Ausstellungen und Sammlungen.
8. Berlin. Vom Hamburger Maler Ascan Lutte-
rs th sind im Kunstsalon von Amsler <L Ruthardt eine Anzahl
Aquarelle ausgestellt. Hinter neueren Aquarellisten, wie Hans
von Bartels und Franz Skarbina steht Lutteroth. ein zahmer
Nachahmer der Achenbachs, ja technisch und künstlerisch zurück.
Seine gefällige Manier wird aber immer noch viele Verehrer
finden. Besser als die italienischen Motive, die er aber gerade
mit Vorliebe malt, gelingt ihm der sanfte Reiz der heimatlichen
Landschaft in stimmungsvollen Wiedergaben, die wie die ausge-
stellte Abendstille und der Sommernachmittag behaglich anmuten.
— Eine leider nur kleine Anzahl Amateurphotographien von der
Hamburger Ausstellung war im letzten Raum ausgestellt. Auf
diese überdies nur „ unvollkommene Vorführung der zweifellos
liebenswürdigsten Äußerung des künstlerischen Dilettantismus
kann ich hier nicht näher eingehen. Die wenigen Proben zeigten
schon den geschmackbildenden Einfluß des photographischen Appa-
rates in der Hand des nicht zunftmäßigen Künstlers. Denn mir
kommt es bei der Amateurphotographie mehr auf das Künstlerische,
als auf das Technische an. Sehr reizvoll ist das mitausgestellte
kleine Bronzerelief (Plackette), das in Hamburg als Ehrenpreis
gegeben wurde. I27gss
»Dresden. Die Kunsthandlung von Lichtenberg Nach-
folger (Morawe) hat den Dresdener Kunstfreunden im Winter
1898/94 schon viel dankenswerte Anregungen geboten. Zu-
nächst veranstaltete sie eine Max Kliuger-Ausstellung, welche
in Dresden das größte Aufsehen erregte. Sie enthielt das große
Gemälde der Kreuzigung Christi, die „Blaue Stunde", eine Nymphe
am Strande, ferner das Marmorbildwerk „Die moderne Salome",
einige ältere Radierungen und das neue großartige Radierwerk
(Brahmswerk), welches in 87 Blättern fünf kleinere Brahmsche
Lieder und das gewaltige Schicksalslied in wahrhaft genialer
Weise illustriert. — Auf die Kliuger-Ausstellung folgte eine Aus-
stellung von ein paar Hundert Bildern, Skizzen, Studien, Zeich-
nungen und Radierungen der Prager Malerin Hermine
Laukota. Diese erwies sich dabei als eine in technischer Hin-
sicqt geradezu virtuose Künstlerin von Geschmack und fleißigstem
Streben. Meisterhaft waren eine Reihe charakteristischer Studien-
köpfe; auch ihre lebensgroßen gemalten Akte und einige Genre-
bilder waren tadellos. 'Für Kompositionen von tieferem Gehalt
fehlt es ihr aber an innerer Kraft und Leidenschaft. So ließ
eine malerisch trefflich gelungene PietL ziemlich kalt, und auch
von den Radierungen waren die Einzelgestalten dem inneren
Ein schlimmer Kauf, von Joaquin Araujo.
— Karlsruhe. Im Treppenhause der großherzoglichen
Kunsthalle in Karlsruhe ist nur die nördliche Wand mit Fresko-
gemälden von Moritz v. Schwind versehen, während die öst-
liche und westliche Wand, sowie die darüber und an der südlichen
Wand befindlichen zwöls Lünetten noch unbemalt sind. Die be-
zeichneten beiden Seitenwände können bis aus weiteres noch un-
bemalt bleiben, weil dort einstweilen größere Bilder aufgehängt
sind, dagegen soll die Bemalung der oberhalb befindlichen halb-
runden Lünetten nicht länger verschoben werden, weil die Be-
malung jetzt noch durch einen mit der Schwind'fchen Darstellungs-
weise vertrauten Künstler geschehen kann. Nach dem mit demselben
getroffenen Übereinkommen wird für ein Lünettenbild ein Preis
von 800 M., mithin im ganzen ein solcher von 9600 M. be-
ansprucht, die in einem der Zweiten Kammer zugegangenen
Nachtrag zum Budget des Finanzministeriums bei den Ständen
angefordert werden. — Um die Einführung des Unterrichts in
der Radierkunst in die Lehrfächer der Akademie der bildenden
Künste zu Karlsruhe zu ermöglichen, ist die etatmäßige An-
stellung einer weiteren Lehrkraft als notwendig befunden worden.
Sodann soll zur Ermöglichung eines intensiveren Unterrichts
in der Bildhauerabteilung derselben eine Hilfskraft zugewiesen
werden. l^sssi
Gehalte nach das Beste, was die Künstlerin zu bieten hatte.
Echte, wenn auch nicht gerade tiese Phantasie offenbarte sich in
einer Folge von Zeichnungen, welche Wolken und Wind mit Ge-
stalten stimmungsvoll belebt zeigten. Die anmutigen Stimmungen
waren auch hier am besten gelungen. — Weiter bot die Lichten-
bergsche Kunstausstellung eine Sonderansstellung der plastischen
Werke des Leipziger Bildhauers Karl Seffner, der namentlich
in seinen Büsten von Leipziger Professoren — Anton Springer,
Windscheid, Ludwig, Thiers'ch — sich als ein Meister ersten
Ranges erwies. Beachtenswert ist dabei auch, daß der Künstler
seine Bildwerke — wie z. B. Adolf Hildebrand, Moritz Geyger und
Max Klinger thun — alle selbst in Marmor auszuführen pflegt. —
Weiter folgte eine Ausstellung der nachgelassenen Werke des
Berliner Orientmalers Adolf von Meckel, wozu ein sehr
reizend ausgestatteter Katalog verteilt wurde, dem aus Paul
Doberts ftrndiger Hand ein warmempfundenes Gedenkwort
vorangestellt war, endlich eine Ausstellung der neuesten Land-
schaften des Dresdener Malers Paul Baum. Letzterer ist ein
echter Pionier auf dem Gebiete der Landschaft und hat durch
seine wiederholten Ausstellungen die jüngeren Dresdener Künstler
in beachtenswerter Weise,, beeinflußt. Er Pflegt namentlich flache
Gegenden, Wiesen und Äcker, Felder und Dünen in beliebigen
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8. Berlin. Vom Hamburger Maler Ascan Lutte-
rs th sind im Kunstsalon von Amsler <L Ruthardt eine Anzahl
Aquarelle ausgestellt. Hinter neueren Aquarellisten, wie Hans
von Bartels und Franz Skarbina steht Lutteroth. ein zahmer
Nachahmer der Achenbachs, ja technisch und künstlerisch zurück.
Seine gefällige Manier wird aber immer noch viele Verehrer
finden. Besser als die italienischen Motive, die er aber gerade
mit Vorliebe malt, gelingt ihm der sanfte Reiz der heimatlichen
Landschaft in stimmungsvollen Wiedergaben, die wie die ausge-
stellte Abendstille und der Sommernachmittag behaglich anmuten.
— Eine leider nur kleine Anzahl Amateurphotographien von der
Hamburger Ausstellung war im letzten Raum ausgestellt. Auf
diese überdies nur „ unvollkommene Vorführung der zweifellos
liebenswürdigsten Äußerung des künstlerischen Dilettantismus
kann ich hier nicht näher eingehen. Die wenigen Proben zeigten
schon den geschmackbildenden Einfluß des photographischen Appa-
rates in der Hand des nicht zunftmäßigen Künstlers. Denn mir
kommt es bei der Amateurphotographie mehr auf das Künstlerische,
als auf das Technische an. Sehr reizvoll ist das mitausgestellte
kleine Bronzerelief (Plackette), das in Hamburg als Ehrenpreis
gegeben wurde. I27gss
»Dresden. Die Kunsthandlung von Lichtenberg Nach-
folger (Morawe) hat den Dresdener Kunstfreunden im Winter
1898/94 schon viel dankenswerte Anregungen geboten. Zu-
nächst veranstaltete sie eine Max Kliuger-Ausstellung, welche
in Dresden das größte Aufsehen erregte. Sie enthielt das große
Gemälde der Kreuzigung Christi, die „Blaue Stunde", eine Nymphe
am Strande, ferner das Marmorbildwerk „Die moderne Salome",
einige ältere Radierungen und das neue großartige Radierwerk
(Brahmswerk), welches in 87 Blättern fünf kleinere Brahmsche
Lieder und das gewaltige Schicksalslied in wahrhaft genialer
Weise illustriert. — Auf die Kliuger-Ausstellung folgte eine Aus-
stellung von ein paar Hundert Bildern, Skizzen, Studien, Zeich-
nungen und Radierungen der Prager Malerin Hermine
Laukota. Diese erwies sich dabei als eine in technischer Hin-
sicqt geradezu virtuose Künstlerin von Geschmack und fleißigstem
Streben. Meisterhaft waren eine Reihe charakteristischer Studien-
köpfe; auch ihre lebensgroßen gemalten Akte und einige Genre-
bilder waren tadellos. 'Für Kompositionen von tieferem Gehalt
fehlt es ihr aber an innerer Kraft und Leidenschaft. So ließ
eine malerisch trefflich gelungene PietL ziemlich kalt, und auch
von den Radierungen waren die Einzelgestalten dem inneren
Ein schlimmer Kauf, von Joaquin Araujo.
— Karlsruhe. Im Treppenhause der großherzoglichen
Kunsthalle in Karlsruhe ist nur die nördliche Wand mit Fresko-
gemälden von Moritz v. Schwind versehen, während die öst-
liche und westliche Wand, sowie die darüber und an der südlichen
Wand befindlichen zwöls Lünetten noch unbemalt sind. Die be-
zeichneten beiden Seitenwände können bis aus weiteres noch un-
bemalt bleiben, weil dort einstweilen größere Bilder aufgehängt
sind, dagegen soll die Bemalung der oberhalb befindlichen halb-
runden Lünetten nicht länger verschoben werden, weil die Be-
malung jetzt noch durch einen mit der Schwind'fchen Darstellungs-
weise vertrauten Künstler geschehen kann. Nach dem mit demselben
getroffenen Übereinkommen wird für ein Lünettenbild ein Preis
von 800 M., mithin im ganzen ein solcher von 9600 M. be-
ansprucht, die in einem der Zweiten Kammer zugegangenen
Nachtrag zum Budget des Finanzministeriums bei den Ständen
angefordert werden. — Um die Einführung des Unterrichts in
der Radierkunst in die Lehrfächer der Akademie der bildenden
Künste zu Karlsruhe zu ermöglichen, ist die etatmäßige An-
stellung einer weiteren Lehrkraft als notwendig befunden worden.
Sodann soll zur Ermöglichung eines intensiveren Unterrichts
in der Bildhauerabteilung derselben eine Hilfskraft zugewiesen
werden. l^sssi
Gehalte nach das Beste, was die Künstlerin zu bieten hatte.
Echte, wenn auch nicht gerade tiese Phantasie offenbarte sich in
einer Folge von Zeichnungen, welche Wolken und Wind mit Ge-
stalten stimmungsvoll belebt zeigten. Die anmutigen Stimmungen
waren auch hier am besten gelungen. — Weiter bot die Lichten-
bergsche Kunstausstellung eine Sonderansstellung der plastischen
Werke des Leipziger Bildhauers Karl Seffner, der namentlich
in seinen Büsten von Leipziger Professoren — Anton Springer,
Windscheid, Ludwig, Thiers'ch — sich als ein Meister ersten
Ranges erwies. Beachtenswert ist dabei auch, daß der Künstler
seine Bildwerke — wie z. B. Adolf Hildebrand, Moritz Geyger und
Max Klinger thun — alle selbst in Marmor auszuführen pflegt. —
Weiter folgte eine Ausstellung der nachgelassenen Werke des
Berliner Orientmalers Adolf von Meckel, wozu ein sehr
reizend ausgestatteter Katalog verteilt wurde, dem aus Paul
Doberts ftrndiger Hand ein warmempfundenes Gedenkwort
vorangestellt war, endlich eine Ausstellung der neuesten Land-
schaften des Dresdener Malers Paul Baum. Letzterer ist ein
echter Pionier auf dem Gebiete der Landschaft und hat durch
seine wiederholten Ausstellungen die jüngeren Dresdener Künstler
in beachtenswerter Weise,, beeinflußt. Er Pflegt namentlich flache
Gegenden, Wiesen und Äcker, Felder und Dünen in beliebigen
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