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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,2.1900

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Heft 13 (1. Aprilheft 1900)
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Batka, Richard: Vom Choral
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Aus Lionardos "Traktat von der Malerei"
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https://doi.org/10.11588/diglit.7960#0023

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lichen Glauben und F-ühlen liebäugelr", gegen „die frommen Ständchen,
womit ein weltschmerzlicher Erdenpilger abendlich den Hirnmel anklimpern
will". Ob die Versuche, Bäumkers wissenschaftliche Forschungen für den
lebendigen Volksgesang zu verwerten, zu praktischer Geltung kommen
werden, muß die Zukunft lehren.

Jch selbst kenne nichts Liebercs in stillen Stunden, als am Klavier
oder Harmonium für mich allein schöue, kunstreiche Chorüle zu spieleu.
Jch empfehle dazu insbesondere die von Erk im Petersschen Verlag her-
ausgegebenen Choralgesänge Bachs. Für so manchen, der nur über eine
bescheidene Geläusigkeit verfügt, bedcutet der Choral eine ohnc sondre
Beschwerden zugängliche schöne Welt der Musik, iu die er sich auch als
reifer Mann immer wieder versenken kann. Denken wir doch, wenn wir
von der Kunst reden, nicht bloß entweder an Kinder oder an Virtuosen,
sondern auch an die vielcn Stillcn im Landc, die innigen, wenngleich
nicht grade auf den Tasten bis zur Bravour geschultcn Musikfreunde,
die oft ein weit lebhafteres Kunstgefühl und ein empfänglicheres Ohr
haben, als glorreiche Tongelehrte und F-ingerfexe.

Aber nicht nur den technisch Unmündigen ist der Choral ein milde
tröstender oder zur Weihe erhebender Hausgefährte, er hat auch den
Meistern von se als edler Stoff zum Baue gewaltiger Kunstwerke ge-
golten. Das vorige Jahrhundert noch hatte seine großen Choralfugen,
Choralmotetten und Choralkantaten, und in unserer Zeit lieben es die
Brahms, Bruckner, Mahler u. s. w., die Finali ihrer Symphonien mit
mächtigen Choralmotiven zu krönen. So führt der Choral, in anderer
Sphäre freilich, noch immer kräftig fort in unserer Kunstmusik, uud er
wird darin weiterwirkeu, so lang er nicht zur leeren Formel erstarrt,
sondern als Ausdruck lcbendigen religiösen Fühlens bestehen wird. R. B.

Aus Lionurdos „Ilrukrut von der tli)nlerei".

So viel auch von den Schriften Lionardos gesprochen wird, so
wenig sind sie doch eigentlich bekannt- Es wird unsere Leser interessieren,
hier eine Anzahl von Aussprüchen zusammengestellt zu finden, in welchen
der Maler der Renaissance in seiner Weise zu oft ganz ühnlichen Schluß-
folgerungen kommt, wie fast vier Jahrhundertc nach ihm die Modernen.
Man sieht, daß das Pleinair durchaus nicht eine „Entdeckung" unscrer
Zeit ist, sondern daß sich die richtige Beobachtung von Luft und Licht
so seinen Beobachtern, wie jene Alten es waren, von selbst ergab. Daß
unsere Zeit, wie auch noch andere vorhergehende, die Beobachtung um
neue Tcile bereichert hat, bleibt dadurch unberührt. Auch von den
„Valeurs" wußte Lionardo sehr wohl. Und einige der folgenden Stellen
geben frühe Bestätigungen von Ansichten, wie sie s. Zt. im Kunstwart
Lci der „Kultur des menschlichen Körpers" ausgesprochen worden sind.

Daß wir heute den Weisungcn Lionardos noch in allem folgen
sollten, wollen wir mit dem Abdruck natürlich nicht etwa sagen.

Sch.-Bbg.

Vom Nachahinen.

Zch sage den Malern, datz keiner je die Art eines andern nachahmen
soll, da er sonst Enkcl, nicht Sohn der Natur hcitzen würde. Da die Dinge

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