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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 9.1893-1894

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Daelen, Eduard: Im "Malkasten" zu Düsseldorf: Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.11970#0190

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IX. Jahrgang, tzefr IO.

iA. Februar 1894.


tzerausgegeben von Friedrich Wechr -<

„Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geheftet. Bezugspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspoftverzeichnis Nr. 3750. bauer. Verzeichnis Nr. 438. k. u. k. österr. Zeitungsliste Nr. 1747) 3 M. 60 Pf. für das Vierteljahr
___ (6 Hefte); das einzelne Heft 75 Pf.__

Im „Malkasten" zu Düsseldorf.

Skizze von L. Daelen.

unruhige Gesellschaft — diese Künstler! Vor allem
das lustige Malervölkchen. Zwar ist die Kunst eine Tochter
des Friedens, aber wo ihrer Jünger etliche beisammen sind, da
platzen die Geister auf einander. Ta werden hitzige Redeschar-
mützel ausgefochten und oft wahre Wunder an Tollkühnheit ver-
richtet von den Helden im „Dischkurieren" (wie Wilhelm Busch
in einem Briefe an den unvergeßlichen Lorenz Gedon schreibt).
Aber das verhindert nicht, daß man nirgendwo eine energischere
Neigung zur fröhlichen Geselligkeit findet, wie bei dieser streit-
baren und doch im Grunde so urgemütlichen Sippe.

Das zeigte sich recht deutlich auch in der älteren Düsseldorfer
Künstlerschaft der vierziger Jahre. Schon lange war der Wunsch
rege geworden, die verschiedenen engeren Kreise, welche sich im
Laufe der Zeit zwanglos gebildet hatten, zu einem gemeinsamen
Ganzen zu verschmelzen, in einer geselligen Vereinigung unter
einen Hut zu bringen, aber es blieb trotz der lebhaftesten Verhand-
lungen bei frommen Wünschen.

Da kam das stürmische Jahr 48. Der frische Wind einer
neuen Zeit wehte wirbelnd auch den Rhein entlang. Das
morsche Alte begann bis im Grunde krachend zu wanken. „Revo-
lution!" —- wie das verwegene Wort allwärts Wunder wirkte!
Hei! wie da auch die Brauseköpfe hinter den Farbentöpfen hervor-
zischten, raketengleich und in glänzenden oratorischen Feuerkugeln
ihr Licht leuchten ließen! Der längst erträumte Einheitsbund —
jetzt mußte er zur That werden.

Am 6. August 1848 feierte Düsseldorf ein großartiges Fest,
die Verbrüderung der Bürgerschaft mit dem Militär, wobei das
Programm natürlich dadurch keinen Abbruch erlitt, daß es zum
Schluß mit der üblichen Prügelei besiegelt werden mußte. In
der Allee wurde die von Künstlern errichtete Kolossalstatue der
Germania enthüllt und auch bei dem brillanten Festzuge war die
Künstlerschaft in hervorragender Weise thätig. Der Freiheits-
jubel hatte schon am Nachmittage unter freiem Himmel die
Nus der „Walkasten-Lhrvnik". herrlichsten Blüten getrieben, welche am Abend, von schwärmerisch

(w. Schirmer). erregten Geistern gepflegt, beim schäumenden Biere in den Stamm-

lokalen zur üppigsten Entfaltung gediehen. Auch die meisten Künstler
fanden sich wie verabredet hier zusammen. Da wurde in begeisterter Stimmung die Gründung des langersehnten
Vereins und auch zugleich die Taufe vollzogen. Alle Farben, sowohl der politischen wie der künstlerischen Ge-
sinnung — sie sollten sich hier in harmonisch friedlichem Wirkungskreise zusammenfinden, um das gemeinschaftliche
Ziel, die Förderung des künstlerischen Lebens, möglichst vollkommen zu erreichen. Kein glücklicherer Name, in
sinnreicher Beziehung, hätte sich deshalb wohl für diesen Künstlerverein finden lassen, wie der „Malkasten",

«ans fir Alle IX.

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