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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,2.1900

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Heft 21 (1. Augustheft 1900)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7960#0358

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auch die Güte dcr Leistungen dieser
Kunstanstalt immer mehr zu wünschen
übrig läßt, so mird man begroifen,
daß der Ruf nach einer Rcform „an
Haupt und Gliedern" immer dring-
licher wird. Wenn so auf dem Ge-
biete der Oper selbst ein bescheidenes
Neuheitcnbedürfnis unbefriedigt blieb,
konntc man sich im Konzertsaal dafür
um so ausgiebiger schadlos halten.
Namentlich waren es die vom Kaim-
Orchcster heuer zum ersten Male ver-
anstalteten, ausschließlich dcr Pflegc
neuercrMusikgewidmeten „Mo d er n c n
Abende", die in vieler Bcziehung
Jntercssantes boten. Hier hörte man
(untor Hausegger) den ungemein cm-
pfindungswarmen und klangschönen
zweiten Satz „Ueber allen ZaubcrLiebe"
aus Friedrich Kloscs Spmphoni-
scherDichtung „Das Lebcn ein Traum",
Hermann Bischoffs voin Allgc-
mcinen Deutschen Musikverein prcis-
gekronten „Gewittersegen, Psalm zwi-
schen Wolken" sfür Tenorsolo, Orgel
und Orchester; Dichtung von Nichard
Dehmel), die großzügige, wenn auch
technisch noch nicht ganz rcife Schöpfung
einer starken Begabung, Siegmund
von Hauseggers dreiteilige Sym-
phonie „Barbarossa" ll- Die Not des
Volkes, 2. Jm Zauberberg, 5. Das
Erwachen), die zwar auch in manchen
Einzelheiten, wie unökonomischer An-
wendung stark wirkender musikalischer
Ausdrucksmittel u. dgl., dcn noch
mitten im Wachsen und Werden be-
grifsenen Künstler verrät, aber doch
von dem gerade wegen seiner unge-
brochenen Frische und Gesundheit so
erfreulichen Talente ihres Autors, wic
von seinem Künnen erneutes Zeugnis
ablegte. Entschieden weniger bcdeu-
tend, weil ganz und gar unrcif, wenn
auch durchaus nicht talentlos erwics
sich eine appL88ionatL" von

Hugo Sträßcr (Or. Georg Dohrn).
Weingartner brachte zwei Stücke von
Vincentd'Jndy, die stark verstan-
dcsmäßigen, raffiniert instrumenticrten
Runstrvart

Symphonischen Variationen „Jstar"
und das klangschüne, aber für sich
nllein nicht recht wirkende Vorspicl zur
Oper „Fervaal". Der Symphonischen
Dichtung „Die Gefilde der Seligen"
von Weingartner selbst ist außcr
glanzvoller Jnstrumentierung nicht viel
Gutes nachzurühmen. Weiter erwähne
ich noch Wilhelm Bergers lt-äur-
Symphonie, eine glatte Mendelssoh-
niade ohne jeden höhcrenWert, Fclix
Dräsekes !'-clui-Symphonie, d'Al-
berts Violoncello-Konzert, eine wcrt-
volle Bereicherung der dürftigen Lite-
ratur dieses Jnstrumentes, des jungen
Ungarn D 0 hnanyi in Wien preisge-
kröntcs, cklektisch unsclbständiges, aber
tempcramentvollcs Klavierkonzcrt und
als Kuriosum Rhcinbcrgers Sym-
phonie „Wallenstein", ein typisches
Beispiel jencr Art von Programm-
musik, wic sie auch dcr „absolute"
Musikant gelegcntlich cinmal riskiert.
Hauptsache: die Form sdas geht bci
Nheinbcrgcr soweit, daß er das Scherzo
„Wallensteins Lager" hinter das Adagio
„Thekla" stcllt, wcil — Musikantcn-
Logik —der langsamc Satz ja doch an
zweitc Stelle gehört!), Programm:
Vorwand und Gchalt: Null. Jm Odcon
dirigierte Richard Strauß scinen „Za-
rathustra", der in der Jnterprctation
des Schöpfers doch an viclen Stellcn
ein wesentlich anderes Gesicht zcigte,
als im vorigcn Winter unter Fischer,
und den namentlich als Zcugnis sür
cinc wichtigeUebergangszeit im Werde-
gange des Komponistcn interessanten
„Macbcth". Um anderc seltencr gc-
hürte Orchesterwcrke noucrer Richtung
machte sich namentlich Sicgmund von
Hausegger mit der Aufführung von
Nlexander Ritters „Olafs Hoch-
zeitsreigcn", Liszts beidcn „Episoden
aus Lenaus Faust", von dcncn nament-
lich der so ungemein pocsicvollc „Nächt-
liche Zug" bei wcitem noch nicht bc-
kannt genug ist, StranßenS „Till
Eulenspiegel" und Bruckncrs U-äur-
Symphonie verdicnt, währcnd sein
 
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