Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 9.1893-1894

DOI Artikel:
Oettingen, Wolfgang von: Die Düsseldorfer März-Ausstellungen, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11970#0294

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
230

Die Düsseldorfer März-Ausstellungen.

eine Sonderausstellung ganz geleert und mit seinen Bild-
nissen, vorzüglich mit seinen Kreideskizzen nach dem
Fürsten Bismarck, sich viele Anerkennung erworben hatte,
ist deswegen nur mit einem Porträt vertreten; es stellt,
als Kniestück in Lebensgröße, eine sitzende Dame in
dunkler Toilette vor und zeigt wieder, welche Tiefen man
dem Pastell, das ja ursprünglich meist für lichte, duftige
Wirkungen benutzt wurde, abzugewinnen gelernt hat. Aller-
dings wird eine gewisse Weichheit ihm stets anhasten,
wie sie sich für die elegante, für die Wiedergabe des
Anmutigen und Zarten vorzüglich geeignete Hand
Petersens auch schickt. — Von Emil Schwabe sieht
man unter anderm das sehr fleißig und tüchtig ausge-
führte Bildnis eines Herrn in schwarzer Uniform; von
Karl Sohn ein niedliches Mädchen, das auf der Lehne
eines Steinsessels sitzend eine Eidechse beobachtet, es selbst
einer Lacerta an Munterkeit zu vergleichen. Paula
Monje hat das lebensgroße Kniestück eines höchst lebendig
und geistvoll bewegten älteren Herrn gemalt und mit
Energie in dessen eines Auge — das andere wird durch
eine schwarze Binde verdeckt — mehr Ausdruck konzen-
triert, als etwa Alfred Hamacher in die beiden seines
wohl zur Repräsentation dargestelllen Würdenträgers
gebracht hat.

Den Uebergang zu den Landschaftern mögen die
bilden, bei denen die Staffage mit Menschen und Tieren
als wesentliches Element erscheint. Da ist, wie schon
öfter, in erster Linie Gregor von Bochmann zu nennen.
Er schildert in einem großen Bilde das Durcheinander
der Wagen vor einem Kruge in Esthland; alles ist Leben
und alles Charakter, mit einer bewunderungswürdigen
Frische aufgefaßt und trotz eines geradezu verschwen-
derischen Reichtums an fesselnden Motiven gegenständ-
licher wie koloristischer Art kraftvoll zusammengehalten.
Man hat diesem Meister gegenüber nie das Gefühl,
daß er affektiere; er findet soviel reine und tiefe Em-
pfindung und Naturfreude in sich, daß er über dem
ruhigen, sicheren Schaffen gar nicht in die Verlegenheit
kommt, sich zu anderen Wirkungen künstlich zu steigern.
Zwei Strandbilder, miniaturartig fein ausgeführt, sind
trotzdem bis in das kleinste Detail interessant und wahr.
—- Giebt Bochmann so den Ton und den Maßstab für
hohe Ansprüche an, so findet neben ihm Hugo Mühlig
eine würdige Stelle. Wie er den Sonnenschein malt,
dürfte wohl manchen zum Muster dienen. Scheinbar
ohne Mühe, mit der Unmittelbarkeit des natürlichsten
Empfindens, trifft er den leuchtenden Ton und setzt ihn
einfach, breit, ohne komplizierte Farbenkleckse hin. Man
sieht: dieser Mann hat normale Augen und denkt nicht
daran, sie zu verleugnen. Vielmehr benutzt er sie wacker:
seine Jäger, die nach der Jagd am klaren Wintertage
durch tiefen Schnee dahinziehen, prächtig in dem Ton
des Ganzen stehend, zeugen von eindringendster Beob-
achtung. Ein Erntebild ist, gewiß an einen Kenner,
bereits verkauft; der „Spätsommer" (eine Gemüse- und
Blumenpflanzung vor dem Bauernhause wird von einer
Frau bearbeitet) ist zum Glück unverkäuflich, man würde
ihn sich sonst gegenseitig nicht gönnen, so pikant und
glücklich wetteifert er mit gewissen Spaniern. — Adolf
Lins liebt den »coin bru^aut«, die Bäche und Pfützen,
die von Gänsen, Enten oder Kindern bevölkert werden;
Gustav Marx treibt in flotter Pace das rote Feld über
die Stoppeln, Heinrich Ltto zeigt Schafe in der Hürde

im kalten, scharfen Licht des ersten Frühjahres, Her-
mann Lasch bringt zwei seiner anspruchslosen, stimmungs-
vollen Motive: „Gehöft in den Dünen" und „Am
Morgen"; auch er verwendet gerne die Schafe als kolo-
ristisch und gemütlich wirkende Staffage.

Von Tiermalern hat sich nur Anton Henke mit
einem stattlich heranschreitenden Hirsch eingestellt; desto
zahlreicher sind die „reinen" Landschafter erschienen.
Es genügt, die Namen Ludwig Munthe und Georg

Frühling, von Paul Höcker.

Lrübjcchr-Ausstellung ^89^ der Münchener Secession.

Oeder zu nennen, um die Vorstellung von zwei Meistern
zu erwecken, die ein ganz bestimmtes, umschriebenes
Genre kultivieren, ohne doch die Kritik gegenüber sich
selbst zu verlieren und ohne im Studium zu ermüden.
Schätzen sie beide das feine Grau nebliger Luft, so läßt
OlofJernberg in ungebrochener Schärfe den Schnee
eines winterlichen Waldwegs leuchten; ein Bildchen von
erstaunlicher Kraft und Wahrheit, von einem männlichen,
ernsthaften Geiste und von strengerer Durchführung, als
der sonst gern mit einiger Uebertreibung andeutende
 
Annotationen