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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 9.1893-1894

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Personal- und Ateliernachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Vermischte Nachrichten - Vom Kunstmarkt - Kunstliteratur und verfielfältigende Kunst
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Kunstlitteratur und vervielfältigende Kunst rr.

223

K kr Gedichte von Georg Scheren 4. Auch (Stutt
gart, Deutsche Verlags-Anstalt. Preis 4 M.) Über die anmut

vollen Dichtungen Scherers hat das
deutsche Volk längst sein Urteil ge-
sprochen, da schon die vierte Auslage
derselben erscheint, obgleich sie weder
von Politik, noch von Religion oder
sonst irgend welchen großen, die
Massen aufregenden Sachen handeln,
und überhaupt viel mehr mit dem
Frühling und der Liebe als mit
wichtigeren Dingen zu thun haben.
Eben drum aber, weil sie sich ledig-
lich an's Gemüt wenden, das aber
mit Geist und Wohllaut wie erquick-
lich reinem Sinn thun, werden sie
auch immer an den Mädchen und
Frauen den dankbarsten Leserkreis
finden — die werden ihm immer
treu bleiben. — Dazu tragen nun
die anmutigen Zeichnungen, mit
denen Paul Thumann diese
vierte Ausgabe von neuem ge-
schmückt, nicht wenig bei, da sie in
ihrer heiteren Formenschönheit ganz
zu der Musik der Verse passen, wie
man den paar Proben, die wir davon
bringen, leicht entnehmen kann.

O. „Holsteinisches Bauernleben". Zeichnungen
von Karl Schildt, Text von Joachim Mähl. (Hamburg,
Meißner. Gr. Folio. Preis in Mappe 10 M.) In zwölf treff-
lichen, in Lichtdruck reproduzierten Zeichnungen führt uns der
Hamburger Maler Karl Schildt charakteristische Szenen aus dem
holsteinischen Bauernleben vor. Wie in seinen Schilderungen
aus dem alten Hamburg zeigt sich der Künstler auch hier als
seiner Beobachter, der die Eigenart von Land und Leuten richtig
zu erfassen und mit Humor wiederzugeben weiß. Bei mancherlei
Beschäftigung in Haus und Feld, nach Feierabend, am Sonntag
oder bei ländlichen Festen — überall offenbart sich gleich treffend
der Charakter der Bevölkerung in seiner derben, etwas unbe-
holfenen, aber gemütvollen Weise. Leider scheint die Poesie dieser
hochgiebeligen, strohgedeckten altsächsischen Häuser, wie sie namentlich
das hübsche Titelblatt wiedergiebt, dem Untergange geweiht zu
sein: mehr und mehr machen sich aus praktischen Gründen auf
dem Lande nüchterne, städtisch aussehende Bauten bemerkbar.
Auch die volkstümlichen Gebräuche, wie das „Ringreiten" und
das Musizieren mit dem „Rummelpott", die schon jetzt selten ge-
worden sind, werden bald der Vergangenheit angehören. Um so
dankbarer sind wir daher dem Künstler, daß er diese charakte-
ristischen Momente im Bilde festgehalten hat. pzest

kc. Friedrichsruh. Radierung von B. Mannfeld.
Berlin, P. Köhler. (Preis für Drucke nvain lu lettre 30 M.; für
Drucke mit der Schrift 15 M.) Inmitten herrlichen Eichen- und
Buchenwaldes, der sich in einem stillen Gewässer spiegelt, sehen
wir durch eine Oeffnung die weitläufigen Bauten des Schlosses
aufsteigen, welches jetzt Deutschlands größten Mann beherbergt.
Tiefes Schweigen rundum, schwerer aber würdevoller Ernst spricht
aus der ganzen Szenerie, aus dem schattigen Gebäude selber,
wie dem majestätischen Dunkel der Baummassen des Vorder-
grundes. Und ist es nicht eine.einzige Erscheinung, daß dieser
echt deutsche stille Herrensitz mit so ungeschwächter magischer Kraft
seit Jahren immer wieder neue Tausende aus dem ganzen Vater-
lande anzieht, die seinem greisen Bewohner ihre unauslöschliche
Liebe und Dankbarkeit anszusprechen, ihr volles Herz ihm gegen-
über durch Jubel zu befreien wünschen'? Wie am Einsiedler von
Friedrichsruh alles groß ist, so ist es auch dieser durch die un-
aufhörliche Wallfahrt des deutschen Volkes zu einer in unserer
Geschichte ganz ohne Beispiel dastehenden Thatsache^ geweihte
Platz. Etwas von dieser ergreifenden feierlichen Stimmung
deutlich in seinem Bilde ausgesprochen zu haben ist Mannfelds
unleugbares Verdienst, man empfindet es vor diesem Blatt uugen-
llicklich, daß das kein gewöhnlicher, sondern ein ganz besonders
merkwürdiger Ort, ja wohl ein Nationalheiligtum sein müsse,
und das ist kein kleines Verdienst! !bEI

k. kt. Dürers fünfzehn Blätter zur Offen-
barung Johannis sind Photo-chemisch vortrefflich reproduziert
in einem Heft und mit erklärendem Text von dem besonders
dazu geeigneten Dr. Sepp versehen bei I. Hamböck, München,
erschienen. (Preis geb. 8 M ? Da die erhabene Unverständlichkeit
und der feierliche Schwulst dieser Offenbarung gewiß nie wieder
einen solchen genialen Interpreten finden werden, als es der
jugendliche Dürer war, so kann man diese höchst gelungene
Wiedergabe allen Verehrern unseres großen Meisters und auch
denen, die es erst werden wollen, dringend ans Herz legen,
nachdem diese Blätter von Cornelius bis auf Rethel von unfern
deutschen romantischen Klassizisten so ausgiebig und aus guten
Gründen benutzt worden sind. l2vssi

Anfrage an den Leserkreis.

Herr B. in B. fragt an: Hat das Verfahren, bei Freilegung
von im Laufe der Zeit durch mehrfache Übertünchung mit einer
Weißelkruste bedeckten Wandmalereien -ck tresco in vorbereitender
gröberer Behandlung durch Aufklebung von Leinwandtuch und
Abziehen desselben nach Erhärtung des Klebstoffes die Tünchkruste,
welche an der Leinwand festhastet, von der Wandfläche mit abzu-
schälen, im einen oder andern Falle durch verschiedenartige Er-
probung zu Ergebnissen geführt, welche die Anwendung einer
besonderen, der Aufklebung der Leinwand vorgehenden vorbe-
reitenden Behandlung der Weißelschichte oder die Anwendung
eines besonderen Klebstoffes — nicht etwa Leim — als vorteil-
haft in dem Sinne erkennen lassen, daß hierdurch der Klebestoff
die Weißelkruste zugleich auch mit seiner Bindekraft durchdringt
und dadurch eine Abschälung der Weißelkruste in nach Flächen-
zusammenhang und Tiefe geschloffener Masse ermöglicht, also
thunlichst ohne Zurücklassung von mehr flächenartig verteilten,
größeren oder kleineren, oder mehr flimmerartig verteilten Weißel-
resten, die sorgfältig abgeschabt werden müßten? l^ess;

Probe-Illustration aus „Gedichte von Georg Scherer".

Mit Illustrationen von Paul Tbuniann.
 
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