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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 9.1893-1894

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Personal- und Ateliernachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtes - Preisausschreiben
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https://doi.org/10.11588/diglit.11970#0264

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Ausstellungen und Sammlungen. — Vermischtes.

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selben bis 15. Mai zu erfolgen. Von jedem Künstler können
nur zwei Werke gleicher- Gattung ansgestellt werden, die vor der
Aufnahme einer Jury unterliegen. Werke der korrespondierenden
Mitglieder des Vereins genießen Juryfreiheit. Mi;

kt Hannover. Die 62. Kunstausstellung wurde hier am
Sonnabend, 24. Februar, eröffnet; sie dauert bis zum 18. April,
also fast acht Wochen. Veranstaltet wird dieselbe vom „Kunst-
Verein für Hannover", dessen Vorstand aus den Herren Ober-
präsident Exzellenz Rudolf v. Bennigsen, Schabrat Müller, Buch-
händler Th. Schulze, Gasdirektor Körting, Generalagent Osann,
Geh. Regierungsrat Hase, Bildhauer Taeger, Maler Friedrich
und Freiherr v. Knigge besteht. Der vom Vorstande ausge-
wählten Kommission war von der Hannoverschen Knnstgenossen-
schast dieses Jahr zum erstenmale eine aus den Herren Maler
Gustav Koken, Maler Wichtendahl, Bildhauer Gundelach und
Architekt Schaedtler bestehende Jury zugeordnet, um bei der Aus-
wahl der Bilder und Skulpturen mit zu entscheiden. Wie förder-
lich diese Einrichtung gewesen ist, zeigt der Gesamteindrnck der
diesjährigen Ausstellung. Während in früheren Jahren sich
neben tüchtigen Kunstleistungen auch der Dilettantismus recht
bemerklich machte, begegnete man diesmal durchweg guten Sachen.
Daß unter diesen dennoch ein vielstufiger Unterschied des Wertes
obwaltet, versteht sich von selbst. Der Katalog umfaßte 626
Drummern, genau 300 weniger als in der vorigen Ausstellung.
Diese Herabminderung der Zahl aber bedeutet nicht nur eine Steige-
rung der Durchschnittsqualität, sondern hat auch noch den großen
Nutzen, daß die Ausstellungsobjekte in den verfügbaren fünf
Sälen des Kunstvereins weit besser haben aufgehängt oder gestellt
werden können. Man hat mit den Bildern nicht mehr so hoch
hinaufzuklettern brauchen, was früher allerdings für manche so-
genannte Kunstwerke sehr dienlich war, um sie nämlich dem Ge-
sichtskreise der Beschauer gnädig zu entrücken. Auch hat man
eine würdigere Anordnung der Skulpturen ermöglicht, die inan
früher wie Stiefkinder meist in den Ecken und Winkeln antraf
und daher mehr als eine Art von Dekoration ansah. Will man
allerdings der Bildhauerkunst völlig gerecht werden, so muß
man ihre Erzeugnisse in einem der Oberlichtsäle unterbringen;
in dem Streiflichte der seitlichen Beleuchtung kommen sie auch
jetzt noch nicht ganz zur Geltung. Dann wird jedenfalls auch die
Lust zur Ausstellung von Skulpturen zunehmen, die selbst bei
hiesigen Künstlern immer mehr zu schwinden scheint. Es ist sehr-
wenig Plastik vorhanden. Die bemerkenswertesten Skulpturen
sind ein Amor von Professor Echtermeyer in Braunschweig,
ferner Arbeiten von Hans Dammann in Berlin, August Sommer
in Rom und Julius H. Jordan in München. Unter den Sachen
des letzteren ist auch die im Besitze der Stadt München befind-
liche Pettenkofer-Büste. In der Reihe der Gemälde fallen als
hervorragende Leistungen auf u. a. die Arbeiten von Professor

Ferd. Keller in Karlsruhe
(Apotheose Kaiser Fried-
richs III.), eine Madonna
von Georg Papperitz in
München, Aquarelle
von Hans v. Bartels
in München, eine
Spieler-

gruppe von Prof. Klaus Meyer in Karlsruhe, lustige Genrebilder
aus dem Gescllschaftsleben von Prof. Georg Knorr in Königsberg,
eine fein empfundene „Träumerei" von Prof. Eugen Klinisch in
Frankfurt a. M., das große lustige Bild „Heimkehr" von Richard
Scholz in München, ein Alpenglühen im Berner Oberlands von
Edmund Berninger in München. C. v. Bergen in München mit
reizenden, frischen Kinderfiguren, Gustav Koken in Hannover mit
verschiedenen gelungenen Landschaften und die Porträts von
Anton Kaulbach in Hamburg und Paul Starten in Berlin, isss?;

— Berlin. Die „Deutsche Schriftstellergenossen-
schaft" veranstaltet im Oberlichtsaal des hiesigen Rathauses für
die Zeit vom 20. März bis 3. April d. I. eine Ausstellung von
Gemälden, Zeichnungen und Skizzen, die „Das moderne
Berlin" behandeln. Der Zweck der Ausstellung soll sein „dem
Einheimischen, sowie dem Fremden eine Fülle neuer Eindrücke zu
geben und die Fabel zu zerstören, daß Berlin reizlos und ohne
Ausbeute für den Künstler sei". Fernerhin hat die Genossenschaft
in ihrem Klubhause, Berlin ^V., Königin-Augustastraße 10/1, eine
„Aktualitäten-Ecke" eingerichtet, die in wechselnder Folge den
Mitgliedern und Gästen des Klubs die interessanten Momente der
Zeitgeschichte bildlich vorführen soll. iMtSl

tb. Römisches Allerlei. -Vadewus lontilicein!- —
wollte sagen >OaIIeriain«, denn die seit Jahr und Tag schwebende,
die Künstlerschaft beständig in Atem haltende Frage der modernen
italienischen Nationalgalerie ist endlich gelöst. Allerdings nur
Provisorisch, denn das von unserem leichtsinnigen und mit
Staatsmitteln nicht knausernden Künstlervölkchen gehegte Projekt
des eigenen Galeriebaues — ein Projett, zu dem der Staat die
Riesensumme von 100 000 bis 150 000 Frs. beisteuern wollte —
ist vorerst aufgegeben und man begnügt sich mit dem ersten Stock
des Ausstellungspalastes in der Via Nazionale, den die Väter
der Stadt nach jahrelangen: Schwanken und Beraten endlich in
generösem Mitleid den Musen zur Verfügung gestellt. Wie hoch
dem Unterrichtsminister die edlen Gefühle des Gemeinderats zu
stehen kommen (gratis ist die Abtretung schwerlich erfolgt), können
wir im Augenblicke nicht sagen; immerhin ist der Misere des
Nomadentnms einigermaßen gesteuert und die von der Regierung
angckauften zahlreichen Gemälde und Skulpturen, die bisher in
den feuchten Kellerräumen der Ministerien schlummerten, werden
wenigstens an einen: geeigneten Orte vereinigt. Und damit ist
bei der herrschenden Finanznot schon viel erreicht, denn an die
Erbauung eines eigenen Galerie-Palastes ist für Jahrzehnte hinaus
gar nicht zu denken. — Ein ganz seltsames Kunstwerk, das an
die in Deutschland vielfach zu treffenden Panoramen erinnert, ist
dank der vereinten Arbeit unserer >Iami§lia arttstica- hier ent-
standen; ein die Geburt Christi in plastischen Grrchpen und land-
schaftlicher Szenerie überaus trefflich darstellender sog. „Presepe".
In einer Reihe von Bildern breitet sich die malerische Gegend
von Bethlehem vor dem Beschauer aus; dort erhebt sich der
dürftige Stall mit dem neugeborenen Jesus, mit Maria und
Josef, den Hirten, den legendären Ochsen und Eselein — dies
alles überstrahlt von überirdischem Lichte. Inzwischen nahen

Männer und Weiber zu Fuß und zu Pferde in bunter, orienta-
lischer Tracht, auf allen Wegen, von: Thale wie von
den Bergen her, das Jesuskind zu begrüßen
und anzubeten. Kurz, eine Fülle

von lebenswahr gegebenen
Szenen, ein Jneinander-

fließen von Plastik und Mak-
lerei, die nur durch das
Zusammenwirken so be-
deutender Kräfte, wie
der Monteverde, Alle-
gretti, Cifariello,
Ettore Ferrari,
Tripisciano,
Zocchi, Canta-
lamessa,
Pascarella
u. a. mög-
lich war.
Tie Leitung
des künst-
lerischen

Dekorativer Schmuck der Innenseite eines Flügels, von Edward Burne-Iones.
 
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