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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 9.1893-1894

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Personal- und Ateliernachrichten - Architektur - Preisausschreiben - Ausstellungen und Sammlungen - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.11970#0183

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Personal- u. Ateliernachrichten. — Architektur.

Preisausschreiben. — Ausstellungen und Sammlungen.

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— Gestorben. Am 24. Dez. zu Hamburg der Bildhauer
Alois Denoth. Sein letztes Werk, mildem er an die Oeffentlich-
keit trat, war das Modell einer S. Katharina, die als Bekrönungs-
figur zum Hamburger Rathausbau ausgeführt werden wird.

— München. Am 28. Dezember starb zu München im
Alter von fast 80 Jahren der in weilen Kreisen bekannte Maler
Peter Herwegen. Herwegen war als geistreicher Zeichner,
Aquarell und Miniaturmaler sehr geschätzt. Am 15. Februar 1814
zu Köln geboren, war er zuerst (1826—1830) Schüler von Otto
Mengelberg. Seit 1840 war er in München ansässig und schuf hier
zahllose Gedenkblätter, Diplome, Adressen re., so auch vier Blätter
zum König Ludwig-Album, in denen besonders seine Geschicklich-
keit in der Anordnung von Figurenmassen zum Ausdruck kam.

— Gestorben Am 4. Januar zu Wien Pros. Karl
von Hasenauer im Alter von 60 Jahren. Mit dem Tode
dieses Meisters hat die Wiener Kunst, die in den letzten Jahren
eine Reihe von Meistern — wir erinnern an L- C. Müller,
Schindler, F. von Schmidt — verloren hat, abermals einen
schweren Verlust erlitten. Hasenauer war am 20- Juli 1833 zu
Wien geboren und ließ sich dort nach längeren Reisen durch
Deutschland, Frankreich, Italien, England und Schottland nieder.
Er ist der Schöpfer des neuen Wiener Monumental-Baustils und
die beiden Wiener Hofmuseen, das Hofburgtheater, die noch nicht
vollendete Wiener Hofburg sind Schöpfungen, welche ihm die Un-
sterblichkeit sichern. Hasenauer schuf außerdem die Postamente zu
den Wiener Denkmälern für Grillparzer, Tegetthoff und die
Kaiserin Maria Theresia. Sein Bildnis hat die „K. s. A." im
3. Heft des 4. Jahrgangs publiziert, das seiner Schöpfung, dem
Wiener Burgtheater, gewidmet ist. lW o;

— Bildende Künstler starben 1893: 20. Febr.:
Professor A. Wittig in Düsseldorf. — 4. März: Professor Alois
Gabi in München. — 2. Apr.: Bildhauer Professor Robert
Cauer in Kassel. — 7. Apr.: Professor Paul Otto in Berlin. —
2. Mai: Paul Schobest in Breslau. - 24. Mai: Adolf von
Meckel in Berlin. — 2. Juni: Professor Julius Scholtz in
Dresden. — 29. Juni: Wilhelm Scholz, einer der geistvollsten
Satiriker aller Zeiten in Grunewald bei Berlin. — 12. Juli: zu
Partenkirchen Professor E. Sachs. — 15. Juli: Professor Karl
Müller in Düsseldorf. — 15. Okt.: Paul Bergmann in Karls-
ruhe. — 19. Okt.: Louis Spangenberg in Berlin. — 29. Okt.:
der ausgezeichnete Tiermaler G. Mützel in Berlin. — 30. Okt.:
der Landschafter Ed. Schleich in München. — 1. Nov.: Jan
Matejko in Krakau. — 16. Nov : R. S. Zimmermann in
München. — 28. Dez.: Peter Herwegen in München. PWil

r. Eine Maler-Kolonie. (Siehe Jll. S. 139.) In der
Familienhäuser-Kolonie Nymphenburg-Gern der Firma Heilmann
L Littmann, welche schon einer größeren Anzahl von Künstlern
zuni Aufenthalt dient, geht neuerdings eine Gruppe von Atelier-
gebäuden ihrer Vollendung entgegen. Schon die äußere Er-
scheinung derselben hat etwas Bestechendes, während in Bezug
auf innere Einrichtung, bezw. Einteilung, nichts versäumt worden
ist, was dazu dienen konme, das Praktische und Vorteilhafte mit
dem Angenehmen und Wohlgefälligen in einer Weise zu ver-
binden, welche allen Anforderungen entspricht, die an ein Künstler-
Heim gestellt werden können. Daß der Anlage der Ateliers in
Bezug auf Licht und Raum eine ganz besondere Aufmerksamkeit
geschenkt wurde, ist in Ansehung des Zweckes dieser Häuser
selbstverständlich; sollen doch dieselben nicht nur den Künstlern
ein freundliches Heim, sondern auch die denkbar günstigste
Gelegenheit bieten ( ihrem Berufe zu obliegen. Vereinigt sich
zu diesem Zweck noch — wie hier — die glückliche Wahl der
örtlichen Lage, so sind alle Bedingungen vorhanden, welche
das Gedeihen einer Künstlcrkolonie zu fördern vermögen. Die
Faktoren, welche die künstlerische Schaffensfreudigkeit zu er-
höhen vermögen, sind hier in reichlichem Maße vorhanden; vor
allem ungestörte Ruhe. Gegen das Andringen lästiger und
lärmender Industrien ist dieselbe durch besondere ortspolizeiliche
Vorschriften für alle Zeiten geschützt. Die Reize des Landlebens
vereinigen sich in angenehmer Weise mit den Vorzügen des
Stadtaufenthaltes, da die Kolonie durch zwei Trambahnstränge
mit München verbunden ist. Die Möglichkeit der Emanzipierung
von einem in mancher Hinsicht fatalen Mietverhältnisse zeitigt
gewiß in Künstlerkreisen am häusiqsten den Wunsch, sich ein
eigenes Heim zu gründen, und der Realisierung dieses Wunsches

stehen hier um so weniger Hindernisse entgegen, als die Nieder-
lassung in der Kolonie Nymphenburg-Gern durch günstige Er-
werbsbedingungen ungemein erleichtert wird. !W34l

* Dresden. Der akademische Rat der k. Kunstakademie
eröffnet soeben ein neues Preisausschreiben. Die Aula der
technischen Staatslehranstalten in Chemnitz soll nämlich mit vier
Wandgemälden in Olwachsfarbe aus Leinwand geschmückt werden.
Für die Ausführung stehen 20000 M. zur Verfügung. An der
Bewerbung dürfen sich sächsische und in Sachsen lebende Künstler
beteiligen. Künstler, welche sich um die Ausführung der Bilder
bewerben wollen, haben Entwürfe in ein Zehntel der wirklichen
Größe, sorgfältig durchgeführt, gehörig fixiert und in Rahmen
mit einem Kennwort versehen bis spätestens Sonnabend den
30. Juni 1894 mittags 12 Uhr an den Kastellan der k. Kunst-
akademie in Dresden abzuliefern. Von diesem können auch die
näheren Bewerbungsbedingungen unentgeltlich bezogen werden,
wie bei ihm auch die Zeichnungen der fraglichen Wand- und
Bildflächen eingesehen werden können. pso»)

— Wien. Das Bauernfeld-Kuratorium hat für die Bild-
hauer Wiens ein Preisausschreiben für ein Grabdenkmal Bauern-
felds erlassen. Es ist den Künstlern für die Ausführung voll-
ständige Freiheit gelassen, nur muß das Bildnis des Künstlers
als Büste oder Relief ausgcführt sein. Der erste Preis besteht
in der Ausführung des Denkmals, für die 8000 Gulden bestimmt
sind, die drei nächstbesten Entwürfe werden mit Geldpreisen von
400, 300 und 200 Kronen ausgezeichnet. 128221

— Paris. Das Handelsministerium der französischen
Republik hat für Briefmarken-Zeichnungen einen Wettbewerb
nur für französische Künstler ausgeschrieben. >282gi

vr. II. Berlin. Mit dem Berliner Ausstellungswesen
können wir in diesem Winter zufrieden sein, es wird immer
großstädtischer betrieben und in schnellem Wechsel werden uns eine
Menge interessanter Bilder vorgeführt. Die kleineren Ausstellungen
in den privaten Kunstsalons sind besonders genußreich durch
ihren intimen Charakter. Ohne Ermüdung und ohne die Pein
qualvoller Arbeit zu empfinden, läßt sich das halbe Hundert
Bilder in bequemem Genießen betrachten und doch lernt man
mehr und besser bleibt das hier Gesehene im Gedächtnis haften,
als was auf der Massenschau der großen Ausstellungen pflicht-
gemäß bestaunt wird. Das Beste aber kommt uns immer noch
von außerhalb. Wer das ausspricht, wird den Hiesigen freilich
lästig und bekommt den Borwurf der frivolen Ausländerei zu
hören. Da muß man trotzdem den Mut und die Ausdauer
behalten, es immer wieder zu sagen. Von neuem lehren es die
beiden Ausstellungen, über die heute zu berichten ist. Bei
Schulte ist eine große Anzahl Berliner und auswärtiger Bilder ohne
gemeinsamen Gesichtspunkt und ohne Tendenz zusammengestellt.
Das Beste darunter sind die Bilder von Wilhelm Trüb ner,
nicht die Porträts, die diesmal wenig besagen, nicht das schwärz-
liche Geschichtsbild (Gefangennahme Friedrichs von Oesterreich
durch den Burggrafen von Nürnberg in der Schlacht bei Ampfing),
aber die Landschaften, die alle das Kloster Seeon in verschiedenen
Aufnahmen zeigen. Mir gefiel besonders der Klosterhof mit blau-
grünem Gebüsch vor den weißen Gebäuden. Alb. Edelfelt
scheint nach dem Gegenstände zweier Aquarelle (Winternacht in
Finnland und Winter an der finnischen Küste) Finnländer zu
sein. Er erreicht aber nicht das, was andere nordische Maler
in der Wiedergabe der heimischen Schneclandschaft uns öfters schon
geboten haben. Besser gefiel mir sein Oetbild „Im Bügelzimmer".
Im gelben Zimmer zwei Frauen, von denen die eine am Fenster
bügelt, grelles weißblaues Licht liegt auf der Wäsche und spielt
in weichen Reflexen im Gesicht der jungen Büglerin. Lenbachs
Porträt des Afrikareisenden Eugen Wolf in selbstgefälliger Pose
ist für meinen Geschmack zu sehr stilisiert. Wie langweilig sind
aber die Porträts von Rudolf Bereny und dabei sind sie
nicht einmal ähnlich. Die Bildnisse von Elise Mahler sind
auch gerade nicht amüsant, aber sehr korrekt gearbeitet und, so-
weit ich sie kontrollieren konnte, von lebendiger Ähnlichkeit.
So weit im dunklen Vorraume zu erkennen war, ist das Bildnis
einer jungen Dame im Park von v. Ledebur im frischen
 
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