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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 9.1893-1894

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Pecht, Friedrich: Hermann Prell
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https://doi.org/10.11588/diglit.11970#0271

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Vom Herausgeber.

-N

Lermsnil der Cherusker übergiebt den rrbeutekeu römischen silberschntz der jAciesterschaft am Galgenberge.

Von Hermann prell.

Nicht ohne charakteristische Wandlung ist dann der Eintritt in die Zankperiode der Reformation und
die Zersetzung des deutschen Wesens durch dieselbe im Bürgermeister Sprenger gegeben, der mit Rat und
Gemeinde den Or. Buggenhagen zur Einführung der Reformation in die Andreaskirche geleitet. Da ist der
lange, dürre Reformator selber wie sein Küster, der den Kelch vor ihm herträgt, meisterhaft charakterisiert und
man sieht da in ihnen wie an den gereizten katholischen Zuschauern unter der Masse, daß jetzt jenes Jahrhundert
von Religionskämpfen beginnt, das Deutschland von seiner stolzen Höhe herab ins tiefste Elend stürzen soll.

Die Reihe der Bilder, die mit Hermann dem Cherusker begann, schließt mit einer Apotheose Kaiser
Wilhelms I., sodaß diese beiden deutschesten Helden das Hauptportal flankieren. Wie Prell aber diese Historien-
bilder mit köstlich gemalter Renaissancearchiteklur eingerahmt, mit geistvoll erfundenen allegorischen Figuren,
Märchendarstellungen und Putten rc. unterbrochen hat, um der unvermeidlichen Trockenheit solcher geschichtlicher
Erzählungen zu entgehen, das ist künstlerisch vielleicht noch wertvoller als die Bilder selber, denn der Saal ist
erst dadurch eine echt organische und einheitliche Schöpfung von hohem Reiz geworden.

Seit der Vollendung dieser großen Arbeit 1892 ist der Meister mit sechs Bildern für das Treppenhaus
des Museums zu Breslau beschäftigt, welche die antike und die christliche Welt behandeln. Die Ausführung
der drei antiken Bilder führte ihn 1893 nach Rom wo er den Winter mit den Vorstudien zubrachte und ihn
vor allem „die Freiheit vom Tagestreiben und Atelierenge" besonders entzückte, sodaß er meint, „nichts würde
uns dort zwingen, Italiener zu werden, aber freie, große Luft würde in unsere engen und verbissenen Verhält-
nisse wehen!" Leider ist nun der Charakter der Deutschen einmal so beschaffen, daß ihnen längerer Aufenthalt
in Italien nur selten bekömmt, es wäre denn so reinen Idealisten wie Böcklin, der aber als Schweizer auch
ein viel zäheres Naturell hat als wir. — Nun, da Prell seine Breslauer Fresken noch in diesem Jahr beendet,
werden wir ja bald sehen, ob ihn Rom wirklich so gefördert hat, wie er hofft. Umsomehr, als er dann vor der
Verzierung des Rathauses in Danzig steht, der die des Treppenhauses des neuen Skulpturenmuseums in Dresden
 
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