Zürich auf das Jahr ^Zoo" und ist mit einem interessanten Bildnis geschmückt.
Es gchört auch zu jenen Schriften, die ohne geradezu neues Material herbei-
zuschaffen oder neue Standpunkte zu gcwinnen, durch die überzeugende, bün-
dige Art, rvomit sie das Rechte befestigen und das Jrrtümliche zerstreuen, bci
gehöriger Verbreitung viel Gutes stiften können.
Mit höheren Ansprüchen tritt A. Drervs Buch „Der Jdeengehalt von
Wagners »Ring des Nibelungen«" lLeipzig, H. Haacke) auf. Der Verfasser ge-
hört zum Glück nicht zu jenen Sinnhubern, denen die Jdee eines Kunstrverkes
mehr gilt, als ihre Gestaltung. „Wer das ästhetische Verständnis nicht hat,
der hat das Kunstwerk überhaupt nicht verstanden und alle Kenntnis scines
philosophischen Jdeengehaltes bleibt für ihn ein totes Wissen ohne Wert." Aber,
wenn man den „Ring" schon unter dem Gesichtspunkte der Weltweishcit bo-
trachtet, dann lasse er sich besser an der Hand der „Philosophie des Unbewußtcn"
als irgend einer anderen Weltanschauung verstehen. Also Wagner als künst-
lerischer Prophet des wissenschaftlichen Heilands Hartmann — darauf geht's
hinaus. Jch allcrdings halte es, obzwar Drews diese Richtung bekämpfen zu
sollen glaubt, mit jenen, die bei der Erklärung Wagners den psychologischen
und historischen Gesichtspunkt bevorzugen und an solchen Untersuchungen theore-
tischer Naturen nichts als den aufgewendeten Scharfsinn anzuerkennen vermögen.
R. B.
Lose Klätter.
Gedichte voir Lduard rNörike.
Vorbemerkung. Die folgenden Gedichte im Kunstwart abdrucken zu
dürfen, macht uns warm vor Freude. Mörike könnte in vier Jahren seinen
hundertsten Geburtstag feiern, lebt' er noch, aber seine Gedichte sind doch noch
nicht in halb so vielen Auflagen verbreitet, wie z. B. die erst neuerdings er-
schienenen der guten Frau Ambrosius — es ist also leider mit Sicherheit an-
zunehmen, daß auch unsere Leser sie nicht alle kennen- Trifft das im ein-
zelnen Falle nicht zu, so wird uns koiner wegen der nochmaligen Vorstellung
zürnen, denn wer Mörike kennt, der wünscht ihm von Hcrzen Eingang überall.
Was im Bcsonderen wir von Mörikes Lyrik dcnken, sagen wir im Leitaufsatz.
An dieser Stelle wollen wir nur bitten, was wir bci solch besonderen Gaben
schon wiederholt gethan: erweist sich dies oder jenes Gedicht ansangs spröde,
so lege man's doch nicht endgültig weg, sondern nehm es zu guter Stunde
wieder vor und nochmals wieder. Jn jedem der folgenden Gedichte ist ganz
lauter echtes Gold, und einem jcden Auge wird es, früher oder später, lang-
sam aufschimmern odcr ganz plötzlich aufblitzcn. Hat sich's aber gezeigt, so
bleibt's als ein Lebensschatz.
Entnommen sind die Gebichte der bei der I. G. Göschenschen Buchhand-
lung in Lcipzig erschicnenen Gesamtausgabe der Werke Mörikes, vier Bändcn,
deren erster die Gedichte, der zweite die Erzählungen, dcr dritte und vierte
den „Maler Nolten" bringt — jeder Band kostet -t, gebundcn 5 Mark und
ist auch einzeln käuflich. Jm gleichen Verlage ist noch in Sonderausgaben
„Mozart auf der Reise nach Prag" (geb. Mk. 2.50) und, mit Schwindschen Zeich-
nungen, die „Historie von der schönen Lau" (geb. 5 Mk.) erschienen. Datz auch
Mürikes Prosa dem beschaulichen Geiste reich die Beschäftigung mit sich belohnt,
sei nochmals hervorgehoben.
Runstwart
- n» -
Es gchört auch zu jenen Schriften, die ohne geradezu neues Material herbei-
zuschaffen oder neue Standpunkte zu gcwinnen, durch die überzeugende, bün-
dige Art, rvomit sie das Rechte befestigen und das Jrrtümliche zerstreuen, bci
gehöriger Verbreitung viel Gutes stiften können.
Mit höheren Ansprüchen tritt A. Drervs Buch „Der Jdeengehalt von
Wagners »Ring des Nibelungen«" lLeipzig, H. Haacke) auf. Der Verfasser ge-
hört zum Glück nicht zu jenen Sinnhubern, denen die Jdee eines Kunstrverkes
mehr gilt, als ihre Gestaltung. „Wer das ästhetische Verständnis nicht hat,
der hat das Kunstwerk überhaupt nicht verstanden und alle Kenntnis scines
philosophischen Jdeengehaltes bleibt für ihn ein totes Wissen ohne Wert." Aber,
wenn man den „Ring" schon unter dem Gesichtspunkte der Weltweishcit bo-
trachtet, dann lasse er sich besser an der Hand der „Philosophie des Unbewußtcn"
als irgend einer anderen Weltanschauung verstehen. Also Wagner als künst-
lerischer Prophet des wissenschaftlichen Heilands Hartmann — darauf geht's
hinaus. Jch allcrdings halte es, obzwar Drews diese Richtung bekämpfen zu
sollen glaubt, mit jenen, die bei der Erklärung Wagners den psychologischen
und historischen Gesichtspunkt bevorzugen und an solchen Untersuchungen theore-
tischer Naturen nichts als den aufgewendeten Scharfsinn anzuerkennen vermögen.
R. B.
Lose Klätter.
Gedichte voir Lduard rNörike.
Vorbemerkung. Die folgenden Gedichte im Kunstwart abdrucken zu
dürfen, macht uns warm vor Freude. Mörike könnte in vier Jahren seinen
hundertsten Geburtstag feiern, lebt' er noch, aber seine Gedichte sind doch noch
nicht in halb so vielen Auflagen verbreitet, wie z. B. die erst neuerdings er-
schienenen der guten Frau Ambrosius — es ist also leider mit Sicherheit an-
zunehmen, daß auch unsere Leser sie nicht alle kennen- Trifft das im ein-
zelnen Falle nicht zu, so wird uns koiner wegen der nochmaligen Vorstellung
zürnen, denn wer Mörike kennt, der wünscht ihm von Hcrzen Eingang überall.
Was im Bcsonderen wir von Mörikes Lyrik dcnken, sagen wir im Leitaufsatz.
An dieser Stelle wollen wir nur bitten, was wir bci solch besonderen Gaben
schon wiederholt gethan: erweist sich dies oder jenes Gedicht ansangs spröde,
so lege man's doch nicht endgültig weg, sondern nehm es zu guter Stunde
wieder vor und nochmals wieder. Jn jedem der folgenden Gedichte ist ganz
lauter echtes Gold, und einem jcden Auge wird es, früher oder später, lang-
sam aufschimmern odcr ganz plötzlich aufblitzcn. Hat sich's aber gezeigt, so
bleibt's als ein Lebensschatz.
Entnommen sind die Gebichte der bei der I. G. Göschenschen Buchhand-
lung in Lcipzig erschicnenen Gesamtausgabe der Werke Mörikes, vier Bändcn,
deren erster die Gedichte, der zweite die Erzählungen, dcr dritte und vierte
den „Maler Nolten" bringt — jeder Band kostet -t, gebundcn 5 Mark und
ist auch einzeln käuflich. Jm gleichen Verlage ist noch in Sonderausgaben
„Mozart auf der Reise nach Prag" (geb. Mk. 2.50) und, mit Schwindschen Zeich-
nungen, die „Historie von der schönen Lau" (geb. 5 Mk.) erschienen. Datz auch
Mürikes Prosa dem beschaulichen Geiste reich die Beschäftigung mit sich belohnt,
sei nochmals hervorgehoben.
Runstwart
- n» -