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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 9.1893-1894

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst
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Kunstlitteratur und vervielfältigende Kunst.

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lst das Ganze mehr für den praktisch arbeitenden Architekten, als
für den theoretisierenden Forscher geschaffen und jener fühlt sich
befriedigt, wenn ihm gute Abbildungen in handlicher Form ge-
boten werden mit gerade nur so viel Text, um sich über Einzel-
heiten und den nächsten Zusammenhang mit anderm zu orientieren.
Diesen Zweck erfüllt das Werk in vollem Maß; möge es dem-
selben deshalb nicht an Freunden fehlen.

H Einsehr anziehendes Buch, „Bilder aus der Kunst-
geschichte", hat Herr vr. Gustav Leithäuser (Professor am
^ohanneum in Hamburg) aus einer Reihe seiner früheren Berichte über
hervorragende tunst- und kulturhistorische Onellenwerke zusammen-
gestellt. (Hamburg 1894. Verlagsanstalt und Druckerei A.-G.
vormals I. F. Richter. VI, 226, 8°. Preis M. 3.) Tie Er-
gebnisse vieler gelehrten Forschungen werden hier in populärer
Form einem weiteren Publiktim in ansprechender und gefälliger
Weise vermittelt. Wir Horen über den Bildungsgang Albrccht
Dürers und Lukas Cranachs; über Künstlerinschriften, Steinmetz-
zeichen und Maler-Monogramme; über Sagen und Märchen, die
sich an berühmte Kunstwerke legten; wie große Maler zu ge-
meinsamen Arbeiten sich vereinten; über geraubte jlunstdenkmüler,
wobei allerlei alte und wieder vergessene Thatsachen in Erinnerung
gebracht werden; z. B. daß man sich schon im Jahre 68 vor Ehr.
auf das Abnehmen und den Transport von Fresken verstand,
indem die Adilen Barr» und Murena ein schönes Wandgemälde
in Sparta von der Ziegelmauer absägen und in Holzrahmen ge-
faßt nach Rom schaffen ließen. Der Herr Verfasser erzählt von dem
Kunstkritiker „Ivan Lermoliess-Morelli", beleuchtet den immer noch
üblichen Mißbrauch italienischer Künstler-(Kneip- oder Spitz-)
Namen, Gräber-Inschriften, erzählt die interessante Geschichte der
Schlosskirche zu Wittenberg. Sehr hübsch lesen sich die Artikel
über „Weihnachten in der älteren Kunst" und über „die Kunst
im Sprichwort", über Kupfer- und Bronze-Zeit, über die große
Sphinx, über Schliemann und dessen Leistungen, über den Gräber-
fund zu Sidon, die „Kunst in den Athosklöstern", Maltcchnik
der Alten und die Entdeckung der Mumienbildnisse. Das viel-
seitige Buch bietet eine unterhaltende, belehrende und heitere
Lektüre! l-Wri

— Fr. Jaen nicke, „Kurze Anleitung zur Tempera- und
Pastelltechnik, Gobelin- und Fächermalerei". (Stuttgart. Paul
Neff. M. 1,20.) Dies kleine Schristchen, das sich vorwiegend
an kunstliebende Dilettanten wendet, ist eine erweiterte Separat-
ausgabe des Nachtrags zu desselben Verfassers „Handbuch der
Ölmalerei". Über den Wert derartiger Lehrbücher haben wir
uns schon zu wiederholten Malen ausgesprochen. MiZ!

ll. k. „Eanaletto-Mappe", 24 Ansichten von Dresden,
Pirna rc. Lichtdrucke nach Canalettvs Radierungen niit Text von
lir. O. Richter. Dresden, Baensch. Pr. 18 M. Diese neue Simili-
Ausgabe von Canalettvs einst so berühmten Radieningen hat
nicht nur ein historisches, sondern auch ein echt künstlerisches In-
teresse, da sie uns die merkwürdige Schärfe der Charakteristik wie
die feste Zeichnung des so berühmten Architekturmalers auch
heute noch bewundern läßt, so daß das 24 große Blätter ent-
haltende Album allen Sammlern um so eher empfohlen werden
darf, als Or. Richters erläuternder Text auch das Historische über den
Künstler und seine Werke vollkommen genügend mitteilt,

— Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in
Zürich für 1804. Der neuen Reihenfolge 54. Alvhs Fell-
mann. (Fäsi L Beer svorm. S. Höhrs Zürich.) Preis 2 M.
75 Pf. Die Züricher Künstlergesellschaft folgt mit der Heraus-
gabe ihrer Neujahrsblätter einer schonen schweizerischen Sitte.
Das vorliegende ist dem der Kunst zu früh entrissenen Aloys
Fellmann gewidmet, dessen Werken die „Kunst für Alle" zu wieder-
holten Malen (Jahrgang II, 21, VI, 9 und VII, 20) Erwäh-
nung that. Außer seinem Porträt und der Wiedergabe seines
in der Dresdener Galerie befindlichen Gemäldes „Das Gelübde"
und seines letzten Werkes „Palmsonntag in der Schweiz" bringt
das Heft eine eingehende Schilderung seines künstlerischen
Schaffens. l^ssi

?. 8. C. Schmidt, „Wegweiser für das Verständ-
nis der Anatomie". (Tübingen. H. Laupp'sche Buchhandlung.
2 M.) Das Büchlein, das uns hier in seiner dritten Auflage
vorliegt, hat sich schon derartig im Handgebrauch der Künstler
und Studierenden eingebürgert und sich also vortrefflich bewährt,
daß es kaum noch der Empfehlung bedarf. Ein kurzer Blick
hinein wird einein jeden zeigen, daß er in demselben vermöge der
anschaulichen Darstellung sich rasch Belehrung und Auskunft holen
kann, weshalb daS handliche Heft sich ganz besonders gut zum
Gebrauche beim Aktzeichnen eignet. Vortrefflich ist auch die kurze
Tabelle der Muskeln mit ihren Ansatzstellen, wie der neuhinzu-

gefügte Anhang „Lateinisches Wörterbuch für Nichtlateiner" von
Marie von Schmidt, so daß das ganze Werkchen wohl den <>or-

2 M.) Das Buch „bietet in erster Linie dem Sammler und
Kunstfreund eine Übersicht der geschichtlichen Entwicklung der
verschiedenen Zweige der reproduzierenden Künste und daran an-
schließend eine Beschreibung der jeweiligen Technik nebst einer
Anleitung zu deren Ausführung. Bei dem geringen Umfange
des Büchleins, dasselbe umfaßt 88 Seiten, kann es sich, >me auch
der Titelzusatz besagt, bei der Fülle des zu bewältigenden Ltogcs
nur um das Notwendigste handeln. Zur Einführung in das
weitverzweigte Gebiet der Reproduktionstechnik ist das Werkchen
trotzdem wohl geeignet. ^3891

O. I. Bühlmann, „Architektur des klassischen Altertums
und der Renaissance". 21 Lieferungen ä M. 2.—. (Stuttgart,
Ebner L Seubcrt. 1893. Zweite Auslage.) — Wer je Veran-
lassung hatte, Studierende in den Formenkreis der antiken und
der Renaissance-Architektur einzusühren, der wird stets mit einem
gewissen festen Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Bllhlmann-
schen Tafeln zu diesen als Vorlagen gegriffen haben; denn nicht
allein ist die Auswahl mit ebenso großem Geschick wie Geschmack
getroffen, sondern die Darstellungen sind auch von so hervor-
ragender Schönheit, daß man in jedem Strich den Meister seines
Fachs wahrnimmt: Bühlmann hat die Taseln mit eigener Hand
in Stahl gestochen. War den Fachleuten durch diese Blätter der
Name ihres Herausgebers längst bekannt, so hat das von
demselben in seinen architektonischen Linien so vortrefflich durch-
geführte und von Prof. Alex. Wagner so malerisch ausgestattcle
Panorama des alten Rom den Namen Bühlmanns auch weiteren
Kreisen bekannt gemacht. Daß das oben besprochene Werk über-
haupt eine zweite Auslage erlebt, ist wohl das beste Zeugnis,
das demselben ausoestellt werden kann. lüwzj

O. 3. Vorbilder-Hefte aus dem Königl. Kunstgcwerbe-
Museum zu Berlin, herausgegeben von Julius Lessing. Heft 16:
Italienische Barock- und Rokoko-Decken, Text von I)r. P. Jessen.
(Berlin 1803, Verlag von Ernst Wasmuth. Preis 2-1 M.) Die
vorliegende Publikation, zwölf große Foliotafeln in Farbdruck,
welche sich den voraufgegangenen 15 Heften der bekannten Vor-
bilder-Sammlung durchaus würdig anreiht, führt uns Decken-
entwürse eines italienischen Dekorationsmalers aus der zweiten
Hälfte des 18- Jahrhunderts vor. Die Originale sind im Besitz
der Bibliothek des Museums, aus deren bedeutender Hand-
zeichnungen Sammlung wir wohl noch manche gediegene Ver-
öffentlichung erwarten dürfen. Diese Deckenenlwürfe, in sorg-
fältigster Durchführung, fast durchweg sogenannte Lufidccken
bietend, zeigen raumöffnende, perspektivisch gut gezeichnete Archi-
tekturen mit Blumengehängen, Leistenwerk, gefüllten Vasen und
z. T- auch figürlichem Schmuck, über Brüstungen hinweg sieht
man ein Stück blauenden Himmels mit Wolkengebilden. Italien
mit seinem klassischen Grund und Boden ist, im Gegensatz zu
Frankreich und Deutschland, kaum über ein formenüppigcs,
antikisierendes Barock hinausgekommen: die berauschende Lust
des leichtsinnigen Rokokos ist ihm fast nie zum Bewußtsein ge-
kommen. Und doch spüren wir in diesen abgewogenen Auf-
lösungen schwerer Architekturmassen, in diesen reizvollen Nischen
und Durchblicken mit reichen Gebälkgliederungen, muschel- und
kammartigen Rokokomotiven mit Putten, Blumenguirlanden,
Landschaften und allem sonstigen Beiwerk einer echten Rvkvko-
dekoration, wenn auch zu ungleich späterer Zeit — hier etwa
um 1770 bis 80 — ein tieferes Verständnis für den Zcitstil
des fünfzehnten Ludwigs. Auch in den feinabgestimmlen, in
mittleren und leichten Tönen gehaltenen Farben warmer und
kalter Schattierung tritt uns mehr das spielende Rokoko als
das ernste Barock entgegen. Hier dürften sich in mehr als einer
Beziehung deutsche Einflüsse geltend gemacht haben, die die Jünger
Tiepolos von Würzbnrg nach Italien Mitnahmen. Die Tccken-
entwürfe, meistens in einem Maßstab von 1 zu 15 gehalten und
em Dcckenviertel umfassend, sind für kleinere Säle von etwa 25 bis
30 Fuß Länge gedacht und werden gerade durch ihre hochdekorativen
Lösungen auch heute noch willkommene Anregungen bieten. Die
Wiedergabe der Originale — kolorierte Federzeichnungen — ist
äußerst gelungen nnü gereicht der Kunstanstalt der Verlagsfirma
zu hoher Ehre. Ilr. P. Jessens trefflicher Text giebt trotz arger
Kürze der herrlichen Sammlung eine erwünschte Einleitung.

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