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Der Lurburger.
Von Mar Eck-Troll.
Wer kennt die Luxburger nicht?
' Prachtvcrtreter deutscher Diplomaten
W Auslande, die in Telegrammen Minister des Staates, bei dem
zu Gast waren, als Esel titulierten. Und, was das sinver-
Zeihlichste ist, sich bei ihrer Dummheit erwischen ließen.
Wenn etwas die „Güte" unserer Auslandsvertreter ins rechte
^>chs, setzen konnte, dann geschah dies durch die Bloßstellung des
Grafen Luxburg, der in Argentinien während des Krieges als
gesandter wirkte., Ader dieser Luxburg war ja keine Einzeltype,
sondern war der Typus. Lichnowsky, Bernstorff waren kleine
-Esnahmen von der Regel.
Unsere Genossen im Reichstag haben schon vor dem Kriege
ver jeder paffenden Gelegenheit auf die Mißstände in unserer
auswärtigen Politik mit aller Schärfe hingewiesen, aber die
E'Lerlichen Parteien hatten sich Scheuklappen vorgebunden. Die
j^Essentlichung des Kautskybuches zeigt zur Genüge, wie bei uns
Deutschland selbst in Fragen, bei denen das Wohl und Wehe
70 Millionen Männern, Frauen und Kindern auf dem Spiele
l^nb, Politik getrieben wurde. Man entsinne sich nur noch der
'dülen Novembertage 1911, da die Schicksalsfrage: Krieg
«der Frieden? auf Messerschneide stand. Die künstlich ge-
machte Marokkokrise hatte wilhelminische alldeutsche Großenwahns-
bonrik verursacht. Da saß der Oberste der Luxburger in
kritischsten Stunden im Fürstenbergischen Jagdschloß in
p^nauefchingen und ließ sich, während draußen vor den Toren
Ackisnen vor dem drohenden Kriege bangten, durch die sran-
oribcde Dissense Wette Guilbert leichtgeschürzte Musenkinder,
Mdeotige schlüpfrige französische Chansons, vorsingen. Man kenn!
to das Lied vom Ladenmädel:
Erst kamen die Spitzen und Kleider
Und dann die Dessous voller Pli
Und dann die Iupvns und-soweiter
Und dann . . . dann kam sie.
Und dann kamen die schwülen Iulitage des Jahres des sin-
pnls
Unerhörtes war geschehen: Der Mord zu Serajewo.
A. Der jüngste Schusterjunge Berlins zählte es sich an den fünf
Nstücrn ab, daß dies zu den schwersten Konflikten führen konnte.
Eihclm, der Luxburger, aber schwamm in seiner Lustyacht in
nordischen Gewässern und ließ sich eindeutige Witzchen er-
sohlcn.
st Und nun erst die Randglossen zu den Akten über die Kriegs-
Mache! Sie liefern den einwandfreien Nachweis, daß der kleine
Mrntleidenswerte Graf Luxburg mit seinen urkeutonischen Kraft-
M^drücken doch nur die Grammvphonplatte, „die Stimme
' eines Herrn", war.
Die hat doch Wilhelm, der Schuldbeladene, den englischen
ernster Grey, von dem, nebenbei gesagt, nicht nur Lichnowsky
s^Sr, daß er ein hochanständiger Charakter und bedeutender Diplo-
"A sei, m seinen Randbemerkungen tituliert: „Idiot", „Täuscher",
,"«crrüger", „Falscher Hund" und genau im Luxburg-Stil: „Esel".
. . Eine diplomatische Persönlichkeit, die nicht glauben wollte,
M Deutschland an Oesterreichs unversöhnlicher Haltung ganz un-
Mudig, sei, erhält den kaiserlichen Kosenamen „Schwein". Damals
surnd dieses edle Borstentier noch nicht so hoch im Kurs wie heute.
König von Italien ist ein „unerhörter Schuft".
Fürwahr — alles in allem — eine wahrhaft königliche
' kaiserliche Sprache.
. Die diese Sprache, so die Erziehung eines Diplomaten aü?
Vorkriegszeit. Nicht dem Tüchtigen wurde die Bahn frei ge-
sondern demjenigen, der auf seinem Stammbaum im Gotha-
lchcn Kalender herumklettern konnte. In der Wiege konnte der
udehge Säugling schon schreien: „Ich werde Gesandter in Tokio."
, Deutscher Gesandter konnte nur der werden, Karriere machen
»vimle in Deutschland unter Wilhelm mit dem Ianus-
yps. Säbelrasseler und Friedensengel zugleich,
'M der, der es verstand, seinen vielen Schwächen zu schmeicheln,
Ist. keinen drastischeren Ausdruck zu gebrauchen, der nur tadellose
yraäe trug und einen mono-gvkel haften Sinn bezeugte.
Ho kam, was kommen mußte.
, Bismarck der Aufrechte — wir bezeugen dies, trotzdem er
'M der unerbittlichsten Sszialistengegner war — mußte gehen
. es kam ein Diplomatengezücht, das das Volk nicht kannte,
in Deutschland, noch in Frankreich, noch in Rußland, noch
M<Nahen, noch anderswo; und das seine einzige politische Weis-
Mt aus der „Kreuzzeitung" und der „Deutschen Tageszeitung" und
Programm der konservativen (deutschnativnalen) Partei bezog.
. Wohl »ix sind so viel Dummheiten in der auswärtigen Politik
ri s. Staates gemacht worden, als unter der Diplomatrn-Degene-
ertbest der wilhelminischen Aera.
Warum dies alles?
, . Haben da gerade die obenerwähnten konservativen Zeitungen
M mit ihnen die Presse der Rechten und der Alldeutschen, die die
^uxourgerei in der Diplomatie allezeit begünstig! und bis zum
Aeuizersttzn verteidigt haben, die letzte Antwortnote in der Scapa-
n vwftage zum Anlaß genommen, um in der wüstesten Form die
-mvürtige Politik der Volksregierung zu beschimpfen, während die
H?"Ungen aller übrigen Parteien unsere letzte Note objektiv aus
Ms o w angslage heraus, in der wir uns befinden, beurteilen.
DM "Deutsche Tageszeitung", die, wie die ganze Presse der Rech-
Mitsamt den meisten unparteiisch sein wollenden General-An-
. Ser» ein gut Teil Mitschuld an dem großen Männermorden
-cn, sogt u. a.:
am deutsche Regierung gibt ihren R e ch t s st a n d p u n k t
d h Die deutsche Note ist eines der jämmerlichsten und
Dokumente, die sich die „Volksregierungen"
eiaM«-^ und Tag geleistet haben. Das will etwas sagen. Der
. nentllchx Grund liegi auf innerpvlitischem parteipolitischem
"ud man hat Angst vor der äußersten Linken für den Fall,
Ma» fest bleibe. Deshalb wird die Ehre, das Recht und das
^Interesse der Gesamtheit des deutschen Holkes preisgegeben!"
bur D?.st die gleiche Presse zu behaupten, die mit der Lux-
Mofttik durch Dick und Dünn gegangen ist.
WisderaufrmhMe deutsch-amerikanischer
SchiffahrLsLeziehungen.
Hamburg, 5. Ian. (W.T.B.) Die Amerikalinie, die einen
litäg. Dienst mit den 20 000 To.-Dampfern Manschurei, Mongolei
und Nansemend aufzunehmen gedenkt, beabsichfigt später einen
8tägigen Dienst einzurichten. Sie will die guten alten Beziehungen
zwischen Deutschland und Nordamerika wieder aufnehmrn und
fördern.
Vom Obersten Rat.
Günstiger Fortgang der Verhandlungen.
Paris, 5. Ian. (W.T.B.) Einer neuerlichen Unterredung
Lecheurs, Dutasta und Lersner über die Kompensationen für Scapa-
Flvw führten wieder einen Schritt vorwärts. Morgen wird der
Oberste Rat darüber beraten.
Paris, 4. Ian. Der Fünserrat hörte in seiner heutigen
Sitzung den Bericht über die Flucbt der Bevölkerung in den süd-
lichen russischen Provinzen vor den Bolschewisten. Der Fünserrat
beschloß, Maßnahmen zu treffen, um die Unterbringung dieser
Flüchtlinge sicherzustellen. Es wurde beschlossen, daß der Redak-
tionsausschuß der Friedenskonferenz die Fragen über die Inter-
pretierung des Vertrages des Fünferrats zur Entscheidung vorzu-
legen habe.
Der russtsch-efthnische Waffenstillstand.
Abo, 4. Ian. Laut dem Dorpater Waffenstillstandsabkvmmen
verbleiben die estnischen und Svwjettruppen in ihren gegenwärtigen
Stellungen. Das dazwischen liegende Gebiet bleibt neutral. Wäh-
rend der Dauer des Waffenstillstandes dürfen keine Truppenver-
schiebungen stattfinden. -Eine gemischte Kommission löst die stritti-
gen Fragen.
Der französische Geschäftsträger in Berlin.
Paris, 5. Ian. (W.T.B.) Wie der „Petit Parisien" mit-
teilt, wird der ehemalige französische Generalkonsul in Genua M a-
reilly zum Geschäftsträger Frankreichs in Berlin ernannt werden.
Soziale Kämpfe m Belgien, Norwegen
und Italien.
Berlin, 5. Ian. (W.T.B.) Eine Meldung, des „Lok.-Anz."
aus dem Haag besagt, daß die Arbeiter in ganz Belgien den Gene-
ralstreik ankündigten, wenn ihnen nicht Lohnerhöhungen und Be-
freiung von der Einkommensteuer gewährt werden. Auch die Be-
amten der Staatsbehörden, der Eisenbahnen und der Postangestell-
ten stellen neue Lohnforderungen und drohen mit dem Streik.
Kopenhagen, 5. Ian. (W.T.B.) National Tidende mel-
det aus Christiania, daß in fast allen norwegischen Industriezweigen
neue schwere-Lohnkämpfe bevorstehen. Vorläufig kündigen gegen
400 000 Arbeiter die Lohntarife.
Paris, 4. Ian. Wie „Liberte" mitteilt, hat der italienische
Ministerpräsident Nitti seine Reise nach Paris aufgeschoben, weil ein
Teilausstand der Eisenbahner in Italien ausgebrochen ist.
Amerikanische Kredite für Deutschland.
Berlin, 4. Ian. Laut „Berliner Tageblatt" erklärten die
Vertreter amerikanischer Banken in Berlin über die Ge-
währung von Krediten an Europa, daß Deutschland und
Oesterreich auch dieser Kredite teilhaftig werden sollen. Die
Kreditgewährung soll von Konzern zu Konzern erfolgen und haupt-
sächlich als Unterlage für Nahrungsmittel- und Roh-
stoffabkommen dienen. Nach der Versicherung der amerika-
nischen Bankiers werde die Angelegenheit bis zum Frühjahr
geregelt sein. Auch sei es nicht ausgeschloffen, daß schon A-conto-
Kredite bewilligt und Nahrungsmittel zur Verfügung gestellt
würden.
Als Antwort auf diese konservative Demagogie nur die eine
Frage: Was würde mit dem deutschen Volke geschehen, wenn man
die auswärtige Politik der „Deutschen Tageszeitung" und die
landesverräterische Politik Wes neugebackenen Führers, des Herrn
Kruppdirektor a. D. Hugenberg,'rreiben würde?
Die Ententetruppen wären sehr bald im Ruhrrevier und noch
darüber hinaus.
Dann noch ein anderer Grund läßt uns diese Luxburgiana
schreiben.
Nach langem Hangen und Bangen, und Hängen und Würgen
steht die Ratifikation des Gewaltfriedens von Ver-
sailles in Sicht. Der Aufbau Deutschlands ist nur
möglich, wenn wir im Ausland Vertrauen gewinnen.
Das soll nicht durch Hofmachen geschehen, sondern durch eine offene,
ehrliche Politik. Ohne Diplvmatenmätzchen und große Empfangs-
abende aus den deutschen Botschaften. Der alldeutsche chauvinisti-
sche Geist muh aus den Botschafterräumen hinausgejagt werden.
Die Reichsregierung muß nach Männern Umschau hal-
ten, die gewissenhafte, großzügige, weitsichtige
und völkerversöhnende Politik treiben. Es müssen
nach der Ratifikation des Friedens ins Ausland Gesandte kommen,
die Land und Leute kennen. Keine Geburts- und Kinderwiegen-
Diplomaten. Von der Auswahl unserer Auslands-
vertreter hängt viel für das zukünftige Schick-
sal Deutschlands ab.
Die Luxburger kaffe man zu Haufe . . . auf ihrer Klitsche
in Ostpreußen. Dort können sie ihr Kraut pflanzen, und wenn
sie hoch hinaus wollen, können sie sich als Mitglieder der deutsch-
nationalen Partei in die Nationalversammlung wählen lasten.
Ein paar Reden mehr zum Fenster hinaus, bei denen der Bericht-
erstatter auf der Ivurnalistentribüne in Klammern vermerkt
(Schallende Heiterkeit) können nicht allzuviel schaden.
ImLiuÄand aber ist der Aeh- aeh- und Mvnokeltyp von
siedel un§ könnte ein fast 70 Millionen-Volk von neuem dem
Abgrund zuführen.
Die Luxburgerei in der auswärtigen Poli-
tik muß ein für allemal ein Ende haben.
Politische Übersicht.
Aus den Kaiserbriefen.
Die französische Frage. — Das Gvttesgnadcnkömgtum gegen de«
Geist der Republik.
In dem zweiten der in der „Voss. Zig." veröffentlichten Briefe
Wilhelms an den Zaren schreibt der Hohcnzoller am 26. Septem-
ber 1895 u. a.:
Lobanows Besuch war mir höchst interessant. Er ist zweifel-
los ein sehr fähiger Diplomat und ein glänzender Lauseur und
was er mir erzählte, war „sehr beruhigend" in bezug auf Frank-
reich. Ich hielt es für richtig, ganz offen über Frankreich, mit
ihm zu sprechen, denn er sagte mir, Du hättest ihn in Kenntnis
gesetzt. In einer Rücksicht habe ich mich bemüht, ihm zu zeigen,
daß ich nicht mißverstanden sein möchte, daß es nicht die Tat-
sache des „Rapports" oder der Freundschaft zwischen Rußland
und Frankreich ist, die beunruhigend gewesen — jeder Herrscher
ist der alleinige Lenker der Interesten feines Landes und gestaltet
seine Politik demgemäß — sondern die Gefahr, die unserem
Prinzip des Monarchismus dadurch droht, daß die Republik i«
der Form, wie sich die Freundschaft zeigt, auf ein Piedestal ge-
hoben wird. Das beständige Erscheinen unserer Fürsten, Groß-
fürsten, Staatsmänner, Generäle in „vollem Wichs" bei Revuen,
Beisetzungen, Diners, Rennen zusammen mit dem Haust der
Republik oder in seiner Umgebung macht die Republikaner —
als solche — glauben, sie seien ganz ehrbare und ausgezeichnete
Leute, bei denen Fürsten verkehren und sich zu Hause fühlen kön-
nen: Was ist nun die Folge in unseren verschiedenen Län-
dern, wo die Republikaner Revolutionäre de natura sind und
mit Recht behandelt werden als Leute, die erschollen oder gehängt
werden müssen? Sie sagen unseren anderen loyalen Untertanen:
„Ach, wir sind -och gar keine gefährlichen schlechten Menschen.
Blickt doch nach Frankreich, hsi Royalisten im besten
Einvernehmen nut den Revolutionären. Warum sollte es bei
uns nicht ebenso sein?" Die R. F. ist aus der großen Revolution
entstanden, propagiert deren Ideen und ist dazu verpflichtet, das
zu tun. Vergiß nicht: Faure sitzt — ohne persönliches Ver-
schulden — auf dem Thron des französischen Königspaares „von
Gottes Gnaden, dessen Häupter französische Republikaner ab-
geschlagen haben. Das Blut der Majestäten liegt noch auf die-
sem Land! Sieh es an, ist es seitdem wieder glücklich oder ruhig
gewesen? Ist es nicht von Blutvergießen zu Blutvergießen ge-
taumelt, und ist es nicht in seinen großen Momenten von Krieg
zu Krieg gezogen, bis es ganz Europa und Rußland in Ströme
von Blut tauchte, bis es zuletzt noch die Kommune über sich
hatte? Niki, nimm mein Wort darauf, der Fluch Gottes hat
dies Volk für immer getroffen, sins christlichen Königen und
Kaisern ist die eine heilige Pflicht vom Himmel auserlegt, den
Grundsatz „von Gottesgaaden" aufrechtzuerhalteu. Wir wollen
gute Beziehungen zur R. F. unterhalten, aber niemals intim mit
ihr sein. Ich fürchte immer, daß Leute bei häufigen und laugen
Besuchen in Frankreich, ohne es zu fühlen, republikanische Ideen
einsaugen . . .
Die Osisragem — Das japanische Problem als Kampf gegen
Heidentum, Anarchismus, Republikanismus und Nihilismus.
An demselben Tage schreibt Wilhelm:
Die Entwicklung im fernen Osten, besonders die von dort
kommende Gefahr für Europa und unseren christlichen Mauden,
ist eine Angelegenheit, die mir stets sehr am Herzen gelegen hat,
seitdem wir unseren ersten Schritt im Frühjahr gemeinschaftlich
unternommen haben. Meine Gedanken verdichteten sich schließ-
sich zu einer bestimmten Form und ich habe diese zu Papier ge-
bracht. Ich habe die Skizze mit einem Künstler — einem Zeich-
ner ersten Ranges — ausgearbeitet und, nachdem sie fettig war,
für die Oeffentlichkeit eine Radierung Herstellen taffen. Sie
zeigt die europäischen Mächte, jede durch ihren Genius vertreten,
zusammengerufen durch den vom Himmel gesandten Erzengel
Michael, wie sie sich im Widerstande gegen das Eingreffen des
Buddhismus, des Heidentums und der Barbarei zur Verteidi-
gung vereinigen. Besonderer Nachdruck ist auf den vereinigten
Widerstand aller europäischen Mächte gelegt, der ebenso notwen-
dig ist gegen unsere gemeinsamen inneren Feinde: Anarchismus,
Republikanismus, Nihilismus. Ich bin so frei. Dir ein Blatt
zu schicken mit der Bitte, es als ein Zeichen meiner warmen, auf-
richtigen Freundschaft für Dich und Rußland entgegenzunchmen.
Erzberger über sein Programm.
In einer stark besuchten Zentrumsversammlung in Berlin sagte
Erzberger u. a.:
Er habe sich zum Ziele gesetzt, die Herstellung einer geord-
neten Etatswirtschaft, die bereits bestehe, die Herstellung
des Gleichgewichts zwischen Einnahmen und Ausgaben, was noch
in diesem Jahre erreicht werde, und die soziale Gestaltung
de s S t e u e r w e s e n s. Die neuen Reichseinkommen-
steuern werden für die Einkommen unter 15 000 Mk. keine hö-
heren Forderungen bringen, als das laufende Steuerjahr. Das
Körperschafts st eucrgesetz, das auch die sogenannte tote
Hand besteuere, und das Ergänzungssteuergesetz wür-
den in den nächsten Tagen vorgelegt werden. Letzteres treffe den
Sparer und das neubildende Kapital mit 10 Prozent, den Ver-
schwender mit einer sogenannten Aufwandssteuer für Ein-
kommen über 35 000 Mk. Die indirekten Steuern hätten 25 Proz.,
die direkten 75 Proz. der benötigten 24 Milliarden zu erbringen.
Bezüglich der Zukunft steht und fällt der Minister mit dem
Programm, daß Deutschland ein Einheitsstaat werde» muß, schon
aus Sparsamkeitsgründen. Die siebersührung der Eisenbah-
nen, Po st und Wasserstraßen an das Reich toll finan-
ziell noch in diesem Monat geregelt werden. Das Reich muffe auch
das Iustizwesen übernehmen. Die Zusammenfassung aller
Kräfte, aber nicht die Untergrabung der Eigenart, also Dezen-
tralisation sei notwendig. Der Etnheitsgedanke fei der beste
Schutz gegen die befürchtete Verpreußung.