapest vollendet waren, Professor der
Historienmalerei an der Wiener Akademie und nahm als solcher
an der künstlerischen Ausschmückung der Altlerchenfelder Kirche
teil, die er mit Fresken schmückte. 1885 ging er an die Akademie
zu Venedig, kehrte jedoch nach einigen Jahren nach Wien zurück,
um sich dort einem neuen Austrage zu widmen: dem aus 42
größeren und kleineren Bildern bestehenden Fresken-Cyklus in der
Ruhmeshalle des Waffenmuseums in Wien, auf dessen Aus-
führung der Künstler elf Jahre verwandte. IM631

— Gestorben. In Paris der 1829 in Cormorin ge-
borene Landschaftsmaler F. Bernard; ebenda am 17. März
der Landschaftsmaler Louis Lucien d'Eaubonne, 59 Jahre
alt, sowie der Kupferstecher JeauBapt. Danguin, 71 Jahre
alt. In Beaune am 18. März, im Alter von 73 Jahren, der
Maler Emil Pinel de Grandchamp. In Sofia, 58 Jahre
alt, der Maler NicolasPavlo witsch. In Löwen der Zeichner
und Maler Karl Meunier, 30 Jahre alt. IMSH

— München. Verein bildender Künstler (Se-
cession). Die Frühjahr-Ausstellung ist programmäßig am
15. März eröffnet worden. Wir werden Veranlassung nehmen,
in unserm nächsten Hefte ausführlich auf dieselbe zurückzukommen.

Or. K. Berlin. Über die Ausstellung eines Künstler-
West-Klub bei Schulte ist noch nachttäglich zu berichten. Die
Gruppenbildung, die unter den modernen Künstlern jetzt so im
 
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