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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,2.1900

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Heft 20 (2. Juliheft 1900)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7960#0324

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Zimmers durch cin zu grelles Glns-
fenster zerstört, dessen Farben »icht
genügend mit dcm Ganzen zusammen-
gcstimmt sind, dort verletzt eiu schwer-
sälligcrLüster die Eleganz des Raumes;
ueben Möbeln von größter Brauchbar-
barkcit und Gediegenhcit finden sich
allzunützliche, die an die Raumaus-
nutzung der Schiffskabinen erinnern.
Jmmer zu viel! Ein markiges Kapitäl
init schvn stilisiertcn Ornamcnten und
daraus überreiche Golddckoration —
eine Vasc von cdler Einfachheit- mit
abgcschmacktem stilmidrigen Goldrand
daran! GewisseGeschmackswidrigkeiten,
dic cincm feinfühligcn Franzosen un-
möglich wären, werdcn bei uns
übcrhaupt kaum von einem cinmal
cmpfunden. Bei unsercn Nachbarn
nur zu oft übertriebcne Grazie
und Vornehmheit — bei uns oft
Mangel an beidcn. Doch dieser
Tadcl trifft nur cinen Teil der dcut-
schcn Ausstellung. Ein urkrüftiges
frischcs Regcn macht sich anderseits
bemerkbar, der Wetteifer der bestcn
Stättcn des deutschen Kunstgcwerbes,
dem es bercits in der kurzen Zeit
seincs Aufblühens gelungen ist, ein
Heim zu schasfen, in dem sichs wohncn,
in dcm sich's arbeitcn und ruhen
läßt. Wir bauen Häuser, die Fran-
zosen Paläste; wir bevorzugcn den
Stein, sie den Stuck, wir schaffen
Wohnräume, sie Salons und Alkoocn.
Wir dcnken an das Wohlbefinden im
Hausc, sie an den Luxus raffinicrter
Gesclligkeit und Koketterie. Welch statt-
liche Reihe behaglichcr deutscher Wohn-
zimmer mit harmonischcr Einrichtung,
die selbst uusercn Nachbarn sehr ein-
ladend crschoint, haben Darmstadt,
München und andere Stcidte herge-
saudt! Wic markig ist der Treppcn-
aufgaug eines Jagdschlosscs; welch
trcffliche Einzelheiten an Majolika und
Schmicdcarbcit findcn sich! Nur mit
der Dckorationsmalcrei sieht es noch
ctwaS bedenklich aus: wir würdcn die
deutschen Sagenumso mehr lieben,wenn
llnnstwart

sie etwas wenigcr massiv verherrlicht
wären.

Wärcn Plumpheit und Geschmack-
losigkeit verwnchsen mit Frischo und Gc-
sundheit, dann wollten wir sie immcrhin
in dcn Kauf uchmeu. Der Himmel bc-
wahre uns vor dem „Chik", der einseitig
übertriebenen Verfcinerung. Recht
vieles künstlerisch Abgerundete in der
deutschen Abteilung zeigt jedoch, daß
wir weit mchr Wert auf die Schönheit
der Form legcn uud doch gesund
bleiben können.

A. Briiuneiuauu.

* Wie' s ge m a cht wi r d.

Jn eigncr Sache.

Seit etwa dreiviertcl Jahren hat
ein Hcrr Bodo Wildberg in Dresdcn
eine so außerorbentlich lebhaftc Teil-
nahme an mir und dcm Kunstwart gc-
wonnen, daß er seine Entrüstuug über
uns bei jeder Gclegcnheit öffentlich
kundthut. Der Ausdaucr ihren Lohn:
ich kann zwar Herrn Bodo Wildberg
hcute so wenig wie bisher ant-
wortcn, aber ich werde nun sagen,
warum ich das nicht kann.

An der „Deutschcn Wacht" in
Dresden wirkcn als Redakteure die
Herren Bodo Wildberg, Dichter, und
F. A. Geißler, Dichter. Beidc habcn
sich mündlich und schriftlich ernst und
eindringlich bemüht, den nach ihrcr Be-
teuernng von ihnen hoch verehrtcn Kunst-
wart von ihrer literarischcnBedeutsam-
keit zu überzeugen. Leider blicbcn unsrc
Ansichtcn darüber getcilt, und nun cr-
kanutc der einc von ihnen frühcr, der
andere später die Jrrtümlichkeit seincr
Hochschätzung. Erleichtert wurde ihnen
das durch die gleichzeitigc Erkennt-
nis von mciner Verwcrflichkeit als
Mensch, denn, wie ich dcr „Deutschen
Wacht" cntnchme, empfahl ich nur
deshalb Bodo Wildbergsche Manu-
skripte nicht mit der erbeteuen Krast
einemVerleger, wcil ich mir — ich ziticrc
— sagtc: „Das, was dcr kanu, kann
ich nicht. Wenn dieses Buch crscheiist
 
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