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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,2.1900

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Heft 22 (2. Augustheft 1900)
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Unsre Noten und Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.7960#0402

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Llnsre Ooten und Wilder.

Der Kunstwart hält es für angebracht, seine Leser von Zeit zu Zcit auch
mit dem Schaffcn solcher Künstler bekannt zu machen, dercn Richtung ihm nicht
unbedingt sympathisch ist oder dereu Talent er nicht so hoch einschätzen kann,
als ihre Anhänger thun. Jn unserer Mustkbeilage legen wir zwci Lieder des
Komponisten Wilhelm Mauke vor, die zu seiner Charakteristik hinreichen
dürften, es ging nicht an, aus seinen bedeutendsten, zyklischen Liederheften
Einzelnes herauszugreifen. Da mir selbst das Organ für Maukes Tonsprache,
in der ich die „das Gefühl sicher bestimmende Melodie" vermisse, zu fehlen
scheint, übernahm Hermann Teibler als genauer Mauke-Kenner die Er-
läuterung. Er schreibt: „Zu dem Liede »Meercslcuchten« bildet wohl die zwar
wortkarge, aber stimmungsreiche Dichtung selbst den besten Kommentar dcr
Komposition. Man fasse das Ganze als Situationsmalerei auf, und beachte,
daß die glitzernde Triolenbewegung auch in der Klavierstimme oft einen ruhig
geschwungenen Melodienzug unter oder über sich trügt, so wie daS Natur-
schauspiel in der Dichtung zum Hervorrufer weltvergessenen, innercn Schauens
wird. — Zu dem Gesang „Einer Toten" sei besonders auf die dreisache Ueber-
einstimniung zwischen dem Sinn der Dichtung, der Sprachmelodie und der
„Bcgleitung" — ich fühle die Unzulänglichkeit dieses Wortes — hingewiesen.
Wie sich auf dem finsiern Tremolo, von einem hcrb harmonisiertcn unerbittlich
dahinschreitenden Oktavenmotiv begleitet, die Singstimme zu immer verzweiflungs-
vollerem Aufschreien erhebt, um am Schluß in trostlosem Wch zusammenzu-
brechen, das verrät das leidenschaftsvolle Empfindungslebcn eines Tonkünstlers,
der hior nicht nach-, sondern mitgeschaffen hat, und den das Gebot derWahr-
heit über formelle und harnionische Bedenken zwar leicht, aber gewiß nicht mit
dem Selbstzweck gewollter Modernitis, hinwegführt. Wer Mauko erst aus
diesem Gesang kennen lernt, der bedenke: „Kunstworke sind wie Fürsten; inan
muß warten, bis sie uns ansprcchen." Und wem dieser Spruch nicht frommt,
der suche die Gelegcnheit, »Einer Totcn« von Wüllner vortragen zu hören; er
wird den Eindruck so wenig vergessen, wie den jedes anderen wahrhaft zu
Geist und Herzen sprechenden Kunstwerks."

AlS Bilder geben wir heute zuuächst einen besonders schönen Rem-
brandt, hinsichtlich dcssen wir auf unsre früheren Begleitworte zu Bilder-
beilagcn nach diesem Mcister (Kw. XIII, y) verweisen. Als Doppelblatt sei ihm
Kalckrcuths „Abend" hinzugefügt, dessen Original Eigentum der Groß-
herzogl. Kunsthalle in Karlsruhe ist. Goldiger Abendhimmel, über den eine
über den Vordergrund schattende Wolke schwebt, während hinten das Dorf in
warmem Lichte glünzt. Den Ackersmann, der mit den Pferden heimkehrt, be-
wegt das Flammenspiel da droben istnaufzusehn. Ein einfachcr Vorgang, und
mit den schlichtesten Mitteln des Realismus gegeben. Wer sich aber in dieses
Bild v ertieft, wird selbst aus unserer bescheidenen Wiedergabe eine so große,
cine so weihevolle Stimmung als Ausfluß der besten Persönlichkeit des KünstlerS
auftauchen fühlen, daß er dieses Eindrucks kaum je vergißt.

Anl)ktlt. Kulissenzauber. Von Eugen Kalkschmidt. — Deutsche Kunst. Von
Alfrcd Lichtwark. — Urhebcrrecht und Buchhandel in sozialistischer Beleuchtnng.
(Schluß.) VonR. L.Prager. — Sprechsaal: Ein Schulbcispiel des Naturalismus.
Von S. Lublinski. — Lose Blüttcr: Aus „Der jungc Luther" von Adolf Bartels.
— Rundschau. — Notenbeilagcn: Einer Toten; Mecresleuchten; Lieder von
Wilhelm Maukc. — Bildcrbeilagen: Ncmbrandt, Selbstbildnis; Leop. Graf
Kalckreuth, Abend.

Vr. RichardBatka in ssrag-weinberge, für bildende Aunst: j) anl S ch u l tz e-Naumbu rg in Berlin.

Sendungen für den Text an den Herausgeber, über Musik an Dr. Batka.
vrrlag von Georg D. w. Lallwe^. — Kgl. tzofbuchdruckerei Kastner öc Lossen, beide in München.
 
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