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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 9.1893-1894

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Personal- und Ateliernachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Preisausschreiben - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.11970#0340

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Personal- und Ateliernachrichten. — Ausstellungen und Sammlungen.

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Treue wiedergegeben, Fürst Bismarck in der Haltung und im
Ausdruck sehr charakteristisch. Die Mitglieder der Abordnung,
sämtlich bekannte hiesige Persönlichkeiten, sind von frappanter
Aehnlichkeit. lmssj

— London. Zum Direktor der Nationalgalerie ist der
Maler Edward I. Poynter ernannt worden. Mss;

—ch— Berlin. Während der letzten Wochen sind hier,
mit sehr bescheidenen Ausstellungen, verschiedene ganz modern
empfindende Malerinnen erschienen, über die unsere rührend
harmlose Zeitungskritik fast völlig hinweggesehen hat. Neue und
entschiedene Talente befinden sich darunter, wie KätheKollwitz
die man auf der vorjährigen großen Ausstellung so arg insultiert
hatte. Wenn ich mich nicht irre, so hat sie längere Zeit in
München gearbeitet nnd zwar unter Ludwig Herterichs Leitung.
Nun aber besitzt sie andere Ideale: Liebennann und Raffaelli.
Sie sucht das Treiben und die Natur der Vorstadt, durchaus
nur vom Nialerischen geleitet, ohne Tendenz. Arbeitende Leute
im schweren Tagewerke; Faulenzer, im Straßenwinkel zusammen-
gerottet, über den ein dürftiges Licht fällt; dumpfe Kneipen-
interieurs mit der schwülen Atmosphäre des beginnenden Streites:
oder die Straße in der Herbsrstimmung, mit aufgeweichtem
Damm — entblätterte Bäume recken ihre dünnen Zweige in die
neblige Luft. Clara Sievers nnd Anna Bernhardt
liefern sehr intime Porträtarbeiten; jene steht in ihrem frischen,
kräftigglänzenden, temperamentvollen Kolorit unter dem Ein-
flüsse Uhdes, diese stärkte sich an englischen Vorbildern. Beide
haben Seele; sie entfernen sich, in unverkennbarer Absicht, von
der porzellanhaften und fabrikmäßigen Bildnismalerei, die hier
unter den Frauen zu Hause ist. Sie fassen das Modell nicht
nur unter den einzelnen Lebensbedingungen, sondern zugleich
unter den malerischen Einflüssen der realistischen Umgebung —
die Porträts sind auch sehr tüchtige Luft- und Lichtstudien.
Linda Kögel, die Münchnerin, zeigte zum erstenmale in ihrer
Heimatstadt eine größere Zahl von Bildnissen. Es ist reife,
wohlgefällige Arbeit. Ein ivenig Piglhein, ein wenig Samberger,
auch französische Art ist unschwer zu erkennen — gleichwohl sehr
viel Persönlichkeit, zumal im Psychologischen und viel Geschmack
in der Anschauung. Diesen fortgeschrittenen Naturen gegenüber
haben Olga Wisinger-Florian und Betty Wegmann
säst altmeisterlich gewirkt. Hätte die Wiener Künstlerin nur
ihren koketten, duftlosen Cyklus der „Blumen des ganzen Jahres"
gebracht, sie hätte nicht eben großes Interesse erregt. Aber sie
legte auch einige anmutige und schlichte Laudschaftsstudien vor,
nach der Art Zettels gemalt, und die feine Nalurauffassung
dieser Arbeiten hat der Ausstellung recht eigentlich erst einen
künstlerischen Charakter verliehen. Frl. Wegmann war vor zehn
Jahren Dänemarks erste Porträtmalerin. Damals rang sie
sogar mit Tuxen um die Krone. Beide hatten ihre Begabung
in französischer Schule, zumal bei Carolus Turan, ausgebildet.
Doch heule stehen neben Tuxen Viggo Johannsen und Peter
Severin Kroyer, neben Betty Wegmann trat Anna Ancher.
Während aber Tuxen verharrte, hängt Frl. Wegmann jetzt den
Mantel einigermaßen nach dem Winde der Zeit. Sie zeigte
Jnterieurstudien, die unter, dem starken Einflüsse von Johannsen
und der Frau Ancher entstanden sind. i3>2U

— Gestorben: Am 5. Mai der Bildhauer Robert
Härtel, Professor an der Kgl. Kunstschule in Breslau, geboren
am 26. Februar 1831 zu Weimar, ein Schüler Hähnels. In
Brüssel im Alter von 70 Jahren der Historienmaler Einest
Slin gen ei er. Zu Montmartre am 17. März der Maler Victor
Doerr, 68 Jahre alt. In Lyon am 0. April der Maler
Leonard Bellivanc, geb. 12. Oktober 1821. MWi

Meisters Qnerol besonders schöne Terrakotten von Mariano
Benlliure und Pedret gebracht; Benlliure erhielt sür eine
Bildnisbüste in dieser Technik die große, Qnerol für seine Königs-
büste die kleine Medaille. Unter den Deutschen trug der Berliner
Baumbach für seine innig empfundene Gruppe „Das Gebet"
die große Medaille davon, während der bekannten Gruppe
Manzels „Friede durch Waffen geschützt" (Berliner National-
Galerie) die kleine Medaille zuerkannt wurde. Die große Medaille
gewann unter den Österreichern der Prof. Myslbek für seine
Reiterstatne (Bronze) des heiligen Wenzel, unter den Ungarn
Alois Strobl mit seiner flotten Büste des Erzherzogs Joseph
Eine kleine Medaille endlich wurde der Holländerin Bosch-Reitz
für ihre reizende Marmorbüste „Gänseblümchen" verliehen.
Monumentalplastik hat die Ausstellung nur wenig aufznweisen.
Dafür kommt jedoch besonders erfolgreich Tilgner mil^seinen
prächtigen Sockelsiguren (Monteur und schmied) für das Steyrer
Werndl-Denkmal auf; wie diese Bronze lebt! Tilgner steht selbst-
redend auch wieder als Bildnisplastiker (Humorist Bauer) an der

Grabdenkmal des Rrichsgrafen Msrrd (Kdrlm-mn.

v. V. Wien. Wir haben der plastischen Kunst auf der
internationalen Jubel-Ausstellung noch ein besonderes
Wort zu widmen. Das Knnstgericht hat der Plastik zehn von
den sechzig goldenen Staatsmedaillen zugesprochen, welche anläß-
lich der Ausstellung verliehen wurden. Unter den Prämiierten
stehen die Italiener mit vier Medaillen voran; der Römer
Cifariello erhielt für eine Bildnisbüste (Bronze) nnd der in
Paris lebende Palermitaner Trentacoste für die prächtige
Marmorbüste „Pia de' Tolomei" die große Medaille, während
Alberti und Enrico Butti für Bronzestatuen mit der
kleinen Medaille ausgezeichnet wurden. Die Spanier haben
nächst ausgezeichneten Marmorbüsten des bekannten Madrider

Spitze; ihm folgen bei uns Bitterlich, Otto König (Selbst-
Porträt), Schmidgruber, Brenek, Werner David; scharfes
Auge und geschickten Spachtel verrät auch eine männliche Büste
der Wiener Bildhauerin Melanie v. H orsetzky. Deutsche Por-
trätplastik von Bedeutung bieten die Münchener Heß (König
Ludwig I.), Wadere, Hermann Hahn, die Berliner Geiger-
Spiegel, Herter nnd Riesch („Erica"). Von dem Karlsruher
und Schöpfer des Scheffeldenkmales, Hermann Bolz, haben wir
eine seincharakteristische Büste (Galvanobronze) der Großherzogin von
Baden, sowie Abgüsse der schönen Scheffel-Reliefs bemerkt; die
„Sklavin" von Max Klein und Herters marmorner „Hermes"
sind tadellose Werke. In der Jdealstatue und Büste ist Bemer-
kenswertes vorhanden. Unser Benk zeichnet sich mit einer höchst
anmutigen „Anadyomene" in Marmor aus; Jeraces „Herco-
lanea", eine „Pietä" von Roeßner (Nürnberg), Rutellis
„Aspasia", Paul de Vignes „Bitterkeit" fesseln den Beschauer
 
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