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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 9.1893-1894

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Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.11970#0287

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Reproduktion bau Stahlstichen,
Holzschnitten und anderen Blattern in
Strichmsnier.

von Or. A. Miethe (Rathenow).

1^>cnn man von Bildern in Strichmanier
eine Reproduktion machen will, so wird
man finden, daß das Negativ gewöhnlich keine
zufriedenstellenden Abzüge giebt. Die Striche
sind meist nicht klar genug im Negativ und
der Grund ungenügend gedeckt. Am besten
eignen sich für diesen Zweck Kollodium-
platten. Aber auch mit Trockenplatten lassen
sich gute Resultate erzielen. Ganz besonders
geeignet sind die sogenannten Diapositiv-
platten (O. Perutz in München). Dieselben
werden in folgender Weise behandelt:

Man belichtet mindestens 5—8 mal so
lange wie mit einer gewöhnlichen Platte
(drei bis vier Minuten mit einem auf
abgeblendeten Objektiv bei Aufnahme in
natürlicher Größe dicht am Fenster), und
bringt die belichtete Platte zunächst in ein
Bad von reinem Wasser, nach fünf Minuten
wird das Wasser abgegossen und folgender
Entwickler angewendet:

Rodinal 15 ccm

Wasser 70 ccm

Bromkalilösung (1:10) 10 ccm
Das Bild kommt bei richtiger Exposition
sehr schnell und erreicht in drei bis vier
Minuten eine sehr große Dichte. Ehe noch
die Striche selbst anfangen, sich zu belegen,
spült man schnell ab und fixiert, wäscht
dann eine halbe Stunde und schreitet zur
Verstärkung mit Quecksilbersublimat (1: 20).
Nach vollkommenem Ansbleichen (Rückseite
betrachten!) wird zehn Minuten -gewässert
und in dem gebrauchten Rodinalentwickler
geschwärzt. Kurzes Auswässern beendet den
Prozeß. Die Platte ist, richtige Exposition
vorausgesetzt, glasklar, und der Grund ist
vollkommen undurchsichtig, so daß die Kopie
tiefschwarze Linien auf weißem Grunde zeigt.
Auf Platinpapier erhält man nach solchem
Negative Abzüge, welche dem Original nichts
nachgeben.

Setouchicren von ckZcgMiven.

von vr. A. Miethe (Rathenow).

)l)ei allen Landschastsaufnahmen, Architek-
turen rc. sollte die Retonche auf das
„Ausfleckeitt' beschränkt werden, nur Porträts
mit größeren K öpfen.bedürfen einer wirklichen
Retouche. Das Ausflecken geschieht mit einer
Lösung von Karminlack in Wasser unter
Zusatz von etwas Gummiarabikum. Diese
Lösung wird mit einem sehr spitzen Pinsel
aus Marderhaar an den fehlerhaften Stellen
auf die Schichtseite aufgetragen, bis die
Deckung genügt.

Hat man größere Köpfe ausgenommen,
so muß man eine vorsichtige Retouche an-
wenden, um die im Bilde sehr auffallenden
Hautnnregelmäßigkeiten einigermaßen zu be-
gleichen. Hierzu verfährt man folgender-
maßen : Das Negativ wird mit ganz wenig
Leinöl abgerieben, das man mittelst eines
Wattebausches austrägt. Wenn dasselbe in
einigen Stunden trocken erscheint, taucht
man eine Fingerspitze in ganz feines Kolo-
phoniumpulver und reibt damit die zu

I retonchierenden Stellen vorsichtig ab, hier-!
durch erlangen dieselben die Fähigkeit, die!
Bleististretouche anzunehmen, lim die Wir-'
kung und den Fortschritt der Retouche bcob- ^
achten zu können, muß das Negativ in der ^
Durchsicht betrachtet werden. Man stellt ^
sich hierzu ein einfaches Retouchiergestell in
folgender Weise her: ein Stück Mattglas und
ein Spiegel, beide von der Größe des Nega-
tives werden an eine Kante durch einen mit
Fischleim angeklebten Lederstreif verbunden,
so daß sie wie die Deckel eines Buches auf-
und zngcklappt werden können. An den
zwei freien Ecken des Mattglases werden
zwei Stützen aus Holz derartig befestigt,
daß das Nkattglas etwa unter 45° geneigt
ist, wenn der Spiegel auf einer horizontalen ^
Fläche liegt. Zum Gebrauch stellt man das !

LWmmrr.

Gestell an einem Fenster auf, so daß das
Mattglas durch das vom Spiegel reflek-
tierte Himmelslicht hell beleuchtet ist, legt
das Negativ auf und beginnt die Arbeit.
Man braucht drei sehr lang und feingespitztc
Bleistifte:Mittelh art, Weich und Weich
undSchwarz. Elfterer dient dazu, größere
Flächen ein wenig dunkler zu machen, wenn ^
es erforderlich ist, letzterer zur Ausgleichung l
kleinerer Heller Punkte, Fältchen rc. Man
führt die Spitze ohne starken Druck, mehr
reibend über die Fläche, bis die gewünschte
Wirkung erzielt ist. Sehr vorteilhaft ist es,
wenn man bei dieser Arbeit einen Abzug
nach dem unretouchierten Bild zur Hand
hat, um zu sehen, was hauptsächlich der
Verbesserung bedarf. l^o^i

Büchcrschau.

» Taichenkalender für Amateurphoto-
graphen. Herausgegeben von vr. A. Miethe.
1894. 5. Jahrgang. (Berlin, Verlag von R. Mücken-
berger. Preis 2 M.) Dieses Büchlein, welches wir
schon in seinen ersten Jahrgängen zur Komplettierung
der Amateurausrüstung empfohlen haben, besitzt einen

stets wachsenden Freundeskreis. Miethe versteht es
eben in seiner „Übersicht der gebräuchlichsten Regeln
und Rezepte für die Liebhaberphotographie" dem
Ratsucher gleichsam Arm in Arm als Führer zu
dienen, ohne Kopfzerbrechen oder Gelehrsamkeit zu
verlangen. „Ehe du eine photographische Exkursion
unternimmst, prüfe Deine Camera auf Lichtdichtig-
keit", sängt er vertraulich an und behandelt in dieser
Weise die Apparat- und Objektivsragen, die Aufnahme
selbst und sodann die Handhabung der Negativ- und
Positivprozesse. Auch die übrigen Teile des Kalenders
befriedigen stofflich und redaktionell. Außer dem
Kalendarium, Tagebuch, Notizbuch und Negativregister
finden wir unter andern eine Abhandlung über das
aktuelle Thema der Handcameras und endlich sechs
artistische Beilagen nach sehr instruktiven Aufnahmen
auf dem Gebiete der Landschaft, des Porträts, des
Genres und des Interieurs. Die angenehme Aus-
stattung dieses handlichen Taschenbuches ist erfreu-
licherweise unverändert geblieben. H. 1^. öl.

Briefkasten.

Abonnements-Quiltung und Angave der Adresse nötig.

Frl. Viktoria G., Nizza. Eine Schramme in
einem Objektiv ist fast vollkommen ohne Einfluß auf
deffen Leistungsfähigkeit j ebenso Blasen. Viel schlimmer
sind die sog. Schlieren. Unregelmäßigkeiten im^Glase,
welche wurmförmig gekrümmt oder wie parallele
Streifen die Glasmassen der Linsen durchziehen und
leicht sichtbar werden, wenn man die Linse in einem
verdunkelten Zimmer gegen eine Lichtflamme mit aus-
gestreckter Arm hält. Tie Schlieren werden dann
als Helle oder dunkele Streifen leicht bemerkt. Solche
Objektive geben meist unscharfe Bilder.

Verantwortlicher Redakteur dieser Abteilung:
Vr. Adolf Miethe, Rathenow, Berlinerstrahe.

7^67? MO

Fs? —/666/Z. /)r'e

vedaktionsschluß 31. Mär) — Ausrabe 14. April 1894.

(Inhalt des dreizehnten Lertcs: r»t: Fr.

Pecht. Hermann Prell. — W. v. Oettinge'n.
Die Düsseldorfer März-Ausstellungen (I). —Karl
von Vincent i. Die Internationale Jubel-
Ausstellung in Wien (II,. — Personal- und Atelier-
Nachrichten rc. rc. — Der Amateur-Photograph:
vr. A. Miethe. — Reproduktion von.Stahlstichen,
Holzschnitten und anderen Blättern in Strichmanier.

— Derselbe. Retouchieren von Negativen. —
Bücherschau. — Briefkasten. — Aitderöeilagen:
Aus dem Cyklus der Wandgemälde in der Rathaus-
halle zu Hildesheim von Hermann Prell: Lud-
wig der Fromme und Jrmingard verleihen Bischof
Guntar das neugegründete Bistum Hildesheim (814).

— Bischof Bernward empfängt den Besuch Kaiser
Heinrichs am Dom (1002). — Einzug des Bürger-
meisters Henning Brandis und der siegreichen Hildes-
heimer nach der Schlacht von Bleckenstedt (1495).

verantwortlicher Redakteur: Fritz. Schwartz — Druck der Bruckmann'schen Buchdruckerei in München.
 
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