Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 9.1893-1894

DOI Artikel:
Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Preisausschreiben - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischte Nachrichten - Vom Kunstmarkt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11970#0047

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Z0

Ausstellungen und Sammlungen. - vermischtes. — vom Auustmarkt.

selbst zu dem Testamentsvollstrecker eilte und demselben von dem
Diebstahle Anzeige machte. Bon den Ölgemälden ist ein Delacroix
in Paris für 30 Gulden (also vermutlich von Wien aus) und in
London ein Pettenkofen sür 35 Pfd. Sterl. verkauft worden.
Beide Bilder sind für die Erbschastsmasse Mieder angekaust, das
erstere für 38 Gulden, das letztere sür 39 Pfd. Sterl. Der Ge-
richtshof verurteilte den Hausdiener zu 1 Jahr und 9 Monaten
Gefängnis und den Uhrmacher zu 1 Monat Gefängnis, l^iei

— London. Eine Londoner Sehenswürdigkeit war bis-
her der Albert-Palast. Kürzlich wurde das Inventar versteigert,
weil der Inhaber nicht die Miete erschwingen konnte. Dabei
erzielte das eine Wassenthat, auf welche die Engländer besonders
stolz sind, verherrlichende Panorama der Schlacht bei Tel-el-Kebir,
das einst 26 000 M. gekostet hatte, 30 M. Eine Shakespeare-
Statue wurde mit 2'/? M., eine Milton-Statuc mit 5'/, M.,
Büsten englischer Größen wurden mit 1'/-—8 Schilling ab-
gegeben. Die große Orgel schließbch, welche 160000 M. gekostet
hatte, brachte wenigstens 12 500 M. !240ss

Dresden. Aus dem Nachlasse des Professors Julius
Scholtz hat die Dresdener Galerie, in welcher der Meister noch
nicht vertreten war, zwei kleinere Gemälde erworben. Haupt-
bilder von Scholtz waren nicht mehr käuflich, sie sind im Besitz
der Nationalgalerie zu Berlin, der Museen zu Breslau, Karlsruhe rc.

— Gotha. In Gotha hat eine Delegierten-Konfercnz der
westlich der Elbe verbundenen Kunstvereine (Braunschweig, Dessau,
Erfurt, Gotha, Halberstadt, Hannover, Halle, Kassel, Magdeburg
und Nordhausen) beschlossen, im Jahre 1894 Kunstausstellungen
in folgender Reihenfolge abzuhalten: Hannover, Braunschweig
Halberstadt, Erfurt, Nordhausen, Magdeburg. Im vorigen Jahr,
ivurden für Mark 145 000 Kunstwerke durch den Zyklus verkauft,
L.-v. Darmstadt. Im großh. Kupferstichkabinet ist soeben
eine Sammlung moderner Kunstblätter, die Neuerwerbungen des
letzten Jahres ausgestellt, und dürfte die Auswahl derselben zu-
meist eine glückliche zu nennen sein. Eine Anzahl meisterhafter
Originalradierungen von Stauffer-Bern, Herkomer,
Meissonier, Detaille, Israels, John Finnie, Dicksee,
seien besonders erwähnt, ihnen schließen sich Blätter nach
Gemälden deutscher, englischer und französischer Künstler an,
darunter Radierungen von Unger, Hecht, Courtry, Doris
Raab, Flameng, Macbeth, Struck u. a- Von den
Originalzeichnungen sind ganz besonders zwei entzückende Blätter
von Heinz Heim, Rötelzeichnungen hervorzuheben. Es sind
köstlich beobachtete Kinderszenen „Konzert" (zwei pfeifende Buhen)
und „Des Löwen Erwachen" (ein zeichnender Knabe, dessen
Kunstleistung von einer Schar Geschwister gebührende Bewun-
derung findet). Von Wilhelm Bader sind zwei seingestimmte
Aquarelle aus der Bergstraße zu sehen, die indes des Künstlers
poetische Eigenart nicht repräsentieren. Die schönen Federzeich-
nungen von Weishaupt „Vor dem Städtchen", Dill „Vene-
zianischer Kanal", Kronberger „Nemesis" und Max Klinger
„Abend" sind Skizzen der Künstler nach ihren bekannten Öel-
gemäldcn, die 1883 auf der Münchner Internationalen Aus-
stellung waren und wurden im illustrierten Katalog reproduziert,
ebenso F-lüggens „Tod der hl. Elisabeth" und Baischs
„Strandszene" in dem der Münchener Jubiläumsausstellung 1888.
Blätter von Hermann Kaulbach, Karl Gehrts,
Melbye, Öhme, P. Heß, PH- Veit und A. Achenbach,
mögen noch erwähnt sein, ein Blatt von Oswald Achenbach,
italienische Landschaft, schon 1847 entstanden, ist keine glückliche
Erwerbung, umsomehr als die Galerie von diesem Künstler bereits
ein ganz hervorragendes Aquarell aus seiner späteren Zeit besitzt.

— München. Die erste Ausstellung des Vereins bildender
Künstler erstellt sich so großen Besuchs, daß allein aus den Ein-
trittsgeldern bisher die Ausstellungskosten gedeckt sind. Die
weiteren Einnahmen sollen zur Tilgung der Bauschuld Ver-
wendung finden. Die Ausstellung bleibt bis zum 22. Oktober
geöffnet. Es wurden bisher über 50 ausgestellte Werke vertäust.

— Graz. Das Joanneum in Graz hat aus dem Nach-
laß der Wittwe des Feldzeugmeisters Benedek die gesamte Bilder-
sammlung erhalten, welche in einem eigenen Benedek-Saal zur
Aufstellung gelangen soll. I249SI

— Wiesbaden. Aus der k. Gemälde-Galerie in Wies-
baden ist ein Gemälde von L. Kronen berg „Heitere Chronik"
gestohlen worden. I2sui

— Dresden. Der Dresdener Galerie sind durch Ver-
mächtnis des Präsidenten Noßky eine Landschaft von Professor
I. Wenglein und 18 Gemälde älterer Meister, deutschen,
französischen, belgischen und holländischen Ursprungs zugewendet
worden. 124241

— Brüssel. Die Hänge-Kommission des Salons zu
Brüssel ist dieses Jahr ungewöhnlich heftigen Angriffen ausge-
setzt und zwei Künstler haben auf eigene Weise ihnen geschehenes
Unrecht repariert. Dem Landschafter Delsaux, der ein her-
vorragendes Bild ausgestellt hatte, war versprochen worden, dem
Bild einen besseren Platz zu geben als in der Nebenhalle bei
den Bildhauerwerken. Er fand dasselbe jedoch wieder an den
früheren, sehr ungünstigen Platz gehängt. Rasch entschlossen er-
stieg er eine Leiter und schnitt mit seinem Federmesser das
Bild aus dem Rahmen heraus, rollte es zusammen und schritt
durch die ihm lauten Beifall spendenden Kollegen von dannen.
Maler Leon Dardenne beklagte sich ebenfalls über den schlechten
Platz seines Bildes. Er verlange nicht, sagt er zu den Koni-
missionsmitgliedern, daß sein Bild anders untergebracht werde,
sondern nur, daß er es wegnehmen dürfe. Unmöglich, wird ihm
zur Antwort, das Bild ist angenommen und steht im Katalog
verzeichnet, und die Herren der Jury zogen sich stolz zurück.
Gut, sagt sich der Maler, mein Bild bleibt im Katalog und auch
im Salou, wenn man darauf besteht, aber, da man es da, wo
es hängt, nicht sehen kann, werde ich es auch wirklich unsichtbar
machen. Er nahm einen Pinsel, den er in Berliner Blau ge-
taucht hatte, überstrich damit sein Bild und die Donauland-
schaft, die es darstellte, war dem bloßen Auge nicht mehr sicht-
bar. Als der Künstler wiederkam, war das Bild verschwunden
und Dardenne hatte seinen Zweck erreicht. I2S191

— Weimar. In den Aussichtsrat der Renten- nnd
Pensionsanstalt sür deutsche bildende Künstler ist auch der Maler
H. Schaumann in Stuttgart gewählt worden. Präsident des
Aujsichtsrats ist Gras Görtz, zur Ergänzung des Direktoriums
wurden von dem Großherzoge von Sachsen G. R. R. Rothe,
R. R. Bollert und Finanzrat Slevogt designiert. Die kauf-
männische Verwaltung übernahm Kaufmann Karl Auding. P24SI

— Köln. Versteigerung der Sammlung Christian Hammer
in Stockholm. Vom 16.-18. Oktober findet in Köln die Ver-
steigerung eines weiteren Teils des berühmten Museums Christian
Hammer in Stockholm durch das Auklionshaus I. M. Heberle
(H. Lempertz' Söhne) statt. Dieser Teil umfaßt Hammers Samm-
lung schwedischer Porträts und zwar: 1. Schwedischer Regenten,
2. berühmter Persönlichkeiten und Privatpersonen, 3. fremder
Regenten und berühmter Persönlichkeiten von schwedischen Meistern
gemalt, uud Miniaturen. Im Anschluß daran wird vom 19. bis
24. Oktober Serie III der Sammlung versteigert. Diese wieder
umfaßt Arbeiten in gebranntem Thon, Töpfereien und Majoliken,
Fayencen, orientalische und europäische Porzellane, Arbeiten
in Glas, Elfenbein, Email, Silber (Kelche, Leuchter, Pokale,
Zunstbecher), ferner Bronze, Eisen und Zinn, zusammen gegen
1400 Nummern. Die beiden Kataloge großen Formats sind
mit zahlreichen Lichtdrucken ausgestattel. I2Z2SI

— München. Die 56 Gemälde der Sammlung Rohan,
welche kürzlich von der Fleischmannschen Hoskunsthandlung ver-
steigert wurden, erzielten einen Gesamt-Betrag von etwa 51000 Mk,
A. Achenbachs Gemälde „Hochgebirgspartie" wurde am höchsten,
mit 12 100 Mk., bezahlt. Eine Landschaft von Rottmann er-
zielte 6410 Mk., Leu „Norwegischer Fjorb" 3550 Mk. und Ed.
Schleichs „Getreideernte" 2510 Mk. 124931

— Die wertvolle, ca. 14 000 Bände zählende steiherrlich
von Druffelsche Bibliothek in Münster i/W. ist in den Besitz des
wissenschaftlichen Antiquariats von Hei nrich Schöningh daselbst
übergegangen. Sie enthält wertvolle Manuskripte, Inkunabel»,
seltene Drucke des 16. und 17. Jahrhunderts, Kupfer- und Holz-
schnittwerke, unter letzteren Seltenheiten ersten Ranges; außerdem
ist sie reichhaltig auf den Gebieten der Americana, Balneologie,
Curiosa, der deutschen Litteratur, Elzcvir-Drucke, Geschichte, Kunst,
älteren Medizin, Naturgeschichte, Philologie, Theologie, und ent-
hält u. a. auch eine wertvolle Sammlung „Westfalica". Ein
Katalog ist in Vorbereitung und wird noch im Laufe dieses
Jahres erscheinen. -2Z7ss
 
Annotationen