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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,2.1900

DOI Heft:
Heft 20 (2. Juliheft 1900)
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Batka, Richard: Johann Sebastian Bach
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https://doi.org/10.11588/diglit.7960#0291

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Zobann Lebnstian Wncb.

Es gibt Namen in der Kunstgeschichte, denen etwas auch für den Laien
Ehrfurchtgebictendes anzuhaften fcheint, Namen, vor rvelchen der rücksichts-
loseste Vorkämpfer der Zukunft und der frömmste Verchrer der Vergangen-
heit sich beugt, Namen, mit denen wir die Vorstellung eincs notwendigcn
Elementes der gcistigen Kultur verbinden, welches einfach vorhanden sein
muß wie Wasser, Luft und Sonnenlicht, Namen, vor denen der Wider-
spruch verstummt, das Lob trivial wird und nur die überstrümende Be-
wunderung Raum hat. Zu ihnen gehört auch der Nyme Johann
Sebastian Bach, dessen Träger vor nunmehr hundertfünfzig Jahren
am 28. Juli das Zeitliche segnete. Dieser Gedenktag wird, sowcit die
deutsche Zungc klingt, als ein ernster nationaler Feiertag begangen
werden müssen, und es bedarf keiner hellseherischen Prophetengabe, um
zu erkennen, wie er ungefähr verlaufen dürfte. An Festartikeln,
Ovationen, Denkmalbekränzungen und Huldigungskonzertcn wird es nicht
fehlcn, und in der Hauptsache werden alle Stimmführer dersclbcn
Meinung sein: daß es sich um einen unserer Allergrößten handclt, wenn
ihn die verschicdenen Gruppen der Teilnehmer auch auf „besondcre Weise"
feiern und verherxlichen mögen.

Da kommen zunächst die Leitartikler und Festredner, um mit
dröhnendem Pathos den Alt-, Groß- und Hochmeister zu preisen, wobei
die abgegriffenen Redensarten vom „musikgewordenen gotischen Dom"
u. s. w. natürlich nicht fehlen dürfen. Wir hören ihnen nicht zu, denn
ihre Worte sind nicht lebendiger Geist, sondern leerer Schall, bei
dcm wir freilich wie bci den bctäubenden Böllerschüssen die gute Absicht
keineswegs verkennen wollen.

Abcr dann kommen die gelahrten Historiker, um uns, so weit das
Spittas schönes, leider Nntersuchung und Darstellung vcrmengcndes und
darum unübersichtliches Buch nicht schon vorweg gcnommen hat, dcnStamm-
baum und das Wirken des Meisters abzuschildern — in. geistiger wie in
leiülicher Hinsicht. Die Genealogiker führen uns bis ins s6. Jahrhundcrt

Kunstwart 2. Iuliheft 1900
 
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