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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (1/2) — 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.44126#0133
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Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung der Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Sinsheim, Gppingen, Sberbach, Mosbach, Buchen, Adelsheim, Boxberg
Tauberbischofsheim und Wertheim.

Bezugspreis : Monatlich einschl. Trägerlohn 2.5» Mk. Anzeigenpreise:
Die einspaltige Petitzeile (36 mm breit) 40 pfg., Reklame-Anzeigen
(SZ mm breit) 2.—Mk. Lei Wiederholungen Nachlaß nach Tarif.
Geheimmittel-Anzeigen werden nicht ausgenommen.
Geschäftsstunden: 8 - >/,6 Uhr. Sprechstunden der Redaktion: 14 -42 Uhr.
Postscheckkonto Kartsrnhe Nr. 22S27. Tel.-Adr.: »ott-zeitung Heidelberg.

Heidelberg, Dienstag, 3. Februar 1920
Ar. 2S » 2. Jahrgang

Verantwort!.: Für innere u. äußere Politik, Volkswirtschaft u.Ieuilleton: Dr.
E.Kraus? für Kommunales u. soziale Rundschau: Z. Kahn: für Lokale«?
O. Geibel; für die Anzeigen: H. Hoffmann, sämtlich in Heidelberg,
Druck und Verlag der ilnterbadischen Verlagsanstalt G. m. b. H., Heidelberg.
Geschäftsstelle: Gchröderstraße ZS.
Fernsprecher: Anzeigenannahme 2613, Redattivn 2648.

Unerhörte Anmaßung
der Karlsruher Studentenschaft.
Studentenstreit in Karlsruhe.
Ueber den Konflikt zwischen Senat und Studenten-
schaft in der Technischen Hochschule in Karlsruhe,
der durch die Berufung des Berliner Professors Max Mayer
entstanden ist, wird aus Karlsruhe gedrahtet:
Heute vormittag fand abermals eine Versammlung des
Studentenausschusses statt. Es wurde beschlossen, einen
Brief an den Rektor und den Senatder Hochschule zu sen-
den, in dem sich die Studentenschaft dagegen verwahrt, in das Recht
der Berufung eingegriffen zu Haden. Sie habe lediglich (!) den
Prof. Mayer abgelehnt, weil sie keinen Juden für den betreffenden
Posten wollte. Ferner beschloß der Ausschuß, bis zum Eintreffen
einer Antwort auf diesen Brief in den Generalstreik ein-
zutreten, der somit heute nachmittag beginnen
werd e.
* *
ilr
Soweit also geht bereits die Wirkung der unverantwortlichen
antisemitischen Hetzpropaganda. Jetzt heißt es: Regierung sei stark!
Das badische Volk verbittet sich die Anmaßung dieser gewesenen
Kriegsleutnants und erwartet von seinem Kultusminister, daß er
die Objektivtät der Wissenschaft und Kulturbedeutung der Techni-
schen Hochschule vor den Zugriffen verhetzter Jungens zu schützen
weiß.
Sozialdemokratische Landtagsfraktion und Studentenanarchie.
Die sozialdemokratische Landtagsfraktion
brachte folgende Interpellation ein:
Was gedenkt die Regierung zu tun, um die Eingriffe,
welche von feiten der Studentenschaft der Technischen Hochschule
Karlsruhe in das Berufungsrecht der Professoren erfolgt sind, ab-
zuwehren?
Welche Mittel gedenkt die Regierung anzuwenden, um in
Zukunft die Autorität der Regierung gegenüber der Studentenschaft
der Technischen Hochschule durchzusetzen?

Wer ist Herr der Technischen Hochschule Karlsruhe?
Unter dieser Ueberschrift wird uns aus Karlsruhe geschrieben:
Die weitere Entwicklung der Vorgänge an der Technischen
Hochschule in Karlsruhe zeigt, daß sich die reaktionären Herren
Studenten in gewohnter Offiziersmanier als Herren der Hochschule
suhlen und wenn sie auch zum Schluß um momentanen Schwierig-
keiten aus dem Weg zu gehen, etwas zurückhufen, so bleiben sie doch
bei ihren prinzipiellen Auffassungen. Als Antwort auf die Ab-
stimmung der Studentenschaft, die mit 1028 gegen 28 Stimmen
beschloß, den einen Eingriff in das Berufungsrecht darstellenden
antisemitischen Brief an Herrn Dr. Meyer nicht zurückzunehmen,
staben Rektor und Senat bekannt, daß der Ausschuß des Studen-
tenverbandes von ihm nicht mehr anerkannt werde und
bas chemische Institut als Maßregel gegen das Vorgehen
S «schlossen bleibt. Daraufhin fand am Samstag eine Stu-
dentenversammlung statt, die beschloß, sich um die Verordnung nicht
SU kümmern und den bisherigen Studentenausschub als rechtmäßige
Vertretung anzuerkennen, sowie sich mit der Chemikerschaft solidq-
*>sch zu erklären. Daneben kamen auch abschwächende Stimmen
zu Wort, die den Eingriff in das Berufungsrecht zugaben, als de-
^en Ergebnis bedauert wurde, daß die Studentenschaft auf diesen
Deg gedrängt wurde. Der infolge dieses Beschlusses erschienene
Rektor verlangte eine Erklärung, daß der Eingriff zuHegeben wird
Und als nicht beabsichtigt anerkannt wird. Eine Kommission wird
bis Montag vormittag die Bearbeitung einer diesbezüglichen Er-
klärung vornehmen, die alsdann wohl zur Annahme gelangen wird,
b>enn auch im Prinzip die Sachlage die gleiche bleiben wird,
Nachdem der Vorsitzende erklärt hat, daß bei anderen Berufungen
es wurde mitgeteilt, daß Dr. Max Meyer nunmehr die
Berufung adge lehnt hat, womit der Zweck des
Bor gehens erreicht ist — jüdischer Dozenten die Studen-
kenschaft sich ähnliche Maßnahmen vorbehält.
Wir können uns mit der Erledigung dieser Sache im Rahmen
°vn Erklärungen unter keinen Umständen einverstanden
^ben, da dies nur ein Anreiz für die Treiber der Reaktion wäre,
?uch in Zukunft solche Wege zu gehen. Der badische Landtag hat
pH lm letzten Frühjahr 3 Tage lang mit den Fragen des Beru-
stugswesens befaßt, wobei zum Schlüsse die Mehrheitsparteien
,bren Antrag auf paritätische Besetzung der Lehrstühle mit Weltan-
ühauungpsragen zur Annahme brachten. Nun gehen die hoffnungs-
vollen Sprösslinge einer verschwindenden Minderheit des deutschen
Kolkes hin und reklamieren fürsich das Recht auf Besetzung der
Urstühle selbst naturwissenschaftlicher Fächer in ihrem Sinne,
^enn der badische Landtag hier nicht eingreift und durch
^schieden« Reklamation des Berufungsrechtes für die Staats-
^stanisation unter Einschränkung des Selbstverwaltungsrechtes der
Diversitäten auf innere Verwaltungsfragen zeigt, wem unsere
Achschulen gehören, dann kann er sich in der Folge die Zeit für
Ache Umversitätsinterpellationen sparen. Pflicht der äkademi-
!chr>, wie der Staatsbehörden ist es jedoch die Urheber aufs schärfste
,'Aiplinarisch zu strHen. Wir schließen uns da voll und ganz
Merem Mannheimer Parteiblati an, das erklärt: die
Legierung der treibenden Elemente ist das mindeste was wir
Klangen, wobei von den Unterrichtsministerien der einzelnen Lan-
ein solidarisches Vorgehen vereinbart werden sollte,
Arch dgz den wegen ähnlicher Ausschreitungen von der einen Hoch-
Verwiesenen die Immatrikulation an jeder anderen deutschen
Hochschule verweigert wird. Ein solches Vorgehen, aber auch nur
ünr Elches, würde auf den Tatendrang der politisch unreifen Köpfe
"lerer akademischen Jugend den erforderlichen Eindruck machen.

Politische Übersicht.
Die Auslieferungsfrage.
d . Paris, 30. Ian. Clemenceaus Zeitung „Homme Libre"
Fentlichr den Vorschlag, daß der Völkerbund seinen Gerichtshof
t .Haag errichten möae, um dort d e n Kaiser zu verur -
Uen; hierdurch würde die Auslieferung umgangen werden.

Die wirtschaftliche Notlage.
Herabsetzung der Mehl- und Brotration.
Berlin, 3. Febr. Die Lage der Getreideversorgung hat
sich in der letzten Zeit nicht gebessert. Die Hoffnung auf eine grö-
ßere Ablieferung hat sich nicht erfüllt. Die ungenügende Beliefe-
rung mit Kohlen ist im wesentlichen mit schuld an der langsamen
Ablieferung. Trotzdem energische Maßnahmen ergriffen worden
sind, um die Landwirtschaft besser zu beliefern, ist eine Erleichterung
noch nicht zu verspüren. Infolgedessen wird eine Herabsetzung
der Mehlration von 260 Gramm auf 200 Gramm vorübergehend
unerläßlich sein. Vom 9. Februar an soll die Brotration, wie ver-
schiedene Blätter erfahren haben, auch vermindert werden.
Berlin, 3. Febr. Wie dem Lok.-Anz. aus Stuttgart be-
richtet wird, sind die Aussichten in der Mürttembergischen Kohlen-
versorgung geradezu niederschmetternd. Die Einstellung der
Elektrizitätswerke wird für die nächste Zeit nicht zu ver-
meiden sein.
Die Gefangenenheimkehr.
Genf, 3. Febr. Major Macuard, der Delegierte des In-
ternationalen Roten Kreuzkomitees, der die Räumungslager in
Frankreich besuchte, erklärte bei seiner Rückkehr nach Genf, daß die
Organisationen dieser Lager ausgezeichnet seien und daß die Heim-
schaffüng der Gefangenen in vollkommener Ordnung vor sich gehe.
Internationale Arbeitersolidarität.
Aus Wien wird gemeldet: Am Sonnabend trafen die vom
Internationalen Eewerkschastsbund für die Arbeiter Deutsch-Oester-
reichs gespendeten 230 Waggons Lebensmittel ein.
Aus Amsterdam wird berichtet: In einem Manifest lenkt der
Internationale Gewerkschaftsbund die Aufmerksamkeit des Völker-
bundrates auf die ernste Wirtschaftslage Mitteleuropas, insbe-
sondere Deutschlands, und weist auf die dringende Notwendigkeit
hin, Maßnahmen dagegen zu treffen. Er fordert die Völker West-
europas und Amerikas auf, besonders durch ihre Gewerkschafts-
bewegungen den nötigen Druck auf die Regierungen auszuüben,
damit rasch Maßnahmen zur Besserung der Lage ergriffen werden.
Streik in der Hochseefischerei?
Berlin, 3. Febr. Dem Vorwärts wirb aus Hamburg
berichtet: Hier streiken seit einigen Tagen die Fischdampferkapitäne
und Steuerleute. Es ist infolgedessen damit zu rechnen, daß sich
der Streik auf die ganze Hochseefischerei ausdehnen wird, so daß
mit einer Krise in der Fischversorgung zu rechnen ist.
Koltfchaks Tod.
Paris, 1. Febr. Nach einer drahtlosen Nachricht aus Lon-
don berichtet die amtliche „Praw d a", dass der Diktator Kol 1 -
schak vor einigen Tagen von seinen Soldaten auf die Bajo-
nette gespießt worden sei.
Die Lösung der Adriafrage.
Paris, 3. Febr. Wie der Intransigeant mitteilt, haben
England und Frankreich in Belgien wissen lassen, daß sie sich an-
gesichts der Nichtannahme des Kompromißverschlages über die
Adriafrage durch Serbien nunmehr an den Vertrag von London
halten würden.

Kautsky über die Auslieferung.
Die „Daily Lhronicle" veröffentlicht ein Interview mit
Kautsky über die Auslieferungsfrage des Kaisers. Kautsky fürch-
tet, daß die Regierung sich in zwei Lager spalten werde. Ueber die
Haltung der Armee befragt, meint er, daß man dem Auslieferungs-
befehl nicht nachkommen werde. Im übrigen sei der Prozeß gegen
den Kaiser von keiner Seite zu wünschen, denn hierdurch würde ihm
nur die Rolle des Märtyrers verliehen werden, was die Rechts-
parteien in Deutschland nur stärken könne. Des ferneren sagt
Kautsky, daß die Leute mit Verschiebung des ursächlichen Zusam-
menhangs behaupten, unter dem Kaiser sei alles besser gegangen,
und die Folge dieser Meinung lasse einen Sieg der Reaktion bei
den nächsten Wahlen erwarten. Doch werde sie kaum stark genug
sein, um eine Majorität zu erlangen. Immerhin bestehe die Mög-
lichkeit, daß Hindenburg, wenn die Präsidentenwahl direkt durch
das Volk erfolge, zum Reichspräsidenten gewählt werde.
Das Wahlrecht der Auslanddeutschen.
Die „Franks. Zt g." erhielt zu dieser Frage eine Zuschrift
von einem Auslanddeutfchen, aus der wir folgendes ent-
nehmen:
Sie heben selbst den leitenden Gesichtspunkt hervor, daß „es
heute noch viel mehr als bisher notwendig und wünschenswert er-
scheint, den inneren Zusammenhang der im Ausland wohnenden
Reichsdeutschen mit ihrem Vaterlande zu pflegen und zu festigen",
und stimmten dem, wie jeder Deutsche, aus innerstem Herzen zu.
Wie wollen Sie aber dieses Ziel, aufs innigste zu wünschen, anders
erreichen als durch die Gewährung des Wahlrechts?
Aber Sie scheinen zu fürchten, daß dieses Mitbestimmungs-
recht irgendwie ausschlaggebend für die Stimmverhältnisse "im"
Reichstag sein könnte. Das wird nicht der Fall sein. Nehmen Sie
die letzten Zahlen vor dem Kriege, die nicht so schnell wieder wer-
den erreicht werden, so können Sie bei den rund 400 Reichstagsab-
geordneten allerhöchstens mit 7 bis 9 Abgeordneten aus dem Aus-
lande rechnen. Diese werden nach meiner Kenntnis der Verhältnisse
sich auf alle Parteien verteilen. Rußland wird vielleicht einige
Sozialisten schicken, Argentinien vielleicht einen halben Deussch-
Nationalen, die übrigen dürften sich auf die Parteien dazwischen
verteilen. Irgend eine nennenswerte Verschiebung der Parteiver-
hältnisse wird nicht eintreten.
Der Einsender hält es für gut, wenn ihren'Vertretern dieses
Mitbestimmungsrecht gewährt wird, da sie dann zu einer gerech-
ten Auswirkung ihrer vielleicht besseren Kenntnis in außenpoliti-

schen Dingen gelangen können. Gegenüber der Befürchtung, daß
eine Wahlagitation beunruhigend auf den fremden Staat wirke,
hebt er hervor, daß die Wahlagitation selbst in der größten Mil-
lionenstadt nur einige Zehntausende beträfe. Ferner, daß durch
geeignete Vorbereitung, Verbesserung der Wahlaufrufe durch die
Post, Einsendung der verschlossenen Stimmzettel nach Berlin, di«
Wahl unauffällig durchgeführt werden kann.
Die Ausübung des Wahlrechts außerhalb der Landesgrenzen
ist keine deutsche Erfindung. Es steht bereits in der
norwegischen Verfassung und soll, wie ich z. Zt. nicht
nachprüfen kann, auch bei den Chinesen üblich sein. Während des
Krieges haben dann auch die Australier und Canadier
außerhalb ihrer Landesgrenzen gewählt, wobei sie allerdings in der
Schweiz, wo internierte Canadier wählen sollten, auf Widerstand
stiessen.
Das Wahlrecht der Ausländsdeutschen ist also kein Experiment,
es ist vielmehr das einzige Mittel, durch das die wichtigen Be-
ziehungen der Ausländsdeutschen zum Reiche gepflegt werden kön-
nen. Einen anderen Weg, sie nicht allmählich zu verlieren und zum
Kulturdünger für das Erblühen fremder Wirtschaften zu machen,
haben wir nicht.

Die Kreis- u. Provinzialtagsrvahlen in Hessen.
Das Waytergebnis in Darmstadt.
Die Provinzial- und Kreistagswahlen, die gestern im unbesetzten
Hessen stattfanden, hatten in Darmstadt eine geringe Beteiligung
zu verzeichnen. Von etwa 31000 Wahlberechtigten haben etwa 21128
abgestimmt,, mithin nur 42 Prozent. In Darmstadt, das allergings für
das Endresultat nicht ausschlaggebend ist, entfielen auch die acht (Kreis-
tag) bzw. sieben (Provinzialtag) Wahlzettel folgende Stimmen:
Kreistag:
Deutsche Volkspartei
Hessische Bolkspartei und Bauernbund
Zentrum
Demokratische Partei
(Lewerbestand
Sozialdemokratische Partei
Handwerker- und Gewerbe-Vereinigung
Unabhängige Sozialdemokratische Partei
Provinzialtag:
Deutsche Volkspartei
Hessische Bolkspartei und Bauernbund
Zentrum
Demokratische Partei
Sozialdemokratische Partei
Handwerker- und Gewerbe-Vereinigung
Unabhängige Sozialdemokratische Partei
Günstige Ergebnisse aus dem Land.
Arheilgen, 2. Febr. Die gestrige Wahl brach
annähernd die absolute Majorität bei den Provinzialtags-
wahlen: die Liste der Mehrheitssozialdemvkratie erhielt 965 Stimmen,
die Gegner einschließlich der U.S.P. brachten es auf 974 Stimmen, und
zwar erhielten die Demokraten 263, Zentrum 46, Deutsche Bolkspartei
178, Hessische Volkspartei 292, U.S.P. 195 Stimmen. Bei den Kreis-
tagswahlen erhielten wir mit 1005 Stimmen die absolute Ma-
jorität, während die Demokraten 258, das Zentrum 47, die Deutsch«
Volkspartei 172, die Hessische Volkspartei 301 Stimmen erhielt. Die
U.S.P. setzte große Hoffnungen auf unseren Ort: sie wird enttäuscht sein.
Eberstadt, 2. Febr. Die Wahlen zum Kreis- und Prvvinzialtag zei-
tigten hier folgendes Ergebnis: Kreistagswahl: Mehrheitssozialdemo-
kratie 627, Fortschritt 243, Deutsche Volkspartei 342, Handwerkerver-
einigung 148, Hess. Volksp. 122, Zentrum 67 Stimmen. Die für die
U.S.P. abgegebenen Stimmen waren ungültig, da diese Partei leinen
Wahlvorschlag eingereicht hatte. Provinzialtag: Mehrheitssozialdemo-
kratie 603, Fortschritt 240, Deutsche Volkspartei' 335, U.S.P. 178, Hand-
werkervereinigung 152, Hess. Bolkspartei 129, Zentrum 57 Stimmen.
Pfungstadt, 1. Febr. Von etwa 2500 Wählern machten bei den
Kreistagswahlen 2345, bei den Provinzialtagswahlen 2348 vom Wahl-
recht Gebrauch. Die Liste der Mehrheitssozialdemokratie reichte nahe
an die absolute Majorität heran, indem sie bei den Provinzialtagswahlen
1012 bei den Kreistagswahlen 1013 Stimmen aufwies. Die bürgerlichen
Parteien teilen sich in den Rest der Stimmen wie folgt: Deutsche Volks-
partei 336 (323), Hessische Bolkspartei 395 (396), Handwerker-Vereini-
gung 210 (216), Demokraten 254 (252), Zentrum 10 (8). Die einge-
klammerten Zahlen sind die Ergebnisse zum Kreistag. Die U.S.P. er-
hielt 128 (131) Stimmen. Unsere Partei ist mit dem Ergebnis sehr
zufrieden.
Roßdorf, 2. Febr. Die gestrige Wahl brachte einen Sieg für die
Lifte der Mehrheitssozialdemolratte. Bei den Kreistagswahlen wurden
abgegeben: Mehrheitssozialdemvkratie 323, Demokraten 238, Bauern-
bund 235, U.S.P. 28, Deutsche Vp. 52; zum Prvvinzialtag verschob
sich das Stimmenverhältnis nicht wesentlich: Mehrheitssozialdem. 315,
Demokraten 203, Bauernbund 240, U.S.P. 34, Deutsche Bp. 74.

Ströbel gegen die U. S. P.
In der neuesten Weltbühne beschäftigt sich Heinrich Ströbel
in einem „Die Diktatur der Rechten" überschriebenen
Artikel mit der schlecht organisierten Aktion der Unabhängigen und
Kommunisten gegen das Betriebsrätegesetz. Ueber die Zugkräftig-
keit der Parole: Rätediktatur bemerkt er, daß sie nicht „jene
Resonnanz unter den proletarischen Massen habe, die ihr unabhän-
gige Phantasten zuschreiben." Sonst hätte die Verhängung des
Belagerungszustandes und die Unterdrückung der „Freiheit" und
der „Roten Fahne" sofort mit einem Generalstreik beantwortet
werden müssen. Da das nicht der Fall war, kommt er zu dem
Resultat: „Mit der Diktatur der Kommunisten hat es noch gute
Wege, dafür haben wir die Diktatur der Mitte bekommen, die sich
zur regelrechten Diktatur der Rechten auszuwachien droht. Die
Thorheiten der Revolutionsphantasten und Hätediktatur — doktri-
näre — haben der Rechten zu einem neuen Triumpf »erhoffen, dem
wankenden kapitalistischen System neue Stützen geliefert!" Strobel
sagt hier seinen Genossen sehr deutlich was wir immer wieder be-
ton haben und was sie ebenso ost bestritten haben, daß sie mit ihrer
Putschtaktik nur die Position der Reaktion stützen und die Akttons-
fähigkeit der Arbeiter schwächen.
Geradezu vernichtend ist das Urteil, das Heinrich Strobel über
die Politik seiner Partei fällt. Er schreibt in dem erwähnten Ar-
tikel:
„Haltlos taumelt diese Partei zwischen den Extremen umher,
ohne die Lnschlußkrast sich zu den Grundsätzen der Demokratie zu be-
kennen, hat sie auch nicht den Mut gefunden, sich völlig der kommu-

7988
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1703
2949
5278
844
1154

unserer Partei
 
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