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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,2.1900

DOI Heft:
Heft 18 (2. Juniheft 1900)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7960#0247

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Lätzt man nun aus dein Flügel dic
Tönc uumittelbar von dcn Saiten in
dcn Konzcrtraum schwebcn, so können
sie ihre lciscn Wcllcn, auch dic leisestcn,
bis in die äutzerste Ecke des Saales
schwiugen, ohne irgcndwo aufdringlich
zu wcrdcn. Wird dagcgen der Flügel
geschlossen, so bleibt das Bestc, so
bleiben cbcn jcue seinen Schwingungen,
dic dcm Anschlage crst solgen, zwischen
Kastcu und Dcckel eingczwängt und

verursacht. Liegt schon unter allcn
llmständen zwischcn dcm Klavicr und
den Sniteulnstrumentcn das Mitzver-
hältnis vor, datz ihre Kling- und
Singart allzu disparat ist (man wcitz,
wie sehr Wagner dieser Zusammen-
stellung mitztrautc), so wird die Sachc
nur noch schlimmer gemacht, wcnu
mau den Saiten des Klaviers ihre
eigcuste Fähigkeit, diskret nachzu-
klingen, beschränkt und es zu ciuem


wogcn da durchcinandcr wie Zigarren-
dampf, dcu man in ciue leere Flasche
geblascn hat. Der Spieler, dcr vor
dcr Klaviatur sitzt, hürl nun bckanntlich
am wcnigstcn von dem Klange dcr
Töne, zumal wcnn cr an dcn oisenen
Flügcl gewühnt ist; nnwillkürlich
schlägt er noch stärkcr an, wodurch cr
zwar mehr Lärin, abcr nicht mehr Ton

blöden Pizzikatoinstrumcntc hcrab-
würdigt. Nicht anders ist es bcim
Gesang. Jn altcn Licderu, dcrcn Be-
glcituug noch fast durch die Guitarre
bcwältigt werden könnte, wird nicht
viel darauf nnkommen. Allcin schon
Schubert gibt dcm Klavierc, bcsondcrs
da wo die Singstimme pausiert, charak-
teristische Mclodicn von solchem Wcrte,
2. Zuniheft tsoo
 
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