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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 9.1893-1894

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Pecht, Friedrich: Hermann Prell
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Oettingen, Wolfgang von: Die Düsseldorfer März-Ausstellungen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11970#0272

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212

Hermann prell, vorn Herausgeber. — Die Düsseldorfer März-Ausstellungen.

mit einem bereits außerordentlich lebendig und malerisch komponierten Titanensturz folgen soll, wo er
also in direkte Konkurrenz mit Feuerbach träte, der freilich trotz allen Talentes an seiner Entnationalisierung
durch Frankreich und Italien früh zu Grunde ging. — Die deutschen Künstler, welche durch Italien wirklich ge-
fördert wurden, sind jedenfalls leichter zu zählen als die, welche es unrettbar verwirrt hat. Uebrigens ist Prell
ein so bedeutendes Talent und als Künstler bereits ein so ausgesprochener Charakter, daß wir jedenfalls große
Hoffnungen auf das, was er unserer nationalen Kunst noch leisten kann, hegen dürfen.

Die Miffeldorscr Marz-Aufstellungen.

von Wolfgang von Dettingen.

ede Kunststadt pflegt sich den Kunstgenüssen, die ihr
geboten werden, auf ihre besondere Weise hinzugeben.
In Düsseldorf liebt das Publikum, die Alleestraße auf
und nieder zu streichen, und an deren südlichem Ende
in die Schultesche Ausstellung, auf ihrer Mitte in die
„Kunsthalle" zu treten und an dem nördlichen Wende-
punkte die Akademie der Künste wenigstens aus der Ferne
zu betrachten. So behält es die drei hauptsächlichsten
Kunststätten des Ortes immer im Auge und verfolgt mit
Interesse die Erscheinungen und Wandlungen auf diesen
Schauplätzen. Sonderausstellungen einzelner Künstler
und die Ankunft berühmter oder berüchtigter Reisebilder
sind daher für ganz Düsseldorf Ereignisse; zu den Haupt-
ereignissen gehört aber die Eröffnung der beiden März-
Ausstellungen. Für das laufende Jahr hat sie nunmehr
stattgefunden: Sonntag den 4. des Monats thaten sich
die Pforten der „Kunsthalle" und der Schulteschen Säle
auf, und das Publikum durfte Hineinströmen, um sich an
dem oder über das freuen, was die Düsseldorfer „Alten"
und „Jungen" den Winter über für diese Gelegenheit
geschaffen hatten. Wir haben ja auch unsere Secession
— wir hatten sie sogar zu allererst, und wer hätte sie
nicht in einer Zeit von so ausgesprochener sozial-politi-
scher Mündigkeit? — und wenn gleich, allem Anscheine
nach, in beiden Lagern nach besten Kräften gearbeitet
wird und im allgemeinen dieselben Grundsätze und Ziele
gelten, so stellt doch die „Düsseldorfer Künstlerschaft",
bei der sich neben Alten übrigens auch Jugendliche be-
finden, in der „Kunsthalle", und die „Freie Vereinigung
Düsseldorfer Künstler", die von Jungen und Alten ge-
bildet wird, bei Schulte aus. Das Publikum geht nun
von der einen zur andern Ausstellung, vergleicht, und
sucht sich, oft vergebens, einen Vers daraus zu machen,
warum sich dieser A. dort und jener B. hier präsentiere,
und nicht umgekehrt.

Auf solche Gedanken verfällt man gewöhnlich nur
dann, wenn nicht mächtige Eindrücke Kopf und Herz für
sich in Anspruch nehmen. Und wirklich müssen wir ge-
stehen, daß in diesem Jahre so wenig wie im vorigen
ein unfraglicher Sieger, ein einleuchtender, herrlicher
Erfolg zu verzeichnen ist. Dafür fehlen freilich auch
jene angeblich virtuosen Extravaganzen, die zwar das
Publikum durch ihre Impertinenz eine Zeit lang be-
schäftigen, aber damit ihre Aufgabe auch erfüllt haben;
es sei denn, daß sie später noch einmal ihren Schöpfer
zum Erröten bringen, wenn er sich inzwischen einer
anderen Mode zugewendet hat. Unsere Ausstellungen

zeigen wieder, daß in Düsseldorf meist ruhig und über-
legt geschaffen wird, daß eine gute, methodische Schulung
den hiesigen Künstlern zu teil geworden ist (mögen sie
sich ihrer nachträglich bedienen wie sie wollen), und daß
man sich mit Kritik und Selbständigkeit dem großen
Zuge in der Entwickelung der modernen Malerei an-
schließt. So findet sich hier allerdings auch ein gewisser
Ballast an Charakterlosem zusammen, das weder für den
Himmel noch für die Hölle taugt; aber desto erfreulicher

Studie zu den Wandgemälden in der Rathaushalle
zu Hildrsheim. von Ls. prell.
 
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