DOI Heft:
Heft 23 (1. Septemberheft 1900)
DOI Artikel:Lose Blätter
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7960#0433
„Wio? verbrannt?!"
„Ia, ja, verbrennt.
Mi selba hat der Nachbar no ain Zopf,
Der damals armsdick war — wer möcht dees glaub'n? —
Aerauszcrrt aus die licht'rloh'n Flammcn.
Die Gloabiger hon sie den Gruud biholten,
Und wiar i gaug'n, wiar i g'stand'n bin,
So bin i von der Brandg'stätt weiterzog'n."
„Unt euren Aindern?"
„Io, mit denen drci,
Die übri blieb'n san, zwoa Diendln und
An kloan Bueb'n", entgegnet ge gelahen.
„Und dann? wie habt ihr dann euch fortgeholfen?"
Sie hob den Kopf cmxor: „No, ehrli halt.
Niel g'arbcit, vicl, und aa a bissl bet',
A bissl nur, denn damaln, wissen's, Frau,
Da war i bös mit unserm lieben kferrgott
Und bin's aa blieben no a lange weil',
Denn oans vo meini Diendln is schlecht g'rat'n
Und leit da drauß'n vor der Kirchhofmauer,
I mach en Umwcg, mucß i dort vorbei."
„Dic zweite aber? die?"
„Die hat an Bauern
In Sammcrau, an rcich'n, is versorgt."
„Und sorgt fiir ihre Muttcr, will ich hoffcn."
„Für mi? was dcnken's denn? Sie hat dcn Uko',
kfat ihm ins Ljaus koan roti lheller bracht
Und wird aa koancn 'naustrag'n — dees hoff' i."
„Und cuer Sohn?"
„Seidat war 'r, Schandarm....
I sag, er war, jetzunder is er tot,
Lrschoss'n von die Pascher an der Grenz'.
Im letztcn Nirgscht hon i die Nachricht kriegt."
Sie sprach es langsam, leise, unbewegt,
Sann nach cin Wcilchen; wie cin Lichtstrahl flog's
Lrhellcnd freudig über ihr Gesicht.
„Der is mit mir gar oft in d' Grdbeer' ganga,
wiar cr a Lua no war und später aa,
Der hat die Berg so guat g'kennt wiar i."
Sie blickte in die weitc, ganz verklärt
Nom sanftcn Glück des lieblichsten Erinnerns,
Und wandt' zum Gehen sich mit kurzem Gruß.
Doch plötzlich hielt sie an. Die lichten Augen
Lrglänzten wild und tobcn Zornesfunken.
An uns vorbeigcschritten kam ein Anabo,
Der in dcr lhand ein Schüßlcin voll mit Becren,
Armsel'gen, halbgereiften,/trua. — „Du Lump",
Ricf ihm die Alte zu, „kannst's nit derwart'n,
Daß d'Lrdbecr rot wern, muaßt di greani rupf'n?"
t- Septomberheft
„Ia, ja, verbrennt.
Mi selba hat der Nachbar no ain Zopf,
Der damals armsdick war — wer möcht dees glaub'n? —
Aerauszcrrt aus die licht'rloh'n Flammcn.
Die Gloabiger hon sie den Gruud biholten,
Und wiar i gaug'n, wiar i g'stand'n bin,
So bin i von der Brandg'stätt weiterzog'n."
„Unt euren Aindern?"
„Io, mit denen drci,
Die übri blieb'n san, zwoa Diendln und
An kloan Bueb'n", entgegnet ge gelahen.
„Und dann? wie habt ihr dann euch fortgeholfen?"
Sie hob den Kopf cmxor: „No, ehrli halt.
Niel g'arbcit, vicl, und aa a bissl bet',
A bissl nur, denn damaln, wissen's, Frau,
Da war i bös mit unserm lieben kferrgott
Und bin's aa blieben no a lange weil',
Denn oans vo meini Diendln is schlecht g'rat'n
Und leit da drauß'n vor der Kirchhofmauer,
I mach en Umwcg, mucß i dort vorbei."
„Dic zweite aber? die?"
„Die hat an Bauern
In Sammcrau, an rcich'n, is versorgt."
„Und sorgt fiir ihre Muttcr, will ich hoffcn."
„Für mi? was dcnken's denn? Sie hat dcn Uko',
kfat ihm ins Ljaus koan roti lheller bracht
Und wird aa koancn 'naustrag'n — dees hoff' i."
„Und cuer Sohn?"
„Seidat war 'r, Schandarm....
I sag, er war, jetzunder is er tot,
Lrschoss'n von die Pascher an der Grenz'.
Im letztcn Nirgscht hon i die Nachricht kriegt."
Sie sprach es langsam, leise, unbewegt,
Sann nach cin Wcilchen; wie cin Lichtstrahl flog's
Lrhellcnd freudig über ihr Gesicht.
„Der is mit mir gar oft in d' Grdbeer' ganga,
wiar cr a Lua no war und später aa,
Der hat die Berg so guat g'kennt wiar i."
Sie blickte in die weitc, ganz verklärt
Nom sanftcn Glück des lieblichsten Erinnerns,
Und wandt' zum Gehen sich mit kurzem Gruß.
Doch plötzlich hielt sie an. Die lichten Augen
Lrglänzten wild und tobcn Zornesfunken.
An uns vorbeigcschritten kam ein Anabo,
Der in dcr lhand ein Schüßlcin voll mit Becren,
Armsel'gen, halbgereiften,/trua. — „Du Lump",
Ricf ihm die Alte zu, „kannst's nit derwart'n,
Daß d'Lrdbecr rot wern, muaßt di greani rupf'n?"
t- Septomberheft