DOI issue:
Heft 3 (November 1913)
DOI article:Höcker, Paul Oskar: Saisonbeginn an deutschen Bühnen
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.54883#0533
LLLLLLLELLLLZ Saisonbeginn an deutschen Bühnen 439
W Szenenbild aus „Sonnenfinsternis" von Arno Holz. Thaliatheater in Hamburg (Pbot. Schau!) HZ
nicht an die Seite gestellt werden, ist aber
so von nächtlicher Schlachten- und Lager-
stimmung erfüllt, daß ein kraftvoller Eindruck
nicht ausbleibt. Ludwig besaß den künstle-
risch visionären Blick, der Szenen von packen-
der Wucht, von geistiger Schärfe und Be-
deutung erstehen ließ. Vater Fritz steht im-
mer im Mittelpunkt, um ihn allein dreht sich
immer wieder das Gespräch der Vertreter
verschiedener Truppenteile, die sich am Lager-
feuer von den Kriegsstrapazen des Tages
ausruhen. Die tragische Episode liegt auf
den Schultern eines braven Westfalen, des
Sergeanten Repkow von dem Regiment
Bernburg, dem Friedrich Säbel und Tressen
genommen hat. Repkow, der mit zwei er-
wachsenen Söhnen der Fahne gefolgt ist, ist
auf den Tod verwundet, und die Bitternis
der Stunde wird durch die Schande ver-
stärkt, die sein Regiment hat aushalten
müssen. Er stirbt, bevor er die glänzende
Genugtuung erfährt, die der König den
tapferen Truppen zuteil werden läßt — aber
der eine Sohn, der ihm in den Tod folgt,
wird ihm davon berichten.
Die Aufführung war aus einem Guß. Der
wundervolle szenische Rahmen hatte etwas
so Suggestives, daß man sofort im Bann
der Geschehnisse stand. —
Die Dresdner werden auch ferner auf ihr
Königliches Schauspiel stolz sein können, dessen
Führer Graf Seebach und Or. Karl Zeitz
die Forderungen des zeitgenössischen Schaffens
erfüllen und mit den Pflichten gegen die
große Tradition harmonisch verbinden.
Paul Hermann Hartwig.
Szenenbild aus „Der Liebe Lust und Leid" von Shakespeare in der Aufführung des Deutschen
Schauspielhauses in Hamburg (Phot. Mocstgay)
W Szenenbild aus „Sonnenfinsternis" von Arno Holz. Thaliatheater in Hamburg (Pbot. Schau!) HZ
nicht an die Seite gestellt werden, ist aber
so von nächtlicher Schlachten- und Lager-
stimmung erfüllt, daß ein kraftvoller Eindruck
nicht ausbleibt. Ludwig besaß den künstle-
risch visionären Blick, der Szenen von packen-
der Wucht, von geistiger Schärfe und Be-
deutung erstehen ließ. Vater Fritz steht im-
mer im Mittelpunkt, um ihn allein dreht sich
immer wieder das Gespräch der Vertreter
verschiedener Truppenteile, die sich am Lager-
feuer von den Kriegsstrapazen des Tages
ausruhen. Die tragische Episode liegt auf
den Schultern eines braven Westfalen, des
Sergeanten Repkow von dem Regiment
Bernburg, dem Friedrich Säbel und Tressen
genommen hat. Repkow, der mit zwei er-
wachsenen Söhnen der Fahne gefolgt ist, ist
auf den Tod verwundet, und die Bitternis
der Stunde wird durch die Schande ver-
stärkt, die sein Regiment hat aushalten
müssen. Er stirbt, bevor er die glänzende
Genugtuung erfährt, die der König den
tapferen Truppen zuteil werden läßt — aber
der eine Sohn, der ihm in den Tod folgt,
wird ihm davon berichten.
Die Aufführung war aus einem Guß. Der
wundervolle szenische Rahmen hatte etwas
so Suggestives, daß man sofort im Bann
der Geschehnisse stand. —
Die Dresdner werden auch ferner auf ihr
Königliches Schauspiel stolz sein können, dessen
Führer Graf Seebach und Or. Karl Zeitz
die Forderungen des zeitgenössischen Schaffens
erfüllen und mit den Pflichten gegen die
große Tradition harmonisch verbinden.
Paul Hermann Hartwig.
Szenenbild aus „Der Liebe Lust und Leid" von Shakespeare in der Aufführung des Deutschen
Schauspielhauses in Hamburg (Phot. Mocstgay)