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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 9.1893-1894

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Diercks, Gustav: Die moderne Kunst Spaniens, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11970#0210

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IX. Jahrgang, tzeft II

i. März 1894.

„Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geheftet. Bezugspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. 3750, bayer. Verzeichnis Nr. 438. k. u. k. österr. Zeitungsliste Nr. 1747) 3 M. 60 Pf. für das Vierteljahr
_ (6 Hefte); das einzelne Heft 75 Pf.

Vir moderne Kunst Spaniens.

von Gustav Diercks.
I.


Die Witwe. Don Tercira L

opez.

»er vollständige Verfall, den das Geistesleben
Spaniens nach der Blüteperiode vom Anfang des
17. Jahrhunderts answeist, zeigte sich in gleicher Weise
auch ans dem Gebiete des künstlerischen Schaffens. Die
spanische Nation schien sich in dem außerordentlichen
Aufschwung, den sie unter Karl V. und Philipp II.
genommen hatte und der sie ans einigen Gebieten der
Kultur auch noch unter Philipp III. und Philipp VI.
Großartiges zu leisten befähigte, offenbar so vollständig
erschöpft zu haben, daß sie wieder langer Zeit bedurfte,
ehe sie Kraft gewann, in den internationalen kulturellen
Wettstreit der Völker einzutreten und sich in demselben
hervorzuthun.

Auf dem Arbeitsfelde der bildenden Künste ver-
schwindet Spanien im 18. Jahrhundert beinahe ganz,
und mächtige neue Impulse waren nötig, um Talente
heranzubilden, die die spanische Malerei wieder zu
einigem Ansehen brachten.

Ein solcher Impuls wurde durch Rafael Mengs
gegeben, als er dem Rufe des aufgeklärten Königs
Karl III. nach Spanien folgte und während wiederholent-
lichen mehrjährigen Aufenthalts in Madrid die könig-
lichen Schlösser verzierte. Tie Mitglieder der könig-
lichen Akademie der Künste, welche am 12. April 1752
gegründet worden war und einen schwachen Anhalt für
das künstlerische Schaffen gewährte, wurden aus ihrer
Lethargie erweckt, und einige höher beanlagte Kräfte
schloffen sich Rafael Mengs an. So können wir
Francisco Bähen geradezu als Schüler desselben be-
zeichnen und die Einflüsse von Mengs auch in seinen
Bildern erkennen. Dank einer ungewöhnlich hohen
künstlerischen Begabung seine Zeitgenossen, namentlich
auch die besseren, unter ihnen Maella, Ramos,
Camaron u. a., weit überragend, vermochte sich Bähen doch nicht der Allmacht des Zeitgeistes zu entziehen.
Wäre ihm dies gelungen, hätte er sich von dem Manierismus des Barockstils mehr, als es geschah, zu befreien
gewußt, so würde er in seiner einflußreichen Stellung als königlicher Hofmaler und als Direktor der Kunst-
akademie seiner Zeit einen neuen Stempel haben aufdrücken können.

Kunst für Alle IX.

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