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Kunstwart und Kulturwart — 33,3.1920

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Heft 14 (2. Aprilheft 1920)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14991#0123

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legten. So geschickt er z. B. in des 2Nnd°
chens Klage die wichtige Fnhrnng der
Baßstimme aufrecht zu erhaltcn ver-
sucht, so unerbittlich verweigert ihm
das Instrumcnt die füllenden Oktaven,
so nachdrücklich zwingt es ihn, in der
„Ungeduld" die charakteristische Beglcit-
figur, den Ausdruck abschwächend zu
ändern. Trotz alledem: den Gitarristen
sind durch Schmids Arbeit zehn
Meisterliedcr geschenkt worden, unddie
kleine Studie des Vorwortes über Schu-
bert als Gitarrespieler wird sie ihnen
nur um so lieber machen. Liebscher

Die Herren Iünglinge

Lir> Vorreckt 6er6uxen6, Lperiell
6er

ist es, sicb stren^ neek 6sr letrten
Uo6s ru t6ei6sn. V^ir dieten in 6ieser

Usw. Dieses Bildchen unü die Worte
darunter entnehmen wir dem Insera-
tenteil der unabhängigen Volkszcitung
einer mitteldeutschcn Großstadt. Natür-
lich ist die Redaktion nicht für den
Unsinn verantwortlich, der da steht, und
erst recht nicht verantwortlich dafür ist
die U. S. P. als Partei. Gar nicht,
auch gar nicht mitvcrantwortlich? Man

sieht im Geist die Fratze des Ge-
schäftemachers, der den „Herren Iüng-
lingen" einschwatzt, sie müßten ihm
immer seine neuesten „Modelle" ab-
kaufen, wie ja der ganze Alkohol-, Ni-
kotin-, Tanz- und Kinobetrieb für diese
„Herren Iünglinge" von Profitmacher-
Fratzen aasgeierartig umgiert wird.
Frage sich jeder selber, ob er in der
Bekämpfung dieses Geistes und in der
Ausklärung der Heranwachsenden über
diesen Geist seine Pflicht getan hat!

Alkohol

in bescheidenes Gutes hat der ckeler-
regende Vorfall im Hotel 'Adlon doch.
Er hat wieder einmal auf die Rolle
hingewiesen, die der Alkohol noch
immer bei uns spielt. Unzweifelhaft
wäre keiner der eleganten Leute, die
da der Entente hochwillkommenen Stoff
vielleicht zum „Einschreiten", mindc-
stens zu schönstens agitierenden Glossen
und Glößchen über die deutsche Roheit
lieferten, im nüchternen Zustande zu
einem Verhalten fähig gewesen, das
in ungewöhnlichem Maße roh, dumm
und vaterlandschädlich zugleich war.
Aber man war ja in „angeregter Ge°
sellschaft". Wann wird es dazu kom-
men, daß unsre gute Gesellschaft sich
dessen schämt, überhaupt und in
jeder Lage schämk, eine „Ange-
regtheit" statt aus Geistesgehalt in den
Köpfen, aus Spiritusgehalt in den
Flaschen zu beziehen? Wann wird ihr
bewußt werden, daß Alkohol°„Gcist"
überhaupt nur ein Geisl-Ersatz ist, der
günstigen Falls armen Trotteln ver-
ziehen werden kann, aber immer eine
Minderwertigkeit erweist?

Pflicht de« StaateS

an hat die Aufgabe des Staates
bis jetzt nur einseitig und nur
halb aufgefaßt, als cine Anstalt, den
Bürger in demjenigen Besitzstande, in
welchem man ihn findet, durch das
Gesetz zu erhalten. Die tiefer liegende
Pflicht des Staates, jeden in den ihm
zukommenden Besitz erst einzusetzen, hat
man übersehen. I, G. Fichte
 
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