Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 9.1893-1894

DOI Artikel:
Pecht, Friedrich: Graf Schack und seine Galerie
DOI Artikel:
Heilbut, Emil: Rundschau, [5]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11970#0311

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Graf Zchack und seine Galerie, vom Herausgeber. — Rundschau.

244

München den'deutschen Renaissancestil in Anwendung brachte, der von da an eine reißend schnelle Nachahmung
fand. Die Villa und Galerie ist also recht eigentlich das Wahrzeichen für die Wiedereinführung dieses nationalen
Baustils in unserer Stadt geworden, ganz ebenso wie die Sammlung selber eine Art Geschichte der wesentlich
von München ausgehenden spezifisch nationalen Kunstbestrebungen darstcllt. Denn auch die Münchener Land-
schaftsmalerei von Rottmann bis auf Schleich fand in der Sammlung die reichste Vertretung, ja außer den
Genannten kann man Bernhard Fries, Bamberger, Gerhardt, Morgenstern, Spitzweg, von Auswärtigen dann
besonders Preller und Millers kaum irgendwo so glänzend repräsentiert finden. — Darum, ob ihrer engen
Verbindung mit dem Münchener Boden, aus dem sie nach und nach sich organisch entwickelt, wäre es denn
auch ein schwerer Fehler, diese hochinteressante Schöpfung dem Orte gewaltsam entfremden zu wollen, mit dem
sie in fo genauem Zusammenhang steht, ja, der ihr eigentlicher Nährboden ist. Wer könnte aber die enge
Verbindung der Kunstwerke mit dem Boden, auf dem sie entstanden sind, verkennen und würde nicht fühlen,
daß diese schönsten Blumen des menschlichen Geistes die Hälfte ihres Duftes einbüßen, wenn man sie gewaltsam
auf einen anderen verpflanzt? Wer kann sich Michelangelo und Raffael wo anders als in Rom, Tizian und Paul
Veronese anders als in Venedig, Dürer im engen Nürnberg denken? So hat auch Graf Schack selber, als er
seine Sammlung dem deutschen Kaiser vermachte, schwerlich je ernsthaft an ihre Verpflanzung aus den Räumen,
die er ihr selber geschaffen, gedacht. Bildet sie doch da, als ein organisches Ganzes vereinigt, zugleich sein
schönstes Denkmal, ein Monument von unvergänglichem Wert, während sie einmal weggeschleppt und verzettelt,
ihres organischen Zusammenhanges beraubt, gar bald der Nation unverständlich und also auch viel gleichgültiger
werden müßte. — Der allmählich ins Greisenalter getretene, sowohl durch sein schlechtes Gehör und Gesicht
als durch die ohnehin unvermeidliche Vereinsamung des Alters vielfach verstimmte, sich besonders in München
nicht hinlänglich anerkannt wähnende Dichter, mag ja oft auf die Jsarstadt schlecht zu sprechen gewesen sein.
Das ist aber gewiß niemals sein Ernst gewesen, diese seine edelste Schöpfung selber um ihren Hauptreiz —
die genaue Verbindung mit dem Schauplatz, auf dem sie entstanden, bringen zu wollen!

R. 8. Zu unsrer nicht gelingen Genugthuung vernehmen wir soeben, daß die Galerie, Dank der Gnade L. M. des Kaisers,
München erhalten bleiben soll.

Kund schau.

von iderman ikelserich.

Bus Wilhelm Räubers Dki;;rubuch.

veröffentlichten, ohne daß wir einen Text bei-
fügten, in Heft 13 dieses Jahrgangs ein
Vollbild nach Hubert Herkomers „Unser Dorf".
Wenige Bemerkungen werden nachträglich um so mehr
gestattet sein, als, wie wir überzeugt sind, die Vorzüge
dieser Arbeit sich nachhaltig unsrer Leser bemächtigt haben.
Ein weiter Weg vor dem Dorf oder im Dorf war zu
sehen; die Ruhe des Abends begann; friedlich, still
wandeln die Arbeiter mit langsamem Schritt nach ihren
Behausungen; mit bloßen Ärmeln, die Joppe über
die Schulter gelegt, sieht man den Alten, neben ihm,
in gleichem Tritt, geht der jüngere Kamerad dem Heime
zu. Hinter ihnen einhergehend, hat der dritte seinen
Schritt etwas verlangsamt, um seine Pfeife in Brand
zu setzen, zu der er sich niederbeugt. Weiter
hinten sieht man einen Knaben, der sich mit
einem Hund abgiebt; einen Vater mit seinem
Kind auf dem Arm und seinem älteren Sohn,
der einen Reif hält, neben sich. Im Wasser steht
ein Heller Gaul, auf dem ein Knabe reitet; ein
alter Arbeiter sieht zu, vor einem Staket stehend,
über das ein Baum sein schönes Laub in die
Lust erhebt und hinter dem der eigenartige
Turm eines altertümlichen Bauwerks ansteigt.
Links, mehr dem Vordergrund zu, ist das einfache
Ziegelhaus der modernen Normalbauten, mit
seinem Schornstein sich klar von der Luft ab-
setzend, Kinder zählen wir eins, zwei, drei bis
zu sechs in der Nähe dieses modernen und
 
Annotationen