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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,2.1900

DOI Heft:
Heft 21 (1. Augustheft 1900)
DOI Artikel:
Prager, Robert L.: Urheberrecht und Buchhandel in sozialistischer Beleuchtung, [1]
DOI Artikel:
Grunsky, Karl: Die Instrumentierung der Meistersinger
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https://doi.org/10.11588/diglit.7960#0334

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mehr dicjenigen, die zu ihrem Lebcnsunterhalt auf den Erläs nus ihrcn
Büchcrn rechneten, nur cine Ausnahme von der Regel bildeten. Freilich standen
viele im Dienste eines großen Herrn, dem sie ihre Werke rvidmcten, wofür sie
eine entsprechende Belohnung erwarteten. Mit der Regicrungsform ver-
schwanden auch diese Mäcene und nnt ihnen das System der einträglichcn
Widmungen. Die Schriftsteller hörten auf, einem cinzigen zu gehörcn, aber
„gezwungen, auf den Ertrag ihrer Werke zu spekulieren, gehörten sio nunmehr
der ganzen Welt. Ob sie bei diesem Tausch gewonnen haben, weiß ich nicht;
wohl aber weiß ich, daß die Gesellschaft dabei verloren hat. Heute ist der Herr
des Schriststellers, so wie er selbst seine Gedanken ausbeutet, nicht der, der
ihn beherbergt, sondern der, der ihn liest. Anstatt des Menschen, der srüher
seine Würde preisgab, ist es nunmchr der Schriftsteller, dcr dahin gedrängt
wird, sie hinzugeben."

Der Jndividualismus, zu jeder Ausartung des allgcmcinen Wettbewerbs
geradezu anrcizend, schuf Ucbcrfüllung in allcn Berufen, und es warf sich alles,
was in den anderen Berufen keine Unterkunft fand, auf die einträglich ge-
wordene Schriftstellerei!

„Was war dio Folge hiervon? Die gleiche Erscheinung in der Literatur
wie in der Jndustrie. Wirrwarr an allen Ecken und Enden, Zwist, Kümpfe
ohne Ende, Unordnung, Zerstörung. Die Konkurrenz hat in der Literatur
ähnliche Folgen gezeitigt wie in der Jndustrie. Seite an Seite mit dem Ge-
werbetreibendcn, der seine Waren fälscht, um übcr scino Nachbarn den Sieg
durch die Billigkeit davonzutragen, steht der Schriftsteller, der seine Gcdanken
fälscht und seinen Stil abquält, um das Publikum zu erobern durch die elcnde
Anziehungskraft gewagter Situationen, übcrtriebencr Gefühlsüußerungen, selt-
samer Redewendungen und, um es auszusprechen, verkchrtcr Lehren. An dcr
Soite des Gewerbetreibenden, der seine Mitbewerber, kraft scines Kapitals,
vernichtet, steht der reiche Schriftsteller, der mit Leichtigkeit den armen auf
dem Gebiete des Ruhms überflügelt und sich sodann des Gewichts dcs erwor-
benen Namcns bedicnt, um das verkannte Verdienst in den Schattcn zu stcllen.
Mitten in der wachsenden Bücherfülle, die verschwenderisch über das Publikum
ausgcschüttet wird, steht dasselbc da ohne Leitung; ohne die Möglichkcit, ohne
die Zeit, eine Wahl zu treffen; — so schließt es seine Börse vor ben ernst-
haften Schriststellern und sucht seine geisNÄahrung bei den Gauklern. Daraus
erklärt sich der ekelhafte Mißbrauch in den Bücheranzeigen, die Lobhudelei, die
Schamlosigkeit der Kritik, die Unstcrblichkeitsversichcrung auf Gegenscitigkeit,
alle Schmach, alle Lügen, jedes Acrgcrnis.

„Wenn noch der größere.Teil der Schriftsteller dadurch, daß die Würde
der Literatur bloßgestellt, die öffentliche Sittlichkeit geschädigt, die Quellen der
Erkenntnis verpestet worden sind, wenigstens sein Ziel, Vermögen zu crringen,
erreicht hätte! Aber auch dies ist nicht einmal der Fall, die Ausbeutung war
ebenso verderblich als häßlich; man begann mit der Entwürdigung und

endele mit dem Elend." R. L- jdrager.

(Schlutz folgt.)

Die Anstrmnentterung der /Iveistersinger.

Es ist sehr wohl gethan, einzclne Wcrke Wagncrs einer gcnauen Bc-
trachtung vom Standpunkt des musikalischen Fachmanncs aus zu unterziohcn.
Das Ergebnis einer besonderen Untersuchung über die Jnstrumentntion von
Wagners Meistersingern liegt neuerdings in einem vom Äunslwart schon cr-
Aunstwart
 
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