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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 9.1893-1894

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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Schulze, Otto: Die Kunst im Hause
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https://doi.org/10.11588/diglit.11970#0424

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Kunstlitteratur und vervielfältigende Kunst. — vom Kunstmarkt. — Die Kunst im Hause.


— München. Ter Bilderdiebstahl bei Prof. Franz
von Lenbach kam in den Tagen vom 2.—5. Juli vor dem
Landgerichte München 1 zur Verhandlung und endigte mit der
Verurteilung des Diebes und der Hehler zu schweren Gefängnis-
strafen. Ter interessante Prozeß wird noch einen zweiten gegen
eine Anzahl von Kunsthändlern nach sich ziehen, welcher im
Laufe des Monats Oktober zur Verhandlung gelangt. lsasr;

O. Dt. Eine glänzende Erscheinung im Bereich der graphi-
schen Künste bildet Kohlscheins eben jetzt bei F. G. C o n z e n in
Düsseldorf publizierter Stich der Raffaelschen Madonna di Tan
Sisto. — Durch sein alle früheren an Größe übertreffendes
Format nicht nur, sondern auch durch die vortreffliche Wieder-
gabe der milden und doch so imponierenden Lichtwirkung des
Originals eignet sich das Blatt besonders zur Zimmerverzierung,
da es ja gar keine so einfach erhabene Silhouette mehr giebt im
ganzen Bereich der klassischen Kunst als diese. — Kohlscheins
Blatt hat aber noch einen weiteren Vorzug: Tie große individuelle
Lebendigkeit seiner Köpfe, in der es den meisten bis jetzt er-
schienenen Nachbildungen überlegen sein möchte, so daß man es
denn wohl mit Recht "den besten Nachbildungen zuzählen nnd ob
seines sonnigen Glanzes besonders den meist trüben und schweren
Photographien vorziehen kann. Tie Schriftdrucke des neuen
Stiches kosten auf China 60 M., auf weißem Papier 50 M.
Daneben sind in der üblichen Weise numerierte Drucke vor der
Schnft in verschiedenen Varianten zu erhöhten Preisen aus-
gegeben worden. i2R8i

* „Führer durch die königlichen Museen
zu Dresden." Herausgegeben von der Generaldirektion
der Königlichen Sammlungen. 2. Auflage. (305 S. 1 M.
Dresden, Wilhelm Baensch, 1894.) Der Führer enthält einen
Teilplan der Stadt, worauf die verschiedenen Sammlungs-
gebäude hervorgehoben sind, einen Besuchsplan für Sommer und
Winter, dann eine knappe, aber wohl unterrichtende Geschichte
der Sammlungen und Beschreibung der Gebäude, endlich Führer
durch die einzelnen Sammlungen — Gemälde-Galerie, Kupfer-
stich-Kabinett, Zoologisches und Anthropologisch-ethnographisches
Museum, Mineralogisch-Geologisches und Prähistorisches Museum,
Mathematisch-Physikalischer Salon, Grünes Gewölbe, Münz-
kabinett, Historisches Museum, Gewehrgalerie, Porzellan- und Ge-
fäß-Sammlung, Gipsabguß-Sammlung, Kgl. öffentl. Bibliothek.
Nur die Antiken-Sammlung, die gegenwärtig geordnet wird,
fehlt. Wo es nötig ist, ist ein Grundriß beigegeben. Verfaßt
ist das Werk von den Direktoren der verschiedenen Sammlungen
und dem Oberregierungsrat vr. v. Seidlitz. Es zeichnet sich
durch Vollständigkeit, knappe aber wohlverständlichc Fassung
und selbstverständliche Richtigkeit der Angaben aus. Der Preis
ist bei dem Umfang des Werkes ungewöhnlich billig zu nennen,
dabei sind Druck und Papier ganz tadellos. pssös

co- Goeler von Ravensburg, „Grundriß der
Kunstgeschichte". (Berlin, Karl Duncker, Pr. 6 M.) Dies auf
Veranlassung der preuß. Unterrichtsverwaltung herausgegebene
Hilfsbuch für Studierende ist hervorgegangen aus dem Diktat,
das der Verfasser während seiner Lehrthätigkeit an der Kunst-
schule in Berlin seinen Zuhörern zu geben Pflegte. Es kam ihm
vor allen Dingen darauf an, einen Möglichst konzentrierten Inhalt
in kurzer, knapper und prägnanter Form darzustcllen und der
Verfasser war nebenbei auch von dem Bestreben geleitet, da das
Buch speziell Lehrzwecken dienen soll, in ihm eine größere Summe
von positivem kunstgeschichtlichen Wissen zu bieten, als ähnliche

Werke sie enthalten. Wir können nur sagen, daß dies dem Verfasser
in glücklicher Weise gelungen ist. Besonderer Wert ist auf eine
möglichst systematische, klare und übersichtliche Einteilung und Glie-
derung des Stoffes gelegt, die auch im Druck noch durch Anwendung
verschiedener Schrift unterstützt wird Die sich bei jedem Künstler
wiederholende Rubrizierung nimmt zwar dem Werke den Cha-
rakter eines Lesebuches, für den gewollten didaktischen Zweck
jedoch ist sie von großem Vorteil. Die Urteile, welche der Ver-
fasser bringt, fußen im wesentlichen auf den neuesten thatsächlichen
Ergebnissen der Kunstforschung, was aber nicht ausgeschlossen
hat, daß von ihm auch die Ergebnisse eigener Studien verwertet
sind und die Urteile manchmal eine subjektive Färbung ange-
nommen haben. Als billige kunstgeschichtliche Bilderwerke werden
in dem Buche die Leemannschen kunsthistorischen Bilderbogen und
der daraus von vr. Graul besorgte Auszug „Bilderatlas zur
Einführung in die Kunstgeschichte" angeführt. Die Empfehlung
des von Reber und Bayersdorfer herausgegebenen „Klassischen
Bilderschatzes", der für das Studium der Malerei eine Quelle
von unerreichter Wohlfeilheit bietet, wäre vielleicht auch am Platze
gewesen. l^esi

— DeutscheKunstgewerbe-Zeichner. ZweiteReih e
(Pr. 4 M., Leipzig, Artur Seemann). Den ersten Band dieses
verdienstvollen Unternehmens haben wir in Heft 10 des laufenden
Jahrgangs der „Kunst für Alle" angezeigt. Der zweite Band
bringt wiederum 100 Entwürfe, zum Teil von namhaften
Künstlern, und ist ebenso wie der erste vortrefflich geeignet, von
den daran Beteiligten, dem, welchem es um Orientierung zu thun
ist, eine Idee ihres künstlerischen Könnens zu geben. Dem
Wunsche des Verlegers, daß das Unternehmen weiterhin neue
Verbindungen knüpfe und den Künstlern zum Vorteil diene, können
wir uns nur aus vollem Herzen anschließen. lWK?)

— Bädekers „Belgien und Holland", 20. Auflage
(Pr. 6 M.), „Südbayern und Tirol", 26. Ausl. (Pr.7VzM.)
Das erstgenannte dieser beiden vielbewährten Reisebücher ist das
erste gewesen, mit dem Bädeker im Jahre 1839 seine Kollektion
begonnen hat. Die jüngst erschienene 20. Auflage, in der die An-
gaben bis auf das Neueste ergänzt sind, ist gerade jetzt zur Zeit
der Antwerpens Ausstellung sehr willkommen. Der Führer durch
Südbayern und Tirol dürfte in seiner jetzigen Form auch auf
die Dauer den ersten Platz unter den vielen Reisebüchern behalten,
welche über die deutsch-österreichischen Alpengebiete erschienen sind.
Die neue Auflage enthält drei neue Karten der Dolomitalpen und
beweist dadurch wiederum, daß der Verleger bestrebt ist, den
wohlerworbenen Ruhm des Buches in jeder Neuauflage zn steigern.

— New Uork. Für den Kunsthandel nach den Vereinigten
Staaten ist es wichtig, daß nach den Tarifverhandlungen im
Bundessenat zu Washington Gemälde und andere Kunstwerke
auf der Freiliste verbleiben, obwohl sie einem Antrag zufolge
mit 15"/y belastet werden sollten. Die Niederstimmung dieses
Antrages ist hauptsächlich dem Senator Best zu verdanken,
welcher darauf hinwies, daß nicht genug geschehen könne, um
in dieser Zeit des Materialismus den Kultus des Schönen zu
fördern. MiZ!

— Leipzig. Mr. Adrian Hopes wertvolle Samm-
lung holländischer und flämischer Gemälde kam am 1. Juli
zum Verkauf. 75 Gemälde ergaben eine Summe von ca.
50000 Pfund, etwa 20"/„ weniger, als man erhoffte. Es be-
fanden sich darunter wertvolle Stücke von R embran dt, Dou,
Hondecoeter, Hobbema, Greuze, Maes, Metsu u. a.

Naturalistisches Vflanzen-Grnsmcnl
für Gewebe und Tapete.

von Gtto Schulze (Köln).

1 's nsere Stilströmungen stehen immer noch
im Zeichen des 18. Jahrhunderts. Die
Hauptsterne dieses Zeichens: Rokoko, Zopf,

Ludwig XVI. und Empire strahlen noch
immer den oberen Zehntausend; ihr echter
Glanz ist den gewöhnlichen Sterblichen un-
erreichbar — und unecht nur Sand in den
Augen. Noch ehe wir auf der Stilleiter an
das 18. Jahrhundert kamen, tummelte sich
die Gewebefabrikation und auch die der
Tapete schon Jahre zuvor — wir waren

noch in der Spät-Renaiffance und im Barock
— mit den nur dem 18. Jahrhundert
eigenen Formen eines vom Stil angekränkelten
Naturalismus herum. Und aus diesem
Umsichselbstdrehen ist, wundersamer Zufall,
der biedere Deutsche eigentlich bis heute
nicht herausgekommen. Es muß für die
Dauer doch beschämend sein, immer von den
 
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