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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Die Frhr. v. Bielsche Stiftung für Fresko-Malerei
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Die Frhr. r>. Bielsche Stiftung für Lrerko-Malere-.


Der Umstand, daß in diesem Jahre der fünfjährige
Cyklus wiederum durchlaufen ist, der vom Stifter für
die Vergebung des jährlichen Zinsbetrages an die Kunst-
akademien zu München, Berlin, Düsseldorf, Karlsruhe
und Dresden festgesetzt worden ist, gibt uns zu einer
erneuten Würdigung der Stiftung selbst, wie ,auch zu
einem Rückblick auf das in dieser Periode Geschaffene
Veranlassung.

Thomson Freiherr von Biel, dessen Kunstsinn
und hoher Opferfreudig-
keit wir die Stiftung
danken, wurde 1827 als
der Sproß eines seit
langer Zeit bereits in
Mecklenburg ansässigen
Adelsgeschlechtes, in
Zierow geboren. Sich
nach seinen Universitäts-
Jahren aus Liebhaberei
der Malerei zuwendend,
studierte er in München
bei Albert Zimmermann,
später in Wien, wo ein
lebhaft sich entwickelnder
Verkehr in Künstler-
kreisen ihn mit Männern
wie Rahl, Hansen re. in
Verbindung brachte. Zu
allen Zeiten seinen Nei-
gungen lebend, fand
Baron Biel in späteren
Jahren reichlich Gelegen-
heit, seinen von Jugend
an lebhaft hervortreten-
den Kunstsinn durch
eifrige Beschäftigung mit
den bildenden Künsten
auf mannigfachen Reisen
zu Pflegen. Seit Jahren
auf seiner Besitzung Kalk-
horst seinen künstlerischen
Liebhabereien lebend,
verschmäht es der jetzt
nahezu Siebzigjährige,
der von der Münchener
Künstlergenossenschaft
zum Ehrenmitgliede er-
nannt worden ist, nicht,
durch regelmäßigen jähr-
lichen Besuch der Kunst-
zentren in lebendiger
Verbindung mit der zeitgenössischen Kunst zu bleiben
und auch wohl diesem stets erstrebten innigen Konnex
ist die von dem hochsinnigen Kunstfreunde begründete
und testamentarisch festgelegte Stiftung zu danken.

Ihr Hauptzweck ist bereits oben gekennzeichnet.
Ein weiterer, der vom Stifter verfolgt wurde, ist der,
die Ausbildung der akademischen Schüler zur Lösung
größerer monumentaler Aufgaben zu fördern und den
Akademikern Gelegenheit zu geben, ihr Talent zu zeigen.
Nach dieser Richtung hin ist das Verdienst der Stifmug
nicht hoch genug anzuschlagen. Nicht jedem unserer
jungen Künstler ist Gelegenheit gegeben, als Gehilfe

fertiger Meister an größeren Aufgaben mitzuwirken.
Karl Woermann bemerkte einmal vor Jahren sehr richtig,
daß die meisten unserer jungen Leute darauf angewiesen
seien, sich ihre Sporen auf den Ausstellungen zu ver-
dienen, daß aber gerade diese für den Anfänger eine
Gefahr in sich bergen. Der junge Künstler wolle wirken,
er müsse andere schlagen. Je unerhörter der Stoff sei,
mit dem er debütiere, desto besser. Je gelehriger man sich
der neuesten Modetechnik bediene, desto nützlicher! Von

einer Produktion aus den
natürlichen Bedingungen
des gegebenen Stoffes sei
nur in den seltensten
Fällen die Rede.

Diese nun kann der
junge Künstler bei der
Fresko-Malerei betäti-
gen, da es gerade für sie
zu den Grundbedingun-
gen gehört, daß der
Künstler sich vor Beginn
seiner Arbeit völlige
Klarheit nach allen Rich-
tungen, sowohl in der Be-
wältigung des Stoffes
wie auch im Anpassen an
die gegebenen äußeren
Verhältnisse verschafft.
Ist diese Klarheit vor-
handen, dann geht die
Arbeit aber um so
schneller von statten.

Aus diesen Beweg-
gründen ist die Bielsche
Stiftung hervorgegangen.
Testamentarisch ist ihr
ein Kapital überwiesen
worden, dessen Zinsen
reichlich 3000 Mk. jähr-
lich betragen, die für die
Herstellung eines Fresko-
Gemäldes verwendet
werden sollen. Diese
Summe ist abwechselnd
den Kunstakademien
von München, Berlin,
Düsseldorf, Karlsruhe
und Dresden zur Ver-
fügung gestellt, die ihrer-
seits einen ihrer Schüler
mit der Ausführung eines
Freskos betrauen, um dessen Zuwendung sich wiederum
jeder Deutsche bewerben kann, der ein eigenes Haus besitzt.

Für diese Bewerbung von seiten der Privatleute
ist jeder Akademie jeweilig der Distrikt zugewiesen, in
dem sie liegt und zu diesem Behufe Deutschland in fünf
Bezirke eingeteilt worden. Diese sind: 1. Bayern
(Akademie in München); 2. Preußen, östlich der Elbe,
Mecklenburg, Lübeck und Hamburg (Akadcm. Hochschule
zu Berlin); 3. Preußen, westlich der Elbe, ferner
Bremen und Oldenburg (Akademie in Düsseldorf); 4.
Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (Kunst-
schule in Karlsruhe); 5. Sachsen und die übrigen noch

Eine Vision. Von George k>. Boughton.

Die Aunst für Alle XI.

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