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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,2.1900

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Heft 24 (2. Septemberheft 1900)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7960#0480

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Literatur.

IKundscbkm.

* Neue Leipziger Klassiker-
Ausgaben.

Billige Klassiker - Ausgaben sind
immer verdienstlich; denn noch haben
unsere großen Dichter kcineswegs die
wünschcnswerte Verbreitung im dcut-
schen Volke erlangt. Selbst eine scharfe
Konkurrenz der Buchhändler auf diesem
Gebiete ist von Nutzen: es kommt da-
durch mancher ältere Dichter zu einer
neuen Ausgabe, die sonst leicht unter-
blieben wäre. Philipp Reclam jun.
in Leipzig, dem das Verdienst des
glücklichen Anfangs unbcdingt gebührt,
hat es bis jetzt zu zwanzig billigcn
Ausgaben gebracht, dabei sind fünfzehn
deutsche Dichter und fünf ausländische
beteiligt; Max Hesse in Leipzig („Neue
Leipziger Klassiker-Ausgaben") hat jetzt
2; Ausgaben, darunter nur zwei Aus-
länder. Gemeinschaftlich sind beiden
Verlagen von deutschen Dichtern:
Börne, Goethe, Hauff, Heine, Kleist,
Körner, Lenau, Lessing, Ludwig,
Rückert, Schiller, Stifter, Uhland,
von ausländischen Shakesperc. Bei
Reclam allein finden wir: Grabbe,
Herdcr und von Ausländern Byron,
Longfellow, Milton, Molwre; bei
Hesse: Chamisso, Eichendorff, Gaudy,
Hebbel, Hoffmann, Jmmermann (nur
„Obcrhof") und Homer. Jm allge-
meinen beruhen die beiden Unter-
nehmungen natürlich auf dcn iiämlichen
Prinzipien, doch har Hesse als der
Spätergekommene einige Wünsche des
Publikums mchr berücksichtigcn könncn
als Reclam: er hat z. B. zu allen
feincn Ausgaben Bildnisse und bio-
graphische Einlcitungcn und hic und
da auch ^kritischc" Texte. Dcr „Kunst-
wart" müchte einmal dic Frage er-
heben: Sind denn die ausgewählten
^Kklassiker" auch dic, wclche das deutschc
Volk am mcisten gcbraucht? Würcn
nicht vielleicht für unsere künstlerische Er-
ziehung noch andere zu gebcn und einige
wegzulasscn? Ein wenig bedenklich

stimmt uns in erster Reihe Börne: Er
ist kein dcutschcr Dichtcr, nicht einmal
ein grosjer Schriftsteller, er war Zeit-,
in vielem Tagesschriftstcller. Hat es
wirklich noch viel Zwcck, die dcutsche
Jugcnd von heute in dic Zeit- und
Strcilfragen von ;85o zu versetzcn?
Vergessen wollen wir doch auch nicht,
datz Börne zu den unverständigsten
Gegnern Goethes gehürte und dajj er das
Aesthetische und Politische vermengte-
Als Charakter soll er gelten, aber
unter den deutschen 5k l a s s i k e r n hat
er nichts zu suchen. Ob dann Körner,
Hauff und Gaudy zu diesen gchören
(natürlich ziehcn wir den Begriff so
weit wie möglich», ist cbenfalls sehr
zweifelhaft, doch mögcn sie als in ihrcr
Art schützensiverte I ug end s ch r i ft-
steller immerhin mitgehen. Grabbe
als „Klassikcr" ist auch nicht ungefähr-
lich — sein grotzes Talent in Ehren,
aber er verdirbt uns die Jugend
üsthetisch für Grüßerc wie Hebbel,
Ludwig, selbst Shakespere durch seine
falsche Gcnialität. Die anderen 5tlas-
siker sind alle weuigstens namhafte
Poeten. Es schadete aber nicht, ivcim
man ihnen noch einige hinzufügte,
ich nennc nur dcn gewaltigen Jere-
mias Gotthclf und dcn in scincr Art
doch auch einzigcn Sealsfield. Unter
den „Ncucn Lcipziger Klassikcr-Aus-
gabcn" scien bcsondcrs hervorgehobcn:
dcr E. T. A. Hosfmann von Eduard
Griescbach, dic vollständigste allcr
existiereiiden Ausgabcn, der Hcbbcl
von Hcrmann Krumm, bis jetzt die
beste sOriginal-) AuSgabe, dcr Kleist
von 5tarl Siegcn und der Otto Lud-
wig von Advlf Bartcls.

Muslk.

* MusikalischcS aus Stutt-
gart.

Unser altcr musiknlischcr Kirchhof
hat sich in dcn lctztcn Jahrcn mehr
und mchr bclcbt. Ein bißchcn viel

Lunstwari
 
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