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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 9.1893-1894

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Pecht, Friedrich: Weihnachtsbücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.11970#0082

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! Vcihnacht; bücherschan.


erhörten Wohlfeilheit eine so weite Verbreitung gefunden und
auch wohl verdient hat. Ihm hat einer der beiden Herausgeber,
Fr. v. Reber, nunmehr eine „Geschichte der Malerei vom
Anfang des vierzehnten bis zum Ende des achtzehnten
Jahrhunderts" als Beigabe gesellt, welche eine sehr not-
wendige Ergänzung des schönen Werkes bildet, da sie uns genau
auf den heutigen Stand der Kunstwissenschaft, also einer Disziplin
stellt, welche in so raschem Vorschnellen begriffen ist, daß vor
zehn Jahren geschriebene Handbücher schon heute nicht mehr recht
brauchbar sind. — Uns vorbehaltend, auf das einen ungeheuren
Stoff mit merkwürdig anspruchsloser Gediegenheit behandelnde
Werk bei seinem demnächstigen Erscheinen zurückzukommen, gehen
wir nun noch zu einigen, den allermodernslen Gegensatz zu
den bisher besprochenen Veröffentlichungen der „Veriagsanstalt

Raff. Von ksugo König.

Internat. Aunstausstellung des Vereins bildender Aünstlcr in München ISYZ.

Toskanas" (Preis der Lieferung Mk. 20), das uns eben-
falls mit vielen wenigstens in Deutschland noch lange nicht genug
gewürdigten Meistern der grossen Toskanischen Bildhauer-Schule
bekanntmacht. So in den vorliegenden Heften mit Nanni di
Banko und besonders ausführlich mit Donatello. Man staunt
da immer wieder von neuem wie sehr Auffassung und Formen-
bildung damals bei Malern und Bildhauern miteinander Hand
in Hand gingen, wovon bei uns jetzt so wenig Spuren zu finden
sind. Ist die Photographie nun unstreitig der Wiedergabe von
plastischen Werken lange nicht so günstig, als denen der Malerei
und Architektur, weil sie die zerstörenden Wirkungen der Zeit
allzu unbarmherzig aufzeigt, so bleibt doch auch hier genug
Interessantes in der genauen Wiedergabe von Dingen übrig,
die man an Ort und Stelle oft gar nicht ordentlich zu studieren
imstande ist, weil sie zu hoch stehen, schlecht be-
leuchtet sind n. s. f.

Die Reihe der mit der florentinischen Kunst
sich beschäftigenden Publikationen der Firma Bruck-
mann wird durch eine Monographie über den
liebenswürdigen Sandro Botticelli von Hermann
Ulmann beschlossen (Preis Mk. 16), dessen aus-
führliche Untersuchungen über die Werke des Malers
durch die reiche Illustrierung erst die rechte Über-
zeugungskraft gewinnen. Gewöhnlich liebt man
Sandro nur als den Schilderen merkwürdig reiner
und edler Jungfräulichkeit, hier lernt man ihn
noch von vielen anderen Seilen, zumal als vor-
trefflichen Charakteristiken auch der Männer kennen,
so daß man die interessante Monographie wohl
jedem empfehlen kann, der sich genauer über den
Maler zu unterrichten wünscht. Angesichts des
reichen Materials aber, das die Bruckmannsche
Firma bereits über die florentinische Kunst zu-
sammengehäuft, kann man nicht umhin zu wünschen,

Laß sie dasselbe einmal zu einem großen Werk
über die gesamte Toskanische Renaissance vereinigt
und ergänzt benutzen möchte.

Auch die von der Firma herausgegebenen
Werke über die antike Kunst tragen denselben
Stempel vornehmer Gesinnung, der diesen Verlag
vor den meisten anderen auszeichnet. So vorab
die jetzt unter Brunns erfahrener Leitung bereits
bis zur 67. Lieferung vorgeschrittenen „Denk-
mäler griechischer und römischer
Skulptur" (Preis der Lieferung Mk. 20), denen
sich die ebenfalls bis zur 12. Lieferung gediehenen
„Griechischen und römischen Porträts"

(Preis der Lieferung Mk. 20) unter der Leitung
von Brunn und Paul Arndt organisch anschließen.

Natürlich fesseln die letzteren den Laien noch
mehr, da man sich doch für einen Herodot oder
Thukydides, wie sie uns diesmal geboten werden
und der Idee, die man sich von den beiden macht,
merkwürdig entsprechen, immer noch lebhafter
interessiert als für einen Mars oder Dornauszieher
mit geflickten Nasen u. dgl. — Daß diese Werke
aber sür Schulen, welche keine Abgüsse kaufen
können eine ungeheure Wohlthat zur Verlebendi-
gung des Unterrichts sind, das läge aus der Hand,
auch wenn es nicht durch ihre weite Verbreitung
bestätigt würde. Eine willkommene Ergänzung
dieser die griechische und römische Kunst behandeln-
den Publikationen bildet dann die neben solchen
auch noch ägyptische, assyrische und cyprische sowie
etruskische Skulpturen enhaltende „Sammlung
Barracco (Preis der Lieferung Mk. 20) in Rom, deren vom
Grafen Barracco und Wolfgang Helbig besorgte Ver-
öffentlichung auch schon bis zur 7. Lieferung gediehen ist und
eine nicht geringe Anzahl sehr interessanter Stücke ausweist.
Nimmt man dazu noch Walther Amelungs gehaltvolle
Abhandlung über einige „Florentiner Antiken" (Preis
Mk. 2.60), und Fröhners Publikation der aus antiken Bronzen
und Schmuckgeräten bestehenden Sammlung Tyszkiewicz
(Preis der Lieferung Mk. 20), so steht man vor einem seltenen
Reichtum in einem einzigen Jahr von einem Verlag heraus-
gegebener und durchweg gediegener Produktionen. Daneben er-
schien dann noch bereits der 5. Jahrgang des von F. v. Reber
und Ad. Bayersdorfer herausgegebenen „Klassischen
Bilderschatzes", der ob seiner geschickten Auswahl und un-

für Kunst und Wissenschaft" bildenden Publikationen über.
So zum „Reite: leben" in Bild und Wort, herausgegeben von
vr. V. Ritter v. Fritsch, einer sehr hübsch von den bekanntesten
Künstlern illustrierten Sammlung alter und moderner Reiter-
lieder, die in ihrer hocheleganten Ausstattung sich trefflich zu
einem Weihnachtsgeschenk für die eignet, denen am Ende die
Reiter doch am meisten am Herzen liegen. (Preis Mk. 20 )
„Vom goldenen Horn zu den Quellen des
Euphrat" betitelt sich ein mit Bildern reich ausgestattetes und
elegant geschriebenes Reisebuch, das von Dr. Naumann im In-
teresse der neu eröffnet«: anatolischen Bahn versaßt und bei
Oldenbourg in München erschienen ist. Seine lebendigen Schilde-
rungen von Land und Leuten sind denn auch ganz dazu angethan,
Reiselustige in dies Stück fremder Welt zu locken. (Preis Mk. 20.)

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