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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,2.1900

DOI Heft:
Heft 21 (1. Augustheft 1900)
DOI Artikel:
Leuß, Hans: Der Weg der Schönheit
DOI Artikel:
Prager, Robert L.: Urheberrecht und Buchhandel in sozialistischer Beleuchtung, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7960#0331

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Jst es so, dann werden nnsere Schaffendcn beweisen mnssen, daß sie
ihre Wcrke mchr lieben als sich selbst, daß ihnen der Wert
ihrer Schöpsungcn wichtigcr ist als Beifall und Laune der Zeitgenossen.
Dann ivird der prächtige Sohn, der den großen Vater verrnt, nicht inchr
daranf ausgchen, mit einer barocken Hose, einem verrenktcn Arm, einer
monströsen Haartracht die Aufmerksamkeit derjenigen zu suchen, die,
wie Lessing sagtc, „im Schoße der Wollüste gähnen", oder nach ab-
stumpfenden Geschäftcn über nervöse Unrast hinweggetäuscht werdcn wollen.

tsans Leuß.

Arbeberrecbt und Ducbbundel in soztattsriseber
iVelencbrungu'

Jn einer Zeit, in der das Deutsche Reich sich rüstet, ein neues Urheber-
rccht sich zu schaffen, in einer Zeit, in der der Buchhandel in einer Krisis sich
befindet, dcren Ende oorläung nicht abzusehen ist, in der wildeste Konkurrenz
im Vcrlage noch mehr als im Sortiment tobt, wo die einen alles von der
Rcglementierung, sei es durch den Staat, sei es durch genossenschaftlichen Zu-
sammcnschluß zu crwartcn, die andcrn schrankcnlose Freiheit als das Hcil der
neuen Zeit preisen, in einer Zeit, wo das Kapital Niesengeschäftc schafft neben
dem kleinen Handwcrkcr und kleinen Gcschäftsmann, dcn diese Kapitalicn zu
erdrückcn drohen, in solcher Zeit mag es crlaubt sein, auch cinmal eine andere
Weltanschauung zu Worte kommon zu lassen, sei cs auch nur zur Verglcichung.
Es ist dies eine Wcltanschauung, der ebenso viele zujubeln, wie bange Furcht
vor ihr hcgcn, cinc Wcltanschauung, dic keine Ehrfurcht vor Ueberlieferungcn
hegt, dic abcr, man mag dies zugebcn odcr nicht, gcrade in unserer kapitalisti-
schen Gcsellschast angefangen hat, nicht nur Terrain zu gewinnen, sondern
gerade dic kapitalistischcn Einrichtungcn als Etappcn auf ihrcm Siegeszuge zu
benutzen.

Um was dreht sich am lctztcn Ende alles? Der Mcnsch braucht zu seincr
Erhaltung Nahrung, Kleidung, Obdach. Um dies zu erringen, bedarf er der
Arbeit, der eigencn Arbeit odcr der Arbeit anderer. Der bcgreifliche Wunsch,
es später im Alter leichter zu haben und auch seincn Kindern den Kampf um
die Notwendigkeiten des Lcbens zu erleichtern, regte an, nicht alles, was die
Arbeit crwarb, zu verbrauchen, sondern einen Teil zurückzulegcn zur späteren
eigencn Verwendung oder zur Hinterlassung an die Kinder. So entstand das
Eigcntum, so cntstand die Erbschast. Um die Erwerbung, um die Erhaltnng,
um die Vercrbung dicscs Eigentums dreht sich alles! Das Eigentum ist der
Sporn, die Thätigkeit zu erwcitern, die Thätigkeit anzuspannen über das Matz
dessen hinaus, was zur Leibesnotdurft erforderlich ist. Das Eigentum bestand
ursprünglich in dem ausschlietzlichen Nutzungsrcchtc an realen Gütern, an Vieh,
Grundstückcn, Klcidungsstückcn, Nahrungsmitteln und andercn Tauschmitteln.
Mit dcm Eintritt dcs Geldcs als Wertmesscrs und als wcscntlichen Tausch-
mittcls wurde mehr und mehr das Eigcntum an der Mcnge von Gold ge-

* Wir cntnchmcn dicsen schr interessanten Aufsatz mit Genchmigung des
Hcrrn Verfasscrs dem „Bvrscnblatt für den deutschcn Buchhandel". Als wir
Zirhebcrschatz" und „Gocrhestiftung" anrcgten, war uns von diesen Bestrebungen
Louis Blancs noch nichts bekannr. Mögcn sie dazu beitragen, auch ihrerscits
die so gcrn übcrschenc „andcre Scite" dicser so hochwichtigen Fragcn zu be-
leuchten. Datz sich Louis Blancs Gedanken in dicser Form kammwerwirk-
lichen lassen, bcstreiten wir nicht.

l. Augusthcft tyoo
 
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