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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,2.1900

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Heft 20 (2. Juliheft 1900)
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Lose Blätter
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7960#0315

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„Drei Laub auf einer Linde
Blühen all so wohl, ja roohl,

Sie thät viel tausend Sprünge,

Jhr Herz ivar freudevoll —

Jch günn's dem Maidlein ivohl."

„Heut lebst du, heut bekehre dich,

Eh morgen kommt, kann's ändcrn sich.

Was heute srisch, gesund und rot,

Jst morgen krank und gar ivohl todt,

Und so du stirbest ohne Buß:

Dein Seel und Leib dort brennen muß!"

„Schwarzbraun Gretelein,

Schenk einl

Gri — Gra — Gretelein,

Schenk mir ein

Firnen Woin,

Ein guter Wein soll's scin!"

Juchhei, die Pfeifer obsiegen — die Pfeifer singen die Kantorcn nieder
in den Grund!

Schier ausgedörrt sind die Kehlen vom vielcn Singen. Geht los ein
wüst Schlampampen. Ein Faß Erfurtschen Klosterbiers nach dem andern
ivälzt der tzcnnenmirt heran, und die hoffährtigen Hcrren L-mtoree fordern
schließlich, dicht vor Mittcrnacht, gar etliche Stübchen Weins — Naumburger
Auslcse, einen gar fcincn Tropfcn.

„Urosit! Uibite! Zum Wohle! Gesegne's Gott!"

Zum gcmütlichen Spielchen rücken zusammen dio Altcn, und etliche unter
ihnen zünden sich gar eine thönerne Tobackspfcife dazu an.

An ihre Jnstrumente machen sich wiederum die Ruhla'schen. Dem
jungen Volk fängt frisch von neuem das Tanzbein an zu juckcn. Einen groben
bäuerlichen, frechen, schier gotteslästerlich verwegenen Dreitritt bestellen die
übermütige Erfurt'schen Kunstpfcifergesellen von dcr Ratskompagnie, für sich
zu Extra. Die Schelme wollen mal was ^.partiAes für sich alleine haben l
Hui greifen die Bcine aus, die Füße fliegen und schleifen, es sausen die Röcke
dcr Weiblein! Eines geängsteten Weibleins Hilfeschrei gellt aus dem Trubel
hcraus. Ha — ivicderum! iviederum! Und die tugendsamen Hausfraucn
unter den Bachinneu wcndcn hestig sich ab, schämen sich fast, mögcn'S nicht
mchr ersehen! Ach ja, ach Gott: Pfeiferblut! Pfeiferblut! Nichts dawidcr zu
machenl Will sich halt austoben, das Pfeifcrblut!

Literatur.

IKundscbAu.

* Eine Geschichte, die zu
denkcn gibt.

Jn einer deutschen Nesidenzstadt
mit großer geschichtlicher Tradition
tauchto vor cinigen Monaten das Gc-
rücht von cinem ncuentdcckten Dichter
auf, dcr, noch Primancr, mit einem
an cinem größeren süddeutschen Thcater

aufgesührtcn Lustspiel großen Erfolg
gehabt habe und nun einen Band Ge-
dichte zu vcröffentlichcn beabsichtige.
Jn der That sah man auch in den
Schaufenstern sämtlichcr Buchläden der
Nesidenz Plakate, die auf die demnächst
erscheincnden „Kleinen Gedichte^ von
, * . hiniviesen. Bald vernahm man,
2. Iuliheft lAoo
 
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